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Kapitel 4 - Anfang Februar 2004

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„Sabrina, wo bist du, ich muss los!“, rief Thomas Berger.

„Ich bin in der Waschküche“, antwortete sie, „komme sofort.“ Sabrina nahm das letzte Handtuch aus dem Trockner, dann kam sie mit dem Wäschekorb die Treppe herauf geeilt.

„Ich fahre jetzt zum Dienst, was machst du heute noch?“, fragte er gedankenlos.

„Was werde ich schon alleine an so einem wunderschönen Abend tun? Ich gehe gleich nach oben duschen, ziehe mich schick an, dann geht es ab in die Disco“, sagte sie mit ernster Miene.

Thomas schaute erstaunt, dann grinste er. „Na klar, tu das, viel Spaß dabei.“

„Und wenn wirklich?“, fragte sie ihn herausfordernd.

Seine Miene verdüsterte sich, als er drohend sprach: „Das würdest du nie wagen!“

„Ich werde die Wäsche bügeln und dabei Fernsehen schauen“, stellte Sabrina klar.

„Das hört sich schon besser an“, bemerkte Tom lachend, „also tschüss.“

Sabrina gab Tom einen flüchtigen Kuss, dann schaute sie ihm nach, wie er im Dämmerlicht der Laternen zu seinem Auto ging. Während er einstieg und abfuhr, fühlte sie sich wieder einmal auf absonderliche Weise beobachtet. In ihrem Magen breitete sich eine unerträgliche, Übelkeit verursachende Hitze aus, gereizt warf sie die Haustür zu.

Durch den häufigen Nachtdienst ihres Mannes war Sabrina oft mit den Kindern alleine im Haus, bisher hatte sie nie Angst gehabt und sich keine Gedanken über irgendwelche Übeltäter gemacht, an diesem Abend jedoch war sie wie ein furchtsames Kaninchen, das sich nur noch in seinem Bau verstecken wollte.

Sabrina ging durch das ganze Haus und schloss überall die Fensterläden. In der Küche schaute sie noch einmal durch das Fenster auf die Straße, aber sie konnte definitiv keine Gefahr erkennen. „Nur so ein blödes Gefühl, was soll schon sein“, sagte sie laut, um ihre innere Unruhe abzuschütteln.

-

Thomas und Ralf trafen auf dem Revier zusammen, sie erledigten alle anfallenden Vorbereitungsarbeiten, holten dann den Wagen, um auf Streife zu fahren.

Nach eintönigen zwei Stunden hielt Ralf am Straßenrand an und ließ Thomas vor einer Würstchenbude aussteigen. „Bringst du mir eine Currywurst und eine Cola mit?“

„Klar“, brummte Tom. Er stellte sich hinter einem älteren Mann und zwei jungen Mädchen an, ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen, am liebsten hätte er sich vorgedrängelt.

Als Tom endlich dran war, hupte Ralf und winkte ihn hektisch herbei.

Thomas sagte zu dem verblüfften Budenbesitzer: „Vergessen Sie es!“ Eilig stieg er wieder in das Fahrzeug ein und fragte mürrisch: „Was ist denn los?“

„Mord in einer Hotelsuite, kam gerade über Funk“, antwortete Ralf knapp.

Thomas und Ralf blieben direkt neben dem Haupteingang stehen, gleichzeitig trafen drei weitere Streifenwagen vor dem Hotel ein. Im Pulk liefen die Beamten mit gezogenen Waffen in die Empfangshalle, wo sie ein aufgeregter Hotelportier bereits erwartete.

Ralf fragte ihn kurz angebunden: „Wohin müssen wir?“

„Zimmer 507, ich war schon oben, da ist nur noch die Leiche“, antwortete der Portier stolz. Er begleitete sie zum Fahrstuhl und stieg mit ihnen ein, als sich der Aufzug in Bewegung setzte, redete er ungefragt darauf los. „Vorhin sagte ein Gast, er hätte Schüsse in der Suite gehört. Ich wollte das erst nicht glauben, was weiß der schon, wie sich Schüsse anhören. Dann bin ich gleich hoch gefahren, habe an die Tür gehämmert, aber es wurde nicht geöffnet, also schloss ich mit dem Universalschlüssel auf. Nun, sehen Sie selbst.“

Als sie den langen Flur betraten, wies Thomas den Portier zurecht. „Das war ausgesprochen gefährlich, was wäre gewesen, wenn sich der Mörder noch in der Suite befunden hätte. Sie können doch nach so einem Hinweis nicht einfach einen Tatort betreten.“

„Der Wachmann war gerade nicht greifbar“, verteidigte er sich.

Die Polizisten stürmten mit gezückten Waffen in den Raum, vorneweg lief Thomas, gefolgt von Ralf und zwei weiteren Beamten. Sie schauten sich um, im Salon lagen Kleidungsstücke auf dem Fußboden, schwarze Seidenwäsche hing über der Couchlehne, auf den Sitzelementen planlos verstreut sahen sie einen schwarzen Lederrock, schwarze Spitzenstrümpfe und Strapse. Einige Wein- und Sektgläser standen auf dem Tisch und cremefarbenen Seidenkissen lagen auf dem Boden.

Durch die offene Tür konnte man einen Teil des exklusiven Badezimmers erkennen. Auf der anderen Seite befand sich das Schlafzimmer, die Polizisten liefen hinein, dann blieben sie unvermittelt stehen. Auf dem Bett zwischen seidenen champagnerfarbenen mit dunkelrotem Blut verschmierten Laken lag eine nackte attraktive Frau. Ihre Arme und Beine waren gespreizt, mit Stricken fest an die goldenen Stäbe des Bettes gefesselt, ihr langes, weißblondes Haar fiel in wilden Strähnen über ihr hübsches Gesicht. Ihr Mund war mit festem Klebeband verschlossen, auf ihrem ganzen Oberkörper waren rote Striemen zu sehen, dicht bei dem Herzen verunstalteten drei grauenhafte Krater ihre Brust.

„Offensichtlich ist sie erschossen worden, ist das Morddezernat schon informiert?“, fragte Thomas mechanisch. Sein Magen krampfte bei dem erschütternden Anblick der Toten, ihm wurde auf einmal unglaublich übel, die ganze Szene erschien ihm unerklärlicherweise wie ein Déjà-vu.

„Ja klar, die werden gleich da sein“, antwortete einer der Kollegen, der sinnloserweise den nicht mehr vorhandenen Puls an der Halsschlagader der Frau überprüfte. Thomas sah ihm dabei zu, sein Kopf dröhnte, dann schaute er auf die gespreizten Schenkel und die Vagina der Toten, dummerweise musste Tom sofort an seine Sabrina denken. Unwillkürlich wurde sein Glied steif und beulte die leichte Stoffhose aus, schamvoll senkte er die Augen.

Um die Leiche nicht länger betrachten zu müssen, sah er sich in dem luxuriös eingerichteten Zimmer um. Der massive Schrank war aus glänzendem dunklem Edelholz, über dem Bett hing ein großer Spiegel. „So einen Spiegel hätte ich auch gerne über unserem Ehebett, dann Sabrina rittlings auf mir“, dachte Thomas gierig.

Der Teppich hatte dieselbe Farbe wie die Bettwäsche, auf ihm lag eine Lederpeitsche, wie eine giftige schwarze glitzernde Schlange. Thomas wurde es ganz heiß, seine Phantasie schlug wilde Kapriolen, abrupt drehte er sich um. Auf der Kommode standen eine verschlossene rote Holzschachtel und ein antikes schwarzes Telefon, gleich daneben entdeckte er einen Notizblock mit rosafarbenen Blättern, das oberste Blatt war mit dunkelroter Tinte beschrieben. Tom erschien es, als würde sein Herz aussetzen, er musste unbedingt wissen, was da stand.

Als er die Nachricht gerade lesen wollte, sagte jemand mit ruhiger Stimme hinter ihm: „Nun, das werden wir uns dann schon alles anschauen.“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter, Tom zuckte vor Schreck zusammen. „Würden Sie jetzt bitte mit Ihrem Kollegen die Tür sichern.“

Thomas drehte sich nervös um, er kannte den Beamten vom Morddezernat, wusste aber nicht mehr seinen Namen. „Ja, natürlich, ich wollte nur noch eben die Notiz lesen“, antwortete Tom verdrießlich.

„Haben Sie mich nicht verstanden, ich sagte eben, dass ihr hinausgehen sollt“, ermahnte der Kripobeamte ihn mit ärgerlichem Gesicht, „verschwindet, wir kümmern uns darum!“

Ralf begleitete Thomas zur Tür, als sie ihm Flur standen, machte Tom ein empörtes Gesicht. „Scheiß Job, wenn es richtig interessant wird, schmeißen die uns raus. Ermittler bei der Mordkommission müsste man eben sein, statt immer nur Streife zu fahren und die Drecksarbeit machen.“

„Na komm, unser Job ist doch gar nicht so schlecht, abwechslungsreich und trotzdem nicht allzu hektisch, wir sind draußen doch meistens unser eigener Herr. Außerdem kannst du dich jederzeit für eine Fortbildung bewerben“, schlug Ralf vor.

„Was steht nur auf diesem beschissenen Notizblock?“, fragte Tom in Gedanken.

„Woher soll ich das wissen, du hast doch darauf geschaut.“

„Na der freundliche Herr Kriminalobermeister hat mich doch sofort weggeschoben“, murrte Thomas sarkastisch, „merkwürdige Farbe für einen Block, passt gar nicht zu diesem noblen Hotel, findest du nicht auch?“

„Keine Ahnung“, antwortete Ralf desinteressiert.

Thomas wurde es unangenehm warm im Magen. „Ob die Tote vielleicht ein Luxuscallgirl war. Kannst du dir vorstellen, was so ein Mädel die Stunde kostet?“

Ralf zuckte mit den Achseln. „Nein, jedenfalls für uns zu teuer. Hast du die Peitsche gesehen, ob die der Mörder vergessen hat?“

Immer noch erregt antwortete Thomas: „Vielleicht, kann auch sein, dass die Frau sie mitgebracht hat. Vielleicht betätigte sich die Dame nebenher noch im Erpressungsgeschäft. Wie auch immer, uns wird man wohl nicht mit der Aufklärung des Falles betrauen.“

Ralf klopfte ihm auf die Schulter. „Komm, sei froh, dass du dich darum nicht kümmern brauchst. Es ist bestimmt nicht einfach solch einen Mordfall zu untersuchen. Du hast da jedenfalls bei keinem Schritt freie Hand.“

Stunden später trafen Ralf und Thomas todmüde auf der Wache ein. „Ich geh heim und hau mich gleich ins Bett, mir reicht es heute“, sagte Thomas erschöpft.

Da rief sie ihr Vorgesetzter in sein Büro. „Jetzt noch, ich will in mein Bett“, murmelte Ralf, langsam schlurfte er hinter Thomas her.

Der Polizeichef war gerade fünfzig geworden, hatte dünnes hellbraunes Haar, ein nettes Lächeln und eine rundliche Figur. Normalerweise kam man mit ihm sehr gut aus, wenn man willig seine Arbeit tat und ihm möglichst wenige Fragen stellte.

Als beide saßen, legte er den rechten Zeigefinger auf seine Nasenspitze. „Wie Sie sich sicher denken, handelt es sich um Ihren heutigen Einsatz. Der zuständige Kommissar bat darum, Ihnen nochmals eindringlich klar zu machen, dass Sie wirklich mit keiner Person über den Mord sprechen oder über die Dinge, die Sie am Tatort gesehen haben. Er wies uns an, den Bericht verschlossen an mich zu geben, damit ich ihn persönlich an ihn weiterleite. In Ordnung?“ Ralf und Thomas nickten ein wenig verwundert, dann standen sie auf. „Gut, vielen Dank, Sie können Feierabend machen, schlafen Sie sich richtig aus.“

Als Thomas nach Hause kam, fiel er beinahe über Pascha, der ihm im Dunkeln zwischen die Beine gelaufen war. „Blöder Kater, du bist so überflüssig wie nur was!“, schimpfte er empört.

Im Schlafzimmer zog Thomas sich aus, leise kroch er unter die Decke zu Sabrina. Sie trug nur ein Shirt und einen Slip, unter der Bettdecke fühlte sich ihre Haut sehr heiß an. Tom rückte näher an sie heran, streichelte mit fordernden Bewegungen die zarte Haut ihrer Oberschenkel und den knackigen Po, mit der anderen Hand fuhr er unter das Shirt, griff so fest nach ihren Brüsten, dass Sabrina im Schlaf seufzte. Seine Liebkosungen wurden immer verlangender. Thomas zog ihr mit flinken Fingern das Shirt über den Kopf, dann streifte er den Slip an ihren Beinen hinunter, strich das lange Haar beiseite und küsste mit heißem Atem ihren Nacken.

Sabrina wurde langsam wach und fragte leise: „Hast du die Tür abgeschlossen?“

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