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Bürgerschaft und Politik

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Wie sich eine Siedlung vereinzelter Hütten auf dem Palatin des 8. Jahrhunderts zur Hauptstadt eines ausgedehnten Weltreiches entwickeln konnte, ist eines der Wunder der politischen Geschichte. Die Umsichtigkeit des Volkes und eine Reihe von erfolgreichen Regierungsexperimenten führten zu einer republikanischen Staatsform mit zwei gewählten Konsuln an der Spitze. Militärische Auseinandersetzungen, von kleineren Scharmützeln bis zum großangelegten Krieg, spielten eine bedeutende Rolle in der Entscheidung darüber, wer in den nächsten Jahrhunderten nicht nur über Italien, sondern über die gesamte Mittelmeerwelt regieren würde. Interne Krisen und wiederholte Bürgerkriege führten die Republik jedoch an den Abgrund, vor welchem das Reich durch Augustus, Großneffe und Adoptivsohn des Diktators Iulius Caesar, gerettet wurde, der im Jahr 31 de facto zum Alleinherrscher wurde und die Republik in das römische Kaiserreich überführte. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Macht an einen Nachfolger als nächsten Kaiser entweder durch Familienbande oder, öfter noch, durch arrangierte Begünstigungen beim Tode des regierenden Kaisers weitergegeben.

Das römische Bürgerrecht erlebte im Laufe der Zeit einigen Wandel, doch gab es gewisse Grundregeln. Zunächst besaß jedes Kind eines römischen Bürgers aus einer legalen Ehe das Bürgerrecht. Sklaven, die im Laufe ihres Lebens ihre Freiheit erlangten (die sogenannten Freigelassenen), besaßen ebenfalls das Bürgerrecht, genossen jedoch nicht alle Privilegien und Rechte derjenigen, die bereits als römische Bürger geboren waren. Frauen durften nicht wählen, hielten jedoch Eigentumsrechte. Soldaten aus nicht-römischen Auxiliar-, das heißt Hilfseinheiten, konnte nach Ende ihres Dienstes das römische Bürgerrecht zuerkannt werden. Durch die Constitutio Antoniniana weitete Kaiser Caligula im Jahr 212 n. Chr. das Bürgerrecht auf alle freien männlichen Einwohner des Römischen Reiches aus.


10 | Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina auf dem Forum Romanum, begonnen 141 n. Chr. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche S. Lorenzo in Miranda in seinen Mauern errichtet.

Inhaber des römischen Bürgerrechts hatten bestimmte Rechte, unter ihnen das Wahlrecht, Vertragsrecht, das Recht zu heiraten und das Recht, eigene Kinder als Bürger anerkennen zu lassen, ebenso auch das Anklagerecht, Prozessrecht und das Recht, sich um öffentliche Ämter zu bewerben. Diese Rechte verloren auch in den Kolonien nicht an Gültigkeit, zumal diese in den meisten Fällen von Veteranen der römischen Armee und deren Familien besiedelt wurden.

Roms Regierungsformen hatten ihren Ursprung in der Urgeschichte der Stadt, in den Tagen nach der Vertreibung des letzten Königs, als Beamte die relativ kleine Bevölkerung regierten. Diese Organisationsform der bürgerlichen Verwaltung blieb über Jahrhunderte erhalten, doch am Ende der späten Republik waren die administrativen Aufgaben stark ausgeweitet, da nicht mehr nur die Stadt Rom, sondern ein gewaltiges Staatsgebiet mit einer enormen Bevölkerungszahl von diesen Beamten regiert werden musste.

Die Männer, die sich einen Platz in der Regierung der Republik und der frühen Kaiserzeit sichern wollten, folgten einem vorgegebenen Weg, der als cursus honorum bezeichnet wird, eine politische Karriereleiter, auf welcher die Politiker in einer bestimmten Abfolge von Ämtern Aufgaben mit zunehmend größerer Verantwortung übernahmen, bis sie das höchste Amt der Republik, das Konsulat, erreichten. Als besondere Ehre galt es, und wurde mit Stolz verzeichnet, alle Ämter bereits zum frühestmöglichen Zeitpunkt erlangt zu haben. Nur Aristokraten, die ein Vermögen von mindestens einer Million sestertii nachweisen konnten, durften sich für diese höheren Ämter und damit um einen Platz im Senat bewerben. Von jedem Bewerber wurde erwartet, dass er seine Karriere mit einem zehnjährigen Militärdienst begann, nach dem er sich um politische Ämter bewerben durfte.

Das erste Amt des cursus honorum war das des Quästors, um welches sich der Bewerber mit dreißig Jahren zum ersten Mal bewerben durfte. Zunächst wurden pro Jahr vier Männer in dieses Amt gewählt, doch wurde ihre Zahl im Laufe der Zeit aufgestockt, bis in der späten Republik schließlich zwanzig Quästoren jährlich zur Verfügung standen. Diese dienten entweder in Rom selbst oder unter einem Statthalter in der Provinz. In ihrer Verantwortung lagen die finanziellen Belange der Stadt sowie der Getreideimport, der Rom durch die Hafenstadt Ostia erreichte. Die Vermehrung der Zahl der Quästoren macht deutlich, dass immer mehr Beamte gebraucht wurden, um der steigenden Bedürfnisse der Stadt Rom und ihres Reiches Herr zu werden. Denn auch Iulius Caesar verdoppelte die Zahl der Quästoren erneut von zwanzig auf vierzig.

Der nächste Schritt auf der politischen Karriereleiter war die Bekleidung der Prätur, ein Amt, das die Belange der Armee sowie der Gerichtshöfe verwaltete. Auch die Anzahl dieser Beamten wurde im Laufe der Jahrhunderte erhöht, bis im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. acht Männer pro Jahr zum Prätor gewählt wurden. Nach der Prätur konnte der Kandidat sich dann ins Konsulat wählen lassen. Dieses wurde jährlich an nur zwei Männer vergeben, die dem Senat vorstanden und im Kriegsfall den Oberbefehl über die römischen Legionen führten. Ein weiteres, äußerst ehrenwertes Amt, das jedoch nicht jährlich besetzt wurde, war die Zensur: Ihre Inhaber überwachten die Bürgerlisten und stellten die Zugehörigkeit zum Senatoren-, Ritter- oder Bürgerstand fest. Daneben gab es noch das Amt des Ädilen, welches zwischen Quästur und Prätur eingenommen wurde und in welchem sich der Inhaber um die städtischen Dienstleistungen kümmerte, vor allem um die öffentlichen Spiele.

Daneben hatten auch die Plebejer eigene Vertreter und eine eigene administrative Versammlung, die von Tribunen geleitet wurde. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. wurden Volkstribunen nach Ablauf ihres Amtes ebenfalls in den Senat aufgenommen. Da der weitaus größte Teil dieser Ämter auf ein Jahr beschränkt war, wurde der beständige Strom unerfahrener Beamter, ob aus der senatorischen oder plebejischen Schicht, durch erfahrene Administratoren unterstützt, die die politischen Spielregeln kannten und ihnen Hilfe und Unterstützung in der Ausübung ihrer Ämter bieten konnten.

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