Читать книгу Die mechanischen Katzen - Miriam Rieger - Страница 9
Оглавление7. Kapitel
Hinter einem Dampfmobil kauerte eine Person, den Blick fest auf ihr Ziel gerichtet. Längst war die Sonne untergegangen, die Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt. Nur vereinzelt strahlten die Gaslaternen gegen die Finsternis an und erzeugten fahle Lichtkegel, in denen alles geisterhaft wirkte. Außerhalb dieser Lichtkegel verschwand alles in schwarzen Schatten. Vereinzelt fuhren Dampfmobile vorbei, in der Nähe ratterte die Zahnradbahn. Aus dem Gebäude, das sich schräg auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand und das die Gestalt nicht aus den Augen ließ, kamen Menschen heraus, doch der gesuchte Mann befand sich nicht darunter. Ein derber Fluch entkam den Lippen der Person. Zunächst hatte sie es als amüsant empfunden, ausgerechnet die Polizeidienststelle zu beobachten und einem Kommissar aufzulauern, doch war dieses Gefühl schnell dem der Ungeduld gewichen.
Wenigstens blieb das Dampfmobil, das ein hervorragendes Versteck bot, an Ort und Stelle. Es gab allerdings auch verdammt wenig Alternativen, wenn es weggefahren wurde! Am Anfang hatte die Person gezaudert. War es klug, sich auf dem Parkplatz eines viel frequentierten Gasthauses zu verstecken? Es schien absurd, doch tatsächlich beachtete hier keiner die Gegend genauer. Die Gäste, die das Gasthaus betraten, plauderten oder überlegten bereits, was sie essen könnten. Die, die es verließen, mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Selbst wenn jemand zufällig einen Blick nach außen warf, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass jemand auch nur einen Schatten sah. Blickdichte Vorhänge, eigentlich dazu gedacht, die Gäste von neugierigen Vorbeigehenden abzuschirmen, sorgten auch für jemanden, der sich auf dem Parkplatz versteckte, für die nötige Diskretion.
Die Person hinter dem Dampfmobil streckte die Beine aus, die einzuschlafen drohten, als im Gebäude auf der anderen Straßenseite das Gaslicht anging. Ein Mensch trat ins Freie, und durch den Lichtkegel, der auf ihn fiel, erkannte die beobachtende Person ihn sofort.
Mit einem Schlag war jegliche aufkommende Müdigkeit, jede Langeweile wie weggewischt. Er war es. Jetzt galt es, ihn nicht aus den Augen zu lassen.
Die Person stand auf, ließ das Dampfmobil, den Parkplatz sowie das Wirtshaus hinter sich und folgte dem Kommissar. Einen kurzen Moment keimte die Sorge auf, er könnte motorisiert sein. Ein Dampfmobil hätte die Verfolgung schneller beendet, als man das Wort aussprach, denn weit und breit war kein Dampftaxi zu sehen.
Doch der Kommissar machte keine Anstalten, ein motorisiertes Gefährt zu besteigen, sondern schritt die Straße entlang, ohne sich umzusehen. So konnte die Gestalt ihm folgen, und die Dunkelheit war eine gute Verbündete, mit der sie verschmolz und nahezu unsichtbar blieb.