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Kapitel 5 Der schützende Schild der großen Mutter

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Ratsversammlung, hoher Rat des Direktorats, Mars-Central, Mars, solares System

Der Turm des hohen Rats, im Zentrum der Direktoratshauptstadt Mars-Central, hatte bei dem Angriff auf den Mars keinerlei Beschädigung erlitten. Wenn man von einigen Lücken in der Silhouette der Stadt absah, waren die sichtbaren Schäden behoben. Alle Trümmer waren beseitigt worden, die Toten geborgen, die Verletzten versorgt und das normale Leben war, zumindest äußerlich, wieder zurückgekehrt. Innerlich saß der Schock bei den Bewohnern tief, denn seit über hundertfünfzig Jahren war keine von Menschen besiedelte Stadt mehr in einem solchen Ausmaß von Gewalt betroffen gewesen, wenn man von Regan III. absah, welches vor Jahren irrtümlich von den Norsun attackiert worden war. So drängten die Menschen auf dem Mars nun nach dem Ausbau der Sky-Navy und nach einer starken Raumverteidigung des Planeten.

Von den großen besiedelten Systemen kamen Güter und Lebensmittel herein, um die Produktionsausfälle auf dem Mars auszugleichen. Fieberhaft wurde an den Agrarfarmen, Fertigungsanlagen und den Orbitalwerften gearbeitet. Ein neues Satellitennetz stand vor seiner Vollendung und es gab wieder zwei Upper Area Controls, die den Raumverkehr überwachten und regelten.

Ebenso eifrig wurde an der neuen Akademie der Streitkräfte gebaut. Sie würde deutlich größer als ihre Vorgängerin werden. Neben der Baustelle waren zwei Container- und Kuppeldörfer entstanden: eines für die Arbeiter und eines für einen Notbetrieb der Schulungsstädte, neben dem auch ein provisorisches Landefeld angelegt worden war.

All dies geschah unter den wachsamen Augen der Norsun.

So sehr der Schutz der Norsun die Menschen auch beruhigen mochte, da kein erneuter Angriff der Negaruyen zu befürchten schien, so beunruhigend war zugleich die Tatsache, dass man auf den Schutz durch die Bündnispartner angewiesen war. Immerhin führte dieses Unbehagen endlich zu einer überwältigenden Mehrheit im hohen Rat des Direktorats, dass der Wiederaufbau und Ausbau der Sky-Navy absoluten Vorrang genießen musste.

An diesem Tag war wieder einmal eine Vollversammlung des hohen Rats einberufen. Zwei besondere Gäste waren eingetroffen. Die kleine Mutter Gerrun, deren Flotte die Menschen schützte und die ihnen fraglos freundlich gesonnen war, und das Höchst-Wort Gordon-Gor, Oberbefehlshaber aller Streitkräfte der großen Mutter und bestenfalls ein sehr fragwürdiger Verbündeter. Gordon-Gor würde die kleine Mutter mit höchstem Respekt behandeln müssen, dennoch wussten alle Beteiligten, dass ihre Flotte dem Oberbefehl der großen Mutter unterstand. Die gelegentlich nur mühsam verborgene Feindseligkeit von Gordon-Gor ließ Schlimmes befürchten, zumal sich die Menschheit in keiner starken Verhandlungsposition befand.

Am frühen Morgen war die D.C.S. Saratoga eingetroffen. Das Trägerschlachtschiff brachte Hoch-Admiral John Redfeather, Hoch-General Omar ibn Fahed, die Hoch-Koordinatorin Candice Bergner und den Wissenden Sker-Lotar, die an der Versammlung teilnehmen sollten. In Begleitung des derzeitigen Flottenflaggschiffs kam der APS-Kreuzer D.S. Orion, auf dessen Modifikation große Hoffnungen gesetzt wurden.

Der Saal des hohen Rats war sorgfältig hergerichtet worden. Er lag in der Äquatorebene der großen abgeflachten Kugel, die den Turmbau des Ratsgebäudes krönte. Dieser mehrere Kilometer hohe Turm saß auf einem flachen, scheibenförmigen Basisgebäude, welches der Öffentlichkeit zugänglich war und wo sich jeder Bewohner des Direktorats mit seinem Anliegen an seinen Vertreter im hohen Rat wenden konnte. Eine kleine Abteilung Sky-Trooper, in prächtiger Paradeuniform und mit traditionellem Säbel, bildete die Ehrenwache, eine weitere Abteilung, allerdings in voller Kampfausrüstung, schützte den Turmaufbau und die krönende Kugel, auf deren abgeflachter Oberseite nur jene Fahrzeuge landen durften, die den hohen Räten als Zubringer dienten. Heute gesellten sich ein FLV der Navy und eine Dreikugel der Norsun hinzu.

Der Saal nahm die gesamte Ebene ein. Seine Außenseite bestand aus selbsttönenden Panoramascheiben, die einen fantastischen Ausblick auf Mars-Central gestatteten. An einer Seite des Innenraums stand das Rednerpult, davor, im Zentrum, das riesige in den Boden eingelegte Logo des Direktorats. Darüber konnte eine holografische Kugel jede beliebige Datei wiedergeben. Die bequemen Polstersitze der Ratsmitglieder waren in hintereinander ansteigenden Reihen angeordnet. Jeder Sitz verfügte über eine Steuerungseinheit für den Holoprojektor, ein Abstimmungsmodul, Kopfhörer, Mikrofon und Norsun-Translator sowie eine Abstellmöglichkeit für Getränke und kleine Stärkungen. Dazwischen erhoben sich flache Pflanzenkübel. Alle Pflanzen waren sorgfältig untersucht worden. Jene, die möglicherweise Allergien bei den Gästen auslösen konnten, waren entfernt. Ein zusätzlicher Getränkespender für Orangensaft war angeschlossen worden, da man von Sker-Lotar wusste, wie sehr die Norsun dieses Getränk schätzten. Der Raum war in hellen und angenehmen Farben gehalten, das Licht indirekt und nicht blendend.

Eine Ehrenwache und die ausführenden hohen Räte Mbuto Sangales und Bao Wang empfingen die drei Norsun und geleiteten sie in den Ratssaal, wo sich alle respektvoll erhoben, um die hohen Gäste zu begrüßen.

Norsun kannten, abgesehen von ihren Raumanzügen, keine Bekleidung und auch keine Rangabzeichen. Als höfliche Geste den Menschen gegenüber, hatten die kleine Mutter Gerrun, ihr Hoch-Wort Kentor-Ger und das Höchst-Wort Gordon-Gor Westen angelegt, die reich mit Zierrat bestickt waren. Gordon-Gor schien seinen Rang noch durch eine zusätzliche Schärpe sowie sehr üppige, fantasievolle Zeichen und Symbole betonen zu wollen. Jene Menschen, die ihm bereits persönlich begegnet waren, verwunderte das nicht. Im Gegensatz zu der breiten Mehrheit der Norsun ordnete er sich nicht ausschließlich den Bedürfnissen des Volkes unter, sondern vertrat, mehr oder weniger offen, auch durchaus eigene Interessen.

An diesem Tag hatte Bao Wang den Vorsitz des Rates. Wie Mbuto Sangales hatte auch er eine besondere Funktion inne. Es gab insgesamt fünf ausführende Räte, welche bevollmächtigt waren, in Krisensituationen gültige Direktiven zu erlassen, die erst nachträglich durch Mehrheitsbeschluss des gesamten hohen Rates bestätigt werden mussten. Damit umging man die oft endlosen Debatten, bis endlich eine Entscheidung gefällt wurde, wenn es auf Schnelligkeit ankam.

In letzter Zeit beobachteten Mbuto Sangales und John Redfeather den hohen Rat Wang mit einem gewissen Unbehagen. Bao Wang war für die sogenannte schwarze Flotte zuständig, einer starken Streitmacht aus ehemaligen Kreuzern und Schlachtschiffen der Piraten der vernichteten schwarzen Bruderschaft, deren Schiffe man erobert und modernisiert hatte. Nun hatte Wang sie zu Privateigentum im Dienste einiger der großen besiedelten Sternensysteme erklärt und sie damit dem direkten Befehl der Sky-Navy entzogen. Die Weigerung, sie zum Schutz des Mars einzusetzen, hatte für böses Blut zwischen den Vertretern der „großen“ und der „kleinen“ bewohnten Systeme geführt. Sangales und Redfeather hatten die Wogen durch einen Kompromiss geglättet, denn der Krieg gegen die Negaruyen duldete keine Zwistigkeiten.

Sangales und Redfeather waren sich auch in ihrer Befürchtung einig, dass Bao Wang weniger an der Einigkeit des Direktorats, als vielmehr an der Stärkung einiger ausgewählter Systeme interessiert schien. Beide hatten das unangenehme Gefühl, dass Bao Wang eine Spaltung des Direktorats anstrebte, zumindest aber Sonderrechte für die Welten, die er vertrat. Ähnliches hatte einst zum kolonialen Krieg geführt, der mit dem Sturz der Solaren Föderation endete und zur Gründung des Direktorats führte. So hofften sie, die Situation weiter entschärfen zu können, denn die Menschheit hatte nur dann eine Überlebenschance, wenn sie geeint war und nicht zerfiel. Kein leichtes Unterfangen, denn dank des Hiromata-Antriebs gab es immer mehr Gruppen, die nach eigenen Vorstellungen zwischen den Sternen leben wollten. Der hohe Rat war der Versuch, sie alle in einer demokratischen Vertretung und einem Minimum gemeingültiger Regeln, der Direktiven, zu einen.

Nach einer kurzen Begrüßung, in der Bao Wang betonte, wie dankbar die Menschheit für den Schutz der Norsun sei und wie sehr er es bedauere, dass die Sky-Navy kaum in der Lage sei, diesen zu gewährleisten, übergab er das Mikrofon an Gordon-Gor.

Die beiden Hoch-Offiziere konnten inzwischen die Mimik und Gestik eines Norsun, dank Sker-Lotar, relativ gut deuten und registrierten, dass die kurze Ansprache von Bao Wang dem Höchst-Wort geschmeichelt hatte. Auch die kleine Mutter Gerrun und ihr Flottenbefehlshaber Kentor-Ger hatten mehrfach ihre Kopffühler zustimmend nach vorne gelegt.

„Es ist der großen Mutter ein bedürftiges Bedürfnis, den verbündeten Menschenwesen die hilfreiche Hilfe ihrer schützenden Hand reichlich zu überreichen“, erklärte das Höchst-Wort. „Daher hat die große Mutter mit gütiger Güte der kleinen Mutter Gerrun gewahrlich gewährt, die Stachel der großen Mutter durch die Stachel der kleinen Mutter vertretend zu vertreten. Durch den beklagenswert beklagten Zustand der menschlichen Stachel, deren schwächliches Vermögen unleugbar nicht zu leugnen ist, folgt die große Mutter dem gütlichen ratenden Rat ihres wortführenden Befehlshabers aller Stachel und erwartet die rasche bauliche Errichtung einiger Stachelhorste im umfassenden Gebiet der Menschenwesen. Nur auf diese Weise kann eine rasche hilfreiche Hilfe im umfassenden Gebiet der Menschenwesen zugreifend gewährleistet werden.“

Mbuto Sangales und John Redfeather warfen sich einen Blick zu. Bereits bei den Verhandlungen zum Bündnisvertrag und dem Technologietransfer auf der Outer-Rim-Station hatte Gordon-Gor den Versuch unternommen, die Errichtung von Norsun-Basen im Direktoratsgebiet durchzusetzen. Dank der Hilfe der kleinen Mutter Gerrun und der kleinen Mutter Sogares war es jedoch gelungen, dies abzuschmettern. Nun hatte Gordon-Gor offensichtlich den Angriff der Negaruyen zum Anlass genommen, der großen Mutter erneut den Vorschlag für Stützpunkte zu unterbreiten.

John Redfeather und Mbuto Sangales sahen sich besorgt an und in den Reihen der hohen Räte war Getuschel zu vernehmen.

Bao Wang machte Gordon-Gor auf die Wortmeldung des hohen Rates Arnus Magnusson aufmerksam, der ein unverhohlener Gegner aller Fremdwesen war. „Das hat den üblen Beigeschmack von Protektorat oder sogar Okkupation“, sagte Magnusson mit schneidender Stimme. „Zumal unsere grünen Freunde im All schließlich über die Schwingungs-Technologie verfügen und somit innerhalb von Stunden von jedem Punkt des Weltalls zu einem in Not befindlichen System vorstoßen können. Ich sehe keinerlei Notwendigkeit für Flottenbasen der Norsun im Hoheitsgebiet des Direktorats.“

„Hört, hört“, war zustimmendes Gemurmel zu hören.

Der hohe Rat Kenduke, stets um die Beschwichtigung der Gemüter bestrebt, erbat das Wort. „Ich kann den Wunsch der großen Mutter durchaus nachvollziehen, denn die unmittelbare Nähe von Flottenbasen unserer Freunde würde sicherlich zu vermehrtem Kontakt zwischen unseren Völkern führen. Allerdings muss ich dem Kollegen Magnusson beipflichten, dass der hohe Aufwand an Ressourcen und Arbeitskräften, die zum Errichten von Flottenbasen erforderlich wären, in Anbetracht der herausragenden Schwingungstechnologie der Norsun nicht zu rechtfertigen wäre. Diese Ressourcen und Arbeitskräfte sollten besser in den Aufbau unserer Sky-Navy investiert werden.“

„Die auf Jahre nicht in der Lage sein wird, unseren Schutz zu garantieren“, wandte Bao Wang ein. Der Ratsvorsitzende sah John auffordernd an. „Hoch-Admiral John Redfeather ist sicher in der Lage, uns dies aus der Sicht des militärischen Fachmanns zu erläutern. Nun, Hoch-Admiral, kann die Navy den Schutz des Direktorats garantieren?“

John erhob sich und aktivierte das Mikrofon seines Platzes. „Selbst die gewaltige Flotte der Norsun könnte keinen umfassenden Schutz garantieren. Im Weltraum gibt es keine festen Grenzen und dank des Nullzeit-Antriebs kann ein Gegner jederzeit in einem beliebigen Sonnensystem mit ganzer Stärke auftreten und hätte es über Stunden, bis Hilfe eintrifft, nur mit den Schiffen zu tun, die zum Schutz des Systems in diesem stationiert sind. Wir wissen von den Negaruyen, dass sie noch immer über mehrere Hundert schwere Kampfschiffe verfügen, und was ein Blitzangriff bewirken kann, das haben wir ja im solaren System erlebt. Wir müssten selbst Hunderte von Schiffen in jedem besiedelten System stationieren, um dieser Gefahr begegnen zu können und jeder hier im Saal kann sich wohl vorstellen, dass das unmöglich ist.“

„Stechende Stachel der großen Mutter sind von zahlreicher Zahl“, warf Gordon-Gor in den Raum.

Das Zittern seiner Fühler und leise klickende Laute schienen John Redfeather auf das Amüsement des Höchst-Wortes hinzudeuten. „Arroganter Kerl“, murmelte er und vergaß dabei das eingeschaltete Mikrofon.

Im Raum war Gelächter zu hören. Bao Wang sah John scharf an. „Der Hoch-Admiral weicht der Beantwortung meiner Frage aus. Ist die Navy in der Lage, unseren Schutz zu garantieren, oder ist sie das nicht?“

„Selbstverständlich nicht“, knurrte John verbittert. „Die Situation kann sich aber, auch dank der Hilfe unserer verbündeten Norsun, rasch ändern. Dank des Technologietransfers ist es uns gelungen, den ersten unserer Kreuzer zu modifizieren und mit dem neuartigen Wabenschirm auszurüsten. Ich habe mir erlaubt, eine Demonstration der neuen Fähigkeiten der D.S. Orion vorzubereiten.“

„Hört, hört“, tönte es im Saal.

Gordon-Gor wandte sich nun ebenfalls John zu. „Das von interessantem Interesse. Große Mutter von neugieriger Neugierde, wie ihr großzügiges Geschenk hilfreiche Hilfe ist.“

„Von wegen großzügiges Geschenk“, dachte Hoch-General Omar ibn Fahed. „Dafür habt ihr immerhin zwei Nullzeit-Scanner mit hoher Reichweite bekommen und euer Geschenk enthält ja ein paar heimtückische Stolpersteine. Mal sehen, ob du Bursche heute deine Maske fallen lässt.“

„Wir haben eine Übertragung vorbereitet“, erklärte Mbuto Sangales. „Eine Life-Schaltung zur Brücke der Orion, eine Außenübertragungen und eine Life-Schaltung zum Kreuzer Delaware, der einen Angriff auf die Orion simulieren soll.“

Bao Wang nickte. „Das ist sicherlich für alle interessant. Ich schlage vor, den geplanten Verlauf unserer Versammlung zu unterbrechen und zuerst dem Test des neuen Wabenschirms beizuwohnen. Hoch-Admiral, wenn Sie uns diesen bitte kommentieren wollen?“

„Hoch-Koordinatorin Professor Bergner hat die Konstruktion des Wabenschirms für die Orion umgesetzt und ist sicherlich bestens für den Kommentar geeignet“, schlug John vor.

Natürlich gab es keinen Widerspruch. Der Saal wurde weiter verdunkelt, die holografische Kugel im Zentrum zeigte jetzt das dreidimensionale Bild des erdnahen Weltraums. Die beiden Kreuzer, die sich an dem Versuch beteiligten, waren besonders hervorgehoben. Einige der Panoramascheiben verwandelten sich in Monitore, die verschiedene Ansichten wiedergaben, darunter die System- und Schadenkontrollen der Orion und der Delaware.

John warf einen verstohlenen Blick zu Mbuto, der ihm leicht zunickte. In diesem Augenblick waren sie zwei Verschwörer, denn der Hoch-Admiral hatte seinen Freund im vertraulichen Gespräch über den Versuch der Manipulation des Wabenschirms informiert, der dessen Schutzumfang reduzieren sollte. Diese Vorführung würde den Norsun zeigen, dass die menschlichen Konstrukteure diese Schwachstellen beseitigt hatten. Dabei würde die Reaktion der Norsun einigen Aufschluss ermöglichen. Wer nicht in die Manipulation eingeweiht war, der würde die Veränderungen nicht bemerken, doch wer von ihnen wusste, der würde sich vielleicht durch seine Reaktion verraten. Man würde besonders auf Gordon-Gor achten. Wenn es jemanden unter den Norsun gab, der in die Vorgänge eingeweiht war, dann mit Sicherheit der feindselige Oberbefehlshaber.

Candice Bergner übernahm nun die Erläuterungen zu der Vorführung. Alles war mit den Kommandanten der beiden Kreuzer abgesprochen und für den Fall, dass etwas schiefging, waren zwei FLVs mit Rettungsteams bereit.

„Wie Sie bemerken werden, ehrenwerte Ratsmitglieder und Gäste, ist der Orion äußerlich keine Veränderung anzusehen. Ich vergrößere nun Details des Rumpfes. Jetzt können Sie haarfeine Linien erkennen, die ein Muster aus achteckigen Platten bilden. Wir haben uns erlaubt, die fünfseitige Originalkonstruktion unserer Freunde ein wenig abzuändern, da sich das neue Design leichter in unsere Außenhüllen integrieren lässt. Auch die Farbe der Waben konnte unserem Standard angeglichen werden, ohne dass ihre Funktion dadurch beeinträchtigt wird. Für die erste Demonstration haben wir eine Sektion der Orion ausgewählt, bei der, auch bei Fehlfunktion des neuen Schirms, kein ernsthafter Schaden zu befürchten ist.“ Candice rückte das Schwebemikrofon in eine günstigere Stellung. „Captains, hier ist Hoch-Koordinatorin Bergner in der Versammlung des hohen Rates. Sie können nun nach Plan mit der Vorführung beginnen.“

Die Kommandanten bestätigten. Nur Augenblicke später legte sich ein intensiver goldener Schimmer über die Orion. Ein Countdown begann zu zählen, dann feuerte ein Waffenturm der Delaware. Erst mit dem HE-Laser, dann folgten Raketen und schließlich eine lange Garbe der Gatling-Kanone. Die Feuerleitung war so präzise, dass nur eine einzelne Wabe getroffen wurde. Doch auch als alle drei Waffen des Kampfturms gleichzeitig schossen, zeigte sich am goldenen Schimmer keinerlei Veränderung.

„Wir gehen nun zur zweiten Phase über, bei der die Delaware alle Waffen, mit Ausnahme der Railguns und Raketentorpedos, willkürlich und ohne Zielvorgabe gegen die Orion einsetzen wird.“

Die Delaware neigte sich ein wenig nach vorne und seitlich, da sie so die meisten ihrer Waffen einsetzen konnte. Dann eröffnete sie einen massiven Beschuss.

Im Saal waren begeisterte Rufe zu hören, als die Orion alles ohne Schaden hinnahm.

Auch Candice Bergner schien sehr zufrieden, als sie zum Höhepunkt kam. „Die Delaware wird nun auf Abstand gehen und nacheinander zwei Raketentorpedos abfeuern. Haben Sie Verständnis, dass wir vorsichtshalber die Sprengköpfe deaktiviert haben. Das ändert ja nichts an der Effektivität dieser überlichtschnellen Raumgeschosse.“

Während die Delaware nun manövrierte, um einigen Abstand zwischen die beiden Kreuzer zu bekommen, besprachen die Ratsmitglieder erregt die Anzeigen auf dem Bildschirm. Die Schadenskontrolle der Orion zeigte keinerlei Beeinträchtigung. Nur auf den Anzeigen der Systemüberwachung war der hohe Energiebedarf für das neue Schutzfeld zu ersehen.

Schließlich war die Delaware in Position. Während alle Blicke wie gebannt auf der Holo-Kugel und den Bildschirmen ruhten, blickte John erneut verstohlen zu Gordon-Gor.

Erregte Stimmen ließen John wieder zur Projektion der Ereignisse blicken. Der erste Raketentorpedo war abgefeuert worden. Der Orion blieben nur wenige Sekunden zur Reaktion. Scheinbar mühelos schien der Wabenschirm das heranrasende Projektil in sich aufzusaugen und zu neutralisieren. Erneute Begeisterung im Saal, dann folgte das zweite überlichtschnelle Geschoss.

Entsetzte Schreie ersetzten den Jubel. Der goldene Schimmer erlosch schlagartig und der Torpedo schlug in die Flanke der Orion. Die enorme Wucht des Aufpralls zerfetzte Segmente des Wabenschirms und der darunterliegenden Rumpfpanzerung. Der Rumpf wurde durchschlagen und offensichtlich die Luft in einer dahinter liegenden Sektion entzündet, denn für ein paar Augenblicke schlug eine Feuersäule hervor, bis der Sauerstoff aufgezehrt war.

Während im Saal Entsetzen und Stimmengewirr herrschte, erkannte John bei Gordon-Gor den Ausdruck tiefer Zufriedenheit. Er glaubte sogar die klickenden Laute des Gelächters der Norsun zu hören.

„Offensichtlich fehlerhafter Fehler“, sagte das Höchst-Wort laut.

Bao Wang bat entschieden um Ruhe, doch es dauerte eine Weile, bis die Disziplin die Oberhand gewann. Der ausführende Rat sah John herausfordernd an. „Ich kann mich den Worten unseres Gastes nur mit größtem Bedauern anschließen. Es sieht ganz danach aus, Hoch-Admiral John Redfeather, als gäbe es noch viel Arbeit, bis der Wabenschirm unserer Freunde fehlerfrei funktioniert.“

Candice Bergner konnte nur hoffen, dass auf der Orion niemand zu Schaden gekommen war. Captain Jellenkova hatte sicher alles Menschenmögliche getan, um dies auszuschließen. „Ich bitte die hohen Räte um Verständnis“, bat sie und lächelte freundlich. „Immerhin handelt es sich um die Vorführung eines Prototyps, mit dem wir noch keine Erfahrung gesammelt haben. Wir müssen nun sehr genau analysieren, ob es innerhalb des Systems zu einer Überlastung kam oder ein Fehler in der Umsetzung der Konstruktion vorliegt.“

John Redfeather erkannte eine gewisse Genugtuung in der Mimik von Gordon-Gor, während die beiden anderen Norsun eher betroffen wirkten. „Ich darf darauf hinweisen, dass diese Vorführung keineswegs ein Fehlschlag war. Sie haben miterleben können, wie viel Beschuss die Orion schadlos überstanden hat, bis es zu diesem unglücklichen Vorfall kam. Es kann sich nach meinem Ermessen jedoch nur um einen kleinen Fehler handeln, der zu diesem bedauerlichen Zwischenfall führte und den das Team um unsere wissenschaftliche Hoch-Koordinatorin sicherlich rasch beheben wird.“

„Dieser bedauerliche Zwischenfall zeigt leider deutlich, wie sehr wir im Augenblick auf die Unterstützung unserer Freunde angewiesen sind“, sagte Bao Wang in die Stille des Saals.

Mbuto Sangales erhob sich. „Wir stehen sicherlich alle noch unter dem Eindruck dessen, war wir gerade miterlebt haben. Ich schlage vor, die Versammlung für eine kurze Pause zu unterbrechen, in der wir uns alle stärken können. Danach können wir die Beratung dann wieder aufnehmen.“

Der Beschluss war selten einmütig.

Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt

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