Читать книгу Begraben liegt mein Herz - Monika Bonanno - Страница 3

Prolog

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Ein menschliches Wesen dachte darüber nach, ein Gleichnis zu finden, um die Folge der widersprüchlichen Gefühle in Gedanken fassen zu können.

Heiße, unfruchtbare, endlose, öde Wüste!

Quälender Durst, Hunger, lähmende Einsamkeit!

Zum Wahnsinn treibender Seelenschmerz!

Eine alles verglühende grausame Sonne!

Sandkörner, die auf der Haut kratzen und das Auge reizen!

Absolute Isolation und die verzweifelte Suche nach dem eigenen Spiegelbild!

Matte Glieder und ein desorientierter Geist!

Unzählige, ausdruckslose sich stets gleichende Sandhügel!

Mutters Gesicht!

Dann, wie aus dem Nichts auftauchend eine Oase!

Grüne schattenbringende Palmen!

Süße, reife Früchte!

Kristallklares, erquickendes Quellwasser!

Reife Kokosnüsse zwischen raschelnden Palmwedeln!

Duftendes Haar und samtweiche Haut!

Der Gesang eines Vogels!

Blühende, duftende blauviolette Orchideen, Veilchen und Rosen!

Ein Zitronenfalter, gelb leuchtend im Sonnenstrahl!

Nur noch ein paar Schritte!

Gleich ist die fruchtbare Stelle erreicht!

Eine einzige richtige Antwort!

Nie wieder erdrückende Hitze, Hunger und Durst!

Nie wieder Einsamkeit! Falsch! Alles löst sich auf!


Die Person betrat das Badezimmer und nahm nacheinander zwei Cremedosen vom Regal, mit liebevollem Blick betrachtete sie die Teile. Ihre Fingerspitzen strichen leicht über die goldfarbenen Deckel, dann flogen die Gegenstände von einem wehmütigen Lächeln begleitet in den Papierkorb unter dem Waschtisch. Es folgten in der gleichen Weise eine Flasche Körperlotion, ein Gefäß mit rosafarbenen Badeperlen, Kamm und Zahnbürste, Behälter mit hellblauem Creme-Lidschatten und rosafarbenem Puder.

Danach ging es in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine aus. Es schenkte sich das schwarzbraune Getränk in eine große Tasse, damit balancierte es zu dem kleinen rechteckigen Küchentisch, setzte sich und legte die Füße hoch.

Mit beiden Händen griff es zur Tageszeitung und betrachtete fasziniert die erste Seite der Boulevardzeitung, die über die Entführung einer jungen Frau berichtete. Seufzend klappte die Person die Zeitung zu. Eine feine salzige Träne kullerte aus ihrem Auge. „Mein Engelsgesicht, warum hast du meine Liebe nicht erwidert? Alles hätte so wundervoll sein können, wenn du gewollt hättest. Warum hast du mir nicht wenigstens einmal gesagt, was ich von dir hören wollte? Warum warst du so grausam zu mir? Jetzt bist du stumm und kalt, so stumm und kalt wie dein Verhalten mir gegenüber. Ich habe dir doch gesagt, dass du meine ganz große Liebe bist, aber du hast dich gewehrt, und dich gegen mich aufgelehnt. Du warst so hinterhältig zu mir.“

Wütend und traurig gab das Geschöpf das benutzte Geschirr in die Spülmaschine neben die Teller und die Sektgläser. Die Gedanken flogen zu den letzten Tagen zurück, zu der bezaubernden Person, die das Glas mit der prickelnden Flüssigkeit an den Lippen gespürt und löffelweise den echt russischen Kaviar gekostet hatte.

Die Gestalt betrat den Schlafraum, dort begann sie mit irrem Blick Ordnung zu machen. Auf dem Boden lag eine rote Holzschachtel, sie hob das Utensil auf und stellte es auf den Nachttisch zurück.

Auf dem Bett lagen ein seidener Morgenmantel und ein weißer Spitzen-BH mit passendem Slip, sie drückte ihre Nase in die Wäschestücke und atmete den Geruch ein. Danach kamen die Dinge hastig in einen Korb, obenauf legte sie eine blauviolette blutverschmierte Rose.

Mit flinken Fingern riss sie die großen farbigen Fotos von den Wänden, brachte dann den Korb voller Erinnerungen hinunter in den Keller und warf seinen Inhalt mit zeremonieller Andacht Stück für Stück in den Brennofen der Heizungsanlage.

Das war die Trauerfeier, denn eine Beerdigung würde es nicht geben.

Der kalte Mond geht auf,

die Wolken ziehen schwarz.

Wie schaurig heult der Sturm,

in meinem Kopf herrscht Schmerz.

Denn in der stillen Dunkelheit

begraben liegt mein Herz.

Begraben liegt mein Herz

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