Читать книгу Ich richte dich! - Mika Benthe - Страница 2

Prolog

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Langsam wich sie zurück, fand die Wand hinter sich – und spürte ein huschendes Krabbeln an ihren Händen. Sie schrie auf, sprang wieder einen Schritt vor und sie jagten die Wände hoch.

Kakerlaken, groß wie ihr Zeigefinger.

Es mussten hunderte sein.

Weniger als zehn Meter entfernt lag er. Sie rief ihn. Doch er reagierte nicht. Regungslos verharrte sie in diesem baufälligen Flur, spürte den kalten Steinbeton unter ihren nackten Füßen. Die Viecher krabbelten gemächlich umher. Tat sie eine kleine Bewegung verwandelten sie sich in einen Haufen umher huschendes Getier, völlig unberechenbar.

Sie saß in der Falle. Stand im Flur und betete, die Lampe über ihr würde nicht erlöschen, sie flackerte bedenklich.

Was tat sie nur? Wo war sie hier gestrandet? Wer war der Typ da, der vor sich hin schlummerte und nicht im Ansatz spürte, in welcher Lage sie war? Sie schwor sich im Morgengrauen ihre Sachen zu packen und zu verschwinden. Sie konnte unmöglich in dieser Wohnung, dieser Ruine schlafen, nicht so. Die Viecher waren überall.

Und was war mit Ratten? Auch die kamen doch überall durch. Das ganze Haus war schief und voller Löcher. Langsam geriet sie in Panik. Es war grauenhaft. Es musste doch jeden Moment der Morgen kommen.... sie wartete über drei Stunden lang, unfähig, sich zu rühren. Immer wieder rief sie seinen Namen. Leise, doch eindringlich. Der Nachbarn wegen bloß keine Szene. Aber er hörte sie nicht.

Im Morgengrauen wachte er endlich auf und ging zur Toilette. Sah sie erstaunt an, sah die Viecher und sagte „Die tun nichts, habe ich in Marokko tausendfach erlebt. Wieso stehst du da herum? Komm ins Bett.“

Der erste Gedanke ist immer der richtige: „Pack´ deine Sachen und verschwinde!“

Doch erst fünfzehn Jahre später ging ihr auf, dass es dieser Moment gewesen war, an dem sie sich hätte retten können. Noch.

Oder aber war es da nicht schon zu spät gewesen?

Fakt war: sie hatte es nicht geschafft, den Gedanken nicht umgesetzt, seine Liebkosungen und tröstenden Worte hatten sie beruhigt.

Sie büßte dafür und geriet immer tiefer in den Sog der Demütigungen und Abhängigkeit von ihm.

Mit ihrer Unschlüssigkeit in jener Nacht und am Morgen danach begann ein Lebensabschnitt, der sie letztendlich vernichten würde.

Ich richte dich!

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