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Kapitel 6 Geheimabsprache
ОглавлениеBüro des hohen Rates Mbuto Sangales
John Redfeather sah nur eine Möglichkeit, Gordon-Gor noch erfolgreich entgegentreten zu können: Er musste der kleinen Mutter Gerrun von seinem Verdacht berichten, dass die Konstruktionspläne auf Betreiben von Gordon-Gor verändert worden waren, und darauf hoffen, dass die kleine Mutter auf Seiten der „Hüter des Eis“ stand. Sie hatte schon bewiesen, dass sie tatsächlich eine Befürworterin der Menschen war, doch das besagte nicht, dass sie sich offen gegen den Oberbefehlshaber der großen Mutter stellen würde. Zumal sie bedenken musste, dass dieser eigentlich nicht ohne das Wissen und Einverständnis der Oberherrin aller Norsun handeln würde.
John musste die kleine Mutter unter vier Augen, am besten noch in Begleitung von Sker-Lotar sprechen, der sich ebenfalls schon oft als Fürsprecher der Menschen bewährt hatte und der ebenfalls eine gesunde Abneigung gegen Gordon-Gor hegte. Er war inzwischen in den Verdacht gegen das Höchst-Wort eingeweiht und hatte kaum Überraschung gezeigt.
„Gordon-Gor ehrlose Ehre“, hatte der Wissende ohne Zögern gemeint. „Für Norsun große selbstverständliche Verständlichkeit, Interessen und willentlicher Wille von großer Mutter und Stämmen der Norsun an erster Stelle. Gordon-Gor willentlicher Wille Gordon-Gor zuerst. Nicht ehrenhafte Ehre.“
Candice Bergner und Hoch-General Omar ibn Fahed verhalfen John zu der notwendigen Möglichkeit. Sie nahmen Gordon-Gor und Kentor-Ger in Beschlag, indem sie mit beiden die Möglichkeit eines Fehlers in der Konstruktion des Wabenschirms diskutierten. Diese Zeit nutzte der Wissende Sker-Lotar, die kleine Mutter gemeinsam mit John in das Büro von Mbuto Sangales zu dirigieren, wo John schonungslos von seinem Verdacht berichtete.
Die Zeit der gemeinsamen Verhandlungen in der Outer-Rim-Station und die Gefangenschaft durch Desara-dal-Kellon trugen sichtlich dazu bei, dass die kleine Mutter den Ausführungen von John aufmerksam zuhörte. John berichtete vom Verhalten des Höchst-Wortes in der Schlacht um Tensa, sein Verhalten bei den Verhandlungen über den Bündnisvertrag und die Verzögerung des Hilferufes an die große Mutter. An einige Dinge konnte sich die kleine Mutter gut erinnern, in anderen Dingen musste sie auf das Wort von John vertrauen.
Sker-Lotar gab sicherlich den Ausschlag, als er am Ende von Johns Ausführungen die Fühler nach vorne legte. „Menschenwesen John Redfeather ist ehrenhafte Ehre und spricht wahrliche Wahrheit. Gordon-Gor ist schändlich schandhaftes Wesen.“
„Solche unehrenhafte Ehre?“ Die kleine Mutter begann im Büro des hohen Rates eifrig auf und ab zu gehen. John musste unwillkürlich lächeln, da er dies ebenfalls oft in seinen Räumen tat, wenn er sich auf ein Problem konzentrierte. Dabei legte er meist auch die Hände auf dem Rücken ineinander. „Das Höchst-Wort der großen Mutter von solch unehrenhafter Ehre? Ich kann es nicht glaubhaft glauben.“ Sie blieb stehen und sah John forschend an. Der Anblick der Schlitzpupillen in den Facettenaugen der Norsun war für diesen noch immer fremdartig und schwer zu deuten. „Beweisende Beweise?“
„Nur deutliche Indizien, aber leider keinen handfesten Beweis“, gab John missmutig zu. „Doch die Hinweise lassen keinen anderen Schluss zu. Die Konstruktion des Wabenschirms der Norsun unterscheidet sich in einigen Punkten von den Konstruktionsplänen, die man an uns übergeben hat. Besonders die vollkommen unnötigen Zwischenrahmen schwächen den Schutz unserer Schiffe nicht unerheblich.“
„Planende Pläne für formbare goldene Energie zeigen“, verlangte die kleine Mutter. „Doch beweisender Beweis schwierig. Schwerwiegend schwierig. Mögliche Möglichkeit, dass Gordon-Gor von unehrenhafter Ehre. Aber Gordon-Gor Höchst-Wort der großen Mutter. Schwierige Schwierigkeit.“
John Redfeather begriff, in welcher Zwickmühle sich die kleine Mutter befand. Die Manipulation des Wabenschirms mochte von Gordon-Gor initialisiert worden sein, aber er musste eine Reihe von Mitwissern haben, welche die Konstruktionspläne entsprechend verändert hatten, und es war fraglich, ob dies ohne das Wissen der großen Mutter hatte geschehen können. Und selbst wenn diese nicht eingeweiht war, so handelte es sich bei Gordon-Gor immerhin um ihren militärischen Oberbefehlshaber. Ohne handfeste Beweise musste es der kleinen Mutter Gerrun nahezu unmöglich sein, gegen das Höchst-Wort vorzugehen. Zumal sie letztlich befürchten musste, dass die große Mutter doch selbst in die Machenschaften verwickelt war. Fraglos war sie im Augenblick zwischen der Loyalität zu den menschlichen Hütern des Eis, die ihre Stammwelt gerettet hatten, und der zu der großen Mutter und ihrem Volk hin und her gerissen.
Sie begann erneut auf und ab zu gehen. „Ohne beweisende Beweise keine unehrenhafte Ehre von Gordon-Gor“, sagte sie schließlich. „John Redfeather geben beweisende Beweise, sonst kleine Mutter keine helfende Hilfe gegen Höchst-Wort.“
„Das kann ich gut verstehen“, gab John zu. „Dennoch bitte ich die kleine Mutter im Namen der Hüter des Eis, uns behilflich zu sein.“
„Wie helfende Hilfe?“
„Es würde uns schon sehr helfen, wenn die Bedingungen des Bündnisvertrages eingehalten würden und keine Flottenstützpunkte der Norsun im Direktoratsgebiet errichtet werden. Übrigens, ganz unabhängig davon … Wir konnten einen weiteren Nullzeit-Scanner von einhundert Lichtjahren Reichweite bauen und würden ihn der kleinen Mutter Gerrun gerne zum Geschenk machen.“
Die kleine Mutter begriff sehr wohl, dass dieses Geschenk den Zweck hatte, sie für die Menschen zu beeinflussen. Doch dieses Angebot konnte sie einfach nicht ausschlagen. Nur die große Mutter verfügte über ein gleich leistungsstarkes Gerät und ihr Höchst-Wort Gordon-Gor lediglich über eines mit der halben Reichweite.
„Bestechliche Bestechung“, sagte sie prompt, legte aber die Fühler nach vorne. „Nehme selbstlose Selbstlosigkeit gerne an. John bekommt hilfreiche Hilfe der kleinen Mutter. Menschenwort sagt, Klaue putzt Klaue?“
„In dem Sinne ungefähr, ja“, antwortete John lächelnd. „Wir sagen auch, Freunde stehen einander bei.“
Sker-Lotar gab klickende Laute von sich. „Sker-Lotar loyale Loyalität zu großer Mutter. Aber Gordon-Gor ist von unehrenhafter Ehre und Freund John hat richtiges Recht, wenn er beharrend sagt, dass Gordon-Gor ist ein feindseliger Feind der Menschen. Das fälschliche Falschheit, denn große Mutter bekräftigt aussagend im Vertrag, dass Menschen und Norsun vereinigend vereinigt, Hand in Klaue, gegen heimtückische feindselige Negaruyen.“
Die kleine Mutter sah die beiden so unterschiedlichen Verbündeten abschätzend an. Dann legte sie die Fühler erneut nach vorne. „Kleine Mutter Gerrun wird hilfreich helfen.“
Die Erleichterung von John Redfeather war unbeschreiblich. Das Bündnis mit den Norsun mochte fragwürdig sein und seine Zukunft unsicher, doch es gab einige Exemplare dieses Volkes, die Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz machten.
Die kleine Mutter war irritiert, als John ihr instinktiv die Hand ausstreckte. Die menschliche Geste war ihr unbekannt, aber als Sker-Lotar ihr den Sinn erklärte, zögerte sie nur kurz und legte dann ihre Klaue in die Hand des Hoch-Admirals.
Erneut war ein Bund geschlossen worden und diesmal war John überzeugt, dass man ihm vertrauen konnte.