Читать книгу Sweetland - Michael Crummey - Страница 7

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Er hörte sie, bevor er sie sah. Stimmen im Nebel, so undeutlich, dass sie ihm zunächst wie eingebildet vorkamen. Eine akustische Halluzination, der Verstand bemüht, das Fehlen eines Sinnes zu kompensieren. Wie ein einsamer Mann irgendwann mit den Möbeln redet, wenn er zu lange allein bleibt.

Da draußen jedenfalls Stimmen.

Er war am Samstagmorgen für eine Ladung Holz rüber aufs Festland gefahren und dort vom Nebel über Nacht festgehalten worden. Hatte unter einer alten Decke im Ruderhaus geschlafen, ein paar zusammengerollte Overalls als Polster. Beim ersten Tageslicht klarte es ein wenig auf und er dachte, dass er sich auf den Weg nach Hause machen konnte. Die Insel war schon in Sicht, da umfing ihn dichter Nebel, sodass er keine drei Meter weit über den Bug hinaussehen konnte. Er stellte den Motor ab, um das Boot etwas treiben zu lassen, horchte blind nach anderen Booten. Eine ganze Weile nur nach den Wellen gegen den Bootsrumpf. Das Heulen des Nebelhorns am Burnt Head. Und in der Windstille dazwischen ein Murmeln, das entfernt menschlich klang. Dann ein gerufener Laut, wie Hundebellen.

Er erschrak. Eine Stimme mitten aus dem Ozean, kilometerweit draußen auf dem Wasser. Er musste seinen Mut zusammennehmen, um etwas zu erwidern, und hoffte, dass ihm nichts aus jener Leere antwortete. Hallo, rief er. Ein halbes Dutzend Stimmen schrie wild herüber und er wich zurück, als hätte ihn eine Hand aus dem Nebel heraus angestoßen. Gott verdammt, sagte er.

Er startete den Motor und die Stimmen wurden lauter, wollten über den Lärm hinweg gehört werden. Tuckerte in die Richtung, aus der sie vermutlich kamen, den Kopf geneigt, um dem Geschrei zu folgen, das wie ein Leuchtzeichen ausgesandt wurde. Langsam nahmen die Umrisse vor ihm Gestalt an, ein dunkler Fleck im Nebel, die leuchtend rote Farbe des Rettungsboots.

Er legte den Rückwärtsgang ein, um das offene Boot nicht breitseitig zu rammen. Auf dem Boot standen Gestalten und winkten hektisch. Es schien ein Dutzend zu sein oder mehr und keiner davon einheimisch. Dunkle Haut und schwarze Haare. Irgendein ausländischer Trawler, der auf den Banks untergegangen war, dachte er, ein Containerschiff auf dem Weg in die Staaten. Alle in Straßenkleidung und ohne Rettungsweste.

Als er näherkam, neigte sich ein Mann in einem solchen Winkel über den Bug, dass Sweetland sich fragte, weshalb er nicht mit dem Kopf voran ins Wasser kippte. Er wirkte indisch, dachte Sweetland, oder etwas Ähnliches, er konnte diese Leute nie auseinanderhalten. Unterhalb des Dollbords hockten noch mehr, keiner von ihnen passend für das Wetter angezogen, sie schienen halb erfroren zu sein. Sweetland reichte ein Schlepptau herüber, das der Mann an den Bug des Rettungsbootes band und dann eine Geste zu seinem Mund machte und den Kopf nach hinten neigte. Sweetland suchte nach den zwei großen Clorox-Flaschen mit frischem Wasser, die er bei sich hatte, nahm die Decke und eine gefaltete Leinenplane und reichte alles rüber.

Mit einem Ausdruck verwirrter Erleichterung starrten die Gesichter zu ihm herüber. Wegen seiner Holzladung lag er tief im Wasser und er befürchtete, dass sie womöglich über das Dollbord auf sein Boot kommen und ihn unter Wasser setzen würden, wie man es von Ertrinkenden erzählte, dass sie ihre Retter nach unten zerrten. Er versuchte, sie mit Gesten zu beruhigen, und fuhr los, bis das Schlepptau gespannt war, dann ging es langsam weiter in Richtung Bucht.

Gelegentlich spähte er zurück und erschrak jedes Mal darüber, was in seinem Fahrwasser schwamm.

Sweetland

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