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Pullach

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Keine 10.000 Einwohner leben in Pullach. Die Gemeinde im oberbayerischen Landkreis München beherbergt den Bundesnachrichtendienst (BND) als wichtigsten Arbeitgeber. Er untersteht direkt dem Bundeskanzleramt in Berlin als einzige Aufsichtsbehörde. Der Geheimdienst übernimmt die vielfältigsten Aufgaben im Bereich Aufklärung, Auslandsbeziehungen und Terrorismusbekämpfung. Mit einem Standbein befindet sich der Dienst bereits in der Bundeshauptstadt, weitere werden folgen.

Direktor Dr. Flossenkamp ist Leiter der Abteilung ‚Gesamtlage Führungs- und Informationszentrum’ (GL), deren Diensträume im Westflügel des riesigen Baus untergebracht sind. Seine Karriere liest sich wie ein Bilderbuch. Wehrdienst, Studium der Politischen Wissenschaften, Auslandsaufenthalte in den USA, Russland und Südamerika sowie Referatsleiter im Bundeskanzleramt. Dann leitete er einige Dienststellen des BND und rutschte bis auf den Posten des Abteilungsleiters. Bei der Nachfolge des demnächst ausscheidenden BND-Vizepräsidenten hat Flossenkamp beste Karten. Nur Fehler dürfen ihm nicht unterlaufen, gerade in einer Zeit, in der der BND immer öfter unter öffentlichen Beschuss gerät.

„Ja, dann kaufen wir eine Neue. Wo ist das Problem? Schatz, Waschmaschinen gibt es wie Sand am Meer. Moment, ich muss auflegen, das Office des Präsidenten.“

„Flossenkamp“

„Besprechungszimmer 7.1., kleine Runde.“

Wenig später sitzen Präsident Hübner, drei weitere Abteilungsleiter, die Vertreterin des Bundeskriminalamts Sophia Kühne und Flossenkamp in kleiner Runde, die Sonne blendet, eine automatische Jalousie verdunkelt den Raum.

„Ich mache es kurz“, beginnt Andreas Binder, Leiter der Abteilung ‚Einsatzgebiete / Auslandsbeziehungen (EA)’, seinen Vortrag. „Wir haben von den Amerikanern einen Hinweis mit der Bewertung ‚Höchste Dringlichkeit’ erhalten. Es handelt sich um eine ausländische Person, die offenbar in Deutschland eine Straftat plant.“

„Lieber Kollege Binder, dafür müssen wir diese Runde nicht einberufen, das passiert leider täglich.“

„Lassen sie mich doch ausreden Doktor Flossenkamp!“ Beim Kampf um die Besetzung der Stelle als Vizepräsidenten ist Binder ebenfalls gut positioniert. Flossenkamp ärgert sich darüber, dass sich der Mitbewerber in den Mittelpunkt drängt.

„Die CIA stuft diese männliche Person als sehr gefährlich ein. Gezielte Tötungsdelikte bis hin zu terroristischen Anschlägen gehören zu seinem Arbeitsgebiet.“ Binder genießt jetzt die kleine rhetorische Pause und prüft, ob jetzt wirklich alle an seinen Lippen hängen.

„Die CIA weiß offenbar wenig über ihn oder will nicht alle Karten offenlegen. Aber eines ist sicher: Sein Operationsgebiet ist ab sofort Deutschland.“

„Weiß man, wie er heißt oder lässt sich irgendetwas eingrenzen?“ Sophia Kühne spürt die Disharmonie zwischen Binder und Flossenkamp und möchte sich auf die praktische Arbeit beschränken.

„Nicht sehr viel, ich habe ein paar Telefonate mit Washington geführt, einige Leute aus dem Bett geholt. Es gibt noch zwei Punkte, die interessant sein könnten. Allerdings sind diese, wie so oft bei der Zusammenarbeit mit unserem wichtigsten Verbündeten, nicht als offiziell zu betrachten.“

„Und das wäre?“ Erstmalig mischt sich Hübner, der Präsident ein.

„Die CIA hat die Erkenntnis aus einem Telefonat gewonnen und prompt den Fall als ‚Red Case’ eingestuft. Wir wissen, was dies bedeutet. Sie nehmen den Vorgang sehr, ich betone, sehr ernst.“

Hübner blättert anscheinend unbeteiligt in einem Aktendossier herum, plötzlich hebt er den Kopf.

„Binder, lassen sie sich nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist der zweite Punkt?“

„Es soll sich um einen Amerikaner handeln, er kann sich aber durchaus mit gefälschten Papieren als Angehöriger einer anderen Nationalität ausgeben, sie wissen es nicht, ein ehemaliger hoch dekorierter Spitzenmann, der außer Kontrolle geraten ist. Ich bleibe dran.“

Die Pause nutzen alle zum Luftholen. Hübner ist ein Freund schneller Entscheidungen und das zeigt er auch heute.

„Wir lösen ‚Alpha 2’ aus!“

‚Alpha 2’ ist eine reine Schutzvorkehrung. Gefährdete Einrichtungen wie Kanzleramt, Bundespräsidialamt, Bundesministerien, Botschaften und sensible öffentliche Gebäude fallen unter verstärkte Bewachung. Weiter betroffen sind Flughäfen, Bahnhöfe und typische Touristenzentren. Überall wird es zu versteckter und uniformierter Polizeipräsenz kommen. Einbezogen sind Polizeikräfte des Bundes und der Länder, Statusmeldungen gehen an alle Polizeidienstellen mit der Bitte um erhöhte Aufmerksamkeit. ‚Alpha 2’ löst zudem eine Mitteilung an eine sich ständig ändernde Liste von Personen aus, die im öffentlichen Leben aktiv oder an systemrelevanten Stellen in der Wirtschaft tätig sind.

Irma

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