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Vorwort

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Der jüngste Regierungswechsel in den USA hat uns gezeigt, wie nah Hoffnung und Verzweiflung beim Kampf gegen die Klimakrise beieinanderliegen. Vier Jahre hatte ein Mann die Vereinigten Staaten regiert, der auf Lügen anstatt auf wissenschaftliche Erkenntnisse gesetzt hat, der den Klimawandel als Erfindung der Chinesen verharmloste und der als einziger Regierungschef weltweit bislang aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten ist. Doch trotz dieses Präsidenten gab es auch in den USA Hoffnungszeichen. Ein amerikanischer Elektroautohersteller, den die Benzin- und Dieselautos bauenden Konkurrenten lange Zeit nur belächelten, wurde zum wertvollsten Automobilkonzern der Welt. Entgegen aller Wahlversprechen ging der Verbrauch klimaschädlicher Kohle in den USA schneller zurück als im so vermeintlich klimafreundlichen Deutschland und Erneuerbare Energien werden auch in Amerika mehr und mehr zum Rückgrat der Energieversorgung. Der Markt, so scheint es manchmal, nimmt den Klimaschutz inzwischen ernster als die meisten Regierungen der Welt. Forschung und Entwicklung haben für uns tolle Lösungen für den Klimaschutz geschaffen.

Nun werden die USA von einem neuen Präsidenten regiert, der geradezu das Gegenteil seines Vorgängers verkörpert. Die USA sind wieder Teil des Pariser Klimaschutzabkommens und es ist zumindest ein ernster Wille zu erkennen, der Klimakrise mit Taten und nicht länger mit leeren Worten oder schlichter Ignoranz zu begegnen. Es bleibt zu hoffen, dass die Widerstandskräfte im Hintergrund es nicht länger schaffen, Sand ins Klimaschutzgetriebe zu streuen.

Die Kommunikation der Klimaschutzleugner und -gegner hat sich verändert. Mahatma Gandhi sagte einmal »Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du«. Gelacht wird über die Klimaschutzbewegung schon lange nicht mehr. Aber es finden immer noch erbitterte Kämpfe statt. Und die Frontlinien sind alles andere als klar. Sie gehen quer durch die Parteien, Bereiche der Wirtschaft, Familien und Freundschaften und sogar durch uns selbst. Viele erwischen sich dabei, akribisch Müll zu trennen, buchen dann aber einen klimaschädlichen Flug oder essen ein Rindersteak. Ich selbst fliege nicht mehr und bin Veganer, aber auch ich schaffe es nicht, den für das Stoppen der Klimakrise nötigen Lebensstil an den Tag zu legen. Es gibt keine Möglichkeit, heute nur noch klimaneutrale Produkte zu kaufen und öffentliche Verkehrsmittel und Verwaltung sind auch alles andere als klimaneutral. Das entbindet uns nicht, im Rahmen unserer persönlichen Möglichkeiten mit größtem Engagement zu handeln und damit für andere Vorbild zu sein. Aber Politik und Gesellschaft müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit wir alle rechtzeitig klimaneutral werden und somit das Schlimmste verhindern können.

Durch die veränderte Kommunikation ist es aber zunehmend schwerer, Bremser und Antreiber beim Klimaschutz zu identifizieren. Nur wenige Menschen trauen sich noch, den Klimawandel als Ganzes öffentlich anzuzweifeln, zu offensichtlich sind inzwischen dessen Auswirkungen. Das Bremsen des Klimaschutzes erfolgt heute viel subtiler. Die Klimakrise sei ernst, aber man könne sie sowieso nicht mehr aufhalten oder die Wissenschaft wird schon etwas erfinden, um sie zu stoppen, heißen heute die Botschaften. Das Ziel ist das Gleiche wie bei eingefleischten Klimaleugnern. Es geht darum, einfach so weiter zu machen wie bisher und nichts ändern zu müssen.

Vergleichen wir die Klimakrise mit einem Auto, das mit Tempo 200 auf eine Betonmauer zurast. Früher hätte man gefragt, ob es wissenschaftliche Beweise für die Mauer gibt, infrage gestellt, dass der Aufprall auf die Mauer wirklich schädlich sei oder die Kosten für neue Bremsbeläge bei einer Vollbremsung ins Spiel gebracht. Diese Argumentationsweise hat leider dazu geführt, dass wir viel Zeit mit unsinnigen Diskussionen verloren haben, jetzt der Mauer extrem nah gekommen sind und immer noch 180 fahren. Nun lauten die Botschaften, bremsen lohne nicht, da man den Aufprall nicht mehr verhindern könne oder man verweist auf die Fortschritte der Medizin, die sicher ein Mittel finden wird, die Folgen für die Unfallopfer wieder rückgängig zu machen.

Beim Beispiel Auto klingen die Argumente und Ausreden für uns alle reichlich absurd. Für mich als Wissenschaftler war es über viele Jahre unbegreiflich, warum so viele Menschen bei der Klimakrise genau so argumentierten. Es ist absolut bemerkenswert, dass vor allem in Europa der jungen Fridays-For-Future-Bewegung gelungen ist, diese Absurditäten aufzudecken. Sie hat der Politik und uns allen einen Spiegel vors Gesicht gehalten. Die junge Generation wird in einer ungebremsten Klimakrise die wirklichen Opfer erbringen müssen. Und sie fordert nun die Täter auf, ihr schädliches Handeln zu beenden. Und es hilft. Nun rufen schon fast alle im Auto: »Bremsen.« Schreien wir noch lauter. Dann werden die, die am Steuer sitzen, letztendlich nicht anders können als den Fuß mit aller Kraft auf die Bremse zu stellen. Einen Blechschaden werden wir auf jeden Fall davontragen. Aber wir können noch das retten, was uns am wertvollsten sein sollte: Das Leben und die Zukunft unserer Kinder. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, dass sie mit diesem Buch die nötige Inspiration bekommen, ihren Beitrag zum Stoppen der Klimakrise zu leisten.

Prof. Dr. Volker Quaschning

Twitter: @VQuaschning

Berlin im Frühjahr 2021

Propagandaschlacht ums Klima (Telepolis)

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