Читать книгу Die chinesische Messaging-App WeChat als virtuelle Sprachinsel - Michael Szurawitzki - Страница 6

2. Deutschsprachiges Engagement in China historisch

Оглавление

Die vorliegende Darstellung der historischen Entwicklung des deutschen Engagements in China1 unternimmt erst gar nicht den Versuch, vollumfänglich nachzuzeichnen, wie sich Deutschland und China kulturell und politisch annäherten. Dennoch wird versucht – gestützt auf geeignete sinologische Literatur (für eine Entwicklung der Sinologie in den westlichen Staaten vgl. Franke 1974), zumeist aus dem deutschsprachigen Raum –, einen Einblick zu vermitteln, der zeigt, dass es bereits jahrhundertelang Kontakt zwischen Deutschsprachigen und Chinesen auf chinesischem Boden gibt und es dabei sehr unterschiedliche Phasen gegeben hat. Der Hintergrund eines solchen Vorgehens ist, aufzuzeigen, dass einerseits viel Kontakt bestand/besteht, andererseits eine aus moderner Sicht als vielleicht ,gleichberechtigt‘ zu bezeichnende Kommunikation trotz des existierenden Austausches eher selten war/ist. Heute in China sesshaften Deutschsprachigen mag überhaupt nicht (mehr) bewusst sein, dass sie nicht eine erste Generation in der Fremde darstellen, obwohl man in der Beobachtung der deutschsprachigen Expatriate-Gruppierungen im Reich der Mitte manchmal den Eindruck gewinnen kann, als fühlten sich diese trotz der Möglichkeiten, die moderne Medien – Messenger wie WeChat eingeschlossen – zur Information auch vorab bieten, als ,Pioniere‘ und erste Gäste in einer Kultur, die der heimischen so völlig fremd ist. Obwohl WeChat ein chinesischer Messenger ist, kann er, so paradox es klingt, durch die Kommunikation, die einer ,Blase‘ von Expatriates durch ihn ermöglicht wird, dazu beitragen, dass China mit seiner vielfältigen und alten Kultur für die auch digital unter sich Agierenden weitestgehend fremd bleibt. Man kann den sich ohne Zweifel manifestierenden Fremdheitseindruck in der heutigen Zeit vielleicht nachvollziehen, es dürfte jedoch schwerfallen, zu rekonstruieren, wie die Protagonisten während der ersten Kontakte zwischen dem deutschsprachigen Kulturraum und China sich gefühlt haben müssen. Ausgehend von der Darstellung im China Handbuch (Franke/Staiger 1974) werden folgende Schritte in chronologischer Reihenfolge in den Blick genommen: Zunächst steht ein Abschnitt zur christlichen Mission (2.1.), nach dem die politischen Beziehungen, speziell die kolonialen Bestrebungen des Deutschen Reiches in China, im Fokus sind (2.2.). Hiernach wird die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen betrachtet (2.3.), in der sich Deutschland und China als ,Benachteiligte‘ nahestanden. Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg forcieren einen Niedergang in den Beziehungen der beiden Länder, der sich nach der deutschen Teilung und der internationalen Isolation Chinas fortsetzt (2.4.). Ab den späten 1970er Jahren markiert die Öffnungspolitik (2.5.) einen prinzipiell bis heute anhaltenden Aufschwung und eine nachhaltige Wiederaufnahme der Relationen. Die zu WeChat befragten deutschsprachigen Expatriates sind auch aufgrund der Entwicklungen in China seit dieser Zeit. Zur Öffnungspolitik gesellt sich eine parallel beginnende Stärkung der deutschen Sprache und Germanistik in China, auf die in einem das Kapitel beschließenden Exkurs eingegangen wird (2.6.).2

Die chinesische Messaging-App WeChat als virtuelle Sprachinsel

Подняться наверх