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4. Münzen

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Antike Münzen sind nicht nur eine außerordentlich häufige, nachgerade allgegenwärtige Quellengattung, sondern auch in ihrer Aussagekraft ausgesprochen vielseitig. Sie geben Antwort auf unterschiedlichste Fragen: von der Organisation des Prägewesens und der Beschaffung des Münzmetalls bis hin zu Aspekten der Chronologie, der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte.

Münzen treten, wenn sie auf archäologischen Grabungen gefunden werden, in bestimmten Kontexten an die Oberfläche. Sie leisten deshalb einen entscheidenden Beitrag zur Datierung des Fundzusammenhangs, helfen, die Besiedlungsdauer und Zerstörungshorizonte festzulegen. Sie geben unter Umständen, da sich ihre Herkunft und Prägestätte meist leicht ermitteln lassen, Aufschluss über eventuelle interregionale Austauschbeziehungen, etwa Fernhandelsverbindungen. Studien zur Verteilung bestimmter Münztypen gestatten, bei aller Vorsicht, Rückschlüsse auf Handelsströme und -netzwerke.

Die Fundumstände vermitteln weitere Informationen: Hortfunde etwa, insbesondere dann, wenn sie sich in bestimmten Epochen und Regionen häufen, sind Anhaltspunkte für politische Unsicherheit, Krieg, oft auch für alle Formen der Zwangsmigration: Massendeportationen, Flucht und Vertreibung. Umgekehrt kann das Vorkommen von Münzen, zumal Goldmünzen, die einen immensen Wert repräsentierten, eindeutiger Indikator wirtschaftlicher Prosperität sein.

Münzen vermitteln aber auch dann, wenn ihre Fundumstände unbekannt sind, wichtige Informationen. Das römische Kaiserreich kannte, neben den zentral im Auftrag des Kaisers geschlagenen Münzen, eine Fülle lokaler Emissionen. Besaß eine Stadt das Prägerecht, so war dies ein Zeichen ihrer Bedeutung und ihres Prestiges. Das Ende lokaler Prägungen kann wirtschaftlichen und demografischen Verfall, aber auch den Entzug der Prägerechte durch den Kaiser anzeigen, praktisch immer aus politischen Gründen. Im 3. Jahrhundert verstummten nach und nach die lokalen Prägestätten der Städte, ohne dass sich dafür bisher ein überzeugender Erklärungsrahmen hätte finden lassen.

Münzen, mit ihrem Münzbild und der Legende, haben schließlich einen ikonografischen (auf das Bild bezogenen) und einen im engeren Sinn historischen (auf die Legende bezogenen) Aussagewert. Auf römischen Reichsmünzen prangte, für jedermann gut sichtbar, das Porträt des Kaisers auf der Vorderseite. Das Bild folgte natürlich offiziellen Richtlinien, es war Teil der kaiserlichen Selbstdarstellung. Entsprechend sehen wir auf den Münzen nicht, wie der Kaiser aussah, sondern wie er gesehen werden wollte. Das gilt auch für die Beischrift, welche die offizielle Titulatur des Kaisers enthielt, wie wir sie auch von offiziellen Inschriften her kennen. Nur liefern uns Münzen gleichsam ein Jahr für Jahr aktualisiertes Bild, sodass sich etwa die Annahme von Siegestitulaturen wie GERMANICVS oder PARTHICVS MAXIMVS zeitlich genau eingrenzen lässt. Nicht wenige Kriege lassen sich erst so sicher datieren. Ebenfalls wichtig sind Informationen wie die Zahl der Akklamationen zum IMP(erator) und der Konsulate, die durch entsprechende Zahlen vermerkt werden (etwa: COS III – dreimaliger Konsulat).

Nicht minder interessant ist die Rückseite, die sich in ihrer Symbolkraft mit der Vorderseite wenigstens messen kann. Sie brachte fast immer eine programmatische Botschaft in ikonografischer Verkürzung unter die Leute, oft unter symbolischer Zuhilfenahme einer Gottheit und erläutert durch eine entsprechende Legende. Eine Darstellung der personifizierten CONCORDIA kündete von der Eintracht, die dank der Herrschaft des Kaisers im Reich herrschte. Ganz ähnlich wurden andere Erwartungen, die auf den Kaiser projiziert und deshalb von ihm propagiert wurden, als weibliche Gottheiten personifiziert: LIBERALITAS (Freigebigkeit), HILARITAS (Heiterkeit), FELICITAS (Glückseligkeit), SALVS PVBLICA (öffentliches Wohlergehen). Bisweilen künden die so formulierten Münzprogramme gerade von glücklichen Umständen, an denen es dem Zeitalter besonders mangelte und die die Zeitgenossen deshalb besonders intensiv herbeiwünschten.

Von direktem Quellenwert ist schließlich auch die in Gewicht und Feingehalt an Edelmetallen sich bemessende Qualität der Prägungen sowie ihre (allerdings aufgrund der Zufälligkeit jedes Fundes kaum zuverlässig rekonstruierbare) schiere Zahl. Geldverfall und inflationäre Aufblähung der Geldmenge, die in der Soldatenkaiserzeit ein bislang nicht gekanntes Ausmaß erreichten, gelten als ökonomische Krisensymptome und werden durchweg, ob zu Recht oder Unrecht, als Indikatoren des allgemeinen ökonomischen Verfalls der Epoche gewertet (s. S. 110).

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