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Kapitel 4

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Im immer gleichen Takt klatschte das Wasser gegen das Boot. Die Sterne spiegelten sich in der kalten Oberfläche. Milia war an Bord geblieben, sachte schaukelte es hin und her. Als die Sonne untergegangen war, kam eine überraschende Kälte, weshalb sie nun in Decken eingehüllt darauf wartete, dass Aret zurückkommen würde.

Ebo schien froh zu sein, Land erreicht zu haben. Zufrieden saß er einige Meter entfernt am Strand, ließ Milia jedoch nie aus den Augen. Selbst wenn sie hätte fliehen wollen, fehlte ihr dazu die Kraft. Sowohl Körper als auch Geist waren nicht in der Lage, sich aufzubäumen und um Freiheit zu kämpfen. Langsam begann Milia sich damit abzufinden, in der Gewalt ihrer ehemaligen Sklaven zu sein.

Sobald sie das Ufer erreicht hatten, war Aret aufgebrochen. Er war nach Berenike gegangen, um jemanden zu treffen, wie er sagte. Vermutlich einen Verbündeten, der ihnen bei ihrer Reise helfen sollte. Oder er verhandelte dort das Lösegeld für Milia aus. Womöglich bereitete er auch ein Versteck vor, in das sie gebracht werden sollte. Milia war das recht egal, sie hatte Hunger, ihr war kalt und für ein bequemes Bett hätte sie beinahe alles getan. Die vier Tage auf dem Meer hatten sie an ihre Grenzen gebracht, körperlich und seelisch. Der Untergang ihrer Heimat, dieses unbegreifliche Unglück, das wie ein wirrer Albtraum immer wieder ihre Gedanken beherrschte, tat ihr Übriges.

Als die Sonne schon lange untergegangen war – Milia war immer wieder eingeschlafen, jedoch von schrecklichen Geräuschen, die es nur in ihren Träumen gab, aufgeschreckt – kam Aret zurück. Er wirkte unzufrieden, sagte etwas in seiner Sprache, das Flüche sein könnten. Ebo und Milia blickten ihn fragend an, doch er packte nur die Decken zusammen und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Der schwarze Hühne ging zu Milia und zog sie auf die Füße. Sie sah es jedoch gar nicht ein, das Boot zu verlassen.

„Wohin gehen wir“, wollte sie trotzig wissen, während sie angestrengt versuchte, auf dem schwankenden Boot nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Aret drehte sich entnervt zu ihr um. Obwohl sein Blick jegliche weitere Frage verbot, wollte Milia nicht aufgeben.

„Wohin gehen wir? Ich bin müde, wir müssen etwas essen.“ In der Hoffnung, Aret umzustimmen, fügte sie leise hinzu: „Wir alle.“

„Nein.“ Er nickte Ebo zu, dann ging er weiter. Milia wurde unsanft hochgehoben, durch das kalte Wasser an Land gezogen, ohne dass man auf ihre körperlichen Bedürfnisse Rücksicht genommen hätte. Aret und Ebo hielten nicht inne, als würden sie trotz ihrer Verletzungen keinerlei Schmerzen, Müdigkeit oder Hunger verspüren.

Berenike lag schlafend vor ihnen. Milia wünschte sich nichts sehnlicher, als zwischen den Gassen und Straßen einen Unterschlupf zu finden. Sie konnte und wollte nicht mehr weiterlaufen. Nach den Tagen auf See waren ihre Beine nicht mehr an das Laufen gewohnt, schon gar nicht auf dem staubigen und unebenen Boden, den man trotz Sternen am Himmel kaum sah. Doch ihre ehemaligen Sklaven führten sie an der Stadt vorbei, vor eines der Stadttore. In der Dunkelheit erkannte Milia ein kleines Lager, bestehend aus drei Kutschen und zwei Zelten, mit einem wärmenden Feuer in der Mitte. Daneben ruhten sich die Pferde vom Tag aus. Einige Hunde lagen herum, doch als sie sich dem Lager näherten, standen sie auf und kamen knurrend näher.

Ein Pfiff durschnitt die kühle Luft und rief sie zurück. Ein älterer Mann kam auf sie zu. Er war sicherlich schon über vierzig Jahre alt und trug eine fremdartige, bunte Tracht, bestehend aus vielen Tüchern und Stoffen, die scheinbar nur von einem wuchtigen Gürtel um seine Mitte gehalten wurden. Ein breites Lächeln zierte sein Gesicht, als er mit offenen Armen auf Aret, Ebo und Milia zukam, alle an den Schultern griff und zur Begrüßung einen Kuss auf jede Wange gab.

„Willkommen, willkommen meine fremden Freunde. Mein Name ist Ezra ben Simon, willkommen. Kommt doch näher, nicht so schüchtern, wärmt euch an unserem Feuer und stärkt euch mit unserem Tee.“ Mit diesen Worten führte er sie in das Lager. Die Hunde ließen sie dabei nicht aus den Augen.

Milia kam alles unwirklich vor. Ebo schien genauso verwirrt wie sie, schwieg jedoch auch. War dieser freundliche Mann wirklich ein Verbündeter Arets, ein Mithelfer bei einer Entführung?

Als sie am Feuer Platz genommen hatten, wurde ihnen von einer älteren Frau, die von Ezra als seine Ehefrau Rebekka vorgestellt wurde, ein kräftiger Tee gereicht. Nach den entbehrungsreichen Tagen auf dem Boot war es, als würde Milia zum ersten Mal in ihrem Leben etwas schmecken, so intensiv spürte sie die Gewürze auf ihrer Zunge. Sie bekamen auch etwas Brot und Käse zu essen. Es kam Milia vor, als wäre sie auf einem ausladenden Bankett eines der Handelspartner ihres Vaters. Freundlich plauderten Ezra und Rebekka mit ihnen, erzählten von ihrem bescheidenen Lager, mit dem sie als Gaukler durch das Land zogen, um als fahrendes Volk ihr Leben zu meistern. Ihren Fragen nach der Vergangenheit und den Erfahrungen der Fremden beim Untergang Atlantis wich Aret geschickt aus. Offensichtlich hatte er sie bereits vorher getroffen und erzählt, sie wären Sklaven auf der Insel gewesen. Ebo und Milia sagten den ganzen Abend kein einziges Wort.

Nach einiger Zeit kam eine alte Frau zu ihnen ans Feuer. Ihre Haut war von der Sonne gezeichnet und ihr Haar schlohweiß. Ezra stellte sie als seine Mutter vor, Hanna. Skeptisch betrachtete sie Milia, Aret und Ebo. Nach einiger Zeit näherte sie sich den Sklaven, begutachtete schweigend ihre Wunden und schickte Rebekka mit einer Geste weg. Kurz darauf kam diese mit Verbandsmaterial und Tiegeln mit Salben zurück, die die alte Frau fachkundig auf die Verletzungen der Männer auftrug. Milia beobachtete das Geschehen schüchtern. Sie selbst hatte – vor allem dank der Hilfe von Aret und Ebo – lediglich kleine Abschürfungen davongetragen. Ihre ehemaligen Sklaven hatten alles getan, um sie zu beschützen.


Sie hatten die Nacht gemeinsam in einer der Kutschen verbracht. Es war wohl eigentlich der Schlafplatz von Ezra und Rebekka, doch die sind ohne Umschweife in eine andere Kutsche umgezogen. Milia hatte zwischen Aret und Ebo gelegen, das erste Mal, dass sie einem fremden Mann nachts so nah gewesen war. Bis vor wenigen Tagen hatte sie gedacht, Charis wäre der erste, mit dem sie – sowohl räumlich als auch ehelich – das Bett teilen würde. Das sie jedoch mit zwei ehemaligen Sklaven auf dem Boden einer Kutsche, unter Fellen und Decken, ihre Ruhe finden würde, hätte sie niemals erwartet.

Ihr Schlaf war unruhig gewesen, ständig drangen unzusammenhängende Bilder in ihren Kopf ein. Menschen schrien, tosender Lärm, das Gesicht ihrer Schwester Dora. Arets Drohung, sie sofort umzubringen, sollte sie Fluchtversuche wagen oder sich einer anderen Person anvertrauen, sorgten zudem dafür, dass sie früh am nächsten Morgen wie gerädert erwachte. Ebo schlief noch ruhig neben ihr, Arets Schlafplatz hingegen war leer. Vorsichtig versuchte sie, sich aufzusetzen, weckte aber dennoch den dunklen Hünen auf. Ohne Worte stand auch er auf und begleitete Milia nach draußen.

Das Lagerfeuer brannte, darum saßen neben Aret und der alten Hanna noch weitere Personen, die wohl auch zum Lager gehörten: eine junge Frau, wohl nur einige Jahre älter als Milia sowie drei Männer. Die Unbekannte trug eine ähnlich bunte Tracht wie die anderen Gaukler, die Männer jedoch waren in schlichte helle Hosen und Hemden gekleidet.

Ebo führte Milia zu Aret, neben den sie sich setzten. Dankend nahmen sie Schüsseln mit etwas Reis und Gemüse an, die ihnen von Hanna gereicht wurden. Die Stimmen von Rebekka und Ezra waren bei den Pferden zu hören, die offensichtlich von ihnen versorgt wurden. Schüchtern betrachtete Milia die ihr unbekannten Personen, die ihr wiederum kaum Beachtung schenkten.

Die junge Frau hatte pechschwarzes Haar und aus ihrem Benehmen schloss Milia, dass sie ihre Schönheit und ihren Körper einzusetzen wusste. Immer wieder blickte sie herausfordernd zu Aret, der sie jedoch keines Blickes würdigte. Nach kurzer Zeit stand sie auf und ging zu einer der Kutschen, die wohl sie bewohnte. Ihre Hüften schwangen dabei aufreizend bei jedem Schritt.

Der älteste der drei Männer hatte bereits graues Haar und strahlte Ruhe und Würde aus. Trotz seiner schlichten Kleidung vermutete Milia, dass er eine gute Bildung genossen haben musste. Die beiden anderen waren jünger. Der eine hatte eine olivfarbene Haut und war eher klein und schmächtig, der andere groß, hatte blondes gewelltes Haar und einen Bart, der rötlich schimmerte. Als der Älteste bemerkte, dass Milia sie musterte, stand er auf und ging zu ihnen herüber.

„Verzeihen sie, wir wurden uns noch nicht vorgestellt.“ In seiner Stimme schwang ein fremder Akzent mit, den Milia nicht einordnen konnte. Er sprach sanft und bedächtig. „Mein Name ist Amin. Mit mir Reisen meine Freunde Eero und Manuél. Wir sind im Auftrag unseres Herrn unterwegs, um die Länder zu kartographieren. Als Schutz vor Wegelagerern und wilden Tieren schlossen wir uns Ezra ben Simon und seinen Leuten an. Und welches Schicksal trieb euch zu den Gauklern?“

„Wir waren Sklaven. In Atlantis.“ Arets Stimme war eiskalt und sein Blick verriet, dass er keine Gegenfrage wünschte. Amin nickte lächelnd.

„Es war mir eine Freude, eure Bekanntschaft gemacht zu haben.“ Mit diesen Worten ging er zu seinen Gefährten zurück. Milias Herz hatte ihr bis zum Hals geschlagen und aus Angst, sich durch einen Blick zu verraten und damit Arets Zorn auf sich zu ziehen, hatte sie nur auf ihre Hände geblickt.


Bald darauf wanderten sie Richtung Westen. Eine der Kutschen war Ebo, Aret und Milia zugeteilt. Die anderen beiden teilten sich Ezra, seine Familie und Zinaida, die aufreizende junge Frau. Die Zelte sowie einige Pferde gehörten zu den Kartographen. Sie ritten zwischen den Kutschen. Die Hunde der Gaukler trotteten zwischen den Rädern der Kutschen und Hufen der Pferde umher.

Durch Arets abweisendes Verhalten wurden sie nur angesprochen, wenn es unbedingt nötig war. Milia konnte sich nicht erklären, wie er es geschafft hatte, dass auch Ezra sich ihm gegenüber derart gehorsam verhielt. Immerhin benutzten sie seine Kutsche, gezogen von seinen Pferden, trugen die Kleidung seiner Familie und aßen sein Essen. Entweder gehörte er auch zu ihren Entführern und versteckte dies bloß geschickt mit seiner Höflichkeit oder er wurde großzügig bezahlt. Aber wie sollte Aret ihn bezahlen? Auf ihrem Fluchtboot hatte Milia keinerlei Geld oder Wertgegenstände gesehen.


Immer wenn sie an einer Stadt oder größeren Siedlung vorbeikamen, machten die Gaukler halt und das Lager wurde aufgeschlagen. Rebekka, Ezra und Zinaida gingen dann zum Markt, kauften ein und verdienten Geld mit ihren Kunststücken. Ezra lockte dabei die Menschen an, während Zinaida tanzte oder ihre akrobatischen Fähigkeiten zeigte. Rebekka trat als Wahrsagerin und Seherin auf. Die alte Hanna blieb im Lager, doch die Bevölkerung wusste um ihre Fähigkeiten als Heilerin, weshalb auch sie oft aufgesucht wurde, um gegen einige Münzen den Menschen zu helfen.

Die drei Kartographen nutzten die Gelegenheit, um ihre Vorräte aufzufüllen, sei es an Lebensmitteln oder Papier, sofern sich ein Händler hierfür fand. Ansonsten saßen sie meist zusammen, Amin bediente dabei fremdartige und komplizierte Geräte, der Mann mit dem roten Bart – Eero – notierte die Beobachtungen und Manuél verrichtete Hilfstätigkeiten. Sie schienen ein gut eingespieltes Team zu sein.

Aret und Ebo wichen nicht von Milias Seite. Hin und wieder verschwand Aret für einige Zeit. Wohin, wusste niemand. Und niemand fragte ihn danach. Er kümmerte sich nicht darum, ihnen Nahrung oder Kleidung zu kaufen. Milia hätte auch nicht gewusst, von welchem Geld das hätte bezahlt werden können. Alles was sie brauchten, bekamen sie ohne Umschweife von Ezra und seiner Familie.

Nach etwa einer Woche bei den Gauklern veranstalteten sie ein Fest. Sie lagerten in der Nähe einer größeren Stadt, die Milia nicht kannte. Offensichtlich hatten sie hier Freunde oder Verwandte, denn bei Einbruch der Dunkelheit kamen immer mehr Personen, die von Ezra freudig empfangen wurden. Das Lagerfeuer wurde größer aufgeschichtet und die Frauen hatten den ganzen Tag Essen vorbereitet. Einige der Besucher brachten ihrerseits einen Beitrag zu dem Mahl mit, andere ihre Musikinstrumente.

Aret schien wenig erfreut über das Zusammenkommen so vieler Menschen. Als sich alle um das Feuer versammelten um zu essen, zu tanzen und zu scherzen, bedeutete Aret Milia und Ebo, sich etwas abseits niederzulassen. Er konnte der Feier nicht fern bleiben, auch wenn er gerne wollte.

Milia war verängstigt. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Aret wirkte mit jedem Tag unruhiger und nervöser und sie wollte ihn nicht unnötig aufregen. Sie war sich sicher, er könnte und würde sie sofort töten, und dann würde ihre Familie niemals erfahren, was mit ihr geschehen war. Hilflos blickte sie auf ihre Hände, damit keiner der Besucher auf ihre zweifarbigen Augen aufmerksam wurde und damit womöglich ein Unglück heraufbeschwor. Eigenartig, wie schnell aus einem stolz präsentierten Merkmal etwas wurde, dessen Anblick nun gefährlich werden konnte.

Das Fest war ausgelassen. Essen wurde umhergereicht, das herrlich stark nach Gewürzen schmeckte. Alle Angebote für Wein lehnte Aret jedoch ab, weshalb auch Ebo und Milia nur Wasser oder Milch tranken. Es wurde getanzt und gelacht und Zinaida zeigte voller Stolz ihr Können. Immer wieder blickte sie auffordernd zu Aret, der sie jedoch immer noch nicht beachtete. Nach einiger Zeit tänzelte sie durch die Reihen zu ihm.

„Komm tanz‘ mit mir, du stummer Krieger.“ Dabei kicherte sie verführerisch und legte einen fast durchsichtigen Schal, der um ihre Hüfte gebunden war, um Arets Hals.

Milia hielt den Atem an. Sie konnte nicht einschätzen, wie ihr Entführer darauf reagieren würde, traute ihm jedoch alles zu.

Aret blickte kalt nach oben, ließ seine Augen über Zinaidas wunderschönen Körper gleiten und nahm den Schal ab. „Ich tanze nicht.“

„Ein Tanz mit mir und auf deinen Lippen zeigt sich endlich wieder ein Lächeln“, versprach die junge Gauklerin. Doch Aret beachtete sie nicht weiter und nahm wieder einen Schluck aus seinem tönernen Becher. Zinaidas Augen weiteten sich vor Empörung, sicherlich hatte sie noch nie ein Mann derart behandelt. Doch bevor sie etwas sagen konnte, taumelte der angetrunkene Manuél in ihre Richtung.

„Traumhafte Zinaida, Engel meiner Träume, schenke mir einen Tanz und erlöse mich von meinen Qualen!“ Milia hatte ihn vorher kaum sprechen hören, seinem Dialekt nach schien er von der iberischen Halbinsel zu kommen. Seine Schmeicheleien schienen Zinaida zu besänftigen. Als er an sie herankam, flüsterte er ihr wohl noch weitere ins Ohr, sodass sie freudig mit ihm um das Lagerfeuer tanzte. Aret beobachtete die Beiden abschätzig.

Die junge Atlanterin fühlte sich immer unwohler. Am liebsten wäre sie in die Kutsche gestiegen, um von all diesen fremden Menschen entfernt zu sein. Ein jeder könnte entdecken, wer sie war und damit wäre dessen und ihr Tod besiegelt, da war sie sich sicher. Doch Aret machte keinerlei Anstalt, das Fest vorzeitig zu verlassen. Auch Ebos anfängliche Nervosität legte sich langsam und er betrachtete das Geschehen um ihn herum mit zunehmender Neugier.

Nach einiger Zeit ohne Zwischenfälle begann sich auch Milia langsam etwas zu beruhigen. Offensichtlich schenkte ihr niemand große Beachtung, und im Gegensatz zu ihrem bisherigen Leben war sie froh darum. Doch dann trat Eero, der Kartograph mit dem rötlichen Bart, an sie heran und verneigte sich kurz.

„Darf ich darauf hoffen, dass die junge Dame mir einen Tanz gewährt?“

Milia erstarrte. Auch Ebo und Aret waren augenblicklich angespannt.

„Ich weiß, ich weiß. Vermutlich seid Ihr weniger … ausgelassene Tänze gewohnt, aber ich bin mir sicher-“

„Nein“, unterbrach Aret den Mann scharf. „Sie tanzt nicht.“

Eero blickte ihn kurz erschrocken an, dann umspielte wieder ein Lächeln seine Lippen.

„Keine Sorge, ich bringe sie unbeschadet zurück.“

Aret sprach nun langsam und drohend. „Sie wird nicht tanzen.“

Milias Hände wurden schweißnass. Er sollte endlich verschwinden! Sah er denn nicht, in welche Gefahr er sie und sich damit brachte?

Eero blickte Aret einige Zeit schweigend an, dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. „Nun gut. Aber ich hoffe doch sehr, dass dein Beschützerinstinkt nicht zu weit geht.“ Mit diesen Worten ging er. Aret schien wütend darüber, derart vertraut von Eero angesprochen worden zu sein. Doch er blieb sitzen. Milia atmete erleichtert aus. Hoffentlich würde er sich ihr nicht erneut nähern.


In der darauffolgenden Nacht wachte Milia immer wieder auf. Albträume quälten sie. Schwer atmend schrak sie dann hoch, nur um sich dann zu zwingen, ihren Herzschlag zu beruhigen bis sie wieder einschlafen konnte.

Doch mitten in der Nacht war Aret plötzlich weg.

Milia war noch nie aufgefallen, dass er sie nachts alleine mit Ebo ließ. Doch ein Schlafplatz neben ihr war leer. Nachtschwarz hob und senkte sich Ebos Brust auf der anderen Seite, er schlief tief und fest.

Da tauchte ein waghalsiger Gedanke in Milia auf. Ihr Herz begann wild vor Aufregung zu pochen. Wenn sie leise genug war, würde Ebo nicht aufwachen. Und Aret war womöglich weit weg, die Möglichkeit, sie würde sein Verschwinden bemerken, gar nicht beachtend.

Sie konnte fliehen.

Augen wie Gras und Meer

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