Читать книгу Elisabeth Petznek - Michaela Lindinger - Страница 11
I Die Geister, die sie rief Unheimliche Fälle auf Schloss Schönau
ОглавлениеEin Geisterfoto, das eine Ektoplasma-Erscheinung zeigt. Es wurde bei Rotlicht aufgenommen und erscheint durch die Bewegungen des Mediums unscharf. Hier zu sehen: Das Medium Stanislawa P., das auch Albert von Schrenck-Notzing, Erzsis Spiritismus-Sachverständiger, bei „Sitzungen“ beschäftigte. Ob die Erscheinung „echt“ ist – darüber scheiden sich die Geister.
„Als Medium ist er natürlich unersetzlich.“
(Albert von Schrenck-Notzing warnt Erzsi vor einem Betrüger.)
„Es war fabelhaft!“ Sichtlich begeistert berichtete Erzsis ältester Sohn Franz Joseph, genannt Franzi, später seiner Frau Ghislaine von den Séancen, die seine Mutter etwa zehn Jahre lang veranstaltete. Franzi war damals um die 20 Jahre alt und auf Wunsch seiner Mutter musste er bei den Geisterbeschwörungen immer dabei sein, da man das Verhalten der Medien und der von ihnen hervorgerufenen Erscheinungen kaum vorhersehen konnte. Obwohl sich Erzsi von den besten Hypnosefachleuten und Parapsychologen ihrer Zeit ausbilden und schulen ließ, respektierte sie die Manifestationen und wollte ihre beiden bereits erwachsenen Söhne bei den Sitzungen um sich haben. Sie fürchtete nämlich, von gewalttätigen Erscheinungen angegriffen zu werden. Der zweitälteste Ernst Weriand, genannt Erni, weigerte sich aber und so blieb es an Franzi hängen, Zeuge der unterschiedlichen Dinge zu werden, die sich im verdunkelten Boudoir seiner Mutter abspielten. Ghislaine Windisch-Graetz verdanken wir viele Berichte über diese spiritistischen Sitzungen. Erzsi selbst sprach nie darüber. Ihre schriftlichen Aufzeichnungen wären sehr wertvoll und interessant, sind jedoch nicht erhalten geblieben. Sie schrieb ihre Erfahrungen in Briefen an ihren Lehrmeister, den deutschen Arzt Albert von Schrenck-Notzing (1862–1929), nieder. Man könnte ihn als führende Kapazität auf dem Gebiet der Parapsychologie bezeichnen. Er führte einen regen Briefverkehr mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten, war ein enger Freund von Erzsi und wurde wiederholt in ihren damaligen Wohnsitz nach Schönau in Niederösterreich eingeladen, wo er oft viele Wochen am Stück verbrachte.
Die Briefe, die Erzsi für Schrenck-Notzing verfasste, wurden von den Nationalsozialisten verbrannt. Okkultismus war – zumindest offiziell – dem NS-Regime ein Dorn im Auge. Außerdem waren viele Mitglieder in Schrenck-Notzings Zirkel adeliger Abstammung und standen daher im Fokus der neuen Machthaber. Man beabsichtigte, gegen diese Leute vorzugehen. Gleichzeitig konnten Männer aus adeligen Familien im NS-Eliteverband SS große Karrieren machen und auch Okkultisten gab es dort zur Genüge. Dennoch drangen SA-Verbände in Schrenck-Notzings ehemaliges Laboratorium in München ein, verbrannten seinen Briefverkehr, seine Bücher und auch unzählige Fotos der von ihm dokumentierten Erscheinungen. Die Räume seiner einstigen Münchner Wohnung wurden verwüstet. In Erzsis Briefen dürften ihre Versuchsanordnungen und die Ergebnisse, die sie erzielt hatte, genau beschrieben gewesen sein.