Читать книгу Airport 2013 - Michelle Werner - Страница 6
Freitag, 20. September 2013 – 08:37 Spencer House, Sheen Road, London
ОглавлениеDaisy Farnsworth, die Sekretärin der IATA, nimmt die heutige Post entgegen. Während sie zu ihrem Büro geht, sortiert sie die Post bereits. Plötzlich bleibt sie, wie zu einer Salzsäule erstarrt, stehen. Ihr Blick fällt auf ein großes Kuvert, welches genauso aussieht, wie jenes vom Dienstag dieser Woche. Diesmal kommt es allerdings per Post und nicht durch den Botendienst. Ansonsten ist äußerlich alles ident. Es wurde offenbar in London aufgegeben.
Auch hier prangt wieder der Zusatz ‚urgent‘ auf dem Kuvert. Mr. Graves ist noch nicht im Haus, aber er wird jeden Moment erwartet. Meistens kommt er um 8 Uhr 45, spätestens 8 Uhr 50, aber in der Regel ist er sehr pünktlich. An den Tagen, an denen Daisy selbst spät dran ist, wünscht sie sich, dass er ein wenig unpünktlicher wäre, zumal er auch sehr streng zu seinen Mitarbeitern ist. Heute aber sehnt sie ihn geradezu herbei. Sie deponiert die Post auf seinem Schreibtisch und platziert das besondere Kuvert ganz oben.
Nach ihrer Meinung macht es keinen Sinn, das Kuvert jetzt zu öffnen und vielleicht wieder Fingerabdrücke zu hinterlassen, zumal er schon in unmittelbarer Nähe des Büros sein müsste.
Als Mr. Graves um 8 Uhr 50 noch nicht da ist, wird Daisy noch nervöser. Sollte sie vielleicht doch…
Das Telefon läutet und es ist der ersehnte Mr. Graves am Apparat. Höflich wie er ist, entschuldigt er sich für seine Verspätung. Es würde wohl ausnahmsweise 15 bis 20 Minuten später werden. Es wäre heute nicht sein Tag, denn irgendwie ist er heute ziemlich tollpatschig.
Während Mr. Graves Atem holt, bemüht sich Daisy zu Wort zu kommen. Vor lauter Aufregung stottert sie nur und Mr. Graves versteht gar nichts, jedenfalls nichts, was er als verständlichen Inhalt identifizieren kann.
Er fordert sie auf, Ruhe zu bewahren und tief durchzuatmen. Als sie schließlich die dringliche Lage geschildert hat, tritt er bereits bei der Bürotür herein. Er wollte sich eigentlich noch ein neues Hemd und eine neue Krawatte besorgen, aber unter diesen Umständen musste es eben auch mit dem Kaffeefleck am Hemd gehen.
So bekleckert hat sie ihren Chef noch nie gesehen, daher platzt ihr trotz der Anspannung ein lautes Lachen heraus. Schnell entschuldigt sie sich dafür und holt aus ihrem Büro ein Hemd sowie eine Krawatte für ihn. Soviel Zeit muss jetzt sein, denn „professionelles Aussehen ist die Grundlage für professionellen Erfolg“, sagt Mr. Graves immer.
Die Nachricht:
> > > > Für Unbelehrbare – Gefahr für W6 2447
> > > > Auszahlung 1.000.000,- an Rotes Kreuz in
> > > > Bern.
Ende der Nachricht.
Diesmal hat Mr. Graves Handschuhe angezogen, bevor er das Kuvert öffnete. Am Computer macht er sich schlau, um welchen Flug es diesmal geht. „Es geht um die Wilson Air Ungarn – der Flug geht von Budapest nach Thessaloniki – ein Airbus 320-200 – Abflug 17 Uhr 00“ informiert er Daisy.
Beide atmen tief durch, denn es ist jetzt kurz nach 9 Uhr und diesmal bleibt genug Zeit, hoffen sie jedenfalls. In den verbleibenden knapp 8 Stunden kann man vielleicht doch entscheidende Schritte unternehmen. Vor allem ist der Flieger noch am Boden und dies verbessert die Ausgangslage wesentlich.
Natürlich kontaktiert er Mr. Densham, der ihn fast schon wie einen alten Bekannten begrüßt. Lieber allerdings wäre es Densham, keinen solchen Anruf zu bekommen. Konnte es nicht einfach mal eine Einladung ins Pub sein? Musste immer das Schicksal an seinem Nervenkostüm rütteln?
Densham ließ sich die Nachricht mit dem Kuvert von einem Streifenwagen bringen, nachdem Daisy die Botschaft gefaxt hatte. Es ist ein witziger Anblick, wie Daisy mit Handschuhen am Fax herum hantiert. Diesmal hat Mr. Graves etwas zu lachen, aber er entschuldigt sich auch sofort.