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Als Julia erwachte, stieg ihr der Duft von gebratenem Speck in die Nase. Sie rieb sich die Augen, lag einen Moment still und lauschte dem Brutzeln aus der Küche und dem Klappern des Geschirrs. Die Ereignisse der Nacht wirkten jetzt ferner, mehr wie ein Traum. Die Sonne lugte um die Kanten des zerschlissenen Vorhangs. Sie warf einen Blick auf ihr Handy und stellte überrascht fest, dass es fast neun war. Kurz fragte sie sich, ob die Uhr falsch ging – seit Dads Unfall war sie nie später als sieben aufgewacht, meistens müde und missmutig.

Sie wühlte sich aus dem Bett und widerstand dem Drang, in die untere Kommodenschublade zu schauen. Es war nur eine Maske. »Nur ein Stück Holz«, murmelte sie. Aber sie wusste genau, dass sie sich etwas vormachte. Nichts an diesem Ding war normal.

Ihr Magen knurrte. Erst mal brauchte sie Frühstück.

Sie ging im Schlafanzug die Treppe hinunter und fand Mum in der Küche vor. Sie war schon angezogen, stand mit einem Pfannenwender in der Hand vor dem alten Gasherd und briet Rühreier. Lächelnd drehte sie sich um. »Guten Morgen, du Schlafmütze. Die Landluft scheint dir gutzutun.«

»Mhm«, murmelte Julia. Dann setzte sie ein Lächeln auf. »Krieg ich auch was?«

»Natürlich! Ich wollte dich gerade wecken. Deckst du den Tisch?«

Julia fand zwei Teller und Besteck, während Mum einen Rost aus dem Ofen zog und Eier und Speck auf die Teller gab. Aus einer altmodischen Teekanne schenkte sie Julia eine Tasse Tee ein.

Während sie frühstückten, kroch die Morgensonne über die Wand und schien auf die Staubflöckchen.

»Ich fürchte, du hattest recht mit den Mäusen«, sagte Mum, während sie etwas Milch in ihren Tee goss. »Ich habe vorhin gesehen, wie eine hinter der Fußbodenleiste verschwunden ist. Eigentlich war sie ganz niedlich. In der Speisekammer sind Fallen, aber ich bringe es nicht über mich, sie zu benutzen.«

Julia lächelte. Sie konnte sehen, dass Mum sich Mühe gab. Dad war immer der Koch gewesen, und zu Hause stellte Mum einfach nur Cornflakes auf den Tisch, obwohl meistens keine Milch im Kühlschrank war, wenn Julia nicht selbst daran gedacht hatte, welche zu kaufen. Der Speck und die Eier taten gut, und als ihr Hunger gestillt war, kehrten Julias Gedanken zu der Maske zurück und wie sie mehr darüber herausfinden könnte. Vielleicht war es das Beste, zu der Stelle zurückzugehen, wo sie sie gefunden hatte, und sich ein bisschen umzuschauen. Vielleicht gab es dort irgendwelche Anhaltspunkte. Sie glaubte, dass sie den Ort ohne größere Schwierigkeiten wiederfinden würde.

»Weißt du was?«, sagte ihre Mum. »Ich bin gestern so gut vorangekommen, dass wir heute auch schon vormittags etwas unternehmen können.«

»Oh … okay«, sagte Julia überrumpelt.

»Das klingt ja nicht gerade begeistert«, stellte ihre Mum fest, und ihr Gesicht verdunkelte sich. »Natürlich nur, wenn du willst.«

»Ja, klar«, sagte Julia und rang sich ein Lächeln ab. Dann musste die Maske eben warten. »Klingt super. Woran hast du gedacht?«

»Wir könnten uns die Kirche anschauen und dann in den Headless Horseman gehen.«

»Den was?«

»Den Kopflosen Reiter. Das ist der Pub in Llangelin. Das Essen dort soll wirklich gut sein.« Julia schien die Verwirrung immer noch im Gesicht zu stehen. »Aber wenn du lieber etwas anderes machen würdest …?«

Julia tat ihr Bestes, um überzeugend zu grinsen. »Entschuldige, Mum – ich bin immer noch nicht ganz wach. Der Kopflose Reiter klingt super. Das machen wir.«

Ihre Mum sah zufrieden aus, und sie streckte den Arm über den Tisch, um Julia übers Haar zu streichen, was sie ewig nicht getan hatte. Als sie die Hand zurückzog, hielt sie ein Blatt in den Fingern. »Wo kommt das denn her?«, fragte sie.

Julia zwang sich weiterzukauen, doch die Erinnerung an die im Kreis wirbelnden Blätter auf der Lichtung kam zurück. Diese Form – die musste etwas bedeuten. Etwas Böses.

Es war nur ein Traum, versuchte sie sich zu beruhigen. Nur ein Traum.

»Muss durchs Fenster geweht sein«, sagte sie leichthin. Dabei wusste sie genau, dass sie es fest verschlossen hatte.

Julia versuchte, den Ausflug zu genießen. Die Maske, den Traum und die Blätterspirale zu vergessen und sich über die Gesellschaft ihrer Mum zu freuen. Unglücklicherweise war das ziemlich schwer.

Die Kirche war eine Enttäuschung. Sie gingen über den Friedhof mit den schiefen Grabsteinen und stellten fest, dass alle Türen verschlossen waren. Julia wollte schon aufgeben, doch während ihre Mum versuchte, einen Blick durchs Fenster zu werfen, tauchte eine Frau mit Gartenhandschuhen auf und erklärte, sie sei die Küsterin. Pfarrer Trevays sei derzeit krank, weshalb es schon seit drei Wochen keinen Gottesdienst mehr gegeben habe, aber sie könne Julia und ihre Mum gerne hineinlassen, damit sie sich umsehen konnten. Sie schloss die Tür ins kühle Innere auf und erzählte ihnen etwas über die Geschichte des Ortes – der Turm stammte aus der Zeit der normannischen Eroberung, aber es hatte hier bereits mehrere Hundert Jahre zuvor eine Kirche gegeben, und es hieß, dass der Ort schon in heidnischer Zeit eine Kultstätte gewesen sei. Mehr brauchte Julias Mum nicht, um darüber zu referieren, wie die frühe christliche Kirche ältere keltische Traditionen übernommen und sich später angeeignet hatte.

Womit wir wieder beim Thema wären, dachte Julia mit einem ironischen Lächeln.

Das einzig Gute war, dass ihr Handy in Llangelin funktionierte. Während ihre Mum und die Küsterin sich über angelsächsische Glaubenssysteme austauschten, hockte sie auf einer Kirchenbank und chattete mit ihren Freunden. Es fühlte sich gut an, eine halbe Stunde lang wieder in der normalen Welt zu sein, von der Party bei Leo zu hören und Bilder ihrer Mitschüler anzuschauen. Julia teilte ein Foto von Little Nook, woraufhin sie mehrere Kommentare bekam, die von süß bis Horrorfilm reichten. Ihr schlechter Handyempfang entrüstete alle, und ihre Freundin Georgie ging so weit, von einem »Verstoß gegen die Menschenrechte« zu sprechen.

Als es Zeit war zu gehen, fragte Mum, ob Julia die Besichtigung gefallen habe, hörte sich die Antwort aber gar nicht richtig an. Sie war zu sehr damit beschäftigt, der Küsterin zu versprechen, ihr eine Ausgabe ihres neuen Buchs zu schicken, wenn es fertig war.

Der Besuch im Pub lief sogar noch schlechter. Es kam immer wieder zu verlegenen Pausen, wenn ihre bemühten Mutter-Tochter-Gespräche ins Stocken gerieten. Es war nicht so, dass Julia schmollte, sie hatten nur einfach so wenig gemeinsam. Es war wirklich traurig. Mum fragte nach Freunden, mit denen Julia zuletzt vor einem Jahr zu tun gehabt hatte, und konnte sich noch nicht mal an ihre Namen erinnern. Und Julia hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie ihre Mum fragen sollte. Soweit sie wusste, hatte Mum keine Freunde, nur Kollegen. Menschen, die ihr sehr kleines Interessensgebiet teilten. Sie hörte keine Musik, schaute keine Filme, hatte kein anderes Hobby. Das Wochenende war nicht anders als Montag bis Freitag, nur dass sie keine Seminare halten musste und sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren konnte. Alles lief immer auf die Arbeit hinaus.

»… und bevor es gefunden wurde, hatte niemand gewusst, dass sie zu solcher Kunstfertigkeit überhaupt in der Lage waren …«

Mum war bei ihrem Lieblingsthema und schwatzte über einen Fund in einem Grabhügel aus dem 3. Jahrhundert. Julia nickte hin und wieder und schob ihre Pommes auf dem Teller hin und her. Sie hatte keinen Hunger und war in Gedanken weit weg. An den Wänden hingen Zeichnungen und Gemälde von Jagdszenen, und über der Bar befand sich ein Glaskasten mit einem Gewehr. Es waren noch andere Eltern mit ihren Kindern da, die lachten und sich scheinbar gut unterhielten, und Julia wurde klar, dass bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie als Familie unterwegs gewesen waren, immer Dad alle bei Laune gehalten hatte. Er war der Kitt gewesen, der sie zusammenhielt – der sie zu einer Familie machte. Der Mum aus der Vergangenheit auf den Boden der Tatsachen geholt hatte.

»Spiel nicht mit dem Essen rum, Schatz«, sagte Mum.

Julia blickte auf – sie war meilenweit weg gewesen. »Hm?«

Ihre Mutter deutete mit dem Kinn auf ihren Teller, und Julia erschrak, als sie nach unten blickte. Unvermittelt schob sie ihren Stuhl zurück. »Alles in Ordnung?«, fragte Mum besorgt.

Irgendwie hatte Julia, ohne es zu merken, ein wohlbekanntes Muster in den Tomatenketchup gemalt. Eine Spirale, genau wie die in ihrem Traum. »Ähm … ja«, murmelte sie.

Ihre Mum runzelte die Stirn, dann lächelte sie ein bisschen. »Das sieht ja aus wie ein Morgaet.«

»Ein was?«

»Ein druidisches Zeichen«, erklärte ihre Mutter. »Es steht für eine Art spirituellen Durchgang. Die Menschen damals haben geglaubt, man könne damit eine Tür ins Totenreich öffnen.«

Julia verging das letzte bisschen Appetit, und sie wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Können wir gehen?«, fragte sie.

Sie zahlten und gingen zur Tür. »Das sollten wir wiederholen – es war nett«, sagte ihre Mutter. Sie klang nicht besonders überzeugt.

Es war wie eine Ironie des Schicksals, dass sie genau in diesem Augenblick an einem Tisch vorbeiliefen, an dem eine junge Familie – Mutter, Vater und zwei Kinder, die wie Zwillinge aussahen – gemeinsam lachte.

So wie wir früher, dachte Julia wehmütig. Das Gesicht ihrer Mum verriet ihr, dass sie dasselbe dachte.

Als sie nach Hause kamen, wirkte Julias Mutter erleichtert, nach oben gehen und sich an ihre Arbeit setzen zu können. Nach der gedrückten Stimmung beim Mittagessen konnte Julia das gut nachvollziehen. Sie versuchte, es zu vergessen, nahm die Maske aus der Schublade und versteckte sie unter ihrem Kapuzenpulli. Die Tür zum Zimmer ihrer Mum war geschlossen, und sie konnte ihre Tastatur klappern hören. Julia rief, dass sie spazieren gehen und in etwa zwei Stunden zurück sein würde. Mum gab keine Antwort. Offenbar war sie schon wieder in die Welt der Druiden abgetaucht.

Diesmal war der Pfad durch den Wald leichter zu finden, da Julias Fußabdrücke vom Vortag auf dem feuchten Erdboden noch immer deutlich zu sehen waren. Sie lief durch den Wald und über das Feld und fand die Stelle wieder, an der sie auf den Hasen gestoßen war. Ein paar Daunen des Raubvogels lagen im Gras. Den hatte sie sich also wenigstens nicht eingebildet.

Ab hier fiel es ihr schwerer, sich zu erinnern, welchen Weg sie durch die Bäume genommen hatte, weil sie sich so darauf konzentriert hatte, den weißen Hasen nicht aus den Augen zu verlieren. Wachsam hielt sie nach ihm Ausschau, doch er zeigte sich nicht. Gestern hatte sich ihre Begegnung beinahe magisch oder übernatürlich angefühlt, heute dagegen kam sie sich nur lächerlich vor. Was machte sie eigentlich hier? Was erwartete sie, selbst wenn es ihr gelang, den Ort wiederzufinden, an dem die Maske gelegen hatte?

Als sie zwischen die Bäume trat und sich nach Details umblickte, die ihr bekannt vorkamen, versuchte sie, eine rationale Erklärung für alles zu finden. Was sie gesehen und gespürt hatte, während sie die Maske getragen hatte, konnte nur eine Halluzination gewesen sein. Vielleicht war die Maske mit irgendeiner Substanz bedeckt gewesen, und Julia war in einer Art Drogenrausch auf den Hügel gelaufen. Ihr fiel ein, dass Mum ihr mal erzählt hatte, Druiden hätten gelegentlich Zauberpilze gegessen. Es war zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass ein solches Gift nach mehreren Hundert Jahren noch vorhanden war … Aber vielleicht wuchs ja irgend so ein Pilz in der Höhle, in der sie die Maske gefunden hatte. Vielleicht war er sogar für ihren verstörenden Traum von dem Wolfsmädchen und dem Hirschjungen verantwortlich, der sie Stunden später ereilt hatte. Oder vielleicht lag es ganz einfach daran, dass sie sich einsam fühlte, ihre Freunde aus Oxford vermisste und wütend auf ihre Mum war. Jede dieser Erklärungen war überzeugender als Geister, Türen ins Totenreich und anderer Schwachsinn.

Mit einem Mal stellte sie erschrocken fest, dass sie bei dem Baum angekommen war, unter dem sie die Maske gefunden hatte. Ohne es zu merken, hatte sie sich ihm aus einer anderen Richtung genähert. Sie umrundete den Baumstumpf und musterte die Umgebung, bis sie sicher war, dass es wirklich der richtige Ort war. Ja. Sie hockte sich neben die Öffnung und spähte ins Dunkel, dann schob sie eine Hand hinein. Sie ertastete nichts als feuchte Erde. Ein weiterer Gegenstand war nicht darin.

Sie setzte sich auf den Baumstumpf, zog die Maske unterm Pulli hervor und untersuchte ihre Unterseite. Sie bestand einfach aus nacktem Holz und darüber zogen sich dünne Linien, die eine Art unregelmäßiges Gitter bildeten. Die waren ihr gestern gar nicht aufgefallen. Julia schnupperte an der Maske, konnte aber nichts Auffälliges feststellen. Wem wollte sie etwas vormachen? Die Theorie mit den halluzinogenen Pilzen war total lächerlich.

Während sie die Maske in der Hand hielt, kam ihr ein Gedanke. Sie wusste, was sie tun konnte, um die Sache ein für alle Mal aufzuklären. Sie konnte sie jetzt, in diesem Moment, aufsetzen. Dann wüsste sie, ob ihr Erlebnis gestern eine einmalige Sache war oder ob dieses Stück geschnitztes Holz wirklich Zauberkräfte besaß. Sie war nicht sicher, was sie davon abhielt. Angst? Ein bisschen vielleicht. Aber feige war sie nicht. Langsam hob sie die Maske ans Gesicht.

Ein Lachen ganz in der Nähe ließ sie zusammenzucken. Mit hämmerndem Herzen blickte sie in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Hoch oben auf einem Baum saß ein Junge in einer Astgabel. Er war jünger als sie, vielleicht zehn oder elf, und ziemlich dünn. Er trug schmutzige, an den Knien zerrissene Jeans, und trotz der Kälte war sein Oberkörper nackt, genau wie seine Füße. Seine magere Brust wirkte beinahe grau. Überhaupt sah seine Haut wie ausgewaschen aus, sie hatte etwa die Farbe von Spachtelmasse. Auch seine Augen waren blass – nahezu farblos. Sein schwarzes Haar war zerzaust, als wäre er eben erst aus dem Bett gekrochen.

Julias Puls raste immer noch, doch ihr anfänglicher Schreck legte sich schnell. Es war nur ein Kind. Er musste ein Junge aus dem Städtchen sein. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was er ganz allein so weit draußen im Wald zu suchen hatte.

»Hallo«, sagte sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.

Der Junge legte den Kopf schief, und es schien ein paar Sekunden zu dauern, bis ihr Gruß in seinem Gehirn angekommen war. »Mein Name … ist Varun«, erwiderte er. Sein Akzent war sonderbar und fremdartig. Der Name klang nicht walisisch.

»W-was machst du hier?«, fragte sie.

Seine Lippen teilten sich zu einem Lächeln und entblößten schauderhafte Zähne. »Ich suche etwas«, erwiderte er. Ein weiteres Lachen, diesmal unangenehm. »Du bist ein ganz normales Mädchen, was? Bloß ein ganz normales ängstliches kleines Mädchen.«

Julia wich zurück. Plötzlich wollte sie nur noch weg, und zwar schnell. Sie glaubte zwar nicht, dass der Junge ihr etwas tun konnte, denn wenn einer von ihnen klein war, dann er. Aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Sie wollte nicht länger in seiner Nähe sein.

»Ist dir nicht kalt?«, fragte sie, um das Schweigen zu brechen.

»Immer«, erwiderte er. Das Lächeln blieb. »Renn nicht weg.«

»Ich renne ja gar nicht«, sagte Julia. »Aber ich muss nach Hause.«

Er schüttelte den Kopf. »Du darfst noch nicht gehen. Du hast Olwen noch nicht kennengelernt.«

»Olwen?«, fragte Julia.

Der Junge drehte seinen Kopf leicht zur Seite und blickte an ihr vorbei. Julia fuhr herum und sah eine weitere Gestalt, die etwa zwanzig Meter entfernt sehr still neben einem Baum stand. Es war eine alte Frau, doch sie hielt sich kerzengerade. Sie hatte langes, wirres graues Haar und Arme, die unnatürlich an ihren Seiten herabhingen. Sie trug mehrere dunkle Gewänder übereinander, die ihre Beine und Füße ganz verhüllten. Sie kam nicht näher. Wie der Junge lächelte sie, doch ihre Lippen klebten aneinander und schienen sich zu weit über ihr Gesicht zu ziehen, beinahe von einem Ohr zum anderen. Julia kniff die Augen zusammen und fragte sich, ob sie geschminkt war.

Ihre Stimme zitterte, als sie die Maske in die Höhe hob. »Ist das Ihre? Ich wollte sie nicht wegnehmen. Ich bin gekommen, um sie zurückzubringen.«

Sie hörte einen dumpfen Aufprall, drehte sich um und sah, dass der Junge, Varun, nun am Fuß des Baums stand. Sie hatte den verstörenden Eindruck, dass er einfach nach unten geplumpst war, obwohl es unmöglich schien, so tief zu fallen, ohne sich ernsthaft zu verletzen.

»Du kannst sie nicht zurückgeben«, sagte er. »Sie gehört dir.«

Hinter ihr raschelte es, und Julia drehte sich zu der alten Frau um. Sie stand nun nur noch etwa zehn Meter entfernt, in derselben Haltung wie vorher, das Lächeln unverändert. Es war nicht geschminkt, das konnte Julia jetzt sehen.

»Sie hat dich erwählt«, sagte sie sanft. »Sie gehört zu dir, und du gehörst zu ihr.«

»Ich will sie nicht«, sagte Julia und hielt sie von sich. Ihre Hand zitterte. »Ihr könnt sie haben.«

»Wir sind nicht wegen der Maske hier, Kind«, sagte Olwen. »Sondern wegen dir.«

Shadow King

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