Читать книгу Das Alte Rom - Nancy Ramage - Страница 12

I
Stadt und Bürgerschaft

Оглавление

Die älteste Siedlung Roms liegt an den östlichen Ufern des schiffbaren Flusses Tiber, der fast 39 Kilometer südwestlich von der Stadt ins Meer mündet. In der Mitte des Flusslaufes erleichterte eine kleine Insel das Überqueren des Wassers. Das tiefliegende Land in der Nähe des Flusses, umgeben von den Hügeln, war das Gebiet, auf dem sich eventuell das Forum Romanum (oder auch Marktplatz genannt) befunden hat. Als Sumpfgebiet wurde es zunächst in fast regelmäßigen Abständen überschwemmt, bis die ansässigen Bauern im 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. einen Abfluss anlegten, die cloaca, die auch heute noch, wenn auch modernisiert, überschüssiges Wasser zum Fluss hin ableitet.

Am Ostufer boten die Hügel Roms ihren ersten Bewohnern Schutz und einen Rückzugsort in Notzeiten. Der Legende nach errichteten die Römer ihre Stadt auf den Sieben Hügeln Roms, doch welche die ursprünglichen sieben waren, steht nach wie vor zur Debatte | Abb. 7 |. Die ersten Hütten wurden auf den Hügeln, so auch auf dem Palatin, errichtet, was die Spuren von Pfahllöchern und die Ausschnitte für rudimentäre Fundamente belegen. Später dann, im 1. Jahrhundert v. Chr., lebten einige der prominentesten Politiker und Intellektuellen Roms, unter ihnen der Redner Cicero, auf dem Palatin, und schließlich errichteten auch einige der Kaiser ihre Paläste dort: Der moderne Begriff ›Palast‹ ist abgeleitet von palatium, dem offiziellen Namen des Hügels.


7 | Plan von Rom mit seinen Sieben Hügeln und dem Tiber.

Der höchste und wichtigste dieser Hügel war jedoch das Kapitol. Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. stand hier ein Tempel des Jupiter, des höchsten und mächtigsten Gottes im römischen Pantheon (siehe Kapitel 6). Die noch kleine, aber expandierende Stadt, die nach wie vor von ihren etruskischen Königen regiert wurde, engagierte den etruskischen Architekten Vulca, um das enorme Heiligtum zu errichten. Seine Überreste und massiven Fundamente, die ein Rechteck von 62 × 53 Metern einschließen, lassen sich auch heute noch in den Kapitolinischen Museen bestaunen.

Während der republikanischen Zeit umgaben die Römer ihre Siedlung nach wiederholten Angriffen der Gallier aus dem Norden (dem heutigen Gebiet Frankreichs) mit einer Mauer, die fälschlicherweise nach dem frühen König Servius Tullius als »Servianische Mauer« bekannt wurde. Tatsächlich wurde sie erst im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtet | Abb. 8 |. Mit zunehmender militärischer Macht (siehe Kapitel 2) wurde eine tatsächliche Bedrohung der Stadt immer unwahrscheinlicher; die Kämpfe fanden weit entfernt von Rom statt, zunächst in Latium, dann in immer entlegeneren Gebieten. So schritt die Stadtentwicklung mit zunehmender Bevölkerungsdichte eher planlos voran, indem sich die Bewohner entlang der Hügel und Täler des Tiberufers ansiedelten. Im Laufe der Zeit wurden die »Servianischen« Mauern zu eng und die Stadt wuchs weit über sie in alle Richtungen hinaus. Im 3. Jahrhundert n. Chr. bedrohten nach langer Zeit erneut umherziehende Heeresgruppen und plündernde Horden das Innere des Reiches, so dass Kaiser Aurelian im Jahr 271 n. Chr. mit dem Bau einer neuen Mauer begann (die Aurelianische Mauer), die zehn Jahre später unter Probus vollendet wurde. Diese Mauer war hauptsächlich aus Ziegeln, Beton sowie Marmorsplittern errichtet worden, die aus anderen Bauwerken herausgebrochen waren. Die Mauer spricht eindringlich von der plötzlichen Notwendigkeit, die Stadt schützen zu müssen, im 3. ebenso wie in den darauffolgenden Jahrhunderten.


8 | Roms Mauern: die »Servianische« (rot) und die Aurelianische (schwarz).

Im Umfeld der ursprünglichen Siedlung und des Abflusssystems, das die Gegend erst wirklich bewohnbar machte, entwickelte sich eine große offene Fläche zum Forum, dem Herzen der Stadt | Abb. 9 |. Hier gingen die Bürger ihren Geschäften nach, hielten ihre Märkte ab, bauten Tempel und Versammlungsgebäude, einschließlich des Senatsgebäudes, der curia; und hier befand sich auch die Plattform, von der aus politische Reden gehalten wurden. Die sacra via, die Heilige Straße, führte durch dieses Forum, vorbei an religiösen und öffentlichen Monumenten zu beiden Seiten. Durch die Bemühungen des visionären Archäologen Giorgio Boni (spätes 19. Jahrhundert) blieb das wertvolle Gelände im Herzen der Stadt der Nachwelt erhalten. Immer noch finden hier in begrenztem Maße Ausgrabungen statt.


9 | Das Forum Romanum mit dem Tempel des Saturn im Vordergrund und Überresten weiterer Tempel und Straßenzügen sowie das Kolosseum im Hintergrund.

Einer der am besten erhaltenen Tempel auf dem Forum wurde von Kaiser Antoninus Pius zu Ehren seiner verstorbenen Frau Faustina errichtet und im Jahr 140 n. Chr. geweiht. Nach seinem Tode erfuhr auch der Kaiser selbst hier Verehrung | Abb. 10 |. Er kann als Beispiel sekundärer Nutzung römischer Gebäude in späterer Zeit dienen: Die Säulen an der Vorderseite des Tempels sowie die frontale Treppe und die Mauern des antiken Tempels entsprechen dem Originalzustand, da das Gebäude im 7. oder 8. Jahrhundert n. Chr. als Kirche S. Lorenzo in Miranda neu geweiht wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde der Kirche ihre barocke Fassade hinzugefügt. Aus genau dem gleichen Grund sind auch viele weitere antike Gebäude noch heute ganz oder in Teilen erhalten, sowohl auf dem Forum als auch an anderen Stellen der Stadt. Einer der faszinierendsten Aspekte der modernen Stadt ist die unüberschaubare Anzahl von antiken römischen Bauwerken, die sich in verschiedenen Erhaltungsgraden zwischen (und unter) späteren Gebäuden finden.

Das Alte Rom

Подняться наверх