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Quirin der Eiserne

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1640 Jahre vor Hieronymus Tod, also im Jahre 580, im Zeitalter des Sturms, war Ithrien noch ein reines Reich der Menschen und bei weitem nicht so groß und bedeutend wie unter Hieronymus. Damals herrschte Kaiser Quirin der Eiserne. Quirin war ein gnadenloser Eroberer, das Wohl seiner Untertarnen interessierte ihn nur am Rande. Macht und Besitz waren die einzigen Dinge, denen er seine Aufmerksamkeit schenkte. Und seinem Aussehen, denn er war sehr eitel. Ein etwas älterer Herr mit grauem Haar, das aber immer perfekt saß. Rank und schlank war er, ungewöhnlich für einen Kaiser, denn die meisten Kaiser sind ja immer Adipositas Patienten. Natürlich, oder? Ein mächtiger Kaiser muss dick sein! Seine Haut wirkte sehr gepflegt und viel jünger, als er in Wirklichkeit war. Das kam wohl von den vielen Bädern in warmer Milch und Honig. Graugrüne Augen und eine Hakennase waren seine weiteren Markenzeichen. Die Nase war wohl sein einziges Manko, aber damals gab es eben noch keine Schönheitschirurgen. Am besten gefiel mir immer sein Blick, ein richtig strenger Kaiserblick, kühl und mit einer Brise Boshaftigkeit. Quirin lachte nie, er war stets bierernst, anders kannte ihn niemand. Und bierernst waren ihm auch seine Anliegen und das große Streben nach noch größerer Macht.

Jahrelang rüstete er seine Armeen auf und ließ jeden Mann und jeden Knaben für sein Heer zwangsverpflichten. Die Wirtschaft ging komplett den Bach runter, denn alle Bauern, Handwerker, pragmatisierte Beamten und sonstigen fleißigen Bienchen mussten Soldaten werden. Niemand war mehr da, der die Felder pflügte, niemand mehr, der Brot backte und niemand mehr, der den ganzen Tag im Postamt saß, auf die Sanduhr starrte und auf die Frühform der Leberkässemmel in der Mittagspause wartete. Auch die Fitnesshütten waren leer. Keine jungen Männer mehr, die dort imponierend mit den schweren Steinscheiben hantierten und dabei ein Selbstportrait malten.

Alles war ausgestorben, nur die Frauen waren noch zurück und so kam es, wie es kommen musste: Sie mussten für die Männer einspringen und deren Arbeit verrichten, sonst wäre das Land elendig vor die Hunde gegangen.

Eines Tages war es dann soweit: Quirins Streitmacht war gigantisch und die eiserne Faust der Götter, wie er sich reizenderweise selbst nannte, blies zum Angriff.

Zuerst fiel er in die nördlich gelegeneren Menschenreiche Woldawa, Castillen und Vaadesbreek ein. Diese Länder waren alle viel kleiner als Ithrien und für eine Gegenwehr der überraschenden Angriffe aus dem Süden nicht gerüstet. Sie sahen schlauerweise bald ein, dass die Heere aus Ithrien zu mächtig waren und leisteten kaum Wiederstand. Einzig Vaadesbreek schickte seine Truppen an die Front, doch auch sie waren chancenlos. Wie ein Feuersturm fegten Quirins Männer über sie hinweg und nahmen jedes noch so kleine Bauerndorf ein. Tod, Verwüstung und Trauer durchzogen die einst so stolzen Länder des Nordens. Die drei Könige wurden von Quirin selbst öffentlich enthauptet und bald wehte Ithriens Flagge auf jedem Haus.

Alle männlichen Bewohner von Woldawa, Castillen und Vaadesbreek, die den grausamen Eroberungszug überlebten, wurden ebenfalls zwangsverpflichtet. Ithriens Heer wuchs und wuchs.

Eigentlich waren die Elfenreiche im Süden sein Hauptziel, da sie äußerst reiche und prachtvolle Länder waren, aber dafür war Quirin anfangs noch nicht bereit. Mit den abertausenden neuen Männern aus den eroberten Gebieten, sah dies aber nun anders aus, sein Heer war jetzt unermesslich.

Na endlich kommt der Krieg gegen die Elfen, darauf warten wir doch schon alle. Der Cognac ist aber heute besonders gut, sei so lieb und schenke mir nach. Nicht so zimperlich, mach das Glas ruhig voll. Vielen Dank, mein Freund. Einen Zug von der Pfeife?

Nein, dann fahren wir fort:

Wir haben ja alle „Herr der Ringe“ gelesen und auch „Skyrim“ gespielt, daher wissen wir natürlich auch, dass die Elfen nicht dumm sind. Nein, sie sind sehr intelligent und wissen immer sofort, was denn eigentlich Sache ist.

Die Eroberungen der nördlichen Menschenreiche blieben ihnen selbstverständlich nicht verborgen, und das obwohl sie damals noch gar kein Facebook oder Twitter hatten. Und den lieben Armin Wolf, der ihnen in der ZiB2 alles brav erzählt, was gerade in der Welt so vor sich geht, hatten sie auch noch nicht. Aber sie hatten eines der besten Informationssysteme der damaligen Zeit, nämlich die Boten. Diese berichteten den Elfenherrschern von Quirins blutrünstigen Abenteuern und dass sein Heer immer größer und größer wurde. Angst schlich in den landschaftlich ans Waldviertel erinnernden Elfenländern umher. Werden sie nun das nächste Ziel von Quirin sein?

Ja, das werden sie und dafür mussten sie nicht einmal das Horoskop in der Kronenzeitung lesen, denn die Zeichen standen auf Krieg!

Welche Zeichen, du vorlauter Bengel? Warte, ich brauche noch einen Schluck.

Die allseits bekannte Minnesängerin Helen von Fischer brachte die entsetzliche Kunde in die lieblichen elfischen Gefilde. Zufrieden? Nein? Das ist kein Zeichen, sondern eine Botschaft? Mir doch egal!

Quirins Truppen näherten sich ihren Grenzen, und das sicher nicht, weil sie dort ein paar elfische Schnupftabakschmuggler aufhalten wollten, nein, sie wollten die Elfenreiche und ihre Schätze für sich haben. Die Elfen kamen zwar immer wie ein paar sehr gepflegte und magersüchtige Alt-68er herüber, aber wenn es ums Eingemachte ging, dann konnten sie zu den heroischsten Kriegern überhaupt werden. Yalan'than'th, König des großen Elfenreichs Siien, erkannte den Ernst der Lage rechtzeitig. Er formte seine Truppen und informierte seine Kollegen in den drei Nachbarländern.

Am Morgen des ersten Neumonds im Frühjahr des Jahres 634, im Zeitalter des Sturms, war es so weit: Ithriens Armee erreichte die Grenze zu Siien, das nun als Erstes fallen sollte. Doch die Elfen warteten bereits auf die lieben Eindringlinge und nahmen sie äußerst warmherzig in Empfang. Yalan'than'th forderte Unterstützung aus den anderen Elfenländern an und war bestens auf einen bitteren und grausamen Krieg eingestellt. Über 26 Monate zogen sich die blutigen Kämpfe um die Elfenreiche hin und dann geschah es: In der Schlacht von Miiirdur schlug der Anführer der 2. ithrieschen Brigade, Trym, der von seinen Freunden gerne liebevoll „der Schlächter von Thornvaald“ genannt wurde, dem mächtigen Elfenkönig Yalan'than'th den Kopf ab. In der Folge konnten die Elfen besiegt werden und die Länder Siien, Yalfyr, Milanth und Anra fielen in die Hände von Quirin.

Dieser ernannte unseren neuen Freund Trym, den Schlächter von Thornvaald, wegen seiner heroischen und kriegsentscheidenden Tat, zum Freiherren von Siien und Anra.

Die überlebenden Elfen mussten sich nun ihrem neuen Herrscher unterwerfen, was ihnen selbstverständlich überhaupt nicht schmeckte. Einige wenige von ihnen konnten noch rechtzeitig fliehen und segelten entweder auf die Inseln der Sterne oder auf den fernen Kontinent Gaan’th. Jene, die verblieben, hatten von nun an kein schönes Leben mehr. Ihre prunkvollen Bauten konnten sie vergessen, denn dort zogen jetzt die netten Menschen ein. Und auch mit ihrem extravaganten Lebensstil, wie jener eines neureichen Russen, war es nun vorbei. Kein stundenlanges Festessen mehr, keine intellektuellen Podiumsdiskussionen über das aktuelle Weltgeschehen mehr, kein Flanieren durch die mit Marmor bedeckten frühgeschichtlichen Mariahilferstraßen ihrer Städte mehr und auch kein VIP-Bereich beim Hahnenkammrennen mehr. Gut, Letzteres gab es bei ihnen leider noch nicht.

Quirin hegte seit jeher einen Hass auf die Elfen und diesen Hass lebte er jetzt an ihnen aus. Sie wurden enteignet, gefoltert und als Sklaven der Oberschicht oder zu minderen Hilfsarbeiter der menschlichen Handwerker degradiert. Etliche mussten selbstverständlich wieder der Armee beitreten, denn der Hunger von unserem leicht machtbesessenen Staatsoberhaupt war noch lange nicht gestillt. Einige Truppen entsandte er nach Osten und Nordosten, um diese Gebiete für sich zu beanspruchen. Die besagten Gefilde waren nämlich Niemandslande. Sie gehörten niemanden und niemand wollte auch, dass sie ihm gehörten. Es waren zwar weitläufige Lande, aber sie waren für kein Reich zu gebrauchen. Sümpfe und zum Meer hin steile Klippenlandschaften, an denen ein raues Klima herrschte. Einzig ein paar Orkstämme und wilde Barbaren, von denen die meisten einfache Aussteiger waren, weil sie das stressige Leben in der zivilisierten Gesellschaft psychisch nicht mehr aushielten und am Burnout Syndrom erkrankten. Natürlich, man stelle sich das vor: Den ganzen lieben langen Tag als Tischler arbeiten, nachhause kommen, sich ärgern, weil die mürrische Ehefrau schon wieder nur Rüben kocht und außerdem gerade das siebente Kind austrägt. Dabei nerven die sechs Rotzlöffel schon genug. Oder die kleine Bankbeamtin, die jeden Tag freundlich sein und sich in viel zu enge Seidenkleider zwängen muss, nur damit sie wieder zahlreiche Überstunden machen darf, weil der Vorstand das bei seinem innovativen Teammeeting im Schloss Rebenstein so beschlossen hat. Und natürlich auch noch die Lehrer! Denkt denn keiner an die armen Lehrer? Immer dieser Ärger, weil die dummen Kinder schon wieder nicht das Gedicht auswendig können und noch immer Probleme bei den simpelsten Alltagsrechungen in Mathematik und Erziehung haben. Dabei ist es doch so einfach: Wenn man 5 ithriesche Nobel hat und ein Laib Brot einen Nobel kostet, dann bekommt man darum drei Brotlaibe und bringt die letzten beiden Nobel zu Vater zurück. Aber nein, sie wollen nur zwei Brotlaibe kaufen und den Rest für Zuckerstückchen und Brombeersaft verbraten. Und warum? Weil die Bengel durch ihre neumodischen Spiele wie Blindekuh, Sackhüpfen, Taschenmonster-Geh und den ganzen aufrührerischen Puppentheatern am Marktplatz, jeden dritten Sonntag, völlig wirr im Kopf sind. Das hält doch kein Lehrer aus.

Irgendwann reichte es dem kleinen Spießbürger eben und wer da nicht Alkoholiker werden wollte, haute einfach ab und stieg aus.

In den Landen der Orks und Burnout-Aussteiger gab es weder Ackerland noch Bodenschätze, es gab dort nur Sümpfe, Felsen und schlechtes Wetter, also so ähnlich wie in England. Nicht einmal die Küstenregionen waren zu gebrauchen, denn niemand wollte in den Steilklippen einen Hafen errichten. Außerdem fuhren dort wegen dem rauen Wind und den hohen Wellen ohnehin keine Schiffe. Selbst wenn sich einmal ein Wasserfahrzeug in diese Gewässer vorwagte, zerschellte es in Windeseile an einem der schroffen Felsen. Wie ein Messer vom Meisterschmied, das gerade die frische Butter entzwei teilt, schnitt sich das tödliche Gestein durch die hölzerne Titanic und zerstückelte nicht nur das Schiff, sondern obendrein noch den hübschen Jack, die liebe Rose und die gesamte Besatzung.

Quirin wollte diese Gefilde aber unbedingt in seinen Besitz bringen. Er brauchte sie nicht wirklich, aber so wurde sein Reich wieder um ein schönes Stückchen größer, selbst als Kaiser kommt man um einen Phallusvergleich nicht herum. In der Folge schickte er dann auch einige Lebewesen dorthin und bescherte ihnen eine wunderschöne, neue Heimat samt traumhaftem Wetter.

Den größten Teil seiner Armee benötigte er aber im neuentstandenen Großkaiserreich Ithrien selbst. Denn in den Gebirgen lebten noch Gestalten, die offiziell noch nicht zu ihm gehörten. Es waren die autonomen Reiche der Zwerge.

Ach, die lieben Zwerge, auf die habt ihr sicherlich schon ganz gespannt gewartet, oder? Wusste ich es doch. Die Geschichte unserer kleinwüchsigen Freunde mit dem kräftigen Haarwuchs ist ebenfalls ziemlich lustig. Naja lustig ist übertrieben, für sie war es definitiv traurig, also holt schon einmal eure noblen Taschentücher mit Curuba-Pitahaya-Tamarilloduft aus den Handtaschen.

Im Großkaiserreich Ithrien, das sich mittlerweile schon aus dem ursprünglichen Ithrien, den ehemaligen Elfenländern Siien, Yalfyr, Milanth und Anra, den einstigen Landen von Woldawa, Castillen und Vaadesbreek, sowie den Niemandslanden im Osten und Nordosten zusammensetzte, gab es auch Berge. Viele Berge, die gesamte Bergpalette: Mittelgebirge, Hochgebirge, weitläufige Gebirge, nicht weitläufige Gebirge, einzelne Berge, eben alles was das Bergherz begehrt. Und in diesen Bergen lagen viele Zwergenreiche. Riesengroße Zwergenimperien wie Skyaltor in den Nharkofagen, das sich über mehrere gigantische Berge erstreckte, aber auch kleine, wo der König höchstens drei Dutzend Untertarnen hatte.

Die Zwerge waren in diesen Gebieten aber nur Immigranten, Flüchtlinge um genau zu sein. Früher gab es in den Breiten des Großkaiserreichs keine Zwerge. Jahrhunderte bevor Quirin das Licht der Welt erblickte, lebten sie ganz im Westen und im Nordwesten des Kontinents. Sie waren die ersten Lebewesen die diese Lande betraten und fühlten sich von Beginn an in den Bergen zuhause. Wortwörtlich in den Bergen, denn ihre Reiche lagen seit jeher unter der Erde.

Wie die Zwerge nun Mal sind, ihr kennt es sicher aus anderen Geschichten und es passt einfach zu ihnen. Jeder erwartet sich von den Zwergen, dass sie in den Bergen wohnen, die Schmiedekunst virtuos beherrschen und viele Schätze haben. Kein Mensch will eine Geschichte hören, in der die Zwerge ein Seefahrervolk sind.

Wie siehst du das?

Ja, das wäre vermutlich schon auch lässig, aber dafür habe ich noch zu wenig getrunken und es würde all meine Pläne zunichtemachen, immerhin wollt ihr ja eine fantastische Fantasygeschichte hören. Man kann statt Fleisch auch Tofu in das Schnitzel packen, aber will das irgendwer? Nein, die Sau muss da hinein, so wie sich das gehört und deswegen müssen die Zwerge eben in den Berg. Wir machen ja hier keine halben Tofusachen!

Die Gebirge im Westen waren voll von Schätzen und je mehr sie die Berge aushöhlten, um ihre Königreiche zu vergrößern, auf desto mehr Schätze stießen sie. Gold, Silber, Diamanten, Kristalle, andere glitzernde Edelsteine, uralte Artefakte der Götter, deren Wert in Gold kaum aufzuwiegen war, sie fanden einfach alles. In ihren Hallen funkelte es wie im Swarovski Wunderland, oder wie das dort in diesem grünen Hügel in Tirol auch immer heißen mag, aber ihr wisst, was ich meine, oder?

Perfekt. Die Jahrhunderte vergingen und der Reichtum der Zwerge wuchs und wuchs. Dies blieb natürlich auch den anderen Völkern nicht verborgen und da die Gier ein unfassbarer Hund ist, war das Unvermeidliche eben unvermeidlich. Zuerst starteten die Elfen ihren Raubzug in die Berge und die Menschen des Westens folgten ihnen nur kurz darauf. Alle wollten sie sich an den unglaublichen Schätzen in den Bergen bereichern, wie die Elstern zog es sie magisch in die Gebirge. Die Zwerge waren aber tapfere und gnadenlose Krieger und gaben ihr Vermögen nicht so einfach her. Jahrelang herrschte Krieg, viele tausend Opfer auf allen Seiten, aber schlussendlich waren die diebischen Elfen und Menschen erfolgreich. Sie vertrieben die wenigen kleinen Lebewesen, die noch am Leben waren und rissen sich all das Gold und das restliche wertvolle Zeug einfach unter den Nagel. Die einst so wohlhabenden Winzlinge waren nun Vagabunden und hatten nichts mehr. Eines Tages erblickten sie aber die weitläufigen Gebirge im Osten und fanden dort ihre neue Heimat.

Sie mussten ganz von vorne beginnen, Stein für Stein gruben sie sich wieder hinein und nach unzähligen Jahren hatten sie es dann endlich wieder geschafft: Sie hatten ihre einstige Macht und Reichtum wiedererlangt. Die Berge im Osten kamen ihnen noch viel reichhaltiger an Schätzen vor und aus Angst davor, dass erneut Diebe kommen würden, errichteten sie riesige Heere und fast undurchdringliche Festungsanlagen.

Die Länder der Menschen und Elfen im Osten wurden aber mit der Zeit immer größer und bald lagen alle Berge der Zwerge in irgendeinem Königreich. Diese Könige wussten natürlich um die wertvollen Schätze Bescheid und beanspruchten die Berge und ihre Pretiosen für sich, aber das Zwergenvolk war eben zuerst hier. Streit brach aus und die Zwerge standen erneut am Rande eines Krieges.

Das ist doch logisch, oder? Schön, dass ihr das versteht. Bevor es aber wieder zu gewaltvollen Auseinandersetzungen kam, berief der alte Elfenmagier Lohan einen Rat der Weisen ein, an dem alle großen Herrscher der Elfen, Menschen und Zwerge teilnahmen. Man einigte sich darauf, dass die Zwerge in ihren steinernen Hallen verweilen durften und ihre Königreiche bestehen blieben, aber nur unterirdisch. Das Land darüber gehörte dem jeweiligen König, in dessen Hoheitsgebiet es nun einmal lag. Nur theoretisch, denn außer ein paar Vorgängern von Jerzy Kukuczka und Reinhold Messner, hatte kaum jemand Interesse, sich in die hohen Lagen zu begeben. Vereinzelt ein paar Bergbauern an den Füßen der Berge, aber sonst scherten die gigantischen Hügel kaum jemandem. Außer das Gold und die Juwelen, die in ihnen lagen und aus diesem Grund mussten die Zwerge monatlich eine Zent an den König oder Kaiser zahlen, in dessen Territorium das jeweilige Zwergenreich lag. Alle waren glücklich, die Zwerge hatten ihre eigenen Königreiche und konnten froh und munter weitergraben, sich am Reichtum erfreuen und die Herrscher der Elfen und Menschen bekamen dafür einen Teil der begehrten Schätze aus den Bergen. Mehrere Jahrhunderte lebten sie so im Einklang, aber der Friede dauerte leider nicht ewig an.

Denn jetzt gab es da eben einen gewissen Quirin und der war gar nicht darüber erfreut, dass in seinem Kaiserreich noch andere Reiche lagen, auch wenn sich diese nur unter der Erde befanden. Er wollte eben alles haben, vor allem die Schätze.

Drei Mal dürft ihr raten, was nun passierte.

Der nette Quirin griff sämtliche Zwergenimperien an. Es war kein leichter Krieg, der sich ewig hinzog, aber Ithriens Streitmacht war enorm und immer schon erfolgreich, da waren so ein paar kleine Zwerglein auch kein Problem. Die Zwerge, die aus den Bergen vertrieben wurden, mussten in die Dörfer und Städte ziehen und waren wie die Elfen, nichts Weiteres als Sklaven oder bestenfalls Hilfsarbeiter. Schlussendlich gelang es dem friedfertigen Kaiser auch, bis auf Skyaltor konnte er alles für sich gewinnen. An Skyaltor zerbrach er aber, nicht nur einmal. Das größte Zwergenreich von allen war uneinnehmbar. Egal, was er versuchte und egal, wie viele Männer er hinschickte, er verlor immer. Nach etlichen Jahren des Scheiterns gab er auf. Die einzige Niederlage in seinem sonst so erfolgreichen Leben, von der er sich nie wieder erholen sollte. Er wurde depressiv, begann noch mehr als sonst zu trinken und bewältigte seinen Frust mit Gewaltakten an seinem Personal und Verwandten. Jeden Tag stand er auf, außer er soff wirklich sehr viel, dann stand er nur jeden zweiten Tag auf und immer blickte ihm dasselbe Spiegelbild entgegen. Ein spöttisches Bild, dem das Versagen aus den Augen blitzte und ihn mit ätzender Schande durchbohrte.

Er hatte so viel erobert, er hatte so viel Tod und Schrecken in alle mögliche Länder gebracht, er hatte unzählige Leben ausgelöscht und doppelt so viele versklavt. Elfen, Menschen, Zwerge, niemand hatte auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn, aber gegen Skyaltor hatte er wiederum keine Chance. Er, der Herrscher des riesigen Reichs, der mächtigste Mann aller Zeiten, war gebrochen und besiegt.

Immer mehr zog er sich zurück, schmiss keine Feste mehr, hielt keine Audienzen mehr, ging nicht mehr auf Reisen und auf weitere Eroberungen hatte er, wie ihr sicher verstehen könnt, ebenfalls keine Lust mehr.

Er riss in seinem Palast alle Spiegel von der Wand, damit er den Anblick seines Scheiterns nicht mehr ertragen musste. Tagelang sperrte er sich in seinen Gemächern ein, trank Wein, Met, Schnaps und schnupfte das elfische Zauberpulver dazu.

„Es steht nicht gut um den Kaiser. Er ist krank, fürchterlich krank.“, flüsterten die Stimmen in den dunklen Ecken der Gasthäuser heimlich.

Und sie hatten recht, um Quirin stand es immer schlimmer. Völlig verrückt, paranoid und dauerbetrunken, tat er das einzig Sinnvolle, das ein Mann in seiner Lage nun Mal tun kann: Er ergriff sich sein Schwert und schnitt sich die Kehle durch.

Märchenstunde

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