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Kapitel 11 Das Gerücht

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Andock-Pylon 3, Sky-Base Arcturus, Liegeplatz der D.C.S. Trafalgar

„Geben Sie uns fünf Minuten und wir geben Ihnen die Galaxis.“ Edgar Zoineman empfand das Motto seines Nachrichtensenders im Augenblick eher als Hohn. Er war einer der besten Korrespondenten dieses Medientitanen, der im gesamten Direktorat empfangen werden konnte, und er scheute im Grunde keine Gefahr, wenn es darum ging, einer Sensation auf die Spur zu kommen. Bei den Kämpfen um die Sky-Base Arcturus hatte er, mehr oder weniger freiwillig, in vorderster Front gestanden, dabei war einer seiner Kameramänner getötet worden, aber seine derzeitige Situation empfand er dennoch als ungemütlich.

An Bord eines Raumschiffes, selbst wenn es unter Beschuss stand, fühlte er sich noch relativ sicher und Höhen machten ihm nichts aus, solange er ein Geländer packen konnte, dass ihm bis zur Brust reichte, doch das freie Schweben im Weltraum bereitete ihm eine Furcht, die er kaum bändigen konnte.

„Verflucht, konzentriere dich auf deinen Job und nicht auf das endlose Nichts“, murmelte er zu sich selbst. „Dir kann nichts passieren. Der Pylon ist nur ein paar Meter entfernt und wenn ich die Notfalltaste drücke, ist in ein paar Minuten ein Rettungsteam bei mir. Nein, nein, nein, ich werde die verfluchte Taste nicht drücken. Kein Grund zur Panik.“

Diesmal war kein Kamerateam bei ihm und er trug auch keinen auffälligen „Presse“-Aufnäher an seinem Raumanzug. Es war nicht einmal sein Raumanzug, sondern der eines gewöhnlichen Arbeiters, den er sich „ausgeliehen“ hatte. Nun, keines ganz gewöhnlichen Arbeiters. Es war der Anzug eines jener Spezialisten, die für Außenarbeiten im Weltraum eingesetzt wurden. Es war eine deutlich schwerere Ausführung als die üblichen Einteiler, die man als Borduniform trug und die mit wenigen Handgriffen in einen Raumanzug verwandelt werden konnten. Diese Ausführung besaß zusätzliche Polster und eine Flex-Panzerung, die den Träger vor Verletzungen schützen sollten. Nicht allein vor jenen, die man sich selbst durch Fehler oder Materialversagen zufügte. Nein, Zoineman schwebte im Weltraum und das All war keineswegs leer, sondern angefüllt mit Strahlung, kosmischem Staub und Meteoriten. Vor allem die Meteoriten bereiteten dem Pressemann Unbehagen. Es gab Kleinst- und Mikrometeroriten, nicht größer als ein Schraubenkopf, die einen Anzug oder Helm durchschlagen und einen Menschen töten konnten. Mit etwas Glück erwischte es dann nur eine Extremität und die Selbstabdichtungsmanschetten des Anzugs retteten einem das Leben. Einen Arm oder ein Bein konnte man voll funktionsfähig nachwachsen lassen, auch wenn die Prozedur Monate währte, aber bei einem Kopf war das nicht möglich und Edgar schätzte den Wert dieses Körperteils durchaus hoch ein.

Dennoch hatte es ihn hinausgetrieben. Über den Andock-Pylon 3, an dem die D.C.S. Trafalgar verankert lag. Das legendäre Trägerschlachtschiff mit der Flottenregisternummer „05“ war das eigentliche Flaggschiff von Hoch-Admiral John Redfeather und wurde, nach den Schäden mehrerer Gefechte, noch immer instandgesetzt.

Eigentlich länger, als zu erwarten gewesen wäre, und so war Edgar Zoineman aufgeschreckt worden, als ihm das Gerücht zu Ohren kam, auf dem Rumpf des Schiffes werde intensiv gearbeitet. Von einer sehr kleinen und verschwiegenen Gruppe von Spezialisten, die man angeblich von Mars Military Industries zum Arcturus geholt hatte.

Das war eher ungewöhnlich und hatte Zoinemans Aufmerksamkeit erregt. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er da etwas Besonderem auf der Spur war und so hatte er behutsam versucht, mehr zu erfahren. Doch das Einzige, was er nach spendablem „Ermunterungsgeld“ herausfand, war, dass man angeblich an der Kommunikationsanlage und einem neuen Scanner für die Trafalgar arbeite.

„Erzählt das einem anderen Idioten“, hatte Zoineman zu sich selbst gesagt. „Für solche Kinkerlitzchen holt man keine Typen von MMI, sondern die üblichen überteuerten Spezialisten. Aber keine von MMI, so wahr ich Edgar Zoineman heiße.“

Er entschloss sich, der Sache selber auf den Grund zu gehen, und so schwebte er nun vom Oberteil des Pylons 3 gemächlich hinüber zu dem riesigen Rumpf des Trägerschlachtschiffes.

In der Basis sowie an den Pylonen und den dort liegenden Navy-Schiffen wurde rund um die Uhr gearbeitet. Es galt keine Zeit zu verschwenden, um die beschädigten Schiffe möglichst rasch einsatzbereit zu machen oder mit Updates zu versehen. Zoineman fiel nicht auf. Er war einer von Hunderten von Außenarbeitern, die hier draußen tätig waren. Dazwischen huschten FLVs und Arbeitsplattformen umher, die Menschen oder Material beförderten. An einigen Stellen waren die großen mobilen Kräne zu sehen. Die künstliche Schwerkraft des Shriever-Systems erleichterte die Arbeit im Weltraum und die Kräne wiederum erleichterten das Bewegen größerer oder schwererer Lasten. An etlichen Schiffen mussten die Rümpfe ausgebessert werden. An einem anderen Trägerschlachtschiff, der D.C.S. Nakashima, hob ein Kran gerade eine vollständige Railgun-Kuppel in ihre Bettung.

Wahrscheinlich hätte Zoineman auf diesen Weltraumspaziergang verzichtet, wäre es nicht ausgerechnet um die Trafalgar und deren Oberseite gegangen, denn dieses Schiff unterschied sich auf einzigartige Weise von den anderen Trägerschlachtschiffen. In der Mitte der Oberseite, ein wenig nach hinten versetzt, befanden sich die Überreste dessen, was in den Geschichtsbüchern des Direktorats als „Planetenkiller“ bezeichnet wurde.

Einst hatte die Solare Föderation den Beschluss gefasst, die aufsässigen Kolonialwelten zu besiegen, in dem man ihnen aufzeigte, welche Folgen ein fortdauernder Widerstand haben würde. Man konstruierte eine Waffe, die jeden Planeten vernichten konnte. Doch als man nach einer Demonstration tatsächlich eine der besiedelten Welten angreifen wollte, kam es auf der Trafalgar und anderen Einheiten der Solaren Flotte zur Meuterei und zur Verbrüderung mit den Kolonisten. Die Föderation wurde förmlich hinweggefegt und durch das Direktorat ersetzt. In der neuen Sky-Navy war kein Platz für einen Planetenkiller. Doch als stete Mahnung wollte man die Waffe nicht vernichten, sondern lediglich funktionsunfähig machen.

Nun wollte Edgar Zoineman in Erfahrung bringen, ob die alte Waffe auch weiterhin unfähig war, ihren ursprünglichen Zweck zu erfüllen. Immerhin herrschte Krieg, das Direktorat war nicht gerade auf der Siegerstraße und in solchen Situationen griff man oftmals nach jedem verfügbaren Mittel.

Zoineman benutzte die Luftdüsen des Anzugs, um den Abstand zwischen Pylon und Schiff zu überwinden und sich dann dicht über der Oberfläche der Trafalgar zu halten. Nur wenige Dutzend Meter über ihrer Rumpfpanzerung schwebend, wirkte sie noch weitaus größer und bedrohlicher als aus einigem Abstand. Fünf Kilometer lang, anderthalb breit und einen hoch, war sie sogar noch größer als die riesigen Schlachtschiffe der Norsun.

Er schwebte an einigen beleuchteten Sichtluken und Aufbauten vorbei. Dann passierte er eine der Railgun-Kuppeln. Mit ihren dreißig Metern Durchmesser und fünfzehn Metern Höhe nahm sie sich wie eine kleine Blase auf dem Rumpf aus.

Zoineman sah weiter hinten den neuen, hoch aufragenden Turm, an dessen Spitze sich die Schüssel mit dem Nullzeit-Scanner befand. Ein gleichartiger Turm befand sich an der Unterseite, so dass die Trafalgar in der glücklichen Lage war, keinen „blinden Fleck“ in ihrer Rundum-Erfassung fürchten zu müssen, es sei denn, ein Objekt befand sich, wie Edgar Zoineman, ganz dicht über ihrer Oberfläche.

„Verfluchter Mist“, knurrte er verdrießlich nach einem erneuten Rundblick. „Ich muss höher, damit ich mehr sehe.“

Das gefiel ihm nicht, denn damit geriet er in jenen Bereich, in dem sich üblicherweise keine Arbeiter herumtrieben, doch ihm blieb keine Wahl. Er musste sich orientieren und sehen, wo im Augenblick gearbeitet wurde. Arbeitsleuchten und Scheinwerfer der Trafalgar waren eingeschaltet, doch Edgar wollte wissen, wo er das Leuchten der typischen Helmlichter sah.

Er hatte nicht viel Übung mit der Handhabung des Antriebs. Prompt schossen ihn die Luftdüsen steil nach oben und er hatte Mühe, sich wieder in die geplante Höhe zu bringen. Wer ihn beobachtete, der musste ihn für einen wild gewordenen Gummiball halten, bis er endlich rund dreißig Meter über der Rumpfoberfläche schwebte. Erneut orientierte er sich und brachte sich die Aufnahmen der Trafalgar in Erinnerung. Dann sah er die übergroße Kuppel des Planetenkillers und die fast vierhundert Meter lange Stützkonstruktion, auf der sein Lauf ruhte. Vorsichtig betätigte der Journalist die Düsen und trieb näher.

Im Grunde war der Planetenkiller nichts anderes als eine überdimensionierte Railgun. Die Waffe beruhte auf dem Prinzip, einen metallenen Bolzen durch elektromagnetische Felder zu beschleunigen, so dass diese die Mündung mit beinahe Lichtgeschwindigkeit verließen. Dazu trug ein kleiner Cherkov-Antrieb am Ende des Projektils bei, so dass es, beim Aufschlag auf das Ziel, relative Überlichtgeschwindigkeit aufwies. Dies wurde noch zusätzlich verstärkt, indem das Trägerschlachtschiff selbst auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigte und das Ziel, entgegen dessen Umlaufbahn um die Sonne, anflog.

Der dreikantige Bolzen benötigte keine Sprengladung. Er war zehn Meter lang, besaß eine Kantenlänge von einem Meter und bestand aus reinem Tri-Stahl. Beim Aufprall setzte er seine Masse schlagartig in Energie um.

Bei dem einzigen Schuss, der jemals auf einen unbewohnten Planeten abgegeben worden war, erwies sich die Wirkung als verheerend. Die Wissenschaftler waren sich immer noch nicht einig, ob der Bolzen damals die Planetenkruste durchschlagen und weiträumig aufgerissen hatte oder es zu einem Kernbrand in der Lufthülle gekommen war. Das Resultat waren jedenfalls die vollständige Vernichtung und die Bildung eines neuen Asteroidenfeldes gewesen, dessen Trümmer noch immer auseinanderdrifteten.

Zoineman hielt den Atem an. An einer Seite des überdimensionierten dreikantigen Laufes waren Lichter zu sehen, die sich bewegten. Blaues Gleißen verriet Schweißarbeiten.

„Ich will verdammt sein“, murmelte der Reporter. „Also doch.“

In diesem Augenblick verfluchte er, keine Kamera mitgenommen zu haben. Er konnte lediglich die benutzen, die in den Arbeitsanzug eingebaut war und die keine so hervorragende Qualität bot wie das Pressemodell. „Na schön, ein wenig weiter ran, dann wird es schon gehen.“

Niemand schien auf ihn aufmerksam zu werden und so ließ er sich nähertreiben.

Jetzt konnte er erkennen, dass die äußere Ummantelung des Laufes teilweise entfernt worden war. Ohne Zweifel wurde dort an einigen elektromagnetischen Beschleunigern gearbeitet, die in ihrer Form einer Triangel ähnelten und den gesamten Innenlauf durchzogen.

„Ich will verdammt sein“, wiederholte Zoineman unbewusst. „Die machen doch tatsächlich diesen verfluchten Planetenkiller wieder scharf. Mann, ist das ein Ding! Der Hoch-Redakteur wird Rad schlagen. Himmel, wenn ich das berichte, dann ist mir der Pulitzer sicher.“

„Ich hoffe doch, wir stören nicht, Mister.“ Zoineman schrak zusammen, als er die Stimme über den Helmfunk hörte. „Aber dieser Anzug wird gesucht.“

Der Reporter wandte sich umständlich um und sah zwei gepanzerte Sky-Trooper, an deren Kampfanzügen Flugmodule angebracht waren. Instinktiv hob er die Hände, denn die leuchtenden Dioden an den M73-E verrieten, dass die Karabiner schussbereit waren. „Äh, hallo, Leute. Kann sein, dass ich mich ein wenig verflogen habe.“

„Nun, Mister, wer auch immer Sie sind, Sie sind jedenfalls nicht der, der eigentlich in diesem Anzug stecken sollte. Wenn Sie nun so freundlich wären, Ihre Helmscheibe auf volle Transparenz zu schalten und sich zu identifizieren?“

Edgar Zoineman drückte vorsichtshalber die Notfalltaste, doch er hörte nicht das beruhigende Piepen, mit dem das Rettungszentrum den Erhalt des Notsignals normalerweise bestätigte.

Der Sprecher der beiden Trooper ließ ein leises Lachen hören. „Frequenzstörung, Mister. Geringe Reichweite, reicht aber aus, dass niemand außer uns einen Pieps von Ihnen hört.“ Die Mündung eines Karabiners bewegte sich einige Zentimeter in Zoinemans Richtung. „Sicherlich haben Sie von dem Anschlag auf die Blackwing gehört. Ich würde Ihnen daher empfehlen, sich sofort zu identifizieren, bevor wir annehmen müssen, dass Sie ähnlichen Unfug beabsichtigen.“

Edgar Zoineman fügte sich in das Unvermeidliche und schaltete die Helmscheibe auf freie Durchsicht. „He, Leute, kommt, ihr müsst mich kennen. Ich bin es. Edgar Zoineman. Ihr wisst doch … Geben Sie uns fünf Minuten und wir geben Ihnen die Galaxie.“

„Grundgütiger“, kam es von dem anderen Trooper. „Ich weiß ja nicht, was schlimmer ist. Dieser Zoineman oder ein Saboteur der Negaruyen.“

„Nun, Mister Zoineman, auf jeden Fall werden Sie uns zur Sicherheitszentrale begleiten müssen. Major Schwertfeger wird sich gewiss dafür interessieren, warum Sie sich hier draußen herumtreiben.“

„Hören Sie, Mann, ich bin ein freier Bürger und dazu Vertreter der freien Presse. Es gehört nun einmal zu meinem Job, hier ein bisschen herumzufliegen.“

„Nicht in einem Sperrgebiet, Mister, und schon gar nicht in einem gestohlenen Raumanzug.“

„Er ist nur geliehen“, knurrte der Reporter.

„Schön, das ist beruhigend für den Eigentümer. Aber Sie werden jetzt Ihre Aufmerksamkeit dem Major widmen.“ Ein Wink mit dem Karabiner. „Ich zeige Ihnen gerne den Weg und mein Kamerad wird sicherstellen, dass Sie sich unterwegs nicht verlaufen.“

Während die kleine Gruppe über das Oberdeck der Trafalgar schwebte, nahm der führende Trooper Verbindung mit der Sicherheitszentrale auf. „Controller, hier ist Corporal Sedgewick von Außenpatrouille Sieben. Wir haben hier Mister Zoineman in einem gestohlenen Raumanzug im Sperrgebiet über der Trafalgar festgenommen und bringen ihn zur Security. Da es sich um Zoineman handelt, wird der Major wahrscheinlich mit ihm reden wollen.“

„Positiv, Außenpatrouille Sieben“, kam die Erwiderung. „Ich verständige den Major. Außenpatrouille Acht erhält Order, Ihren Sektor zu übernehmen.“

Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis man Zoineman in einen der kleinen Interview-Räume führte, in denen Befragungen durchgeführt wurden. Ein junger weiblicher Ensign in der Uniform der Navy-Security nahm den Bericht des Corporals entgegen. Nachdem die Soldaten abgetreten waren, bot sie Zoineman eine Erfrischung an, welche dieser jedoch in grimmigem Schweigen ablehnte.

Der Raum war klein und zweckmäßig eingerichtet und das einzig Erbauliche, so fand der Reporter, war ein prachtvoller Kaktus in einem Pflanzkübel. Wobei dessen beeindruckende Stacheln den Eindruck von Behaglichkeit stark relativierten.

Die beiden mussten eine weitere halbe Stunde warten, bis sich die Tür endlich öffnete. Zoineman war nicht einmal erstaunt, als nicht nur Major Saundra Schwertfeger, sondern auch Hoch-Admiral John Redfeather eintraten.

Der Reporter der Galactic News kam zur Sache, noch bevor der Admiral den Mund öffnete. „Sie bereiten den Planetenkiller vor. Sie planen den Massenmord an den Negaruyen.“

„Ja“, gab John unumwunden zu und als Zoinemans Unterkiefer überrascht nach unten klappte, fügte er lächelnd hinzu: „Wobei es mir allerdings lieber wäre, wenn wir diese entsetzliche Waffe nicht einsetzen müssten.“

„Ein Volk auszulöschen, ist durch nichts zu entschuldigen, gleichgültig, wie verzweifelt die Lage auch sein mag“, stieß der Reporter grimmig hervor. „Der Genozid betrifft auch die Unschuldigen, Admiral. Macht es Ihnen so wenig aus, kleine Babys zu ermorden?“

„Mister Zoineman, ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen.“ Der Admiral wurde ernst. „Ich lade Sie ein, exklusiv von Bord der Trafalgar zu berichten. Sie dürfen über alles, was Sie dort erleben, uneingeschränkt berichten.“

„Über alles? Verdammt, Admiral, ich schwöre Ihnen, wenn Sie diesen Killer einsetzen, dann lasse ich kein gutes Haar an Ihnen. Dann stelle ich Sie im gesamten Direktorat an den Pranger.“

„Sie haben das Recht auf Ihre freie Meinung und auch darauf, diese kundzutun, Mister Zoineman.“

Der Reporter sah den Oberbefehlshaber der Streitkräfte misstrauisch an. „Und wo ist der Haken? Erzählen Sie mir jetzt nicht, dass es keinen Haken gibt.“

„Der Haken besteht darin, dass Sie über alles Stillschweigen bewahren müssen, bis der Einsatz der Trafalgar beendet ist.“

„Das würde mich zum Mittäter machen“, knurrte Zoineman. „Nein, dem kann ich nicht zustimmen. Die Bevölkerung des Direktorats hat ein Recht zu erfahren, was Sie hier planen.“

„Sie werden nicht zum Mittäter, Mister Zoineman.“ Das Lächeln des Admirals vertiefte sich. „Falls Sie nicht einwilligen, dann lasse ich Sie unter Arrest stellen und in die Bilge der Trafalgar schaffen.“

Im klassischen Sinne der nassen Seefahrt war die Bilge jener Bereich eines Schiffes, der direkt über seinem Kiel lag und in den stets Wasser eindrang, welches abgepumpt werden musste. Ein dunkler, feuchter und gefährlicher Aufenthaltsort, in den man einst mit Vorliebe Meuterer und andere Gefangene sperrte. Natürlich gab es eine solche Bilge nicht an Bord der Raumschiffe und man würde Zoineman in ein bequemes Quartier bringen, dennoch …

„Das wagen Sie nicht“, zischte der Reporter. „Das wäre Freiheitsberaubung.“

„Es ist Krieg“, hielt John knapp dagegen. „Und die Verantwortung für Ihren Arrest würde ich bereitwillig auf mich nehmen. Nun, Mister Zoineman, haben wir einen Deal?“

Der Blick von Edgar Zoineman war ausgesprochen düster. „Na schön, ich willige ein. Aber ich werde später über alles berichten. Schonungslos, Admiral. Auch über Ihre Drohung.“

„Selbstverständlich, Mister Zoineman. Wenn Sie gestatten, dann wird der Ensign Sie zu Ihrem Quartier begleiten. Dort können Sie ein paar Sachen packen und meinethalben auch Ihr Kamerateam informieren. Anschließend schiffen Sie sich auf der Trafalgar ein.“

Als der Ensign und Zoineman den Raum verließen, sah Major Saundra Schwertfeger den Hoch-Admiral nachdenklich an. „Das hat ja schon einmal bestens geklappt, Sir. Er ist direkt auf das von uns ausgestreute Gerücht angesprungen, wir würden am Planetenkiller arbeiten.“

Erneut lächelte er sanft. „Ich hoffe nur, der Plan funktioniert weiterhin so gut. Sie wissen ja, was davon abhängt und dass nur eine Handvoll Leute eingeweiht sind.“

„Jeder weiß, um was es dabei geht, Sir, und jeder wird eisern schweigen.“

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