Читать книгу Die Legende von Ascardia - Morpheus - Страница 8

Eine bittere Wahrheit

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„Ihr habt versagt!“ brüllte der Mann und schleuderte seinen Weinkelch quer durch den Raum.

Ticzco konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, sonst hätte ihn dieser schwer am Kopf erwischt.

„Eine einfache Aufgabe, so leicht zu lösen! Die Kannibalen, Bashima sogar der Fluss der Toten und jetzt? Jetzt sind sie alle hier. Nicht nur, dass beide Schwestern noch am Leben sind, sogar Hawke!“ schrie er und knallte die Faust auf die Tischplatte.

„Sie alle hätten Ascardia niemals lebendig erreichen sollen! So lautete Euer Auftrag! War das denn wirklich so schwer zu verstehen?! Ihr seid unfähig, Ticzco! Selbst Nyze hätte das besser hinbekommen.“

Ticzco stand da, mit gesenktem Kopf und ließ die Wut seines Herrn über sich ergehen.

„Wie zum Teufel konntet Ihr so versagen!? Antwortet endlich!“ brüllte der Mann.

„Ser, ich habe alles erdenkliche getan...“

Sein Meister schnaubte verächtlich.

„Nein, Ser, wirklich. Ich habe mich an alles gehalten, was wir vorher besprochen hatten. Ich habe die Spuren gelegt, dass uns die Wilden verfolgen konnten und ich habe ihnen ihre gesamten Vorräte gestohlen. Sie hätten in Bashima sterben müssen.

„Sind sie aber nicht! Verdammt nochmal!“

„Schon unter normalen Umständen ist es fast unmöglich, Bashima zu durchqueren. Sie waren geschwächt, einige von ihnen sogar verletzt, ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben...“

„Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr!“ schnauzte der Mann ungehalten. „Wie gedenkt Ihr dieses Fiasko zu beheben?“

Ticzco überlegte angestrengt. Seine nächsten Worte könnten über sein Leben oder seinen Tod entscheiden.

„Hawke hat eine Schwäche, und zwar eine ganz Gewaltige.“

Der Mann, der vor dem Kamin emsig auf und ab gegangen war, hielt mitten in der Bewegung inne und betrachtete Ticzco, plötzlich interessiert.

„Ich höre.“

„Cathrina.“

„Wie bitte?“

„Er hat scheinbar eine Schwäche für sie. Und das wohl schon seit einer halben Ewigkeit. Als wir von den Kannibalen angegriffen wurden, galt ihr seine größte Sorge. Auch als wir in Kolkath waren. Der junge Prinz hegte Ambitionen Cathrina gegenüber, Hawke gefiel das überhaupt nicht, ich bekam einen Streit zwischen den beiden mit.“

Der Mann hob den Kopf und fuhr sich mit der Hand nachdenklich über das Kinn.

„Das ist wirklich interessant, und ich bin ehrlich gesagt auch sehr überrascht. Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Nun gut. Sie muss verschwinden.“

Er wedelte ungeduldig mit der Hand und Ticzco nickte.

„Vielleicht bekommen wir so noch einmal die Möglichkeit, Hawke endlich loszuwerden. Ach und Ticzco...“

Dieser hatte sich schon zum gehen umgewandt und starrte nun seinen Herrn fragend an.

„Es ist mir völlig gleich, wie Ihr es anstellt, oder wer Euch dabei hilft, aber Cathrina DuPuis muss verschwinden. Hawke muss sterben und wenn es sie dabei mit erwischt, umso besser! Was Ihr mit ihr anstellt, interessiert mich nicht und wie sie stirbt, erst recht nicht. Hawke ist gerissen und wenn er sie tatsächlich so sehr liebt, wie Ihr sagt wird er Euch folgen. Tötet ihn, um jeden Preis! Ich will ihn nicht länger in meiner Stadt haben, habt Ihr das verstanden?!“

Ticzco nickte.

„Ja, Ser. Verstanden!“

„Gut. Denn wenn Ihr wieder versagt verfüttere ich Euch an die Reever. Geht nun.“

Die Tür hinter Ticzco fiel leise ins Schloss.

„Nakeynia, Nakoley...?“ zwei dunkle Gestalten traten aus dem Schatten heraus. „Ich wünsche, dass Ihr euch den Kriegern anschließt, wenn sie sich auf die Suche nach Cathrina begeben. Ticzco wird versagen. Daran besteht kein Zweifel. Und Nakeynia?“

Die junge Frau trat ins Licht und kniete sich an die Seite ihres Herrn.

Dieser fuhr mit dem Finger sacht über ihre Wange bis hinab zu ihrem Kinn.

„Auf Euch verlasse ich mich ganz besonders. Lenkt Hawke ab, lockt ihn in eine Falle oder tötet ihn, solltet Ihr die Gelegenheit dazu haben.“

Nakeynia lächelte katzenhaft.

„Niemand kann Euch widerstehen, meine Schöne und Hawke ist nur ein Mann aus Fleisch und Blut. Er gehört Euch.“

Nakeynia stand auf und nickte.

„Denkt daran, er muss sterben. Enttäuscht mich nicht.“

Die Geschwister verneigten sich vor seiner Lordschaft und verließen dann ebenfalls lautlos den Raum.

Anthonius brüllte ungehalten, als sein Herr ihn unwirsch am Arm packte.

„Was seid Ihr nur für ein Narr?!“

„Ser, ich konnte nichts dafür! Sie ist einfach auf mich los gegangen.“

Der Mann zog die Augenbrauen zusammen.

„Erzählt mir, was geschehen ist.“

Anthonius erzählte von seinem Streit mit Cathrina.

„Ihr habt es ihr gesagt?! Seid Ihr von Sinnen?!“ er konnte nicht glauben was ihm dieser berichtete. Er schien nur noch von Dilettanten umgeben zu sein.

Sie alle waren unfähig und er hatte große Lust Anthonius hier und jetzt ein für alle mal den Hals umzudrehen.

„Ser, sie liebt ihn. Sie hat es mir gesagt...“

„Das ist gut, sehr gut.“ der Mann rieb sich nachdenklich über das Kinn. „Was geschah dann?“

„Sie ging und Mia kam herein. Ser... Sie hat sich verändert.“

„Inwiefern?“

„Irgendetwas ist mit ihr geschehen... Die Wände haben gebebt, ihre Augen leuchteten violett.“

„Ah... Es scheint als habe die kleine Mia endlich ihre wahre Begabung kennengelernt.“

„Ser, bitte! Diese Schmerzen! Helft mir, ich flehe Euch an.“

„Sie hat Euch also einen Fluch aufgehalst. Einfach so?“

„Ja. Sie war wütend und drohte mir und dann... ist sie einfach gegangen. So habe ich sie noch nie erlebt. Niemals hätte ich Mia für so kaltblütig gehalten.“

Der Mann erhob sich aus seinem Sessel und ging auf Anthonius zu ein Lächeln auf den Lippen.

Dass Mia nun ihre wahren Fähigkeiten kannte, kam ihm ungelegen, doch es ließ sich nicht ändern. Eigentlich war es ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen.

Wie groß ihre Macht war und ob sie auch mit ihr umgehen konnte, würde sich erst noch zeigen.

Hawke allein war schon gefährlich genug.

Sie mussten vorsichtig sein.

Er hob die Hand, konzentrierte sich einige Sekunden auf Anthonius Arm und fuhr dann mit den Fingerspitzen darüber.

Dann zog er die Hand schnell wieder zurück.

„Nein... Ich denke, ich lasse den Fluch so, wie er ist.“

„Aber Herr...!“

„Ihr langweilt mich, Anthonius.“ die Stimme des Mannes klang bedrohlich und Anthonius war augenblicklich still.

„Dass Ihr Cathrina von Hawke erzählt habt, gefällt mir immer noch nicht. Sie könnte es jemanden erzählen und dann hätten wir ein ernstes Problem.“

Anthonius sah ihn an und schüttelte bestimmt den Kopf.

„Nein, Ser. Sie wird es niemandem erzählen, da bin ich mir völlig sicher. Sie wird ihn damit konfrontieren und er wird es bestätigen, wahrscheinlich käme es damit zum Bruch. Cathrina schätzt es nicht, wenn sie hintergangen wird. Aber ich bezweifle, dass sie es jemandem erzählen wird.“

„Hm. Ich hoffe wirklich, dass Ihr recht behalten werdet... Andernfalls...“ er schnippte mit dem Finger und Anthonius brüllte auf, als sich seine Schmerzen zu verdreifachen schienen.

Der Mann ließ sich wieder in den Sessel fallen und sein Lächeln war mehr als grauenerregend.

Ticzco schleuderte die schweren Stiefel von sich.

„Warum so aufgewühlt, mein treuer Freund?“ Kristan fuhr mit den Fingerspitzen über Nyzes Oberschenkel und betrachtete Ticzco.

„Ist das Gespräch nicht gut gelaufen?“

Ticzco betrachtete die zwei desinteressiert.

Nyze, die fast nichts an hatte, außer einem Korsett, aus dem ihre Brüste quollen und ein paar Strümpfen. Dazu trug sie ein paar teure Schuhe.

Die beiden lagen eng umschlungen auf einem Diwan und ließen sich von Ticzcos Anwesenheit nicht besonders stören.

Sie leckte sich über ihre feuerroten Lippen und musterte Ticzco anzüglich.

Sie interessierte ihn nicht. Er hatte sie schon gehabt. Mehr als einmal. Und er konnte sie haben, wann immer er wollte.

Nyze war nicht wählerisch was ihre Liebhaber anging, doch für Kristan schien sie eine besondere Vorliebe zu haben.

„Seine Lordschaft ist vom Erscheinen von Hawke und den DuPuis Schwestern hier in Ascardia nicht sonderlich angetan... Eigentlich ist er rasend vor Wut und ich hatte Glück, dass er mich nicht gleich in der Luft zerrissen hat, und ich bin sicher, das könnte er.“

„Möglich...“ meinte Kristan. „Und nun?“

Ticzco seufzte und lehnte sich vor.

„Und nun muss ich dafür sorgen das Cathrina verschwindet...“

„Was hat das mit Hawke zu tun?“

„Seine Lordschaft ist davon überzeugt, dass er mir folgen wird, wenn ich sie erst einmal in meiner Gewalt habe.“

Kristan runzelte die Stirn.

„Wieso sollte das den Kommandanten interessieren?“

Ticzco wartete einige Sekunden ab, das Gesicht seines Freundes wollte er genießen, wenn er mit seiner Enthüllung raus rückte.

„Oh es wird ihn ganz sicher interessieren. Wie es aussieht liebt er sie, und das wohl auch nicht erst seid gestern.“

„Was?!“ Kristan hatte sich so schnell aufgesetzt, das Nyze beinah vom Diwan gerutscht wäre. Sie sah ihn verstimmt an.

„Ist das Euer Ernst?!“

Ticzco grinste böse.

„Oh ja. Die zwei sind sich auf der Reise näher gekommen, daran besteht kein Zweifel.“

Kristan dachte kurz nach.

„Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch bei ihrer Entführung unterstütze?“

Nun war Ticzco am Ziel. Genau darauf hatte er gewartet.

Hawke lief in seiner kleinen Kammer, die er in der Kaserne bewohnte auf und ab.

„Das kann unmöglich sein Ernst sein! Er muss sich irren!“

Kytschuld, der auf einem Stuhl in der Nähe des Kamins saß, nickte nachdenklich.

„Das ist... einfach unmöglich!“

„Cailan hätte das niemals getan.“ sagte der 1. Heerführer. „Leelu habe ich kaum gekannt aber dafür Cailan und er hätte unseren König niemals verraten.“

„Woher kommen diese Anschuldigungen?! Was geht hier nur vor!?“

Noch bevor Kytschuld etwas darauf erwidern konnte flog die Tür auf, ohne dass jemand angeklopft hätte.

Hawke blieb seine unwirsche Bemerkung im Hals stecken, als er Cathrina in der Tür stehen sah. Und ihr Blick sprach Bände.

Sie zitterte vor Zorn und er wusste genau was geschehen würde.

Stolz hob sie das Kinn, entschlossen, sich ihren Schmerz nicht anmerken zu lassen.

Kytschuld wäre am liebsten aufgesprungen und davon gerannt, doch seine einzige Fluchtmöglichkeit führte an Cathrina vorbei, und so wie sie aussah, wollte er sich ihr lieber nicht in den Weg stellen.

„Ist es wahr?“ ihre Stimme klang ruhig.

Viel zu ruhig und Hawke wusste, dass dies der Augenblick war, vor dem er sich so lange gefürchtet hatte.

„Cathrina...“

„Ich fragte; Ist es wahr!?“

Er schluckte, suchte die richtigen Worte und doch wusste er, dass es keine gab.

Er hatte alles falsch gemacht.

Seine Angst hatte ihn blind gemacht und gelähmt. Er hatte zu lange gewartet und nun war es zu spät.

„Ja...“

Sie starrte ihn an. Nicht sicher, ob sie begriff, was er da gesagt hatte.

„Ja es ist wahr...“

Er konnte sehen, wie ihre Hände zitterten und wie sie sie entschlossen zur Faust ballte.

Sie drehte sich um und wollte ihn stehen lassen doch er schnellte vor und hielt sie am Arm zurück. Sie riss sich los und stieß ihn von sich.

„Fasst mich nicht an! Fasst mich nie wieder an!“

Ihre Worte schmerzten mehr, als alles was sie ihm hätte antun können. Doch auch wenn es ihn noch so schwer fiel, wich er einige Schritte von ihr zurück.

„Ihr habt mich belogen! Von Anfang an! Ihr habt zugelassen, dass ich mich in Euch verliebe, mit Euch das Lager teile und doch war das alles nur eine Lüge?“

„Nein, Cathrina...“

„Diese Liebe war eine Lüge!“ sagte sie und konnte nicht verhindern das ihr die Tränen kamen. „Mein Vater hatte recht. Ich kenne Euch noch nicht einmal!“

Sie wandte sich zum gehen, doch in der Tür hielt sie noch einmal inne.

„Wisst Ihr, Hawke, wenn Ihr es mir gesagt hättet, wäre das ein schwerer Schlag gewesen, doch ich hätte es verstanden. Aber es hätte mir gezeigt, dass Ihr mir vertraut. Doch Ihr habt mich hintergangen und das werde ich Euch niemals verzeihen.“

Ticzco und Kristan hatten gesehen, wie Cathrina die Kaserne betrat.

„Und Ihr glaubt, dass hier wird funktionieren? Sie ist eine erfahrene Kriegerin und hat auf ihrer Reise noch dazugelernt. Das hier dürfte nicht einfach werden.“

„Ganz ruhig, mein Freund. Wir haben den Überraschungsmoment auf unserer Seite, sie wird nicht einmal wissen wie ihr geschieht.“

Es war mitten in der Nacht. Der Himmel war bewölkt und es war dunkel.

Die Straßen waren leer.

Vor der Kaserne standen zwar einige Wachen, aber sie waren zu weit weg, als das sie wirklich eine Gefahr darstellten.

Cathrina musste an ihnen vorbei, wenn sie nach Hause wollte.

Kristan wusste das.

Wie oft war er ihr unauffällig gefolgt?

Und da kam sie auch schon.

Sie schien tief in Gedanken und nahm nichts um sich herum wahr.

Sie bemerkte die beiden Gestalten die sich in dem Eingang versteckt hielten nicht.

Ticzco trat aus dem Schatten und Cathrina erstarrte, doch als sie an ihren Gürtel griff hob er die Armbrust, die er in der Hand gehalten hatte und schlug sie Cathrina in hohem Bogen über den Kopf.

All dies war so unheimlich schnell gegangen, dass ihr keine Zeit blieb, zu reagieren. Sie brach sofort zusammen und landete in Kristans Armen.

„Nichts wie weg von hier.“ rief Ticzco.

Kristan legte sich die junge Frau über die Schulter und gemeinsam verschwanden sie in der Nacht.

Die Legende von Ascardia

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