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e) … über meine Konzentration
ОглавлениеDie App von Montag und Markowetz belegt, was viele Smartphonenutzer sich selbst wohl nur ungern eingestehen: Smartphones bestimmen unseren dienstlichen und privaten Alltag. Emails, Eilmeldungen, Whatsapp-Nachrichten – es vergeht keine Stunde, in der das Gerät nicht piepst, vibriert oder blinkt. Die 180 Minuten durchschnittliche Nutzungsdauer sind für Christian Montag aber nicht das Hauptproblem an Smartphones. Es ist vielmehr die Aufteilung: „Wir unterbrechen uns den ganzen Tag. Das heißt, wir können uns auf nichts mehr konzentrieren, weil wir permanent das Gerät schon in der Hand haben, um mal irgendwas zu checken“.21
Zwei US-Universitäten haben in einer gemeinsamen Studie den Einfluss von Handybenachrichtigungen auf die Konzentration untersucht. Das Ergebnis: Probanden, die für die Studie sämtliche Benachrichtigungen aktiviert hatten, zeigten bereits nach kurzer Zeit einen deutlich höheren Grad an Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität. Die weiteren Symptome, mangelndes Fokussierungsvermögen, Zappeln und Rastlosigkeit, haben die Forscher sogar mit denen des ADHS-Syndroms verglichen, ohne ADHS jedoch in einen kausalen Zusammenhang mit den Benachrichtigungen zu stellen.22 Der Leiter der Studie, der Psychologe Kostadin Kushlev von der University of Virginia, hält die Ergebnisse aber nichtsdestotrotz für beunruhigend: “Die Ergebnisse zeigen einfach, dass die dauernde digitale Stimulation zu einer gestiegenen, problematischen Aufmerksamkeitsstörung in der modernen Gesellschaft führt.“23
Dass bereits die Anwesenheit eines Smartphones in der Nähe unsere kognitiven Fähigkeiten beeinflusst, haben texanische Psychologen in einer Studie untersucht: 800 Probanden sollten Aufgaben bearbeiten, während ihr Handy entweder stumm geschaltet auf dem Tisch, in ihrer Tasche, oder in einem Nebenraum lag. Das Ergebnis war, dass diejenigen Teilnehmer am besten abschnitten, deren Smartphones sich nicht in demselben Raum befanden wie sie selbst.24
Eine Studie des Softwareherstellers Microsoft lässt den Schluss zu, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne (in diesem Falle: die von Kanadiern) angesichts digitaler Einflüsse sinkt: „Kanadier mit einer digitalen Lebensweise bekommen in Umgebungen Probleme, in denen eine längere Aufmerksamkeit nötig ist“, so die Autoren. Lag die durchschnittliche Aufmerksamkeitsdauer im Jahr 2000 noch bei zwölf Sekunden, sind es im Jahre 2013 nur noch acht Sekunden. Zur Einordnung greift die Studie auf einen für die Menschen nicht gerade schmeichelhaften Vergleich zurück: Demnach können sich Goldfische neun Sekunden auf eine Sache konzentrieren.25
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