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Eltern-Kind-Beziehung

Stillen ist ein Element der Beziehung zwischen Mutter und Baby und ist Teil der mütterlichen Begleitung des Kindes. Die Beziehung zu seinen Eltern ist für das Baby der Schlüssel für seine Entwicklung und Ihr Neugeborenes ist auf Sie als Eltern angewiesen. Deswegen ist es ab Geburt bereits Experte, um die Bindung mit Ihnen aufzubauen. Damit hilft es Ihnen, allmählich ins Elternsein hineinzuwachsen.

Die grundlegenden Bedürfnisse

Babys wie Erwachsene haben drei grundlegende Bedürfnisse: Menschen brauchen Sicherheit, aber auch Erregung und schließlich haben sie das Bedürfnis nach Autonomie, dem Gefühl, etwas selbst bewältigen zu können. Diese drei Facetten sind schon beim Neugeborenen zu beobachten. Natürlich ist es je nach Alter unterschiedlich, wie viel und in welcher Weise diese Bedürfnisse auftreten. Sowohl Kinder als auch Eltern brauchen mal mehr, mal weniger Nähe, mal mehr, mal weniger Erregung und auch bei der Autonomie gibt es ein Zuviel und ein Zuwenig.

Es kommt also nicht nur auf Nähe an. Ständig maximale Nähe ist nicht das Ideal, sondern die stimmige Distanz ist entscheidend, die sich ständig verändert. Genauso braucht niemand, auch Ihr Baby nicht, ständig Anregung oder ständig Selbstständigkeit. Mehr und Weniger wechseln sich bei diesen Bedürfnissen ab. Wenn alles im Fluss ist, fühlt sich das Miteinander leicht an.

Baby mal nah, mal zurückgezogen

Kleine Babys sind Meister darin, die stimmige Nähe und Distanz herbeizuführen. Manchmal sucht Ihr Baby den Kontakt zu Ihnen, blickt Ihnen interessiert in die Augen. Und manchmal zieht es sich etwas zurück, wendet den Blick ab oder schläft ein, um bald wieder offen für Kontakt zu sein. Wenn Sie sich auf diesen fließenden Wechsel einlassen, wächst in vielen kleinen, unspektakulären Schritten des Alltags eine tragfähige Beziehung.

INFO

BEDÜRFNISSE VERSTEHEN

Die grundlegenden Bedürfnisse nach Sicherheit, Erregung und Autonomie sind bei Babys (und Erwachsenen) ständig im Fluss zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig. Ihr Baby zeigt Ihnen, was es gerade braucht.

Impuls von Baby oder Mama

In den verschiedenen Phasen der Stillzeit können Sie Ihrem Baby erleichtern, dass es aus eigenem Impuls erreicht, was es möchte, und ihm damit etwas Autonomie und Selbstständigkeit ermöglichen. Die Chance, die Impulse Ihres Babys aufzugreifen, haben Sie, wenn es nach der Geburt zur Brust robbt und selbst andockt; wenn seine Hungerzeichen zeigen, dass es gestillt werden möchte; wenn es loslässt, sobald es satt ist; wenn es nach Essen greift und wenn es sich schließlich, satt von der Erfahrung des Stillens, anderem zuwendet.

Die Initiative kann vom Baby ausgehen, aber manchmal geht sie auch von der Mutter aus – nach der Geburt, bei jedem Anlegen, bei fester Kost und beim Abstillen – je nachdem, wie es für das Paar stimmig ist.

Nähe, Körperkontakt und Hautkontakt

Die Fähigkeiten des Babys können sich entfalten, wenn Sie in erreichbarer Nähe sind oder es direkt an Ihrem Körper ist. So bekommen Sie seine Impulse mit. Im Körperkontakt mit der Mutter steht Ihrem Baby alles zur Verfügung, was es braucht: Sicherheit, weil Sie da sind, die Brust, wenn es Hunger hat. Im Körperkontakt kann es auch seine Autonomie entfalten. Es ist verständlich, dass es lange dort sein, oft an der Brust saugen möchte und dort auch gerne einschläft.

Die allermeisten Neugeborenen verbringen gerne viel Zeit auch direkt auf der Haut ihrer Mama. Der Hautkontakt spricht alle Sinne des Babys an. Er reguliert seine Atmung, seinen Puls, seinen Blutzucker und seine Temperatur. Das Baby kommt mit den Keimen der Mutter in Berührung und nicht mit Fremdkeimen. Hautkontakt macht es wacher oder beruhigt, reduziert Stress und Weinen. Deswegen finden Sie in diesem Buch immer wieder die Anregung – wenn es für Sie beide stimmig ist –, sich Zeit für Körper- oder Hautkontakt zu nehmen, der auch zum Stillbeginn wesentlich beiträgt.

Wenn das Baby sich wohlfühlt und entspannt ist, gelingen ihm seine Hauptaufgaben leichter, nämlich Beziehung zu seinen Eltern aufzubauen, und vor allem, dass sein Gehirn wächst und es ständig Neues dazulernt. Das ist der große Unterschied zu den Tierbabys: Der kleine Mensch braucht vor allem sein Gehirn, die Fähigkeit zu lernen und zu denken. Er hat den Luxus, nicht gleich am ersten Tag stehen zu müssen, weil seine Eltern für ihn sorgen können.

Was erwartet Sie mit dem Baby?

Ihr Baby möchte Ihre Nähe rund um die Uhr, auch wenn es nicht ständig Ihre volle Aufmerksamkeit benötigt. Dies ist beim ersten Kind auf alle Fälle ungewohnt und für viele ziemlich anstrengend. Es ist normal, dass Babys den Platz im Arm, auf dem Bauch oder neben der Mutter bevorzugen, nicht gerne abgelegt werden und häufig saugen möchten. Sehr ungewohnt ist beim ersten Kind, dass Sie Ihre Zeit nicht wie vorher planen oder einteilen können.

WIE GEHT ES MIR DAMIT?

Es kann sein, dass Sie sich darauf einlassen können und sich dabei wohlfühlen. Durch die Sicherheit, dass Sie erreichbar sind, entfalten sich die Fähigkeiten Ihres Babys und Sie legen die Grundlage, dass seine Autonomie und Selbstständigkeit im Lauf der Monate und Jahre wachsen.

Es kann auch sein, dass das Bedürfnis Ihres Babys nach Nähe und Erreichbarkeit größer ist, als dies Ihrem Bedürfnis entspricht. Das Gefühl »Mir ist es jetzt zu viel« kennen viele und das darf ruhig sein. Dann geht es darum, Lösungen – sie müssen nicht »ideal« sein – zu finden, die für Sie beide tragbar sind. Vielleicht hilft Ihnen, dass Babys scheinbar grenzenlose Bedürfnisse, die keinen Aufschub zulassen, normal sind, weil Ihr Kind noch keinen Zeitbegriff hat. Es hat nicht die »Absicht«, es Ihnen als Mutter schwer zu machen.

Mit den drei grundlegenden Bedürfnissen im Hinterkopf ist es jedoch leichter zu erkennen, was Ihr Baby gerade braucht, ob es gerade ein Zuviel oder Zuwenig an Sicherheit, Erregung und Autonomie erlebt. Wenn Sie dann darauf eingehen, können Sie vertrauen, dass es Sie jetzt zwar intensiv benötigt, dann aber auch eine Pause folgen wird. Die Kunst ist, die kleinen Pausen, die sich ergeben, dann auch tatsächlich zu nutzen und sich in den schönen Momenten zurückzulehnen und an dem Baby zu freuen.

ERWARTUNGEN AN SICH SELBST

Viele Mütter haben hohe Erwartungen an sich selbst und möchten ihre Aufgabe gut machen. Wenn sie dann den Eindruck haben, dass ihnen als Mutter etwas nicht so gelingt, wie sie es von sich selbst erwarten, entsteht sehr leicht ein Schuldgefühl. Unter dessen Einfluss kann es dann dazu kommen, dass sich die Mutter noch mehr anstrengt und zu Überforderung neigt. Das ist ein Kreislauf, der sie in ihrer Rolle und ihrer Beziehung zum Kind schwächt. Das Gegenteil des Schuldgefühls ist die Erfahrung der eigenen Kompetenz als Mutter. Dieses positive Gefühl überträgt sich auch auf das Baby. Wenn sich die Mutter wohlfühlt, fühlt sich das Baby meistens auch wohl. Ob Sie sich selbst wohlfühlen, bietet Ihnen daher eine hilfreichere Orientierung als die Frage: »Wie soll man sich als Mutter verhalten?« Für Ihr Kind brauchen Sie keine ideale oder perfekte Mutter zu sein. Sie bemühen sich und manches gelingt Ihnen, wie Sie es sich vorstellen, manches wird anders. Sie sind die Mutter Ihres Kindes und es ist ausreichend und gut, wie Sie es machen.

Langfristige Auswirkung des Stillens

Die Stillerfahrung beeinflusst die Beziehung zwischen Mutter und Baby auch später. Nach der Unsicherheit des Anfangs, oft gerade beim ersten Kind, wird das Stillen selbstverständlich und vertraut, die Mutter wächst in ihre neue Rolle hinein. Die Verständigung zwischen beiden spielt sich ein. Enger Kontakt und Loslassen wechseln sich fließend ab. Dabei üben Sie ein, was Sie später brauchen werden, wenn das krabbelnde Kleinkind, das Kind im Schulalter, der Jugendliche mal intensiven Kontakt mit den Eltern sucht, mal auf »Entdeckungsreise« geht. Das Stillen kann beiden in dem ständigen und selbstverständlichen Wechsel zwischen Nähe und etwas Abstand viel Selbstvertrauen und Zufriedenheit geben, auch auf lange Sicht.

Mit der Flasche zu füttern verleitet eher dazu, Menge und Zeitpunkt zu kontrollieren. Aber auch mit der Flasche können Sie auf die Zeichen des Babys, ob es mehr Nähe oder etwas Abstand braucht und wie viel es trinken möchte, eingehen. Beim Stillen ist dies leichter, bei der Flasche ist es eher eine bewusste Bemühung.


Saugen stimuliert den Bereich um die Brustwarze. Milchgänge und Drüsengewebe liegen dahinter.

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