Читать книгу Lebensläufe - Monika Bormeth - Страница 7

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Es ist nur ein schmaler Papierstreifen, dennoch trägt er eine besondere Botschaft. Das Geschriebene stammt aus Tagebucheinträgen. Die Verfasserin wollte es in handlicher Form immer bei sich haben. In feiner Schreibschrift steht mit Tinte auf weißem Untergrund: „Heute ist der Tag, wo ich endlich den Vertrag in der Hand halte, nun darf ich tanzen, tanzen, TANZEN. Menschen Freude bereiten, das will ich!“ Helga Hemala-Fischer hat diese Sätze am 28. Juli 1956 geschrieben. Damals hat sie ihren ersten Bühnenvertrag bekommen und hatte noch keinen Doppelnamen. Der Mann, dessen Namen sie später dem ihrigen hinzufügte, war aber bereits in ihr Leben getreten. Helga Hemala war gerade einmal 15 Jahre alt und ahnte noch nicht, dass die Liebe zu ihm und zur Bühne jeden ihrer Lebensabschnitte begleiten würde.

„Wo fang ich an? Wo fang ich nur an?“ Helga Hemala-Fischer schüttelt gedankenversunken den Kopf. Soll sie das wirklich machen? Über ihr Leben erzählen? Ist es überhaupt möglich, ein halbwegs vollständiges Bild davon zu zeichnen? Allein auf dem Tisch liegen unzählige Fotos, kleine und große, bunte und schwarz-weiße. Dazu seitenweise Zeitungskritiken, Theaterplakate, Briefe, Aufzeichnungen. Und das ist nur ein Bruchteil. Helga Hemala-Fischer hat über 30 Ordner mit Dokumenten und Briefen aus über 60 Jahren Bühnenleben angelegt. Sie spricht nur wenige Sätze, dann kommt ihr wieder ein Erinnerungsstück in den Sinn, das sie aus einem anderen Zimmer holt. Ihre Schritte sind leichtfüßig. Es wirkt ein bisschen so, als würde sie jeden Moment eine Pirouette vollziehen und zu einem Tanz ansetzen. Helga Hemala-Fischer hat ein Leben für die Bühne gelebt und sie tut es noch.

Sie war Tänzerin, Tanzsoubrette, Schauspielerin, Sängerin, Choreographin, Regisseuse und vieles mehr. Noch heute gibt sie an sechs Tagen die Woche Unterricht an ihrer Ballettschule in Eggenfelden. Als Ehefrau des mittlerweile verstorbenen Adi Fischer, erster Intendant des einzigen landkreiseigenen Theaters in Deutschland, hat Helga Hemala-Fischer das Theater an der Rott wesentlich mitgeprägt. Es war eine Station von vielen in einer Vita, die man als gelebten Mädchentraum beschreiben könnte.

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