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Vorwort

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Interviewer: Meine Güte, jetzt muss ich Sie tatsächlich interviewen.

Michael: Ich interviewe mich doch selbst.

I: Lassen wir das schizophrene Zeug beiseite, was haben Sie da fabriziert?

M: Eine Fantasygeschichte!

I: Maria und Josef, die Welt ist doch schon voll von Fantasygeschichten, muss das wirklich sein?

M: Ja, Fantasy ist einfach wunderbar!

I: Aber warum ausgerechnet eine Fantasygeschichte?

M: Ein blindes Waisenmädchen kam zu mir und bat mich, dass ich ihr eine Geschichte erzähle, in der Drachen, Zwerge und Kobolde vorkommen. Dann dachte ich nach und eines Abends fiel mir alles ein.

I: Mit Verlaub, aber das glaubt Ihnen niemand.

M: Das kann sein. Aber es kam tatsächlich jemand zu mir und wollte eine Fantasygeschichte haben.

I: Jetzt habe ich Ihr Buch gelesen und ich muss feststellen, dass man sehr viele Parallelen zur heutigen Welt ziehen kann. Dieses Ithrien zum Beispiel, das ist ja ein Vielvölkerreich, das zerfällt. Haben Sie sich da das Habsburgerreich, das römische Reich oder Jugoslawien als Vorbild genommen? Oder Irak und Syrien, um aktuell zu bleiben?

M: Es glaubt mir wahrscheinlich ohnehin wieder niemand, aber ich hatte kein Vorbild, wenn man das so nennen kann. Ich habe mir das selbst ausgedacht und dieses Land steht für kein Land in unserer Welt. Wenn jemand etwas hinein interpretieren will, dann soll er das ruhig tun, ich will keine Analogien ziehen. Erst als ich fertig war, kam mir in den Sinn, dass die Geschichte wahnsinnig aktuell ist, Absicht war es aber keine.

I: Naja, aber sie machen viele Anspielungen.

M: Korrekt, aber das sind ja alles kleine Witze und Eastereggs.

I: Sie machen sich auch gerne über die heutige Gesellschaft und Jugend lustig.

M: Es gibt ja auch genügend Gründe dafür. Außerdem bin ich selbst ein Teil der Gesellschaft und Jugend, man muss sich schon auch immer ein wenig an die eigene Nase fassen können.

I: Wer ist dieser Märchenonkel?

M: Der Märchenonkel sitzt in seinem Lehnstuhl, raucht eine Pfeife, trinkt Cognac und erzählt diese Geschichte. Ich selbst weiß nicht viel über ihn, ich habe ihn erst einmal getroffen. Er trinkt viel, spielt gerne Schach und ist ein großer Dean Martin Fan, mehr ist mir über ihn leider nicht bekannt.

I: Die Geschichte spielt im Mittelalter?

M: Genau, man kann die Zeit circa mit dem späten Mittelalter und der frühen Renaissance vergleichen. Eine harte und brutale Zeit, kein Strom und kein metrisches System.

I: Sie verwenden also alte Maßeinheiten?

M: Ich wollte alles so authentisch wie möglich gestalten, die Gesellschaft, das Leben und eben auch die Maßeinheiten. In den Anhängen gibt es aber Umrechnungstabellen.

I: Sollte man die Anhänge vor der eigentlichen Geschichte lesen? Was findet man dort noch?

M: Hauptsächlich zusätzliche Informationen über das wunderschöne Land. Für die Hauptgeschichte sind sie im Prinzip nicht relevant, nur ein großzügiges Zusatzangebot von mir. Man erfährt mehr über die 13 Provinzen, die Flüsse und die Seen. Eine nette Ergänzung, damit man ein noch besseres Bild von allem bekommt. Hier blitzt wohl auch meine geographische Ader ziemlich stark durch. Keine Sorge, die Anhänge sind auch völlig spoilerfrei. Ein, zwei Dinge in den Anhängen versteht man erst, wenn man die eigentliche Geschichte gelesen hat, aber das ist kein großes Problem. Außerdem findet man noch eine Liste der Götter und alle Monatsnamen in dem gratis Zusatzpaket. Wer an so etwas interessiert ist, kann sie gerne vorher lesen. Wer sich lieber gleich in das Abenteuer stürzen will, kann sie natürlich auch gerne auslassen. Eine detaillierte Karte gibt es auch noch, hier sieht man, wo sich welche Provinz befindet.

I: Sie gelten als Chaot, stilistische Richtlinien und literarische Regeln halten Sie nicht immer ein, oder?

M: Nein, warum denn auch? Im ganzen Leben muss man sich an Regeln halten, das hier ist Kunst, das kann ich nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten. Wenn jemand ein perfektes literarisches Werk aus dem Lehrbuch will, dann soll er sich doch ein Reclam Büchlein von Schiller oder Brecht kaufen. Bei mir ist vieles anders, und das ist auch gut so. Das wird wahrscheinlich nicht jedem gefallen, aber ich will auch nicht jedem gefallen. Ich habe meinen eigenen Stil, das ist mir äußerst wichtig und dazu stehe ich voll und ganz.

I: Ich bedanke mich für das Interview.

M: Auf Wiedersehen.

Märchenstunde

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