Читать книгу Propagandaschlacht ums Klima (Telepolis) - Michael E. Mann - Страница 5
Einleitung
Оглавление»In der Wissenschaft ist man sich weitgehend darüber einig, dass die menschengemachte Freisetzung von Kohlenstoffdioxid durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe das globale Klima beeinflusst. … Dabei sind potenziell katastrophale Ereignisse in Betracht zu ziehen. … In einigen Regionen könnte es zu höheren Niederschlagsmengen kommen, während andere Gebiete zur Wüste werden. … [Einige Länder] könnten mit teilweisen oder gar kompletten Ernteausfällen konfrontiert werden. … Der Menschheit steht noch ein Zeitfenster von fünf bis zehn Jahren zur Verfügung, bevor konkrete Entscheidungen hinsichtlich Veränderungen von Energiestrategien dringend erforderlich werden könnten. … Sobald die Auswirkungen nachweisbar sind, sind sie möglicherweise nicht mehr umkehrbar.«
Viele Leser vermuten jetzt vielleicht, dass diese prophetischen Worte von Al Gore stammen, als er Mitte der 1990er Jahre eindringlich vor einer Klimakatastrophe warnte. Aber nein, sie stammen von James F. Black, der in den 70er Jahren leitender Wissenschaftler beim fossilen Brennstoffgiganten ExxonMobil war.1 Das Erschreckende daran: Anstatt die Warnungen der eigenen Wissenschaftler zu beherzigen, führten ExxonMobil und andere Stakeholder der Öl- und Kohleindustrie in den folgenden Jahrzehnten PR-Kampagnen durch. In diesen stellten sie die wissenschaftlichen Belege in Frage und taten alles in ihrer Macht stehende, um politische Maßnahmen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen zu blockieren.
Infolgedessen hat sich unser Planet gefährlich erwärmt. Noch immer ergreifen wir nicht die erforderlichen Maßnahmen, um die größte globale Krise abzuwenden, mit der wir jemals konfrontiert waren. Wir befinden uns quasi in einer Art Kriegszustand, aber bevor wir einschreiten, sollten wir uns mit der Mentalität des Gegners befassen. Welche Taktiken lassen sich heute als die treibenden Kräfte für Klimaleugnung und Verzögerung von Klimaschutzmaßnahmen feststellen? Wie können wir gegen diesen gestaltwandelnden Leviathan vorgehen? Oder ist es bereits zu spät? Können wir einen katastrophalen globalen Klimawandel überhaupt noch abwenden? Das sind alles Fragen, auf die wir Antworten verdienen. Dieses Buch bietet sie.
Ein Blick zurück zeigt, dass das ursprüngliche Drehbuch für die Wissenschaftsleugnung und das Ausbremsen von Maßnahmen bereits vor fast einem Jahrhundert geschrieben wurde. Die fossile Brennstoffindustrie orientierte sich dabei an einer besonders üblen Vorlage.2 Das Motto der Waffenlobby – »Es sind nicht Gewehre, die Menschen töten, sondern Menschen« – stammt aus den 1920er Jahren. Als Lehrbuchbeispiel für gefährliche Ablenkungsmanöver leitet es die Aufmerksamkeit weg von dem Problem des leichten Zugangs zu Angriffswaffen und hin zu anderen angeblichen an Massenerschießungen beteiligten Faktoren – wie psychische Erkrankungen oder Gewaltdarstellung in den Medien.
Die Tabakindustrie verfolgte einen ähnlichen Kurs. Sie versuchte, den Zusammenhang zwischen Zigaretten und Lungenkrebs zu diskreditieren, obwohl ihre eigenen internen Forschungen aus den 1950er Jahren das tödliche Suchtpotential ihres Produkts belegten. »Doubt is our Product« (Zweifel ist unser Produkt) hieß es in einem internen Memo des Tabakunternehmens Brown & Williamson.
Passend dazu gab es in den 1970s Jahren auch einmal einen als »weinender Indianer« bekannt gewordenen Werbespot, an den sich einige Leser vielleicht erinnern können. Dabei machte ein weinerlicher Indianer namens Iron Eyes Cody die Zuschauer auf die Verschandelung der Landschaft durch unachtsam weggeworfene Flaschen und Dosen aufmerksam. Aber der Schein trog. Wie sich herausstellte, war die Anzeige das Kernstück einer massiven Ablenkungskampagne der Getränkeindustrie, die uns allen durch die Betonung individueller Verantwortung den Schwarzen Peter zuschieben wollte. Das Ziel: Aufrufe zu kollektivem Handeln und staatlicher Regulierung von Unternehmen zu untergraben. Infolgedessen macht uns die globale Umweltbedrohung durch Plastikmüll heute immer noch und sogar stärker denn je zu schaffen. Sie hat inzwischen solche Ausmaße erreicht, dass Kunststoffabfälle bis in die tiefsten Tiefen der Weltmeere vorgedrungen sind.
Last but not least haben die milliardenschweren Plutokraten der fossilen Brennstoffindustrie – Männer, die aufgrund ihres Reichtums politische Macht ausüben – wie die Gebrüder Koch, Robert Mercer und Richard Mellon Scaife, gemeinsam mit Unternehmen wie ExxonMobil seit Ende der 1980er Jahre Milliarden Dollar in eine Desinformationskampagne gesteckt, um die Wissenschaft hinter dem vom Menschen verursachten Klimawandel zu diskreditieren. Die Tatsache, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe klimarelevante Auswirkungen hat, galt es zu verleumden. Diese Leugnung der Wissenschaft hatte selbst dann noch höchste Priorität, als das Wissenschaftlerteam von ExxonMobil zu dem Schluss kam, dass die Auswirkungen der fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe einen »verheerenden« Klimawandel nach sich ziehen könnte.
Und die Wissenschaftler hatten recht. Jahrzehnte später, ein »Verdienst« der Kampagne, bekommen wir die verheerenden Auswirkungen des ungebremsten Klimawandels zu spüren. Tagtäglich flimmern entsprechende Meldungen über die Fernsehschirme und sind in allen Nachrichten- und Social-Media-Kanälen zu sehen. Überflutungen an den Küsten, Hitzewellen mit einhergehenden Dürreperioden, verheerende Überschwemmungen und nie dagewesene Waldbrände: das sind die Auswirkungen des gefährlichen Klimawandels, mit denen wir leider immer vertrauter werden.
Infolgedessen können die Leugner und Bremser – Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie, rechtslastige Plutokraten und ölfinanzierte Regierungen, die weiterhin von unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen profitieren – nicht mehr behaupten, dass alles in Ordnung ist und dabei keine Miene verziehen. Die völlige Leugnung der objektiven Beweise für den Klimawandel ist einfach nicht mehr glaubwürdig. So sind sie zu einer weicheren Form der Leugnung übergegangen, während sie das Öl am Fließen und die fossilen Brennstoffe am Brennen halten. Sie führen längst eine mehrgleisige Offensive auf der Grundlage von Täuschung, Ablenkung und Verzögerung. Das ist der neue Klimakrieg, und der Planet gerät mehr und mehr auf die Verliererstraße.
Inspiriert von den Taktiken der Waffenlobby, der Tabakindustrie und der Getränkehersteller haben die Klimafeinde eine meisterhafte Ablenkungskampagne inszeniert, die darauf abzielt, die Verantwortung von Unternehmen auf Einzelpersonen abzuwälzen. Persönliches Handeln, von der »Veganisierung« bis hin zur Flugscham, wird immer öfter als vorrangige Lösung für die Klimakrise angepriesen. Auch wenn solche Maßnahmen sinnvoll sind, befreit eine Ausrichtung auf ausschließlich freiwillige Maßnahmen Regierungen von ihrer Verantwortung, umweltverschmutzende Konzerne zur Rechenschaft zu ziehen. Eine kürzlich durchgeführte Studie legte sogar nahe, dass die Befürwortung dringend erforderlicher klimapolitischer Maßnahmen untergraben werden kann, wenn kleine Schritte im eigenen Verhalten zu stark in den Vordergrund gestellt werden.3 Für Unternehmen wie ExxonMobil, Shell und BP, die weiterhin tagtäglich Rekordgewinne einfahren, ist es äußerst bequem, dass wir weiter, um den ehemaligen Präsidenten George W. Bush zu zitieren, »süchtig nach fossilen Brennstoffen« bleiben.
Eine solche Kampagne verlagert das Problem und bietet den Klimafeinden die Gelegenheit, einen Keil in die Umweltbewegung zu treiben. Dabei nutzen sie geschickt eine bereits bestehende Kluft innerhalb der Klimaschutzbewegung aus. Sie versuchen einen Zwist zu provozieren zwischen Menschen, die sich stärker auf individuelles Handeln konzentrieren, und Menschen, die gemeinsames Vorgehen und politische Maßnahmen betonen. Die Klimafeinde setzen dabei Cyberwaffen ein, die im Zuge der US-Präsidentschaftswahlen 2016 verfeinert wurden: Bots, Trolle sowie die Manipulation in sozialen Medien und Internet-Suchmaschinen. Es ist die gleiche Taktik, die uns mit Donald Trump einen Klimawandelleugner als US-Präsidenten beschert hat. Böswilligkeit, Hass, Eifersucht, Furcht, Wut, übertriebener Glaubenseifer – die Umwelt belastende Großunternehmen und ihre Verbündeten haben sich diese primitiven Impulse des Reptiliengehirns zunutze gemacht, indem sie versuchen, Zwietracht innerhalb der Klimabewegung und gleichzeitig Angst und Empörung auf Seiten ihrer »Basis«, den unzufriedenen Rechten, zu säen.
In der Zwischenzeit haben sich diese Kräfte der Untätigkeit wirklich effektiven Maßnahmen zur Regulierung oder Bepreisung von Kohlenstoffemissionen widersetzt. Sie haben tragfähige Alternativen wie Erneuerbare Energien angegriffen und stattdessen trügerische Lösungen verteidigt – wie etwa Kohleverbrennung mit Kohlenstoffabscheidung oder unbewiesene und potenziell gefährliche Geoengineering-Pläne, die eine massive Manipulation unserer planetaren Umwelt mit sich bringen. Hypothetische, zukünftige »Innovationen«, so wird argumentiert, werden uns irgendwie retten, sodass aktuell kein Bedarf an politischen Maßnahmen bestehe. Wir können einfach für ein paar Dollar Risikomanagement betreiben, während wir weiterhin die Umwelt verschmutzen.
Durch die Abschaffung klimafreundlicher Richtlinien der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) – wie etwa: Widerrufung des unter Obama eingeführten Clean Power Plan (mit dem der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase im Energiesektor bis 2030 um 32 Prozent im Vergleich zu 2005 verringert werden sollte), Rücknahme von Schadstoffregulierungen, Erteilung neuer Genehmigungen von Öl- und Gaspipelines, direkter finanzieller Unterstützungen der in Schwierigkeiten geratenen Kohleindustrie sowie billigen Pachtverträgen für Öl- und Gasbohrungen auf öffentlichem Grund und Boden – hat die Trump-Regierung Fortschritte im Klimaschutz zunichtegemacht. Somit wurde der fossilen Brennstoffindustrie freier Lauf gelassen, um ihre umweltschädlichen Geschäfte auszubauen.
In ihrem Kampf gegen den Klimaschutz setzen die Klimafeinde außerdem Methoden der psychologischen Kriegsführung ein. Dabei werden Narrative gefördert, welche die Auswirkungen des Klimawandels mild und harmlos erscheinen lassen und den Eindruck vermitteln, dass es ein Leichtes sei, sich daran anzupassen. Dabei wird das Bewusstsein um die Dringlichkeit untergraben, während gleichzeitig durch die Betonung der Unvermeidlichkeit des Klimawandels die Selbstwirksamkeit gedämpft wird. Indirekt unterstützten und begünstigten vorgebliche Klimakämpfer diese Bemühungen, indem sie die sich anbahnende Katastrophe als vollendete Tatsache dargestellt haben: entweder haben sie dabei den bereits unvermeidlichen Schaden überbewertet indem sie das Potenzial von Klimaschutzmaßnahmen unterschätzten. Oder sie legten die Latte zu hoch, indem sie etwa den Umsturz der Marktwirtschaft voraussetzten, sodass jegliche Aktion zum Scheitern verurteilt scheint. Die Klimafeinde waren gerne bereit, solche Ansichten zu verstärken.
Aber nicht alles ist verloren. In diesem Buch werde ich falsche Narrative entlarven, die Versuche, den Klimawandel einzudämmen, zum Scheitern gebracht haben, und dem Leser einen echten Weg zur Erhaltung unseres Planeten aufzeigen. Unsere Zivilisation kann gerettet werden. Das gelingt jedoch nur, wenn wir lernen, die aktuelle Taktik der Klimafeinde – das heißt die Kräfte der Untätigkeit – zu durchschauen und zu bekämpfen.
Meine jahrzehntelange Erfahrung an vorderster Front im Kampf um die Vermittlung der Wissenschaft des Klimawandels und seiner Auswirkungen hat mir einzigartige Einsichten verschafft. »Hockey Stick« (Hockeyschläger) heißt die 1998 von meinen Kollegen und mir veröffentlichten Kurve, die den steilen Anstieg der Erdtemperaturen im vergangenen Jahrhundert aufzeigt.4 Die Kurve erlangte in der Klimadebatte einen gewissen Kultstatus, weil sie auf einfache Weise darstellt, dass eine beispiellose von Menschen verursachte Erwärmung des Planeten stattfindet, indem wir fossile Brennstoffe verbrennen und Treibhausgase in die Atmosphäre pumpen. Jahrzehnte später steht die Hockeyschläger-Kurve trotz unzähliger Studien, die unsere Erkenntnisse nicht nur bestätigt, sondern ausgeweitet haben, immer noch unter Beschuss. Warum? Weil sie weiterhin eine Bedrohung für eigennützige Interessengruppen darstellt.
Die Angriffe auf die Hockeyschläger-Kurve Ende der 1990er Jahre zogen mich – damals noch ein junger Wissenschaftler – in einen Strudel von Auseinandersetzungen. Bei der Verteidigung meiner Person und meiner Arbeit vor politisch motivierten Angriffen wurde ich zu einem unfreiwilligen Kämpfer in den Klimakriegen. Ich habe die Klimafeinde seit zwei Jahrzehnten aus nächster Nähe im Propagandagefecht erlebt. Ich weiß, wie sie arbeiten und welche Taktik sie anwenden. Und ich habe die dramatischen Veränderungen dieser Taktik in den letzten Jahren als Reaktion auf die sich verändernde Beschaffenheit des Schlachtfeldes beobachtet. Ich habe mich an diese wechselnde Taktik angepasst und die Art und Weise verändert, wie ich die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger in meine eigenen Bemühungen um Information und Einflussnahme auf den öffentlichen Diskurs einbeziehe. In diesem Buch berichte ich, was ich dabei gelernt habe. Ich möchte meine Leser daran beteiligen, als bereitwillige Kämpfer unseren Planeten vor der Klimakrise zu retten, bevor es zu spät ist.
Hier ist mein Vier-Punkte-Plan, auf den wir gegen Ende des Buches zurückkommen werden:
Ignoriert die Untergangspropheten: Der irregeleitete Glaube, dass es zu spät ist, um zu handeln, wurde von der fossilen Brennstoffindustrie und ihren Interessenvertretern instrumentalisiert. Dabei geht es ihnen darum, »business as usual« und eine fortgesetzte Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu legitimieren. Wir müssen uns dem Weltuntergangsszenario widersetzen, dem wir im Klimadiskurs heutzutage immer häufiger begegnen.
Ein Kind wird sie leiten: Junge Menschen kämpfen mit Händen und Füßen um die Rettung ihres Planeten, auch öffentlichkeitswirksam beim freitäglichen »Schulstreik fürs Klima«. In ihrer Botschaft steckt eine große moralische Autorität und Klarheit, die nur die abgestumpftesten Ohren überhören können. Sie fordern den Paradigmenwechsel, auf den Klimaschutzbefürworter gewartet haben. Wir sollten unser Handeln nach ihrem Vorbild gestalten und von ihren Methoden und ihrem Idealismus lernen.
Aufklären, Aufklären, Aufklären: Die meisten hart gesottenen Klimawissenschaftsleugner sind unverbesserlich. Sie betrachten den Klimawandel durch das Prisma einer rechten Ideologie und sind unzugänglich gegenüber Fakten. Verschwendet keine Zeit und Mühe damit, sie zu überzeugen. Aber es gibt auch viele ehrliche Leute da draußen, die im Kreuzfeuer stecken, Opfer der Desinformationskampagne zum Klimawandel wurden, und entsprechend verwirrt sind. Wir müssen ihnen helfen, um sie in die Lage zu versetzen, sich uns im Kampf um das Klima anzuschließen.
Systemischer Wandel ist notwendig: Die Desinformationsmaschinerie für fossile Brennstoffe lenkt von dem Erfordernis systemischen Wandels und möglichen Anreizen dafür ab. Stattdessen werden einzelne Aspekte, wie das Auto, das wir fahren, die Lebensmittel, die wir essen und der Lebensstil, den wir führen, thematisiert und in den Vordergrund gestellt. Wir brauchen stattdessen eine Politik, die Anreize für den notwendigen Wechsel weg von der Verbrennung fossiler Brennstoffe hin zu einer sauberen, grünen Weltwirtschaft schafft. Entscheidungsträger, die sich dem Aufruf zum Handeln widersetzen, müssen ihre Posten verlieren.
Angesichts des Ausmaßes der vor uns liegenden Herausforderung könnte man sich leicht überwältigt fühlen. Einschneidende Veränderungen sind immer schwierig und wir sind gefordert, eine Reise in eine unbekannte Zukunft zu unternehmen. Es ist verständlich, sich angesichts der Aussicht auf die Zerstörung unseres Planeten vor Angst wie gelähmt zu fühlen. Es überrascht nicht, dass die Klimakrise und unsere Bemühungen, mit ihr umzugehen, von Angst und Besorgnis begleitet sind.
Wir müssen jedoch verstehen, dass die Kräfte der Verleugnung und Verzögerung unsere Angst und Furcht gegen uns einsetzen, um uns quasi wie Rehe im Scheinwerferlicht erstarren zu lassen. Ich habe Kollegen, die ihr Unbehagen darüber zum Ausdruck gebracht haben, unsere missliche Lage als »Krieg« zu bezeichnen. Aber ich versichere Ihnen, die zuverlässigste Methode, einen Krieg zu verlieren darin besteht, sich zu weigern, überhaupt anzuerkennen, dass man sich in einem solchen befindet.5 Ob es uns gefällt oder nicht, und auch wenn wir es uns gewiss nicht selbst ausgesucht haben, befinden wir uns genau an diesem Punkt: Es geht um die von der Industrie finanzierten Bemühungen, Maßnahmen zum Klimaschutz zu blockieren
Wir müssen also mutig sein und die Kraft finden, weiter zu kämpfen und diese Angst und Sorge in Motivation und Handeln umzulenken. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel.
Während wir den Kosmos weiter erforschen, entdecken wir immer wieder neue Planetensysteme, darunter sogar einige mit Planeten, die mehr oder weniger erdähnlichen Charakter haben. Einige haben eine ähnliche Größe wie die Erde und ungefähr die richtige Entfernung von ihrem Stern, um sich in einer sogenannten »bewohnbaren Zone« zu befinden. Einige könnten flüssiges Wasser beherbergen, ohne das wahrscheinlich kein Leben möglich ist. Dennoch haben wir noch immer keine Hinweise auf anderes Leben in unserem Sonnensystem, in unserer Galaxie oder gar anderswo im Weltall gefunden. Leben scheint in der Tat sehr selten zu sein, komplexes Leben erst recht. Und intelligentes Leben? Vielleicht sind wir Menschen mit unserer Intelligenz letztendlich doch alleine im Universum, an Bord unseres »Raumschiffs Erde« dahintreibend: ohne einen anderen Ort zum Anlegen, ohne alternative Häfen, in denen man sich aufhalten könnte mit Luft zum Atmen, Trinkwasser oder Lebensmittel.
Wir sind die Hüter eines erstaunlichen Geschenks. Wir haben einen optimal ausgeglichenen Planeten: mit genau der richtigen atmosphärischen Zusammensetzung, genau der richtigen Entfernung von seinem Stern (der Sonne), genau dem richtigen Temperaturbereich für Leben, mit Ozeanen voll mit flüssigem Wasser und sauerstoffreicher Luft. Jeder Mensch, den wir jemals kennenlernen werden, jedes Tier oder jede Pflanze, der wir jemals begegnen werden, ist darauf angewiesen, dass die Bedingungen genau so bleiben.
Diese Bedingungen weiterhin wissentlich in einer Weise zu verändern, die die Menschheit und andere Lebensformen bedroht, nur damit einige wenige Großunternehmen nach wie vor Rekordgewinne erzielen können, ist nicht nur inakzeptabel oder unethisch – es wäre der unmoralischste Akt in der Geschichte der menschlichen Zivilisation. Nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschheit, sondern ein Verbrechen gegen unseren Planeten. Wir können nicht tatenlos zuschauen, wie uns die Umweltzerstörer ins Verderben schicken. Meine Absicht mit diesem Buch ist es, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um sicherzustellen, dass wir das nicht zulassen.