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„Niemand kann mir nehmen, was ich getanzt habe“
ОглавлениеMit zu den einschneidenden Momenten ihres Lebens zählt der 20. Februar 2014. An diesem Tag starb ihr Mann. Ein Jahr zuvor waren die beiden noch gemeinsam, bei einem Gastspiel in der Schweiz, im Märchen „König Drosselbart“ auf der Bühne gestanden. König und Königin waren Helga und Adi Fischer. Das Foto, welches damals entstand, zeigt das „gütige Herrscherpaar“ würdevoll nebeneinander sitzend. Anlässlich der traurigen Nachricht vom 20. Februar erschien es in der Zeitung, zum Abschied an den „Rottaler Theaterkönig“, wie das Feuilleton damals schrieb.
Zwei Monate nach dem Tod ihres Mannes ging es Helga Hemala-Fischer zunehmend schlechter. Beide Herzklappen waren in Mitleidenschaft gezogen. Sie musste in die Klinik nach München und wurde am 22. April 2014 operiert. Der von Komplikationen begleitete Eingriff dauerte viele Stunden, war aber letztlich erfolgreich. Trotz des guten Ausgangs hat Helga Hemala-Fischer noch im Krankenhaus begonnen, alles in Frage zu stellen. Sie wollte aufgeben, sah keinen Sinn mehr in ihrem Leben. Da wurde ihr ein kleines, hölzernes Kästchen gebracht. Auf dem Deckel der Truhe waren die Worte eingraviert „Niemand kann mir nehmen, was ich getanzt habe“. Im Inneren befanden sich Briefe ihrer Schüler. Auch von Ehemaligen. Jeder Brief beinhaltete ein ganz persönliches Erlebnis. Ein Erlebnis aus dem Ballettsaal. Als Helga Hemala-Fischer die Briefe las, hatte sie Tränen in den Augen. In diesem Augenblick wusste sie wieder, wofür sie lebte.
Helga Hemala-Fischer steht immer noch in ihrem Ballettsaal und blickt zugleich zurück auf ein erfülltes, buntes Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen. Und sie ist dankbar: „Es war ein herrliches Leben. Ein Leben voller Begegnungen, voller wertvoller Freundschaften. Ein Leben für die Bühne und den Tanz und ein Leben für meine Familie. Ein Mädchentraum, der wahr wurde.“