Читать книгу Sentry - Die Jack Schilt Saga - Michael Thiele - Страница 6

04 AUFBRUCH

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Die Sichtung der Ausbeute nahm weniger Zeit in Anspruch als zunächst angenommen. Der Zerfall des gesamten Materials schien im Zeitraffer abzulaufen. Sonnenlicht und salzhaltige Luft trugen wohl mehr dazu bei, als sich abschätzen ließ. Grob gesagt bröckelten die bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen Schriften buchstäblich unter den Fingern weg.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion schaffte ich die beiden Säcke und den eisernen Stab ins Haus und verwahrte alles in meiner Kammer. Tagsüber verhielt ich mich wie sonst auch und verrichtete die alltäglichen Arbeiten. Nach Sonnenuntergang aber, wenn es im Haus totenstill geworden war, ging ich gänzlich anderen Tätigkeiten nach. Im Licht herunterbrennender Kerzen verwandelte ich mich in einen Forscher auf einer Reise in die Vergangenheit. Wenig Schlaf gönnte ich mir in den Nächten meines Studiums. Einzelne Puzzlestücke, die ich verschiedenen Quellen entnahm, formten allmählich ein Bild. Vieles, was ich bereits beim ersten groben Durchblättern zusammen mit Rob auf Radan erfahren hatte, vertiefte sich auf der einen Seite, widersprach sich auf der anderen – oder zumindest kam es widersprüchlich vor – und warf neue Fragen auf. Fragen, auf die ich mir nach der Lektüre anderer Schriftstücke Antworten zusammenreimen konnte, aber auch welche, die Teile des zusammengesetzten Mosaiks wieder in Dunkelheit tauchten.

Das Tagebuch von Philip J. Patterson stellte ein wichtiges Bindeglied dar. Es zeichnete ein unverfälschtes Bild vom Alltag in einer Siedlung namens Kelvin ganz im Süden Laurussias, in einem Land, das in den Karten Gondwanas die Bezeichnung „Angmassab“ trug. Wie es aussah, stellte es auch das einzige Werk gänzlich privaten Hintergrunds dar. Und leicht verständlich. Hier hatte ein junger Mensch Gedanken und Empfindungen mit der eigenen Hand niedergeschrieben.

Der überwiegende, weniger spektakuläre Teil präsentierte sich in Druckschrift, so wie die wenigen alten Bücher, die noch in Stoney Creek kursierten und von denen die meisten in der Kambera lagerten. Die gedruckten Bücher (oder die noch lesbaren Teile davon) waren wissenschaftlicher Natur, nüchtern geschrieben und von der Wortwahl eher kompliziert. Da verhielt es sich mit den handgeschriebenen schon anders. Zwar hatte der Zahn der Zeit gerade an ihnen mit besonderer Vorliebe genagt, dennoch fanden die Informationen, die sie preisgaben, mein ungeteiltes Interesse. Auch stellte ich überraschenderweise fest, nichts aber auch gar nichts über Aotearoa im Einzelnen oder Avenor im Besonderen gefunden zu haben. Es wirkte beinahe so, als existierte meine Heimat überhaupt nicht außer auf den Landkarten. Nichts zu seiner Geschichte. Nichts über die Menschen, die dort lebten. Alles drehte sich um Laurussia.

Vier lange Nächte verbrachte ich mit dem Studium. Dann hatte ich alles durchforstet. Und blieb enttäuscht zurück. Keine Informationen über den Großen Krieg. Kein Hinweis auf diese Lebensform namens „Skiavos“, die Patterson mehrfach in seinem Tagebuch erwähnt hatte. Nicht viel mehr über die Opreju. Nur der Hinweis auf Travorsa, die zweimal als „Insel der Opreju“ bezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang fiel auch der Name eines merkwürdigen Landes, des „Landes der Sonnensteine“, in das die Xyn angeblich keinen Zugang hatte. Dennoch ging dort niemals das Licht aus, da Tausende von leuchtenden Steinen, so hell, dass ein Mensch bei ihrem Anblick erblinden würde, der Finsternis Einhalt geboten. In diesem sonderbaren Land lebte der „Rote Herrscher“, den die Opreju offenbar als Gottheit verehrten. An anderer Stelle stieß ich noch einmal auf den Roten Herrscher und den Hinweis über seine Vernichtung am Fluss Algon durch die „Ermeskul“.

Skiavos.

Roter Herrscher.

Ermeskul.

Sehr verwirrend. So vieles ergab keinen Sinn. Noch nie zuvor waren mir diese Namen zu Ohren gekommen. An sich wollte ich etwas über die Skiavos erfahren, kam bei der Suche nach Informationen über sie stattdessen in Berührung mit Bezeichnungen, die mir noch weniger sagten.

Dafür fanden sich Berichte über das Leben auf Vestan vor dem Exodus der Menschheit. Abhandlungen über einen Planeten namens Erde, dem angeblichen Ursprung der menschlichen Rasse. Sogar einige stark angegriffene Landkarten, die die fünf Landmassen der Erde zeigten. Wenig ließ sich noch entziffern. Begriffe wie „Africa“ und „Eurasia“ waren gut lesbar, von anderen Bezeichnungen, wie jenem aus zwei mächtigen Teilen bestehenden Kontinent, die mittels einer schmalen Landbrücke verbunden waren, existierten nur noch Fragmente. Ich glaubte jedoch „Septentrionalis“ und „Meridionalis“ herauszubuchstabieren.

Auch eine Karte von Vestan fand sich, das drei Kontinente aufwies, deren Namen ich deutlich lesen konnte: Rodinia, Laurentia, Pannotia.

Und dann natürlich die überwältigenden Zeichnungen des Sternenschiffs „Britannic“. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an dieser überragenden Konstruktion, die mit nichts Ähnlichkeit hatte, was ich kannte. Ohne weiteres akzeptierte ich, mit einem Gefährt wie diesem durch das Weltall reisen zu können. Wenn überhaupt, dann damit!

Einzig und allein die gedruckte Zeittafel über die Besiedelung Gondwanalands mit exakten Datumsangaben enthielt wertvolle Informationen über die Anfänge der Kolonisation. Es sah alles so echt aus, so glaubhaft. Ich spürte meine Zweifel weichen. Was in den vergangenen Nächten geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Ich war ein neuer Mensch geworden, streifte eine alte Haut aus Lug und Trug ab. Was auch immer unter ihr zum Vorschein kommen mochte, eines war klar: ein Zurück gab es nicht mehr. Dieser Prozess war unumkehrbar. Noch begriff ich die Tragweite dieses Ereignisses nicht, aber etwas war in Bewegung geraten, der erste Stein ins Rutschen gekommen, ein kleiner nur, aber er genügte um einen unaufhaltsamen Erdrutsch in Gang zu setzen, der donnernd zu Tal gehen und alles mit sich reißen würde, was ihm im Weg stand.

Ich sah auf, als hätte mich ein Geist berührt. Verstand ich schon, was vor sich ging? Natürlich nicht. Ich befand mich noch ganz am Anfang, aber mir dämmerte es dennoch. Etwas Großes zog herauf.

Fröstelnd raffte ich die Decke fester um die Schultern, als mein Blick wieder auf die Karte fiel, die das Xyn-System darstellte. Sieben Planeten. Sieben statt sechs. Ein unbekannter namens Pangäa hatte sich dazugesellt, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, einer ehemals blau kolorierten Kugel von ungefähr der gleichen Größe Gondwanas. Deutlich kleiner als Oodis oder gar Tauri, der enorme Ringplanet, aber größer als Taran, Belfeg oder Itiko, die drei kleineren Gestirne des Xyn-Systems. Sieben Planeten... warum war er mir unbekannt? Wenn er existierte, wovon ich ausging, wieso hatte ich ihn noch nie am Firmament ausgemacht?

Die Antwort darauf dämmerte mir im nächsten Moment. Natürlich! Weil er mir nie gezeigt worden war. Der Nachthimmel wimmelte von unzähligen Sternen. Warum sollte nicht einer dieser blassen Lichtpunkte Pangäa heißen? Sehr wahrscheinlich sogar.

Müde und mit schweren Lidern löschte ich endlich die Kerze und streckte mich auf meiner Bettstatt aus. Die Dunkelheit tat den geschundenen Augen gut. Mir wurde erschreckend klar, nichts erfahren zu haben, was dabei hätte helfen können, etwas über Robs Aufenthaltsort herauszufinden. Eine ganze Woche war er nun schon fort. Vater hatte sich mehrfach erkundigt, ob ich nicht etwas wüsste, ob er am Ende nach Cape Travis verschwunden war, diesem Mädchen hinterher, in das er sich letzten Sommer verguckt hatte. Diese Erklärung erschien einleuchtend, und ich bestärkte ihn in diesem Glauben. Dennoch glaubte ich keine Sekunde daran. Mein Vater schien sich wenig Sorgen zu machen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich sein ältester Sohn für einige Tage auf und davon gemacht hätte. Aber ohne Abmeldung? Ohne ein Wort? Das passte nicht zu ihm.

Der herannahende Schlaf griff nach mir. Doch noch weigerte ich mich, ihm nachzugeben. Was sollte ich nur tun? Wie sollte ich Rob aufspüren? Mit jeder Stunde, die verging, wurde mir sein endgültiger Fortgang bewusster, fühlte ich immer eindringlicher, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Konnte ich dann so einfach hier liegen und schlafen?

In jener Nacht glaubte ich endlich zu verstehen, warum mich jene Träume mit beunruhigender Regelmäßigkeit überfielen. Wieder stand mein Bruder im Mittelpunkt, er rannte wie ein Gejagter über endlos weite Wiesen. Ich sah sein vor Anstrengung verzerrtes Gesicht, das schweißnasse Haar, welches wirr an seinem Schädel klebte. Und schwarze Tränen, die in Strömen aus weit aufgerissenen Augen rannen.

Dann verlor er sich in der Entfernung, bis mir klar wurde, wie ein Vogel weit über ihm zu schweben, immer höher hinaufsteigend in ein grenzenloses Firmament. Am Horizont machte ich Berge aus, eine Gebirgskette mit hohen, schneebedeckten Gipfeln. Dahinter formte das Meer eine Bucht, die weit ins Land ragte. Dort an der Küste, umspült von eisgrauen Wellen, lag eine große Stadt, die von der Küste bis hinauf in die Berge reichte. Ein Meer aus schneeweißen Häusern. Ich flog direkt darauf zu, hatte Rob weit hinter mir gelassen. Die Wolken rissen auf und gleißende Sonnenstrahlen beleuchteten jene Stadt. Über sie hinweg schaukelnd sah ich nach unten, machte Einzelheiten aus, erkannte die schönen hellen Häuser zum größten Teil eingefallen, als hätte eine Naturkatastrophe das Gebiet erschüttert und Tod und Verderben gebracht. Dennoch wirkte sie so wunderschön erhaben und intakt, diese weiße Stadt, die sich von der See bis in die sie schützend umgebenden Berghänge hinzog.

Dann war der Moment vorüber, Wolken zogen auf und Regen fiel. Ich flog immer noch, aber jetzt wieder zurück, an einem breiten Flusslauf vorbei, der sich wie ein blaues Band durch das ebene, saftig grüne Land zog, und strich wieder über die schneebedeckten Kronen des Gebirgszuges. Ich sah Rob erneut laufen, auf das Gebirge zu. Wollte er es überqueren? Konnte ich ihn nicht aufhalten, ihn umdirigieren? Aber ich trieb an ihm vorbei, passierte ihn ohne bemerkt zu werden, und einen Flügelschlag später war er aus meinem Blickfeld verschwunden.

Die weiße Stadt! Als ich anderntags erwachte, hatte sich ihr grandioser Anblick tief und in allen schillernden Farben in die Erinnerung gegraben. Eine großartige Stadt, erbaut zwischen Bergen und Meer! Jetzt im hellen Morgenlicht erschien mir dieses Bild nicht mehr so fremdartig. Wo hatte ich es schon einmal gesehen?

Gedankenvoll kletterte ich aus meiner Schlafstatt und griff zielsicher nach einem dicken Bildband mit vielen gedruckten Fotografien. Tatsächlich! Da waren sie! Es handelte sich um die alte Hauptstadt Laurussias, handelte sich um Hyperion!

Mit wild klopfendem Herzen blätterte ich weiter, jedes einzelne Bild genauestens prüfend. Konnte es sein? War Rob auf dem Weg nach Hyperion? War dies der Hinweis, den ich mir erhofft hatte? Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt. Der Gedanke, ihm zu folgen, reifte innerhalb weniger Stunden von bloßer Idee zu wahrer Besessenheit. Ich musste es tun. Ich musste!

An diesem Nachmittag sprach ich endlich meinen Vater an. In seiner Werkstatt arbeitend fand ich ihn beim Ausbessern der von den heftigen Winterstürmen arg in Mitleidenschaft gezogenen Fensterläden auf. Vater war in dieser Hinsicht fabelhaft, ich bewunderte ihn für sein handwerkliches Geschick. Er war Zimmermann, Maurer, Tischler, Dachdecker, Steinsetzer und was weiß ich nicht noch alles in einer Person. Und er arbeitete akkurat wie kein Zweiter. Seine Qualitätsarbeit genoss guten Ruf in Stoney Creek. Sommers wie winters gab es für ihn immer zu tun. Das Fischen stellte nur einen Nebenerwerb dar, eine Art Zeitvertreib für seine beiden Söhne. Rob hatte kurz vor seinem Verschwinden noch mit dem Gedanken gespielt, sich ein eigenes Boot zu bauen und dann ganz und gar als Fischer zu verdingen. Die Vorstellung, meinen Lebensunterhalt auf See zu verdienen, früh am Morgen hinaus zu segeln, um abends mit reichem Fang zurückzukehren, gefiel mir ausnehmend gut. Zumal ich handwerkliche Fähigkeiten leider nicht vererbt bekommen hatte.

Mein Vater sah von seiner Arbeit auf. Die Sonne fiel durch das Fenster direkt auf ein vom Leben zerfurchtes Gesicht und zeichnete es schonungslos in allen Einzelheiten. Mir fiel erneut auf, wie schnell er alterte. Die Veränderungen, die Mutters Tod vor eineinhalb Jahren mit sich brachten, hatten tiefe Spuren in seinem schwermütigen Antlitz hinterlassen.

Wir beiden Kinder hatten von klein auf ein merkwürdig zurückhaltendes Verhältnis zu unserem Vater entwickelt, Rob vielleicht sogar noch ein ganzes Stück mehr als ich. Irgendwie war es nie gelungen, Zugang zu ihm zu finden. Ich spürte zwar instinktiv eine Art von verstümmelter Zuneigung, doch drückte sie sich zu keiner Zeit in für ein Kind begreiflicher Form aus. Früh fühlte ich mich von ihm lediglich geduldet, jedoch nie angenommen oder gar geliebt.

Liebe fanden wir dafür stets bei unserer Mutter, die sich – so schien es – doppelt Mühe gab, ihren beiden Söhnen ein nötiges Maß an Herzenswärme zukommen zu lassen.

Wir lernten zeitig, unseren Vater in Frieden zu lassen, ihn nicht in der Werkstatt aufzusuchen, in der er tagein tagaus bis spät in die Nacht arbeitete, ihn nicht zu bitten, uns mit aufs Meer oder auf die Jagd zu nehmen. So blieb er auf eigenartige Weise ein Fremder, ein Unbekannter, der zufälligerweise mein Vater war. Robert Schilt sr. jedoch tat alles für seine Familie, es mangelte nie an irgendetwas. Er sorgte aufopferungsvoll für uns alle, daran gab es keinen Zweifel. Womöglich stellte dies die einzige für ihn mögliche Form dar, seinen Kindern so etwas wie Wohlwollen zu zeigen.

Oft fragte ich mich, wie meine Mutter jemals etwas für ihn empfunden haben konnte, für ihn, der meiner Erfahrung nach außerstande war, Gefühle zu zeigen, geschweige denn sie in Worte zu fassen. Unsere Mutter gab uns stets die gleiche Antwort: „Es ist schade, wie wenig ihr euren Vater kennt. Er liebt euch beide sehr, so wie er mich liebt.“ Dann strich sie uns übers Haar und lächelte entrückt.

An dem Tag, an dem sie uns für immer verließ, war unser Vater genauso abwesend wie bei der Geburt seiner Söhne. Erst Tage nach ihrer Beisetzung tauchte er wieder auf und widmete sich wortlos noch intensiver seiner Arbeit, wenn das überhaupt möglich war. Ihren Namen erwähnte er nie wieder. Nur einmal habe ich ihn klagen hören, spät nachts, eingeschlossen in seiner Kammer. In jenem Moment hätte ich ihn gerne getröstet, den Schmerz geteilt. Undenkbar jedoch. Selbst wenn sich die Tür geöffnet und er in seiner Trauer vor mir gestanden hätte, würde ich es nicht geschafft haben, ihn in die Arme zu nehmen. Die unsichtbare Mauer zwischen uns erwies sich als unüberwindlich.

Vor wenigen Tagen, als ich ihm von Robs Verschwinden erzählt hatte, offenbarte sich ums andere Mal ihre unbezwingbare Höhe. Er schien es nicht einmal bemerkt zu haben. Noch weniger machte er sich offensichtlich Sorgen. Dinge wie diese hatten keinen Platz mehr in seiner Welt. Wären wir beide gleichzeitig auf und davon gewesen, er würde es wahrscheinlich erst nach Wochen realisiert haben. Weder ich noch Rob hatten jemals einen richtigen Platz in seinem Leben erobern können. Vor langem hatte ich es aufgegeben, mich darum zu bemühen, geschweige denn, unseren Vater verstehen zu wollen.

Nun sah er mich an. Hobelspäne hatten sich in seinem salz- und pfefferfarbenen Haar verfangen, die Stirn glänzte vor Anstrengung. Er war überrascht, mich zu sehen. Um diese Tageszeit war ich selten in der Nähe des Hauses. Vermutlich wähnte er mich eher beim Fischen oder bei der Verrichtung sonstiger Tätigkeiten, falls er je Gedanken daran verschwendete, wo sich seine Söhne überhaupt herumtrieben. Ich spürte genau, ihn zu stören. Er hingegen bemerkte meine Absicht, ihm etwas mitteilen zu wollen.

„Spuck es einfach aus!“ forderte er kurzerhand. Zuweilen gefiel mir seine barsche Art sogar.

Und ich spuckte es aus.

„Ich glaube, Rob ist auf dem Weg nach Laurussia.“

Die Augen des alten Robert Schilt verengten sich.

„Wie kommst du darauf?“

Jetzt kam der noch unglaubwürdigere Teil.

„Ich habe nicht nur einmal davon geträumt.“ Noch während ich es sagte, bemerkte ich, wie töricht es klang. Ohne die Hintergrundinformationen, die ich wohlweißlich verschwieg, musste es sich geradezu lächerlich anhören. „Ich fühle, dass es so ist.“

Mein Vater sah mich prüfend an. Unvermittelt wandte er sich ab und begann wieder zu hobeln.

„Und jetzt bist du gekommen, um mir zu sagen, du willst ihm nachgehen, habe ich Recht?“

Ich nickte.

„Du willst aufgrund eines simplen Verdachts das Tabu brechen?“ Mein Vater warf den Hobel krachend hin und sah auf. Er war unversehens wütend geworden. „Weißt du eigentlich, was du da sagst?“

Was auch immer ich mir von diesem Gespräch erwartet hatte – und es war beileibe nicht viel – eines war schnell klar: Mein Vater stellte sich gegen den Plan.

„Vielleicht kann ich ihn vorher aufhalten“, entgegnete ich sofort eifrig.

Mit seinem unnachahmlich autoritären Gesichtsausdruck, der mir von Kindesbeinen an Respekt eingeflößt hatte, sprach mein Vater: „Robert ist ein gescheiter Kerl. Er weiß um das ungeschriebene Gebot, keinen Fuß in das Reich der Opreju zu setzen. Nur ein Wahnsinniger würde dies tun. Ich bin überzeugt, dass es bei ihm nicht so ist. Wie ist das bei dir? Bist du wahnsinnig, Jack?“

Mit gesenktem Blick verneinte ich.

„Dann schlag dir diese Dummheiten aus dem Kopf!“ Er ergriff sein Werkzeug und nahm die Arbeit wieder auf. „Nun geh, ich habe zu tun und kann mich nicht mit diesen Schwachheiten herumschlagen.“

Die Reaktion meines Vaters enttäuschte zutiefst. Niemals hätte ich erwartet, wie widerstandlos er das Verschwinden seines ältesten Sohnes hinnahm, die Ehrfurcht vor einem jahrhundertealten Tabu über sein Schicksal stellte.

Seit Ende des Großen Krieges hatten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Menschen den Skelettfluss überquert, den Zadarkanal durchfahren oder sonstwie gegen das unantastbare Gebot verstoßen – doch eine Invasion der Opreju war ausgeblieben.

Fast dreihundertfünfzig Jahre lag das Gefecht von Cape Travis zurück, der letzten blutigen Auseinandersetzung zwischen Menschen und Opreju. Die Wiederbesiedelung des südlichen Aotearoa, eines der Hauptkriegsplätze, war nur stockend in Gang gekommen. Seit Ende des Großen Krieges gab es keine gesicherten Berichte mehr über eine Anwesenheit der Opreju in Aotearoa, war kein Mensch mehr mit diesen Wesen in Berührung gekommen. Womöglich gab es die Opreju, die für mich gewissermaßen ins Reich der Phantasie gehörten, gar nicht mehr. Vielleicht hatten sie sich schon vor hundert Jahren gegenseitig ausgerottet, und wir Menschen fürchteten uns trotzdem noch immer vor ihnen, ängstigten uns möglicherweise nur noch vor der eigenen Unwissenheit. Genauer darüber nachdenkend empfand ich es plötzlich als eine Art Berufung, herauszufinden, ob es nicht an der Zeit war, mit uralten Verboten und Tabus aufzuräumen.

Krister stand sofort auf meiner Seite, eine Tatsache, die mich mächtig freute. Er war mit Sicherheit kein Fantast, dennoch glaubte auch er an einen Zusammenhang zwischen Robs Verschwinden und meinen nächtlichen Heimsuchungen. Meinen Verdacht teilte er rückhaltlos. Oder war es die reine Abenteuerlust, war es das Wissen, eine wenn auch schwache Legitimation in den Händen zu halten, das alte Tabu zu brechen?

Sein Vorschlag, das Boot zu nehmen, um mit dessen Hilfe Hyperion anzusteuern, erschien mir erstklassig. Die Reise über die Tethys würde uns bei gutem Wetter und günstigem Wind den beschwerlichen Fußmarsch durch ganz Aotearoa ersparen und darüber hinaus viele Tage an Zeitgewinn bringen. Zwar hing unsere wirtschaftliche Existenz mitnichten vom Fischfang ab, mir war dennoch nicht wohl bei dem Gedanken, das Boot meines Vaters für dieses Vorhaben zu „borgen“, wie Krister es nannte. Natürlich konnte man das Ganze auch aus anderem Blickwinkel betrachten. Mit Robs und meinem Ausscheiden gab es in der Familie niemanden mehr, der Fischfang betrieb, demzufolge auch der Kahn dem Vater keinen Nutzen brachte. Dennoch, irgendetwas störte mich an all dem. Ich konnte das Boot nicht ohne Erlaubnis entwenden, es käme mir wie Diebstahl vor.

„Das ist Blödsinn“, hielt mir Krister sogleich entgegen. „Er bekommt es doch wieder zurück. Es steht ihm nur für einen gewissen Zeitraum nicht zur Verfügung.“

„Ich kann das nicht verantworten.“

„Und was ist mit Rob? Mit jedem Tag den wir warten, werden die Chancen geringer ihn einzuholen. Kannst du das verantworten?“

Ich blickte meinen guten Freund unverwandt an. Seine kühlen blauen Augen waren eindringlich auf mich gerichtet. Er machte es mir nicht leichter, wenn er mich vor die Wahl stellte, zwischen Rob und meinem Vater zu entscheiden.

„Aber wenn es dich beruhigt, kann ich dafür sorgen, dass das Boot nach unserer Ankunft in Hyperion sofort wieder zurücksegelt“, fügte er hinzu. „Das würde für deinen Vater nur einen Ausfall von drei Wochen bedeuten. Vielleicht sogar weniger.“

Das hieße, eine vierte Person einzuweihen, etwas, das ich unter allen Umständen vermeiden wollte.

„Und an wen denkst du?“ fragte ich ihn betont nebensächlich. Ich war sicher, er meinte Scott Adair.

„An Luke natürlich.“

„Wie bitte?“ Er hatte mich überrascht. Einen Taubstummen ins Vertrauen zu ziehen, hätte ich mir vielleicht noch gefallen lassen. Aber Luke? „Dir scheint nicht ganz klar zu sein, was vor uns liegt. Wir können uns keinesfalls noch mit deinem kleinen Brüderchen belasten.“

„Jetzt hör mal zu, Jack! Mir ist sehr wohl bewusst, auf was wir uns einlassen. Luke ist ein hervorragender Bootsmann, er weiß sehr wohl, wie er mit einem Segler umzugehen hat. Wir reisen zu dritt bis nach Hyperion, wo wir von Bord gehen. Luke wird dann alleine wieder zurücksegeln. Ich sehe da nicht das geringste Problem. Wir erreichen Hyperion in Rekordzeit, und das Boot steht deinem Vater in ebensolcher wieder zur Verfügung. Wenn wir Rob gefunden haben, kehren wir auf dem Landweg zurück.“

„Krister, das ist kein Abenteuerausflug an die December Bay. Auf den Seeweg nach Laurussia haben sich meines Wissens die letzten fünfzig Jahre keine Menschen mehr gewagt, jedenfalls keiner aus Stoney Creek. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich mir selbst eine gefährliche Reise wie diese zutrauen darf. Eines aber weiß ich ganz genau: mit deinem kleinen Bruder im Schlepptau darf ich es ganz gewiss nicht.“

„Woher willst du das wissen?“ warf mir Krister entgegen. Ich wollte sofort etwas erwidern, doch unterbrach er mich mit einer unwirschen Handbewegung.

„Du kannst das Boot natürlich auch irgendwo in der Hyperion Bay zurücklassen und hoffen, es irgendwann später wieder intakt vorzufinden, falls wir jemals wieder dorthin zurückkehren.“

Ich sagte nichts. Krister spürte meine Unentschlossenheit und fuhr mit versöhnlicher Stimme fort: „Luke kann uns durchaus sehr nützlich sein. Er ist der beste Botaniker, der mir je unter die Augen gekommen ist. Er kennt Pflanzen beim Namen, von deren bloßer Existenz ich nicht die geringste Ahnung habe. Und er weiß vor allem, welche genießbar sind und welche man besser nicht anrührt. Verstehst du?“

Ich schüttelte beharrlich den Kopf.

„Du willst nur nicht verstehen. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, von was wir uns in den bevorstehenden Wochen ernähren wollen? Willst du nur Kaninchen und Skirrets fressen, bis dein Zahnfleisch fault? Grünzeug, Jack. Sagt dir das wirklich nichts?“

Okay, ein Punkt für Krister. Natürlich konnten wir uns nicht nur von Fleisch ernähren. Eine Thematik, der ich in der Tat wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Und mit Pflanzen hatte ich wirklich wenig am Hut. Alles essbare Grünzeug kultivierten die Bauern Stoney Creeks auf den Feldern östlich und westlich der Siedlung. Von den wilden Arten, die für eine Mahlzeit gut waren, wusste ich so gut wie nichts.

„Gut, Lukas hat den grünen Daumen. Und was weiter?“

„Er ist ausdauernd und kein Schwächling. Ich meine, du kennst ihn doch einigermaßen. Einen naturverbundeneren Menschen habe ich noch nicht getroffen. Und er ist zuverlässig. Wenn ich ihm sage, er soll dein Boot unversehrt zurückbringen, wird er es tun. Außerdem besteht keinerlei Veranlassung, ihn in die ganze Geschichte einzuweihen. Warum wir Rob in Hyperion vermuten, geht ihn ja nun wirklich nichts an.“

Nachdenklich geworden nickte ich.

Lukas...

Obwohl er bereits seit Jahren bei Krister lebte, waren weder meine noch Robs Kontakte zu ihm erwähnenswert. Bei keiner unserer Unternehmungen war er je dabei gewesen, weder beim Fischfang noch auf der Moajagd. An Bootsfahrten hinüber nach Kap Aló, das bereits zu Cimmeria gehörte, oder quer durch die December Bay bis hinein in das aufregend verwinkelte Flussdelta des Angara River, um dort Stamarinas nachzustellen, hatte er kein einziges Mal teilgenommen. Er war eben immer „zu klein“ dafür gewesen.

Krister selbst sprach selten über den Stiefbruder, der seit dem Tod der leiblichen Eltern erst bei den Bergmarks und später bei Krister lebte. Alles, was er mir erzählt hatte, betraf den mysteriösen Tod des Vaters (er verschwand spurlos beim Fischen vor Geirfuglasker) und den darauf folgenden Selbstmord der Mutter, die den Verlust ihres Mannes nicht verkraftete.

Wären die Schilts und die Bergmarks direkte Nachbarn gewesen, hätte das ganze schon aufgrund der räumlichen Nähe sicherlich anders ausgesehen. Doch waren wir bereits als Kinder nie in die jeweils andere Familie integriert, eine in der Tat eigenartige Konstellation, wenn man genauer darüber nachdachte, die sich auch im Laufe unserer späteren Jugend nicht veränderte. Krister war der einzige von den Bergmarks, den ich gut kannte. Er war (abgesehen von Mats Sevenster) Robs bester Freund, und da ich schon früh viel Zeit mit meinem Bruder verbrachte, entwickelte sich auch zwischen mir und Krister Bergmark eine Freundschaft, welche sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr vertiefte. Selbst seine jüngere Schwester Britt-Marie blieb mir relativ unbekannt.

Ich erklärte mich also einverstanden, mir das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen. Krister wollte Lukas natürlich auch erst fragen, doch las ich in seinem Gesicht, die Antwort jetzt schon zu wissen.

Am frühen Abend marschierte ich rüber zu Kristers Haus und traf ihn auf halbem Weg am Waldrand beim Holzhacken. Ich hatte ihn noch einmal alleine sprechen wollen, bemerkte aber Lukas in seiner Nähe, der bei der Arbeit half. Eine Weile beobachtete ich die beiden. Auf die gleiche verwirrende Weise, in der ich vor wenigen Stunden das Älterwerden meines Vaters bemerkt hatte, stellte ich nun fest, wie sehr sich Lukas entwickelt hatte. Das war kein Junge mehr, der kurz herübersah und dann das Beil kraftvoll sinken ließ. Nein, er war ein Mann geworden, verfügte annähernd über meine Größe. Er trug die gleichen Klamotten wie Krister, ein kupferbraunes Oberteil aus gefärbtem Leinen, hier und da abgewetzt und eingerissen, dazu Hosen neuerer Fertigung aus gleichem Stoff und in annähernd derselben Farbe, die ihm bis knapp über die Knie reichten und den Blick auf ein Paar muskulöser Beine freigab. Seine Füße steckten in ausgetretenen Schuhen aus Mamoraleder, die bessere Tage gesehen hatten.

Wieder fiel mir auf, wie kurz er sein dunkelblondes Haar trug. Es gab nur wenige Männer in Stoney Creek mit kurz geschnittenem Haar, Lukas Eastley gehörte zu dieser kleinen Gruppe.

Wir gaben uns die Hand. Sein Griff war fest und stark wie der eines erwachsenen Mannes. Seine Augen, stechend blau wie Kristers und annähernd auf gleicher Höhe wie die meinen, hielten dem direkten Blick stand, doch zogen sich seine schmalen Augenbrauen einen Tick zu früh nach oben, was geschickt getarnte Aufregung vermuten ließ. Dann lächelte er, das entwaffnende Lächeln eines Jungen im Gesicht eines erwachsenen Mannes.

„Hallo, Lukas“, begrüßte ich ihn. „Ich nehme an, Krister hat dich bereits darüber aufgeklärt, was wir vorhaben?“

Luke nickte unbestimmt. Ich hatte irgendein Zeichen von ergreifender Erregung, romantischen Phantasien, berauschender Abenteuerlust erwartet – doch nichts davon. Sein Gesichtsausdruck blieb überraschend neutral.

„Alles ist besser als hier zu bleiben“, erklärte er sich knapp.

Ich musterte ihn nochmals genau. Vor mir stand ein kräftiger junger Mann von achtzehn Jahren, in dessen Gesicht sich die stetig verblassende Existenz der untergehenden Kindheit widerspiegelte. Eine kuriose Mischung, die mich ansprach. Doch in seinen Zügen lag noch etwas anderes, vor allem jetzt, wo sein Lächeln verschwand. Da war sie wieder, diese tiefe Traurigkeit, jene unbeschreibliche Schwermut, die um ein Vielfaches besser in das Antlitz eines alten, vom Leben gezeichneten Menschen gepasst hätte und nicht in eines, das an der Schwelle zum Erwachsenendasein stand. Womöglich hielt mich gerade dieser Widerspruch von einer Freundschaft mit Lukas Eastley ab. Wir stießen einander einfach ab, selbst mit gutem Willen bezweifelte ich, jemals gut mit ihm auskommen zu können. Dazu waren wir wohl einfach zu unterschiedlich gepolt.

„Was ist an Stoney Creek so schlecht?“ wollte ich von ihm wissen.

„Alles.“ Die Antwort kam ohne zu zögern, pure Melancholie spiegelte sich in plötzlich verletzt wirkendem Blick. „Jeder Tag hier ist wie der andere. Ich freue mich, für einige Zeit wegzukommen.“

„Wenn dein Leben hier so wenig Sinn macht, warum gehst du nicht fort? Vielleicht findest du drüben in Cape Travis das, wonach du suchst.“

Er sah mich völlig blank an, bevor seine Antwort kam. „Ich glaube nicht, etwas zu suchen. Ein Suchender würde etwas finden wollen. Wenn es hier etwas zu finden gäbe, hätte ich es sicherlich schon gefunden.“

Schwerer Tobak. Ich nickte ihm heuchelnd Verständnis zu, begriff aber kein Wort von dem, was er sagen wollte. Luke schien mein innerliches Zögern zu spüren, er kehrte sofort zum ursprünglichen Thema zurück.

„Krister berichtete bereits, dass du dich auf die Suche nach Rob machen willst. Das finde ich gut. Ich freue mich darauf, euch bis Hyperion zu begleiten. Dein Boot ist bei mir in guten Händen. Ich kann euch in allem unterstützen.“

Keinerlei Skrupel, das Tabu zu brechen. Es bestätigte mich zwar auf der einen Seite, doch wollte ich es nicht so widerspruchslos hinnehmen. Immerhin hatte er ein Recht darauf, zu erfahren, was möglicherweise vor ihm lag.

„Wir werden das Tabu brechen müssen, das uns verbietet, den Zadarkanal zu durchqueren, bist du dir dessen bewusst? Dafür wird man uns hier vielleicht ächten, uns womöglich eine Rückkehr nach Hause verwehren. Wenn es denn eine Rückkehr geben wird. Jenseits des Skelettflusses wird der Tod überall lauern, nur auf einen Fehler warten, um zuzuschlagen. Du wirst viele Tage und Nächte mutterseelenallein reisen, wenn Krister und ich in Hyperion von Bord gegangen sein werden. Traust du dir das zu? Hast du davor keine Furcht?“

Luke lächelte unbeeindruckt das gelassene Schmunzeln eines Kindes, welches man trotz besseren Wissens noch immer mit Schauergeschichten einzuschüchtern beabsichtigte.

„Deine Worte schrecken nicht“, entgegnete er. „Aber ich sage dir etwas. Ich freue mich auf diese Herausforderung. Wie oft habe ich hier schon die Möglichkeit, mich in Gefahr zu bringen?“

Ich lächelte überheblich, als wüsste ich, was vor uns lag.

„Vielleicht werden wir im Reich der Opreju unser Ende finden. Es wird keine Spazierfahrt werden, ich hoffe, das ist dir klar.“

Mit so etwas konnte man Luke wohl kaum beeindrucken.

„Der Tod macht mir keine Angst, ich betrachte ihn als einen immerwährenden Begleiter, vor dem Furcht zu haben sinnlos ist. Mich schreckt viel eher das Leben.“

Diese harschen Worte kamen aus seinem Mund, als stellten sie etwas Alltägliches dar, als beschäftigte er sich ständig in Gedanken damit. Wieder etwas, das mich abstieß. Er sah mich abwägend an, womöglich um herauszufinden, wie seine Worte wirkten. Doch ich verzog keine Miene, als wartete ich auf mehr. Und er sollte mich nicht enttäuschen.

„Soweit ich verstanden habe, besteht meine Aufgabe im Wesentlichen nur darin, das Boot wieder zurückzubringen. Das gedenke ich zu tun. Warum sollte man mich dafür ächten oder ausstoßen? Selbst wenn“, und er machte sich keine Mühe, den Spott in der Stimme zu verbergen, „es ängstigt mich nicht im Geringsten.“ Doch mit dem Spott kehrte auch unüberhörbar die Schwermut zurück. Konnte man guten Gewissens alles auf das Trauma des frühen Verlustes der leiblichen Eltern zurückführen? Etwas anderes erschien mir unwahrscheinlich. Stellte Todessehnsucht seine Triebfeder dar? Hieß er die Möglichkeit willkommen, auf der Tethys oder irgendwo in Laurussia sein junges Leben zu verlieren? Das war wohl absurd. Wenn er sich wirklich nach dem Tod sehnte, gäbe es unzählige Möglichkeiten, sich hier in Stoney Creek das Leben zu nehmen, warum also dazu in die Ferne ziehen?

„Ich werde darüber nachdenken“, schloss ich unser Gespräch.

Luke sah mir noch einmal unverblümt in die Augen, ein beinahe starrer Blick, als duldete er keine Widerrede. Dann setzte er ein lässiges Lächeln auf und meinte: „Ich bin bereit. Wenn du es auch bist.“

„Davon kannst du ausgehen.“ Ich reichte ihm die Hand zum Abschied. Er ergriff sie ohne zu zögern. Dann wandte er sich zu Krister um, der ihm auf die Schulter klopfte, nickte ihm zu und machte sich in Richtung Küste auf den Weg. Krister und ich sahen ihm eine ganze Weile nach. Luke warf keinen Blick mehr zurück.

„Er ist und bleibt ein ungewöhnlicher Bursche“, resümierte ich endlich.

Krister nickte zustimmend.

„Daran hat sich nichts geändert. Ich habe gelernt, ihn anzunehmen, wie er ist. Aber du kann dich felsenfest auf ihn verlassen. Das ist seine beste Eigenschaft. Du hast aber auch ganz schön dick aufgetragen, Jack.“

„Ja, vielleicht. Kannst du mir sagen, warum Lukas sein Haar immer so kurz geschnitten trägt? Es sieht so albern aus.“ Ich hatte es eigentlich nicht erwähnen wollen, tat es aber dennoch.

„Er heißt Luke“, verbesserte Krister geduldig.

Ich quittierte diesen Einwurf mit leicht angesäuertem Blick.

„Wer schneidet ihm denn ständig das Haar? Er sieht immer aus wie ein geschorenes Schaf.“

Krister neigte den Kopf leicht zur Seite. Ein kurioser Ausdruck spielte um seine Lippen.

„Ich weiß nicht, warum dich das interessiert, aber gut. Luke ist sein eigener Bader.“

„Sehr ungewöhnlich“, fand ich.

„Ja, nicht allgemein üblich. Nichts Außergewöhnliches mehr für mich. Ganz im Vertrauen, Jack, du hättest auch mal wieder einen Haarschnitt nötig.“

Ich lachte.

„Nein danke. Reine Zeitverschwendung. Sollte mich mein Haarwuchs irgendwann unterwegs stören, kann ich ja Lukas bitten, mich davon zu befreien.“

Krister kniff das rechte Auge zu.

„Auch wenn du es geschickt verbirgst, Jack, ich erkenne die Ironie in deiner Stimme sehr wohl.“

Mit dem Anflug eines Grinsens erwiderte ich: „Fühlst du dich wirklich noch immer für ihn verantwortlich? Er wirkt so selbstsicher und… ja, irgendwie so, als benötigte er eigentlich keinen Aufpasser mehr.“ Blitzschnell wechselte ich das Thema und erwischte Krister eiskalt. „Was ist eigentlich mit Sava?“

Die Antwort kam viel zu schnell.

„Sie weiß, wie wichtig es ist, Rob zu finden. Sie würde sich niemals zwischen ihn und mich stellen. Rob benötigt meine Hilfe, Sava versteht das.“ Der Blick zu Boden verriet die Unaufrichtigkeit. „Glaubst du, du könntest es mit Luke versuchen? Wenn ich nicht genau wüsste, es ihm zutrauen zu können, bliebe er hier. Ich hatte auch schon an Scott gedacht, aber er hat genug damit zu tun, seine eigene Familie durchzubringen. Außerdem weiß ich, wie sehr er das Tabu fürchtet.“

Wie schnell Krister das Thema gewechselt hatte.

„Ich habe gar keine andere Wahl, oder? Eigentlich bin ich dir ja sogar dankbar, immerhin stammt die Idee von dir. Ich gebe zu, es ist mir erheblich wohler bei dem Gedanken, das Boot nicht zu entwenden sondern nur für einen gewissen Zeitraum auszuleihen. Ich weiß doch selbst sehr wohl, wie gut Lukas… also gut, Luke, mit einem Segler umgehen kann.“

Da beschloss ich, das Wagnis einzugehen und ihn mitzunehmen. Spätestens nach der Ankunft in Hyperion würde er das Boot übernehmen und alleine nach Stoney Creek zurücksegeln, sollten wir Rob dort nicht auffinden und seine Verfolgung zu Fuß aufnehmen müssen. Überraschend schnell schien nun alles geklärt. Es gab keinen Grund, noch länger zu zögern.

Wir warteten Westwind ab, der nicht allzu lange auf sich warten ließ. Am Vorabend des letzten Tages des vierten Monats im Jahre 622, dem 40. April, legten Krister und ich die Abreise auf den kommenden Morgen fest, den 1. Mai. Ebros, einer der beiden Monde Gondwanas, prangte am nächtlichen Himmel wie ein riesiges Rad aus gelbem Käse. Keine Wolke zeigte sich. Die helle Aura des Trabanten überstrahlte jeden Stern in seiner unmittelbaren Nähe, die ersten Sternbilder, die ich ausmachte, befanden sich nahe am Horizont. Einst wusste ich ihre Namen, doch irgendwann waren sie mir entfallen. Ob es sich bei einem dieser vielen Lichtpunkte um Pangäa handelte?

Krister verbrachte die letzte Nacht verständlicherweise mit Sava. Luke würde damit zu tun haben, sein Bündel für die Reise zu schnüren. Nur ich wusste nicht genau, wohin ich sollte. Ich verspürte kein sonderliches Verlangen, nach Hause zurückzukehren, um meinem Vater ins Gesicht zu lügen. Mein Verschwinden gegen seinen ausdrücklichen Wunsch würde ihn morgen genauso in Rage bringen wie etwaige vorweggenommene Ehrlichkeit am Abend zuvor. Also wollte ich es ihm gar nicht sagen. Meine Sachen waren bereits gepackt, alles was es noch zu tun gab, war, sie aus der Kammer zu holen. Natürlich wollte ich mir noch eine ordentliche Mütze Schlaf gönnen, immerhin würde ich für die kommende Zeit auf ein weiches Bett verzichten müssen. Dennoch zögerte ich, zeitig heimzukehren.

Ich wartete den Einbruch der Nacht ab und stahl mich dann wie ein Einbrecher ins Haus. Erwartungsgemäß war Vater wie immer früh zu Bett gegangen. Kein Laut war vernehmbar, als ich die knarzende Stiege nach oben in meine Kammer nahm und die Türe leise hinter mir schloss. Im Schein einer Kerze überprüfte ich abschließend das Gepäck, welches mir erneut zu schwer vorkam. Daraufhin entfernte ich die zweite Garnitur Hosen und eines der drei Ersatzhemden. Dafür verstaute ich zwei weitere Feuersteine, eine zusätzliche Fackel, ein paar Meter Seil. Tief in Gedanken versunken nahm ich auf dem Bett Platz, prüfte ein weiteres Mal die neue Sehne des Bogens und steckte noch zwei frisch gefertigte Pfeile in den Köcher. Alles was ich auf die große Reise mitzunehmen gedachte, passte entweder in den Rucksack oder ließ sich zumindest an ihm befestigten. Es erschien mir wichtig, stets beide Hände freizuhaben.

Hellwach legte ich mich endlich aufs Bett. Aufregung breitete sich warm im Magen aus. Schwere Gedankentiefe ließ mich aber nicht zur Ruhe kommen. Die letzte Nacht im eigenen Bett versprach keine erholsame zu werden. Irgendwie muss es mir dann doch gelungen sein, einige wenige Stunden Schlaf zu finden, denn als ich die Augen aufschlug, zwitscherten bereits die ersten frühen Vögel. Kühler Wind drang durch das Fenster und spielte sacht mit dem leichten Stoffvorhang. Der Raum lag noch in tiefer Dunkelheit. Mit einem Ruck war ich wach, sprang aus dem Bett und warf einen Blick nach draußen. Über den Hügeln im Osten machte sich bereits der erste Schimmer des beginnenden Tages bemerkbar. Bevorstehender Abschied erfüllte mein Herz mit einer berauschenden Mischung aus dumpfer Wehmut und pulsierender Erregung, von der ich nicht wusste, ob sie mir gefiel oder nicht. Jetzt, so unmittelbar vor dem Aufbruch, wünschte ich mir, meinen Vater eingeweiht zu haben. Das Wissen, es ihm sowieso nicht begreiflich machen zu können, tröstete über den Anflug von Sentimentalität hinweg.

Rasch kleidete ich mich an, rollte die Decke zusammen und machte sie an der Unterseite des Rucksacks fest, den ich zusammen mit Bogen und Köcher anlegte. Nicht eben wenig Gewicht, das ich auf dem Rücken zu transportieren gedachte. Mein Blick fiel auf den eisernen Stab. Sollte ich oder sollte ich mich nicht mit ihm belasten? Als Schlagwaffe war er ideal, keine Frage. Womöglich leistete er noch gute Dienste, wer wusste schon, was vor uns lag? Allerdings würde ich ihn ständig in der Hand tragen müssen. Doch da es sich um ein Leichtgewicht handelte, fällte ich kurzerhand den Entschluss, ihn mitzunehmen. Sollte er hinderlich werden oder sich als wenig nützlich erweisen, konnte ich ihn überall zurücklassen.

Ungefrühstückt und so leise wie möglich schlüpfte ich hinaus. Das Knirschen des Kieses unter den Sohlen meiner neu gefertigten Stiefel hörte sich in der Totenstille, die über dem schlafenden Dorf lag, ohrenbetäubend an. Die Luft, kühl und feucht, ließ mich frösteln, als ich noch einmal innehielt und einen letzten Blick auf das Haus zurückwarf, in dem ich lebte, seit ich denken konnte und dessen schwarze Silhouette sich deutlich vom klaren Grau des frühen Morgenhimmels abhob. Natürlich hatte ich es im Laufe meines Lebens schon mehrfach für gewisse Zeitabschnitte verlassen, war aber bisher stets zurückgekehrt. Dessen war ich mir nun nicht mehr so sicher.

Erstmals beschlich mich das Gefühl, dass es sich hier und heute um einen Abschied ohne Wiederkehr handeln könnte. Die Konsequenzen meiner Entscheidung, Rob zu folgen, schienen erst jetzt real und greifbar zu werden. Welch ein Schock musste es für Vater sein, so plötzlich, innerhalb kurzer Zeit, ohne beide Söhne auskommen zu müssen? Selbstverständlich hatten mich Grübeleien wie diese schon vor Tagen geplagt, als der Gedanke reifte, Robs Verschwinden nicht tatenlos hinnehmen zu wollen. Jetzt wo es darum ging, den Plan in die Tat umzusetzen, kam ich mir wie ein Schwein vor, ohne ein Wort zu entschwinden. Für einen beunruhigend langen Moment glaubte ich, es nicht übers Herz bringen zu können. Dann wandte ich mich um und marschierte mit entschlossenem Schritt los.

Zwei dunkle Gestalten warteten bereits am verabredeten Treffpunkt, am Rande der Felder von George Adema, am Kiesweg hinunter zum Meer, wo das Boot lag. Sie entpuppten sich erwartungsgemäß als Luke und Krister. Wir begrüßten uns, als hätte keiner erwartet, den anderen hier vorzufinden.

„Wir tun es also wirklich“, erwiderte Krister meinen Gruß. Wir gaben uns die Hand. Luke folgte nur kurz zögernd seinem Beispiel.

Da standen wir nun wie eine kleine Gruppe Verschwörer, belastet mit dem Wissen, drauf und dran zu sein etwas zu tun, was den Zorn der ganzen Bevölkerung Avenors und darüber hinaus auf uns ziehen konnte. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Waren wir nicht tatsächlich komplett geistesgestört, das alte Tabu brechen zu wollen, das Avenor vor einer neuerlichen Invasion der Opreju schützte? Dennoch gab es nun keine Umkehr mehr, und hätte es eine gegeben, ich würde sie missachtet haben. Rob tatenlos im Stich gelassen zu haben würde ich mir niemals verzeihen können. Es würde wie ein Stigma bis zum Ende meiner Tage an mir haften und jeden neuen Morgen meines Lebens vergiften.

„Natürlich tun wir es!“ stellte ich bestimmt fest, auch wenn meine Stimme flackerte. „Gab es daran Zweifel?“

„O ja. Mehr als genug. Aber ich bin überzeugt von der Richtigkeit unseres Vorhabens. Ich weiß, wir tun nichts Unrechtes.“

Ich konnte Krister nur beipflichten.

„Dann geht es also jetzt los?“ Luke gelang es nur schwer, seine Aufregung zu verbergen. Doch um ehrlich zu sein, auch ich war bis in die Haarspitzen ergriffen von schwer zu beschreibender Unruhe. Was auch immer vor uns lag, es sollte jetzt beginnen.

Der erste Teil der Reise führte bei weitem noch nicht ins Unbekannte und sollte uns über die Insel Auckland an die Nordspitze von Cape Longreach bringen, wo wir eine Nacht zu verbringen gedachten. Das Felsenkliff des Kaps, durchlöchert wie ein Käse, würde uns angenehm als Lager dienen. Darüber hinaus kannte Krister dort von einer seiner zahllosen Erkundungen einen natürlichen Hafen (erreichbar durch eine Art Kanal, der die offene See mit einer Lagune verband, die weit ins Landesinnere reichte), der als erstklassiger Landungsplatz nutzbar war. Das Boot musste vor allem nachts gut gesichert sein. Nicht auszudenken, sollte es abhandenkommen. Wenn alles glatt verlief, der Wind nicht drehte und das Wetter sich hielt, würden wir am späten Nachmittag des morgigen Tages schon dort sein. Kristers Erzählungen nach wimmelte die seichte Lagune nur so von Yanduras, einer schmackhaften Krustentierart. Schon der Gedanke an den köstlichen Geschmack des Fleisches war es wert, die Lagune anzusteuern.

Wir warfen unser Gepäck ins Boot, das leise schaukelnd an seiner Anlegestelle schlummerte. Krister und Luke sprangen hinein. Ich löste die Leine, warf sie hilfreichen Händen an Bord zu und schob unser Gefährt ein Stück in die See hinaus, bis mir das Wasser der kühlen Tethys zum Bauch reichte. Dann zog ich mich an der Bordwand hoch. Krister hantierte bereits mit dem Segel herum. Ich übernahm den Platz am Heck (und damit das Ruder) und zum unzähligen Mal verließen wir Stoney Creek in nordöstlicher Richtung, als befänden wir uns auf dem Weg zur Tiefen Rinne, zu den Fischfanggründen zwischen den Inseln Auckland und Radan. Doch unsere Route sollte sich schon kurz nach Verlassen der Bucht ändern. Krister und ich waren uns einig, so nahe wie möglich an der Küste nach Osten hin zu schippern, bis zur Meerenge von Heliers, wo Auckland dem Festland zum Greifen nahe kam. Dort wollten wir wieder nordöstlichen Kurs auf die offene See einschlagen, hart an Wanaka vorbei direkt auf Geirfuglasker zu. Cape Longreach würde dann schon in Sichtweite sein.

Ich steuerte das Boot in den Wind. Das Segel blähte sich und wir setzten uns ruckartig in Bewegung, etwas zu plötzlich für einen erfahrenen Bootsmann, doch die Abenteuerlust hatte jetzt auch mich gepackt. Das Ruder fest im Griff nahm der Kahn rasch Fahrt auf. Meinen Blick zurück auf die Küste gerichtet, auf das immer kleiner werdende Stoney Creek, das schon bald verblasste und sich zu bloßer Ahnung reduzierte, nahm ich Abschied.

Bei besseren Lichtverhältnissen wären einzelne unverwechselbare Merkmale dieses Küstenabschnittes, den ich wie keinen anderen kannte, sicherlich länger sichtbar gewesen. Obwohl der Himmel im Osten deutliche Signale der bald aufgehenden Sonne sandte, ruhte Stoney Creek noch schlafend im Schatten der allmählich zurückweichenden Nacht. Nicht mehr lange und ein neuer Morgen würde anbrechen und mit ihm das Tagwerk Hunderter rechtschaffender Menschen beginnen. Menschen, die wir mit unserem Vorhaben womöglich in große Gefahr brachten. Ich zwang mich, nicht mehr zurückzublicken, sondern nur noch nach vorne, hinaus auf die offene Tethys.

Wie beruhigend, sich wieder auf dem Meer zu befinden. Es begrüßte mich wie einen alten Freund, einen Vertrauten. Zufrieden spürte ich, wie sich tiefe Ruhe auszubreiten begann, willkommene innere Stille, welche mich stets dann erfüllte, wenn ich ringsum von Wasser umgeben war. Ich hatte zwar mein Zuhause verlassen – an baldige Heimkehr nicht glauben wollend – doch empfing mich die See ein ums andere Mal nicht wie einen Fremden. Nein, ich kehrte heim zu ihr, sie spendete den nötigen Trost, der den Verlust der eigentlichen Heimat vergessen machte. Die tiefe Liebe zur See erfüllte mich ein ums andere Mal bis in den letzten Winkel meiner Existenz.

Wir erreichten Point Oloth, eine weit ins Meer ragende Landzunge am östlichen Ende der Bucht. Stoney Creek verschwand endgültig aus unserem Blickfeld. Krister und ich sahen einander an. Wir verstanden, ohne ein Wort aussprechen zu müssen. Ein wichtiger Schritt war getan, der Anfang einer ungewissen Reise lag hinter uns.

Ich wandte mich noch einmal um. Zu spät. Die Siedlung, obwohl etwas höher gelegen als der Strand, war schon nicht mehr zu sehen. Point Oloth verdeckte bereits jede Sicht auf die sanfte, ausladende Rundung der Stoney Creek Bay, auf mein Zuhause.

„Leb wohl“, flüsterte ich andächtig und hob die Hand zum Abschied. „Leb wohl, Stoney Creek.“

Sentry - Die Jack Schilt Saga

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