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d) … über mein Sozialverhalten
ОглавлениеMessenger-Apps und Soziale Netzwerke beeinflussen, wie wir mit Menschen umgehen. Wenn wir eine Freundschaftsanfrage auf Facebook erhalten, fühlen wir uns geschmeichelt: Da hat ein anderer Mensch aufrichtiges Interesse an mir! Vielleicht kenne ich ihn ja tatsächlich, aus der Schule oder dem Verein. Dann ist es schön, jetzt auch digital vernetzt zu sein!
Wem kommt bei solch einer virtuellen Bauchpinselung in den Sinn, dass eingehende Freundschaftsanfragen nur selten eine selbst initiierte Handlung des Anfragenden sind? Facebook empfiehlt seinen Nutzern immer wieder Personen, die sie kennen könnten – Freunde von Freunden, ehemalige Klassenkameraden oder Menschen, die zur gleichen Zeit in der gleichen Stadt gelebt haben. Die Trefferwahrscheinlichkeit ist erstaunlich hoch, so ausgereift sind die Algorithmen des größten Sozialen Netzwerks der Welt. Das heißt aber auch, dass dieser Algorithmus über die Verbindung von zwei Menschen in diesem Netzwerk mitbestimmt.
Auch der Newsfeed bzw. die Startseite, also die Liste der eingehenden Statusmeldungen meiner Facebookfreunde und abonnierter Seiten16, hat Einfluss darauf, mit wem die Nutzer agieren. Denn auch die wird durch Facebooks Algorithmen gesteuert. Es werden standardmäßig also nicht die neuesten Beiträge von Freunden und abonnierten Seiten angezeigt, was eine gewisse Neutralität bedeuten würde, sondern die sogenannten Topmeldungen. Die chronologische Sortierung muss der Nutzer selbst einstellen und sie ist nur in der Browserversion verfügbar, nicht in der offiziellen App. Zudem setzt sich diese nach wenigen Stunden wieder auf die Topmeldungen zurück.17 Welches System hinter der Auswahl der Beiträge steckt, ist Facebooks Geheimnis. Kriterien dürften die Anzahl der bisherigen Likes und Kommentare unter der Statusmeldung und die Popularität des Autors sein, wie viele Freunde er also hat und wie stark seine Beiträge sich verbreiten. Denkbar ist, dass auch die Involvierung eines Werbekunden von Facebook für eine Aufnahme in die Topmeldungen sorgt.
In Kapitel III. 1. i kommen wir auf Facebooks Sortiersystem zurück.
Auch Whatsapp, der Facebook-Messenger und andere Messengerdienste wie beispielsweise Snapchat beeinflussen unsere soziale Interaktion. Vor allem die Lesebestätigungen hinter Nachrichten haben Auswirkungen auf den Umgang mit Freunden und Bekannten, weil sie den Zwang zum Antworten beinhalten. Psychologe Christian Montag erklärt das Problem: „Whatsapp hat ja einen Mechanismus, der uns unter Druck setzt, sofort zu reagieren: die blauen Haken. Wenn ich sehe, die andere Person hat meine Nachricht gelesen und reagiert aber nicht, dann kann mich das unter Umständen kränken.“18
Eine telefonische Rückrufbitte lässt sich einige Stunden zurückstellen. Eine Emailantwort auch. Doch in Messengern bestimmt nicht allein der Empfänger den Zeitpunkt einer Antwort.
Auch in der Liebe mischt die Internettechnologie kräftig mit. Allein in Deutschland gibt es 2.500 Partnerbörsen, die das zielgenaue Finden von Lebenspartnern oder -partnerinnen versprechen, indem sie die Interessen, Vorlieben und Persönlichkeiten der Nutzer mit denen anderer Suchenden abgleichen.19 Dieses Algorithmus gesteuerte Matching spart den Kunden Zeit und erspart im besten Falle Enttäuschungen. Darüber hinaus scheint diese Art der Partnervermittlung sogar ziemlich erfolgreich zu sein. Einer US-Studie zufolge sind online zustande gekommene Partnerschaften beständiger als in der analogen Welt entstandene.20