Читать книгу Die Seelenräuberin - Michael Hamberger - Страница 6
Kapitel 3
ОглавлениеDas Einchecken ging schneller, als es Layla erwartet hatte. Vielleicht erschien es ihr aber nur so, dass die Wartezeit schnell verging, da sie in tiefe Gedanken versunken gewesen war.
Wer war diese rätselhafte Zigeunerin? Sie schien etwas zu wissen und Layla war sich fast sicher, dass es keine Betrügerin war. Was war dann aber diese seltsame Kraft, die die Zigeunerin zu ihr geleitet haben sollte? Gerne hätte sie noch mit der Zigeunerin gesprochen. Es waren so viele Fragen zurückgeblieben. Layla fragte sich, ob sie diese Frau überhaupt noch einmal sehen würde. Sie wagte es zu bezweifeln, dass die Zigeunerin sie wirklich überwachte und dass diese seltsame Kraft sie wirklich beschützte, wenn sie in Gefahr käme. Da würde sich Layla auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen müssen. Die Frau hatte sie gehörig verunsichert. In einem hatte sie nämlich Recht. Layla war etwas selbstgerecht und überheblich an die Sache herangegangen, fast so, als ob ihr nichts und niemand etwas anhaben konnte. So eine Einstellung konnte sehr schnell gefährlich werden. Natürlich durfte sie auch keine Angst zeigen, die sie lähmen konnte, aber mit etwas mehr Ehrfurcht sollte sie schon an die Sache herangehen. Denn eines war für Layla ganz sicher. Sie stand wieder einmal vor einem sehr gefährlichen Abenteuer.
Als Layla den Boarding Pass in der Hand hatte, beschloss sie erst einmal einen Kaffee zu trinken. Der würde ihren Nerven gut tun. Deshalb schlug Layla auch gleich die Richtung zu einer Cafeteria ein, die mit großen, gut beleuchteten Leuchtbuchstaben vorgab, dass beste Frühstück in der Schweiz anbieten zu können.
Am Ende der Schlange stand ein Polizist mit einem Hund. Es war ein sehr schöner, gut gepflegter Deutscher Schäferhund. Offensichtlich ein Drogenhund. Da Layla keine Drogen hatte und ihr als Werwolf die Hunde normalerweise sehr wohl gesonnen waren, sah sie auch keinen Grund, einen Bogen um die beiden zu machen.
Doch als sie näher kam, sah sie der Hund auf einmal sehr bedrohlich an, knurrte aggressiv und riss sich von dem verdutzten Polizeibeamten los. Er rannte in großen Sprüngen und mit gefletschten Zähnen auf Layla zu. Nur ihren schnellen Reflexen und einem Sprung zur Seite verdankte sie es, dass der Angriff des Schäferhundes ins Leere ging. Bevor der Hund sich umdrehen konnte, griff Layla zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn zu Boden. Das war für sie als Werwolf eine eher leichtere Übung, was sie aber überraschte war, dass der Hund sie überhaupt angegriffen hatte und das er selbst jetzt, als er am Boden fixiert war und seine Chancenlosigkeit spüren müsste, nicht aufgeben wollte. Wenn er sich losriss, würde Layla ihn töten müssen. Der Polizeibeamte kam bei den beiden an und wollte nach der Leine greifen. Dabei kam seine Hand nahe an der Schnauze des tobenden Tieres vorbei. Bevor es Layla verhindern konnte, biss der Hund zu. Der Mann schrie auf und Layla sah, dass er zu bluten begann. Der Hund verbiss sich nahezu in die Hand des Mannes. O.K. es half nichts, sie musste zu drastischeren Mittel greifen. Ohne den Hund loszulassen, griff Layla mit der anderen Hand nach dessen Schnauze und drückt auf die Backentaschen. Dadurch war der Hund gezwungen, den Mann loszulassen. Er versuchte natürlich sofort, nach seinen ursprünglichen Opfer, sprich Layla zu schnappen, aber Layla änderte ein wenig die Stellung der zweiten Hand und hielt nun verbissen die Schnauze des rasenden Tieres zu. Mittlerweile hatte der Tumult weitere Polizeibeamte angelockt, die die Szene mit staunenden, fast ungläubigen Blicken betrachteten. Es musste schon ein eindrucksvolles Bild sein, das eine halbe Portion, wie Layla, so wie es schien mühelos einen ausgewaschenen Schäferhund auf diese Art und Weise kontrollierte.
Als sich mehrere Polizisten um den Hund versammelten und das Tier mit vereinten Kräften fixierten, wagte sich auch Layla loszulassen. Der Hundeführer, der seine blutende Hand hielt, sah sie peinlich berührt an:
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Wenn Sie eine Anzeige erstatten wollen, stehe ich Ihnen gerne als Zeuge zur Verfügung.“
Da Layla aber weder Lust noch Zeit für eine Verzögerung hatte, winkte sie nur ab und sagte, dass ihr ja nichts passiert sei. Überraschenderweise willigte der Beamte auch gleich in ihre Entschuldigung ein, ohne auf eine genauere Untersuchung zu beharren, was das Erreichen ihres Fluges wohl unmöglich gemacht hätte. Offenbar hatte er Angst vor den Konsequenzen. Layla tat der Hund leid. Für ihn würden die Konsequenzen noch wesentlich ungemütlicher werden. Nur warum hatte das Tier sie angegriffen? Wie gesagt: Normalerweise liebten die Hunde sie. Es schien da eine instinktgesteuerte Verbindung zwischen Hunden und Werwölfen zu geben. Nur dieser Hund hatte offensichtlich etwas gegen sie. Er riss immer noch wie rasend an seiner Leine und versuchte, sich wieder auf Layla zu stürzen. Nur mit der vereinten Kraft von drei Zollbeamten gelang es, ihn davon abzuhalten. Nachdenklich drehte sich Layla um, und ging in Richtung Kaffee. Noch eine Sache mehr, die ihre Gedanken fesselte. Der Tag hatte es ganz schön in sich!
In der Cafeteria war Layla dann auch so geistig abwesend, dass sie der Kellner dreimal ansprechen musste, bevor sie es letztendlich auch mitbekam. Layla entschuldigte sich bevor sie ein großes Frühstück bestellte. Sie hatte Hunger bekommen. Sie würde wohl auf dem langen Flug über die Geschehnisse nachdenken müssen. Layla bestellte sich ein großes Frühstück mit extra viel Kaffee.
Dann sah sie sich in der Cafeteria um. Es bestand aus einem einzigen großen Raum. Die Stühle waren genau so unbequem, wie sie aussahen. Aber wenigstens war das Lokal sauber. Das eindrucksvollste an der Cafeteria war das große Panoramafenster mit einem atemberaubenden Blick auf die Landebahn, wo gerade unter ohrenbetäubendem Lärm eine 747 der Lufthansa startete. Ansonsten gab es nichts, das die Cafeteria wohnlicher gemacht hätte. Keine Bilder, kein Schmuck, nichts. Naja, typisch funktionell, dachte sich Layla. Sie konnte sich nicht vorstellen, hier arbeiten zu müssen. Es waren auch nur sehr wenige weitere Gäste anwesend. Ein Mann, der es offensichtlich eilig hatte, beschwerte sich lautstark darüber, dass der Kellner immer noch nicht bei ihm gewesen war, um abzukassieren.
Laylas Blick fiel auf einen Mann, der in einer der hinteren Ecken saß. Der sah sie auf eine Art und Weise an, der ihr einen Schauer den Rücken hinunterjagte. Nein, es war kein geiler Blick, sondern ein eher abschätzender, feindseliger Blick. Irgendwo hatte sie diesen Blick schon einmal gesehen. Da fiel es ihr siedend heiß ein. Der Hund, der sie vor kaum fünf Minuten attackiert hatte, hatte sie genau so angesehen. Was war da nur los? Lied sie jetzt schon unter Paranoia? Nein, das sicher nicht. Sie erwiderte den Blick des Mannes, gespannt, wie er sich jetzt verhalten würde. Dieser wendete den Blick jedoch nicht ab, obwohl es ihm klar sein müsste, dass Layla ihn bemerkt haben musste. Dabei zeigte sein Gesicht keine Regung. Kein Muskel zuckte. Es sah fast aus, wie eine Maske. In diesem Moment kam ihr Frühstück. Layla bezahlte dieses auch gleich. Die Erfahrung mit dem anderen Gast, der offensichtlich noch immer nicht sein Geld losgeworden war, zeigte ihr, dass dies wohl besser wäre.
Als sie den Blick zu dem seltsamen Mann zurückwendete, sah sie gerade noch, wie der wegging. Wäre es besser, wenn sie ihm folgen würde, fragt sich Layla. Leider hatte sie aber keine Zeit mehr dazu. Sie würde gerade noch in Ruhe ihr Frühstück verspeisen können, bevor sie durch die Passkontrolle musste. Durch die strengeren Richtlinien dauerte dies jetzt viel länger und Layla wollte nicht plötzlich hetzen müssen. Also machte sie sich über ihr Frühstück her, wie ein halb verhungerter Löwe. Nun, seid sie ein Werwolf war, war dies ihre Art zu essen. Ein Werwolf hatte einen wesentlich höheren Energieverbrauch. Sie brauchte also wesentlich mehr Kalorien. Sehr viel mehr. Das Essen konnte sie deshalb nicht mehr genießen. Es diente nur noch zur Energiezufuhr. Je nachdem, wie lange sie schon ohne diese Energiezufuhr geblieben war, konnte es sehr dringend werden. Es war ihr in ihrer Anfangszeit in Mexiko auch schon passiert, dass sie ein Tier hatte jagen müssen, das sie dann roh verzerrt hatte. Dies war zum Glück aber seither nicht mehr geschehen. Dies war eben der Preis, denn sie für die übermenschlichen Fähigkeiten bezahlen musste. Am höchsten war der Energieverbrauch natürlich in ihrer Werwolfgestalt. Da musste sie sich in sehr kurzen, sehr regelmäßigen Abständen Kalorien zuführen. Dies war dann auch eine der großen Probleme. Ging ihr in der Werwolfgestalt die Energie aus, musste sie sich in einen Menschen zurückverwandeln, egal, ob es ihr in diesem Moment genehm war, oder nicht.
Aus diesen Gründen konnte Layla auch gut und gerne das Doppelte bis Dreifache eines normales ausgewachsen Mannes verdrücken, ohne je richtig satt zu werden. Dabei nahm sie aber niemals zu.
Rasch beendete Layla ihr Frühstück. Nicht einmal ein Brotkrümel blieb zurück. Mittlerweile war es auch an der Zeit zu gehen, also nahm Layla ihre Tasche und ging in Richtung Sicherheitskontrolle. Da sah sie plötzlich wieder den Mann, der sie in der Cafeteria so ausgiebig beobachtet hatte. Also dann doch! Layla ging schnellen Schrittes auf den Mann zu, der auch keine Anstalten macht, zu fliehen. Er sah sie weiterhin mit diesem unheimlichen, maskenhaften Blick an. Er schien wie hypnotisiert durch Layla hindurch zu sehen. Layla spürte Wut in sich aufsteigen und beschleunigte ihren Schritt nochmals. Der Mann machte immer noch keine Anstalten zu fliehen. Da sah Layla einen weiteren Zollbeamten mit Drogenhund. Auch dieser Hund sah sie mit diesem unheimlichen Blick an. Diesmal, vielleicht weil Layla speziell darauf achtete, sah sie die Aggressivität, die von dem Hund ausging. Sie fühlte instinktiv, dass auch dieser Hund nahe daran war, sie zu attackieren. Was war denn da für eine Kacke am Dampfen, fragte sich Layla. Was wollten diese Gestalten von ihr? Und was bedeutete dieser unheimliche, leere Blick. Layla wollte jedoch keine weitere Attacke riskieren. Außerdem wurde ihr Flug gerade ausgerufen, sodass sie sich sputen musste, um noch durch die Passkontrolle und den Sicherheitscheck zu kommen. Also drehte sich Layla um und ging in Richtung Passkontrolle davon, jedoch stark verwirrt von den Vorkommnissen.
Zum Glück schien Layla direkt in eine Lücke an der Passkontrolle und im Sicherheitscheck hineinzulaufen, sodass sie noch gut in der Zeit lag, als sie am Gate ankam. Das Boarding hatte gerade erst begonnen.
*
Kurz später saß Layla auf ihrem Sitz und schloss die Augen. Sie hatte viel nachzudenken. Die Zigeunerin war ja schon recht seltsam gewesen, aber die Krone bildete dann doch das seltsame Verhalten der Hunde und des Mannes am Flughafen. Layla war sich sicher, dass sie sich das nicht einfach nur eingebildet hatte. Warum aber hatten es dann diese Geschöpfe auf sie abgesehen? Warum wollte plötzlich wieder jeder verhindern, dass sie in das Krisengebiet reiste? Warum wussten diese Menschen und Tiere überhaupt, dass sie sich auf den Weg gemacht hatte? Und wer steuerte dies?
Die Zigeunerin war ja scheinbar auf ihrer Seite, auch wenn sich da Layla noch nicht einhundertprozentig sicher war, aber die Hunde und der seltsame Mann, die waren ihr ganz offensichtlich nicht gut gesinnt. Warum aber nur? In was für ein Wespennest schien sie jetzt schon wieder zu stechen? Wie würde es weitergehen? Lauerten jetzt an jeder Ecke irgendwelche komische Gestalten, die sie daran hindern wollten, Mark zur Seite zu springen? Na, dann müssten die sich aber auf etwas einstellen! Da kamen Layla wieder die warnenden Worte der Zigeunerin in den Sinn. Jetzt bloß nicht überheblich werden, schimpfte sich Layla selbst aus. Sie durfte diese Tiere und Menschen nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn es am Flughafen für sie am Ende gut ausgegangen war. Dies verdankte sie aber nur ihren Werwolf Reflexen.
Layla öffnete die Augen und sah die Stewardess, die offenbar etwas zu ihr gesagt hatte, was sie aber wieder einmal nicht mitbekommen hatte. Wurde das jetzt zur Angewohnheit fragte sich Layla und lächelte die Stewardess entschuldigend an. Die lächelte zurück, dann fragte sie Layla, ob sie etwas trinken wollte. Layla bestellte sich den obligatorischen Tomatensaft. Warum hatte sie im Flugzeug immer solch einen Appetit auf Tomatensaft, obwohl sie den eigentlich gar nicht mochte?
Laylas Blick fiel auf einen Mann, der zwei Reihen vor ihr saß und ein mächtiges Déjà-vu befiel sie hinsichtlich auf ihren Flug nach Mexiko, als sie Antonio Gonzales, den Assistenten des Oberwerwolfs Sergio Alcazar das erste Mal gesehen hatte. Nein, dieser Mann hatte nichts mit der stattlichen Erscheinung von Antonio zu tun, vielmehr war er unscheinbar und schmächtig, ja fast blass. Was das Déjà-vu ausgelöst hatte, war der Blick, mit dem sie der Mann fixierte. Auch der Gedanke an den Mann im Flughafen von Zürich kam ihr wieder in den Sinn. Auch dieser Mann sollte sie offensichtlich überwachen. Aber die Layla von heute hatte mit der Layla von damals nicht mehr viel gemeinsam. Damals hatte es Antonio geschafft, sie nachdrücklich einzuschüchtern, heute machte sie dieser Blick nur wütend. Gut, im Flugzeug würde sie es natürlich nicht auf eine Konfrontation ankommen lassen, aber bei der Ankunft in Sao Paulo würde sie sich das Männlein zur Brust nehmen. Vorerst ließ sich Layla aber nichts anmerken, dass sie den Blick des Mannes bemerkt hatte. Sie holte sogar ihr Buch aus ihrer Tasche heraus, dass sie auf die Reise mitgenommen hat und begann zu lesen. Dabei ruhte aber immer ein halbes Auge auf dem Mann, der sie immer eindrücklicher und intensiver anglotzte. Wenn er so weiter machte, bekam er noch ein steifes Genick, dachte sich Layla. Ihre Wut wuchs durch diese Unverschämtheit ins Unermessliche.
Trotzdem ging der Flug dank ihres Buches, das ganz ausgezeichnet war, relativ schnell herum und so langweilte sich Layla praktisch überhaupt nicht. In sehr kurzer Zeit würde sie in Sao Paulo ankommen. Der Mann sah sie während des ganzen Fluges praktisch ohne Unterbrechung wie in Trance an. Layla fiel es immer schwerer, den Blick nicht zu erwidern. Selbst die Stewardess schien den Blick bemerkt zu haben und versuchte unauffällig, Layla auf den Mann aufmerksam zu machen. Layla stellte sich jedoch dumm. Sie wollte sich ihm jetzt noch nicht zu erkennen geben. Der Mann schien aber trotzdem diesen Wink verstanden zu haben und drehte sich nun doch letztendlich um. Layla war dies nur Recht. Der würde sich wundern, wenn Layla ihn am Flughafen in Sao Paulo in die Finger bekam. Sie sah noch einmal böse zu ihm hin, dann wollte sie den Blick abwenden, als ihr auffiel, dass der Mann zu zittern begann. Erst war es nur leicht zu spüren, dann schüttelte es ihn aber regelrecht durch. Auch sein Sitznachbar schien dies gespürt zu haben, denn augenblicklich kam der plingende Ton, der die Stewardess rief und Layla konnte erkennen, dass es tatsächlich aus der Reihe des Mannes kam. Die Stewardess kam auch schnell näher und als sie denn Mann sah, machte sie erst ein verblüfftes, dann ein erschrockenes und am Ende ein entsetztes Gesicht, bevor sie sich umdrehte und schnell nach vorne ging. Sekunden später kam sie mit dem Chefsteward zurück, der einen Erste Hilfe Koffer trug. Sie begannen den Mann zu untersuchen, aber nur kurz, dann rannte die Stewardess auch schon wieder hektisch nach vorne. Nur Sekunden später kratzte es in den Lautsprechern und der Kapitän fragte, ob ein Arzt an Board sei. Was war da passiert? Ausgerechnet der Mann, der sie so angestarrt hatte! War dies ein Zufall? Was sollte es denn sonst sein, versuchte sich Layla einzureden. Laylas Logik sagte ihr, dass es einer ist, ihre Instinkte sagten ihr, dass nicht. Was war denn dies wieder für ein vermaledeiter Tag? Heute schien wirklich alles um sie herum verrückt zu spielen.
Ein Mann näherte sich schnell. Es schien ein Arzt zu sein, der die Ansage gehört hatte. Er begann den Mann auch sofort zu untersuchen. In der Zwischenzeit schien das Flugzeug eine Schleife zu fliegen, um dem Arzt Zeit zu geben, den Mann zu behandeln. Der brauchte jedoch nicht lange, sondern richtete sich sehr schnell wieder auf und erklärte dem Chefsteward etwas. Die Stewardess, die gerade wieder zurückgekommen war, drehte sich sofort wieder um und rannte in Richtung Cockpit. Wiederum Sekunden später kratzte es abermals in den Lautsprecher und der Kapitän forderte die Passagiere auf, ihre Plätze einzunehmen und die Gurte zu schließen. Dann zog er das Flugzeug in eine scharfe Linkskurve. Einige Passagiere, die offensichtlich noch nicht angeschnallt waren, ließen Töne des Unmuts hören. Einige Frauen kreischten, was Layla fast dazu brachte, sich fremdzuschämen. Dann merkte Layla, dass das Flugzeug in einen Sinkflug übergegangen sein musste und zwar relativ schnell. Es musste also etwas Schlimmeres mit dem Mann geschehen sein. Layla blickte nochmals zu ihm hin und ihre Instinkte als Werwolf sagten ihr, dass der Mann nicht mehr zu retten sein würde, dass er wahrscheinlich schon die Landung nicht mehr erleben würde. Das konnte einfach kein Zufall sein, dass ausgerechnet die Person, die sie so eingehend überwacht hatte, so kurz vor der Landung ohne ersichtlichen Grund einfach starb. Fast schien es so, als ob sein einziger Lebenszweck gewesen sei, Layla zu überwachen und dass er jetzt, wo er nicht mehr gebraucht würde, sein Lebenslicht einfach ausblies, bevor er von Layla befragt werden konnte. Das war mehr als merkwürdig und jagte Layla einen gehörigen Schreck ein. Wer war die Kraft, die hinter dieser Überwachung stand? Höchstwahrscheinlich hatte diese Kraft auch die Hunde und den Mann im Flughafen von Zürich auf sie angesetzt? Wenn dies wirklich wahr war, dann musste diese Kraft sehr mächtig sein und die Zigeunerin hatte mehr als nur Recht, wenn sie sie warnte, nicht überheblich zu werden. Selbst ein Werwolf war sterblich. Außerdem wusste diese Kraft offensichtlich, dass Layla kam und hatte sie scheinbar voll unter ihrer Kontrolle. Was würde sie dann erst in Brasilien erwarten? Layla nahm sich vor, doppelt aufzupassen.