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Örnsköldsvik, Oktober 2014

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Da es beim Adventure Racing alles andere als normal zugeht, sieht auch eine Einkaufsliste für die Weltmeisterschaft ziemlich ungewöhnlich aus. Neben ganz eindeutig nötigen Dingen wie Handschuhen, Helmen, Energieriegeln und Socken stehen dort auch Rettungsdecken, in die man sich bei großer Kälte oder einem Schockzustand hüllen kann, Gaffertape, wasserfeste Streichhölzer oder Moskitonetze. Bei einem Adventure Race kann alles Mögliche passieren, und man muss die richtige Ausrüstung haben, um darauf vorbereitet zu sein. Mit den Jahren habe ich gelernt, dass man wertvolle Sekunden gewinnen und sich vor einem wunden Hintern oder entzündeten Füßen schützen kann, wenn man das richtige Equipment am richtigen Ort parat hat.

Aber die Einkaufsliste in diesem Oktober für die Meisterschaft in Ecuador war besonders komplex. Wir wussten, dass wir unter allen möglichen Klimabedingungen unterwegs sein würden und, wie man anhand der vorab bekanntgegebenen Renninformationen erraten konnte (die genaue Rennstrecke bleibt bis zum Eintreffen vor Ort geheim), auch in allen möglichen Geländeformen.

Dieses Rennen war darüber hinaus besonders hart, weil wir nur zwei Transportboxen pro Person mitbringen durften, inklusive der Boxen für die Mountainbikes, deren Gewichtsobergrenze ungewöhnlich knapp war. Die Ausrüstung durfte nicht mehr als zwanzig Kilo und die Bikebox nicht mehr als fünfundzwanzig Kilo wiegen. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, was alles dazugehört: Laufshirts, Helme, Socken (mehrere Paar Socken sind wichtig, denn entzündete Haut kann bei mehreren Tagen in nassen Socken zum echten Problem werden), Handschuhe, Bandagen, verschiedene Schuhe, Fahrradpumpen, Abschleppseile, Shorts, Sitzkissen, Moskitonetze, Klettergeschirr und so weiter. Weil es dabei aufs Gramm ankommen kann, muss man alles wiegen, selbst die Ersatzbatterien für die Helmlampe. Diese Regeln sind nicht nur dazu gedacht, uns das Leben schwer zu machen, sondern auch, damit die Boxen leicht genug für die freiwilligen Helfer sind, die sie von Wechselzone zu Wechselzone tragen. Das setzt uns natürlich zusätzlich unter Druck, auch ja alles richtig zu machen – und deshalb stehen den Teams nach ihrer Ankunft zwei Tage nur zum Packen zur Verfügung, ehe das Rennen beginnt. Sie müssen sich sicher sein, dass die Boxen für jede Wechselzone genau die richtige Ausrüstung enthalten, was die ganze Logistik enorm kompliziert machen kann.

Und dann hat man noch keinen Gedanken an Verpflegung verwendet. Dabei muss man sich an den Rennphasen orientieren. Man kann „normale“ Nahrung zu sich nehmen, wenn man unter gemäßigten Bedingungen mit dem Rad unterwegs ist, man kann beim Kajakfahren Vierundzwanzig-Stunden-Energiemahlzeiten essen (die man in besonderen Hitzepacks erwärmen kann), aber beim Laufen müssen es Energieriegel sein. Inzwischen plane ich seit so vielen Jahren Rennen, dass ich solche Listen mit verbundenen Augen schreiben könnte. Früher ist es uns aber auch einmal passiert, dass wir, mitten in einer Zwölf-Stunden-Trekkingroute, völlig entkräftet in einem kleinen Dorf ankamen und feststellen mussten, dass wir nichts mehr zu essen hatten. Am Wegesrand stand eine Mülltonne, die wir in unserer Verzweiflung durchwühlten. Wir wurden mit ein paar durchweichten Energieriegeln belohnt, die ein früher dort vorbeigekommenes Team weggeworfen hatte. Es waren die köstlichsten Energieriegel, die wir je gegessen hatten. Damals habe ich mir geschworen, dass mir so etwas nie wieder passieren darf.

Und es gab noch mehr zu beachten: Während des Rennens würden wir Temperaturen zwischen null und 30 Grad ausgesetzt sein. Es war also, als wollte man gleichzeitig für den Skiurlaub und für Ferien am Strand packen. Für uns bedeutete das Fleecejacken und Strumpfhosen (ja, auch für die Jungs, denn man muss seine Beine schützen), aber auch T-Shirts und Sonnenmilch.

Wir sollten bei dem Rennen 700 Kilometer zurücklegen, zusammengesetzt aus 158 Kilometern Trekking, Klettern und Abseilen, 412 Kilometern per Rad und 128 Kilometern im Kajak. Die Sieger würden schätzungsweise 110 Stunden brauchen und die letzten Finisher bis zu 190 Stunden – anders gesagt: ein Rennen über acht Tage und Nächte.

Unser Start lag auf einer Höhe von 4000 Metern, und dann würde die Strecke einige Male mehrere tausend Meter hinunter- und wieder hinaufführen, ehe sie in dem Ort Mompiche auf Meereshöhe endete.

Selbst abgesehen von den zusätzlichen Gefahren – wie giftigen Spinnen und Schlangen, Monsunregen, Eis, Dschungel und Wildwasser – versprach es ein anspruchsvolles Rennen zu werden, für das wir härter als je zuvor trainieren mussten.

Arthur

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