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Kapitel 6

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»Buh!«

Dotty griff sich ans Herz und starrte die große Frau im Anzug mit schreckgeweiteten Augen an.

Hatte das etwa witzig sein sollen? Das Letzte, was sie im Augenblick wollte, war eine Geisterjägerin in der Küche. Hier gab es genug Arbeit für eine ganze Armee und Mr Lawrence hatte gerade mal fünf zusätzliche Kräfte für den Ball geordert. Weil ein Buffet mit kalten Platten und ein paar Drinks ja keine Mühe machten.

Ja, nee, war klar.

»Entschuldigung.« Jetzt grinste die Fremde, aber es wirkte nicht wirklich freundlich auf Dotty. »Es ist ein alberner Spaß, den ich mir manchmal erlaube. Obwohl die Reaktion darauf viel über einen Menschen verrät. Aber ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Mein Name ist Allison Harrowmore. Ich bin hier, um mich um die Gespenster zu kümmern.«

»Ich weiß«, stammelte Dotty und hielt sich am Spülstein fest. Sie wünschte sich meilenweit weg. »Aber ich habe keine Gespenster gesehen, da müssen Sie die anderen fragen.«

»Und da bist du ganz sicher? Nicht einmal ein klitzekleines Gespenst ist dir untergekommen? Es handelt sich in diesem Fall um Möbel, weißt du? Du warst doch dabei, als Mister Lawrence sein irritierendes Erlebnis hatte.« Die heitere Stimme dieser Allison klang in ihren Ohren irgendwie gekünstelt.

»Ich habe nichts gesehen.« Dotty blieb stur. »Und der Herr ist ja inzwischen auch der Meinung, dass er sich getäuscht haben könnte.«

»Weißt du was, Dotty? Ich glaube dir nicht. Ich vermute, dass du sehr wohl etwas gesehen, aber zu viel Angst hast, um darüber zu reden. Stimmt’s?«

Jetzt sagte Dotty gar nichts mehr. Wenn man ihr nicht glaubte, konnte sie ebenso gut die Klappe halten.

Die Geisterjägerin schien zu merken, dass sie so nicht weiterkam, und sah sich in der Küche um, wo es so kurz vor dem Ball bereits wüst aussah.

Auch wenn vieles fertig angeliefert wurde, blieb noch immer genug Arbeit, was die Küchenhilfen nicht davon abgehalten hatte, sich für eine Teepause zu verkrümeln und Dotty allein zu lassen.

Da erkannte diese Allison ihre Chance und griff nach einer Schürze, die sie sich mit flinken Fingern umband.

»Du hast ja noch schrecklich viel zu tun. Kann ich dir zur Hand gehen? Im Kartoffelschälen bin ich nicht so talentiert, die sehen hinterher immer aus wie abstrakte Kunst, aber ich bin ganz gut im Arrangieren von Mettbällchen.« Schon drehte sie den Wasserhahn auf und wusch sich die Hände.

Dotty fiel kein gutes Argument ein, um sie rasch wieder loszuwerden, dabei war es genau das, was sie gern wollte. Diese Allison war ihr irgendwie unheimlich.

»Seit wann arbeitest du für die Familie Lawrence?«, fragte diese gerade, ohne sie anzusehen.

Aha. Das Verhör hatte soeben begonnen. »Seit sie hier ankamen«, gab Dotty Auskunft und versuchte, auf der Hut zu sein. »Wann immer Hidden Manor neu vermietet wird, komme ich her und frage nach Arbeit. Ich wohne mit meiner Mutter in einem der Höfe unterhalb der Burg. Meistens klappt es mit dem Job. Wie auch bei der Familie Lawrence. Mrs Hillary braucht noch sehr viel Hilfe im Alltag und ich kann gut helfen. Ich mache alles, was gewünscht wird. Doch manchmal überfordert sie mich auch.«

»Das glaube ich sofort.« Die Frau namens Allison nickte, trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und fing an, Sandwiches in Form zu schneiden. Dabei ging sie so geschickt vor, dass Dotty nicht so recht glauben konnte, was sie zuvor über Kartoffeln gesagt hatte. »Diese Höfe habe ich auf der Fahrt hierher gesehen. Es sind nicht viele, scheint mir. Man kann hier sicher sehr einsam sein. Hat das Dorf einen Namen?«

Dotty schüttelte den Kopf. »Wir gehörten schon immer zu Hidden Manor. Das alles hier auf der Klippe und im Tal ist Hidden Manor.«

»Wirklich?« Die Geisterjägerin tat erstaunt, schauspielerte aber absichtlich schlecht, wie Dotty meinte. »Dann ist Hidden Manor also ein richtig alter Name, ja? Diese Burg hieß nie anders?«

»Seit meiner Geburt nicht«, erwiderte Dotty ein wenig zu zögerlich. »Für mich war es immer Hidden Manor. Und ich lebe jetzt schon fast neunzehn Jahre hier. Ich habe diesen Ort noch niemals verlassen.«

Die große Frau nickte bedächtig, legte das Messer beiseite und sah Dotty mit ihren seltsamen blauen Augen an. »Wirklich niemals? Dabei hatte ich das Gefühl, schon einmal etwas über dich gelesen zu haben. Und da wurde Hidden Manor nicht erwähnt.«

»Über mich?« Dotty versuchte, dies als Scherz abzutun, doch das Lachen blieb ihr im Hals stecken. Sie hatte ja geahnt, dass diese Frau Ärger für sie bedeuten würde. »Das kann nicht sein. Ich bin Dotty Prim, wer sollte über mich etwas aufgeschrieben haben?«

Jetzt lachte die Geisterjägerin, verstummte aber abrupt wieder und kam mit ihrem Gesicht ganz nah an Dottys. »Schau mir mal in die Augen, Kleine.«

Dotty gehorchte und blickte in die klaren blauen Augen der anderen.

»Mein Name ist nicht Allison Harrowmore, sondern Ally Bligh. Ich habe noch nie im Leben einen Geist gesehen und glaube auch nicht an solche Sachen.«

Fasziniert und auch ängstlich beobachtete Dotty, wie die Iris der Frau sich verdunkelte und eine tiefgrüne Farbe annahm. »Wie geht das denn?«, brachte Dotty heraus und trat hastig einen Schritt zurück.

»Ganz einfach, ich bin eine beschissene Lügnerin«, erwiderte die Frau vergnügt. »Wenn ich mir einen falschen Namen gebe, merkt es jeder. Bei dir ist es anders, nicht wahr, Dotty? Aber du bist so dicht bei der Wahrheit geblieben, dass es auffällt. Warum eigentlich? Wenn du jemand anders sein willst, dann mach es doch richtig.«

»Ich bin Dotty Prim.« Dotty stand stocksteif da und fühlte, dass ihre Hände anfingen zu zittern. »Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen.«

»Nicht vielleicht eher Dorothy Primrose?« Die große Frau beugte sich wieder zu ihr herunter. »Ein Mädchen, so zart und klein wie sein Name. So habe ich es gelesen. Kann das ein Zufall sein?«

Ein Beben ging durch Dottys zierlichen Körper. Sie biss sich auf die Lippen. Nicht aus Angst, sondern vor Wut, wie sie zu ihrer eigenen Überraschung feststellen musste. Aber vielleicht war Wut ja besser als Angst.

Mit einer schnellen Bewegung entwand sie dieser seltsamen Allison das Messer und warf es ins Spülbecken. »Ich glaube, Sie sind hier fertig. Gehen Sie lieber Gespenster suchen und lassen Sie mich in Ruhe.«

Die Reaktion der anderen bestand aus einem Schulterzucken. »Schade, Dotty. Und ich hatte so auf deine Hilfe gesetzt. Leute wie wir müssen schließlich zusammenhalten.«

»Raus!« Nur mit Mühe brachte sie die Beherrschung auf, dieser Frau kein Handtuch hinterherzuwerfen.

Harrowmore Souls (Band 2):

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