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Ludwig Viktor von Habsburg-Lothringen: Emanzipation in Rosa
ОглавлениеLudwig Viktor von Habsburg-Lothringen (1842, Wien – 1919, Kleßheim)
Erzherzog, Infanteriegeneral Sohn von Sophie und Franz Karl, jüngster Bruder von Kaiser Franz Joseph.
Kunstsammler und Bauherr: Palais Erzherzog Ludwig Viktor am Schwarzenbergplatz 1, Architekt: Heinrich von Ferstel, errichtet 1863–1866. Ab 1864 hauptsächlich in Kleßheim wohnhaft. Ab 1866 Ausgestaltung des Schlosses Kleßheim bei Salzburg, ebenfalls durch den von Ludwig Viktor beauftragten Heinrich von Ferstel. Zahlreiche Skandale wegen Homosexualität, in seiner Jugend wurde dem Erzherzog aber auch ein Verhältnis mit einer Balletteuse nachgesagt. 1896 Oberaufsicht über das Rote Kreuz. Nach 1900 »Verbannung« nach Kleßheim. 1915 wegen Anzeichen »geistiger Erschöpfung« vom Kaiser entmündigt.
Auf dem unscheinbaren Gedenkstein fehlt der Name. Lediglich die ineinander verschlungenen Buchstaben »LV« verweisen auf den Eigentümer der schlichten Grabstelle auf dem nahe der Stadt Salzburg gelegenen Friedhof der Gemeinde Siezenheim. Auffällig ist die Grabinschrift, ein Gedicht:
Meinem Kaiser (Franz Josef I.) Dank!
Die Seele Gott – in Buß’ und Reue,
Der starren Erde meine Hülle. –
Dafür, was sie mir einst im Leben,
Den Dankesgruss an meine Freunde,
Und all den Blinden mein Vergeben,
Die, – unverdient, mir etwa Feinde.
18. Jänner 1919
Kaiser Franz Joseph, der zwölf Jahre ältere Bruder von Ludwig Viktor, war schon gestorben. Das Grab hatte der »Verbannte von Kleßheim« sechs Jahre zuvor persönlich gekauft. Auf eigenen Wunsch erfolgte seine Beisetzung weit weg von der Kapuzinergruft mit den habsburgischen Verwandten. Es gab keine Initiativen, den Außenseiter nach Wien zu überführen und so wirkt sein Exil bis heute fort. Bei der Siezenheimer Bevölkerung war der Erzherzog beliebt. Er galt als menschenfreundlich und mitfühlend. 1906 stiftete er dem Ort eine Volksschule, manchmal ritt der Feldzeugmeister ohne militärische Interessen im Galopp durch den Ort und warf Süßigkeiten in die schaulustige Menge, die aus den Häusern geeilt war, um dem jüngsten Sohn der Erzherzogin Sophie zuzujubeln. Ein von ihm gespendeter Golddukaten liegt in einem Safe der Raiffeisenkasse Siezenheim.