Читать книгу Ewige Jugend - Nataly von Eschstruth - Страница 5
Zweites Kapitel
Оглавление„Noch ein paar Schritte bergauf, dann müssen wir hinter jenem Felsvorsprung die Senne sehen, wo wir hoffentlich unser Mittagessen verzehren können.“
„Und mit welchem Appetit!“
„Man glaubt gar nicht, was diese kräftige, frische Bergluft austut!“
„Gut, dass die Rucksäcke dann leichter werden.“
„Dafür wollen wir sorgen!“
„Da drüben! Da schauens über das niedere Knirksholz das Dach rauslugen?“
„Die Senne!“
„Nun aber mal trapp!“
„Ich vermisse das einladende Rauchwölkchen über dem Schornstein.“
„So ein Feuerl brennt schnell!“
„Haust ein Senn droben?“
„Du mei! Fünf Mannerleut’ und a paar Weiberl! Mit so viel Vieh gibt’s an ausgiebige Arbeit!“
Herr Aloys stiefelte mit seinen langen Beinen gewaltig bergauf, und als man sich so weit genähert hatte, dass man unter dem felssteinbeschwerten, grünmoosigen Dach die Fensterscheiben unter den schrägen Sonnenstrahlen blinken sah, blieb der Österreicher stehen und legte beide Hände hohl um den Mund.
„Holdrihohoho! — Halliho!“
Das war ein Jodler, der Gäste anmeldet, und der meist mit einem fröhlichen Juhschrei beantwortet wurde. Man stand momentan und lauschte. Alles blieb still.
„Na, tritt denn kei Zenzerl unter die Tür, Ausschau zu halten?“
„Die ganze Senne sieht noch recht tot und öde aus!“
Noch einmal jodelte Herr Sturmlechner sein Signal hinauf.
Nichts rührte und regte sich.
Ein paar Vogelstimmen schrien aufgeschreckt aus dem Geklüft herüber.
„Seltsam, — jetzt erst merkt man, wie weltfern, wie einsam wir hier sind!“
Man war an die Senne herangekommen. Grabesstill lag sie inmitten der schroff aufsteigenden, wild zerklüfteten Felsen, an denen sich die Schneerillen tief hinab bis auf die Matten zogen.
Man klopfte an den Türen.
Keine Antwort.
Man versuchte in die blindverstaubten, regen- und schneeverwaschenen Fenster zu sehen.
Keine Seele zu erblicken.
Ein Eindringen ohne Axt und Gewalt unmöglich.
„Wenn wir uns nur ein bisschen warm hinsetzen könnten!“
Sturmlechner deutete nach einem Heustadel, der, ein wenig höher als die Sennhütte gelegen, von der ziemlich steil abfallenden Halde herniederwinkte.
Es war ein spitzes Schutzdach, aus grün bemoosten Stämmen roh zusammengefügt, unter dem sich ein offner Heuboden befand.
Zum Schutz gegen Wildfrass war der Boden wie eine Art Pfahlbaute erhöht, von einer Reihe Stämmen im Viereck gestützt, unter denen im Sommer oder Herbst die Geiss Schutz bei Regen und Gewitter suchten.
„Hurra! Das Heu ist noch nit vom Stadel abgetragen. Da finden wir ein ganz behaglich weich und warmes Nestchen!“
„Ganz recht! Wir breiten die Plaids aus.“
„Die Sonne hat schon den ganzen Vormittag warm auf das Heu geschienen.“
„Gewiss ein köstlicher Duft!“
„Wie sollen wir aber hinaufkommen?“
„Schauens nöt das Hühnerleiterl zur Seite, Gnädigste? Da steigt ma halt auf!“
Lobelia lachte.
„Die Poesie lässt nichts zu wünschen übrig. Hoffentlich kracht nicht die kippliche Sache unter uns zusammen!“
„Wenn das Fräulein Lobelia da heraufschwebt, so ist’s halt Jakobs Himmelsleiter, an der die Engel auf und niedersteigen!“ schmunzelte Herr Aloys galant.
Er fasste an die Leiter und rüttelte daran.
„Na, an bisserl schief und morsch ist die Sach’ wohl, aber ich vermein’, so leichte Ware wie uns halt sie noch aus.“
Die Herren kletterten Probe und kamen wohlbehalten oben an.
„Hier ist es ideal! Grossartig! Das Heu wie von der Sonne geheizt! ‚Reich‘ mir die Hand, mein Leben — dass ich dir helfen kann!‘“ scherzte Herr von Welten, neigte sich und bot der Nichte die Hand entgegen.
„Nimm erst mal hier den Rucksack, Onkelchen!“
„Hat ihm schon!“
„So; eins ... zwei ... drei — jupplala!“
„Oben wären wir!“
„Tatsächlich, das ist ja herrlich hier!“
„Welch ein Speisesaal!“
„Jetzt spielt die Gnädige Hausfrau! Wir lagern uns hier in die Sonne.“
„Und ich packe aus!“ Man war hungrig geworden und verzehrte mit Genuss die Butterbrote.
„Wie gewaltig die Felsen ragen! Dort in der Schlucht muss es wohl schon dunkel werden, wenn die Sonne sonst noch hoch am Himmel steht!“
„Solch eine Einsamkeit hat doch etwas Gewaltiges!“
„Das Schweigen im Wald —“
„Es geht auf die Nerven.“
„Man glaubt gar nicht, was für eine beredte Sprache solch tiefe Stille spricht!“
„Die Donner des Weltenalls.“
„Wie es sich wohl in die tiefe Klamm hier hinter der Halde herniedersieht?“
„Das können wir ja konstatieren.“
„Mir deucht es manchmal, als hörte ich Wasserrauschen ...“
„Bei der Schneeschmelze gar möglich!“
„Wenn wir fertig diniert haben, werfen wir noch einen Blick hinab, ehe wir uns auf den Heimweg machen.“
Gesagt, getan.
Man legte allen Ballast auf dem duftenden Heu nieder, klomm unter Lachen und Scherzen die Stiege wieder herab und schlug querfeldein, über wild romantisch getürmtes Geröll und herrliche Moosbildungen, den Weg nach der Klamm ein.
„Hören Sie doch!“ Lobelia blieb plötzlich stehen und hob lauschend das Köpfchen.
„Ist ein Wasserfall in der Nähe? Es rollt eben wieder so ein seltsames Getöse ...“
„Ja, ja! Ich lauschte auch schon. — Kann jetzt schon ein Gewitter im Anzug sein, es klang wie ein ferner Donner!“
„Unmöglich! Da, hier oben, um diese Jahreszeit?“
„Aber was ist es sonst?“
„Hören Sie? Da grollt es wieder.“
„Und diesmal näher, als käme es aus den Felsen hinter der Wiese her.“
Man stand und lauschte.
„Joseph Maria! Heiliger Herr und Gott!“
Herr Aloys Sturmlechner schrie es gellend auf und deutete mit der Hand nach einem vorspringenden Felsblock, — kaum ein paar hundert Meter von ihnen entfernt. „Da schaut’s! A Bär — a Bär!“
Kreideweiss, mit schlotternden Knien stand er. Gleichzeitig rollte es wie ein furchtbares Donnergebrüll über ihnen. Auf dem Felsplateau zeichnete sich die gedrungene Gestalt eines sehr grossen und starken braunen Bären ab, den struppigen Kopf vorgestreckt, und die Vranken gegen die Felsschrunden gestemmt.
„Herrgott des Himmels! Wo kommt hier in diese Gegend ein solches Ungetüm her?!“ rang es sich voll bebenden Entsetzens von Lobelias Lippen; der Oberst aber riss den Arm seiner Nichte jäh an sich.
„Vorwärts! So schnell wie möglich entfliehen! Die Bären können rasend schnell laufen, und dem Gebrüll nach hat er Hunger!“
„Er sieht uns! Er hat uns entdeckt!“ keuchte Sturmlechner mit weit aufgerissenen Augen noch einmal zurückstarrend. „Nun erbarm’ sich die heilige Mutter Gottes, dös koans von uns zu Fall kommt!“
„Er setzt sich in Trab! Er folgt uns!“
Wie ein gellender Aufschrei rang es sich von den Lippen des jungen Mädchens.
„Laufens, was das Zeug haltet!“
„Wohin?“
„Nach dem Heustadel hinauf! Das ist unsre einzige Rettung!“
In wahnsinniger Flucht stürmten die drei einsamen Menschen dem rettenden Unterschlupf entgegen.
Noch einmal rollte die furchtbare Stimme des Raubtiers, schon bedeutend näher, hinter ihnen, sich an den schroffen Felswänden in grausigem Echo brechend; dann war es still, nur das Poltern und Aufkrachen der Steine in der Klamm zeigte es an, dass der Bär am Rand des Abgrunds einherrannte und jetzt anscheinend auf die Wiefenhalde abbog, seinen Opfern den Weg zum Stadel abzuschneiden.
Wie die Rasenden stürzten sich diese der Leiter entgegen.
Noch nie hatten Weltens Arme solche Kraft entwickelt, als in diesem Augenblick, wo er seine halb ohnmächtige Nichte packte und mit sich die morschen Sprossen emporriss.
„Nur jetzt verlass uns nicht, barmherziger Gott, dass das Holz unter uns bricht, sonst sind wir verloren!“ gellte es durch seine Seele wie ein Angstschrei zum Himmel.
Droben!
Gott sei ewig gedankt!
Er stiess Lobelia nach dem Heu zurück, warf sich auf die Knie und streckte die Hand helfend dem Freund entgegen. Ob die Sprossen von der doppelten Last doch eingeknaxt waren, oder ob sie in der wahnwitzigen Hast und Aufregung nicht auf das Schwanken geachtet hatten — zwei der verwitterten Stangen brachen unter Sturmlechners wuchtigen Nagelschuhen.
„Macht nix! I kimm schon hoch!“
„Halten Sie sich an meinem Arm!“
„Nix da! I reiss Ihna ja runter!“
„Da ist ja der Bär! — Ganz dicht schon hinter Ihnen!“ schrillte Lobelias Stimme voll Verzweiflung durch die Todeseinsamkeit.
„Na, na! Ich bin ja schon droben!“ — Einen letzten energischen Schwung — Herr Aloys krallte sich an den Holzpfosten und zog sich empor.
Der Schweiss rann von seiner Stirn, er stand momentan und atmete schwer auf.
„Nun fassens mit an, Herr Oberst, dass wir die Leiter umstürzen!“
„Glauben Sie, die Bestie folgt uns!“
Wieder schrie Lobelia gellend auf vor Entsetzen, Welten aber und Sturmlechner radderten mit der Kraft der Verzweiflung an der Leiter.
„Gottlob! Sie ist ja nur hier mit Haken in die Bohle gehängt!“
„Dann nicht umwerfen, heraufziehen!“
„Gewiss noch besser!“
„Sie kommt ganz leicht hoch.“
„Zurück, Gnädige. Gebt’s a Raum!“
Die Leiter schwankte einen Augenblick über dem Köpfchen der jungen Dame, dann fiel sie mit dumpfem Schlag auf das Heu nieder.
„Gerettet!“ keuchte Welten auf. — „Soviel ich von Bären gehört habe, folgen sie in keinen geschlossenen Raum, und der Stadel ist ja an den Wetterseiten mit Brettern verschalt.“
„Hier herauf kommt er nimmer!“ nickte der Österreicher und wischte sich mit dem Sacktuch die Stirn. „Das einzige wäre, dass er sich gegen die Balken stemmt und die wurmstichige alte Sache hier ins Wanken bringt!“
„Die Stämme scheinen sehr fest! Sehen Sie doch die Lasten, die sie tragen müssen!“
Lobelia war bleich, vor Entsetzen auf die Knie gebrochen und hatte die Hände wie in schaudernder Abwehr vor das farblose Antlitz geschlagen.
„Da ist er! — Jetzt, in diesem Augenblick hätte er uns erreicht, wenn der Heuschuppen nicht gewesen wäre!“
„Ein furchtbarer, ein riesiger Kerl!“
„Alt ausgewachsener Bär!“
„Das Herz muss ja dem Mutigsten stocken, dass es zu schlagen aufhört, wenn man so ein Ungeheuer als Feind schaut!“
„Diese grässlichen Augen! Wie er hier heraufstiert! — Solch ein Anblick ist ja gar nicht zu ertragen!“
Herr von Welten legte den Arm beruhigend um die Zitternde.
„Sieh nicht mehr hinab, Kind! — Komm, wir machen dir ein warmes, weiches Lager hier im Heu.“
„Ich habe keine Ruhe dazu.“ schluchzte Fräulein von Welten, und ihre Zähne schlugen hörbar, wie im Schüttelfrost, zusammen.
Der Bär hob sich mit den Vorderpranken an einem der Holzpfeiler empor und brüllte wiederum aus weitgeöffnetem Rachen.
„Dieser Unhold ist ja entsetzlich wild!“ murmelte der Oberst durch die Zähne. „Er scheint verfolgt zu sein ... vielleicht gar angeschossen, man kann in dem dicken Fell nur keine Blutspur entdecken.“
„Sonst sind Bären nicht so wütend, wenn man sie nicht reizt.“
„Gewiss nit! Als mein Vater selig noch lebte, da hatten wir öfters Bären in Obermais! Von Schloss Planta schoss man sie aus dem Fenster. Aber eine solch wilde Bestie ist dermalen nicht dabei gewesen.“
„Sicherlich haben schon Jäger seine Spur aufgenommen und ihn angeschossen.“
„Oder ist’s vielleicht eine Bärin, der man das Lager ausgehoben hat?“
„Nun hält sie uns für ihre Angreifer!“
„Wohl möglich.“
„Ihre Wut ist so grausig!“
„Gibt’s denn jetzt junge Bären?“
„Da hab’ i so gar keine Erfahrung! — Aber im Frühjahr? Man könnt’s halt meinen.“
„Ich habe mich ja noch nie mit derartigem Raubzeug befasst, — in meiner Heimat pirscht man auf einen Rehbock oder bläst einem Krummen das schwache Lebenslichtlein aus!“
„Gibt es denn hier in der Schlucht immer Bären?“
„O ka Ahnung! Seit Jahren hat man nix mehr davon gehört. — Es wechseln bei besonders strengem Winter wohl mal etzliche aus Graubünden herüber, aber heuer hatten wir kaum Kälte!“
„Wird denn das grausige Tier noch lange hierbleiben?“ ächzte Lobelia, und ihr Haupt sank wie tief ermattet zur Brust. „Wenn er Hunger hat, muss er doch Nahrung suchen!“
„Na, na! Nit immer! Grad dann halt so ein rabiates Viech die Wacht bei seinem Feind!“
„Wie sollen wir denn dann jemals von hier erlöst werden?“ Lobelia rang die Hände, und ihr Blick irrte wie in Verzweiflung zu dem Himmel, der sich von der sinkenden Sonne schon rötlich zu färben begann.
„Fürchtens Ihnen nur nit, Gnädige!“ tröstete Herr Sturmlechner und sah doch selber dabei wie eine Kalkwand aus. „So an Bärengebrumm hörens schon weithin ins Tal! — Das dauert gar nit lang, dann wimmelt’s hier auf der Halde von Schützen, die alle kommen, um uns zu retten!“
„Proviant haben wir ja auch noch.“
„Wann es sich die Gnädige nur a bisserl kommod machen möcht’!“
„Ich habe keine Ruhe, Herr Sturmlechner!“
„Ich desto mehr!“ versuchte der Oberst zu scherzen. „Jetzt wollen wir uns mal hier einen Gral bauen! — Komm, Kind! Lass deinen Verehrer da unten ruhig traben! Er scheint jetzt Karussell um das Stadel zu laufen! Das hat er billig!“
„Wir müssen doch beobachten, wo er abbleibt!“
„Warum, Lobelia? Je mehr wir uns hier oben rühren, desto mehr machen wir auf uns aufmerksam!“
„Jetzt könnten wir auf keinen Fall mehr an den Heimweg denken, die Nacht tät uns ja derquer kommen, und da ist’s nit gut mit einem solchen Mistviech Kirschen essen!“
„Wenn wir nicht nach Hause kommen, werden sie hoffentlich Boten nach uns ausschicken!“ flüsterte Fräulein von Welten und zitterte so heftig an allen Gliedern, dass der Oberst sie in das ausgehöhlte Heu mehr tragen musste, als dass sie ging.
„Aber niemand ahnt, wo wir sind, dass wir so querfeldein von dem Weg abgebogen sind!“
„Dann gehens dem Gebrüll nach.“
„Dieses schauerliche Brüllen! Ach, ich habe mich immer so sehr vor Bären geängstigt, grad, als ob mir’s wie eine Vorahnung in allen Gliedern gelegen hätte, dass ich noch einmal etwas so Unbeschreibliches mit solchem Ungeheuer erleben würde.“
„Nur nicht ohne Not sich sorgen! — Der alte, liebe, treue Herrgott lebt noch, der verlässt uns nicht!“
„Und so ein heiliges Madel, wie die Gnädige ist, die hat allerweg ihre Schutzengel.“
„Ein paar Tropfen Kognak! — Komm, wir wollen hoffen, dass auch uns freundlich der Weg aus diesem Tal gezeigt wird. — Bis dahin wollen wir uns die Zeit so gut wie möglich vertreiben, — die Nacht kommt hier in den Alpentälern, in Schlüften und Schluchten wie hier, ganz besonders schnell herauf, und wenn wir auch nicht schlafen, so wollen wir uns doch nicht ohne Not durch nervenmordendes Beobachten und Auflauern schachmatt machen!“
„Von Zeit zu Zeit vorsichtig rekognosziert!“
„In der Dunkelheit nützt das ja nichts.“
„Man sieht nichts.“
„Und unser Kerkermeister, der uns hier gefangen hält, ist, so Gott will, beim Morgengrauen über alle Berge.“
„Unwillkürlich achtet man auf jeden Laut und regt sich so auf!“ klagte Lobelia mit bebender Stimme.
Die Herren wechselten einen schnellen Blick tiefbesorgten Einverständnisses. Sie waren beide als Soldaten im Krieg gewesen, das Jahr sechsundsechzig hatte es ihnen gezeigt, was es heissen will, in dunkler Nacht angestrengt zu lauschen, auf Vorposten zu stehen und zu wissen, dass der Tod auf leisen Sohlen umherschleicht und jede Sekunde um Sein oder Nichtsein würfelt.
Sie ermassen die Schauder einer Nacht, wie sie jetzt heraufzog in all ihren ungeheuerlichen Konsequenzen; denn was es besagt, einen gereizten Bären als Todfeind in nächster Nähe zu wissen, ahnungslos, zu was alles Wut und Hunger solch ein Höllenvieh aufstacheln und aufreizen kann, das wussten nur sie als erfahrene Männer allein.
Grausige, furchtbare Nacht.
Tiefes Dunkel, — man erkennt nicht mehr die Hand vor den Augen.
Der Wind heult in den Schlüften, unheimliche Geräusche dort und hier, und dann plötzlich das wütende Aufbrüllen des Bären in allernächster Nähe.
Stille ...
Qual über Qual.
Nun hört man ihn jenseits am Stadel die Pranken in das Holz hauen, es ist, als zittere der ganze morsche Bau.
Leises, jammervolles Weinen des jungen Mädchens.
Sie umklammert die Hand des Onkels, und Welten fühlt, dass ihr ganzer Körper wie unter Fieberschauern bebt.
Wie lang ist die Nacht, wie unerträglich lang!
Die ersten Frührotlichter, die über den Himmel zucken.
Es wird heller und heller.
Lobelia liegt bewusstlos in dem Heu, und mit grimmigem Brummen rüttelt der Bär abermals an dem altersschwachen Bau.
Schüsse krachen. Ein lautes Geschrei kräftiger Männerkehlen. Ein Brüllen, Röcheln — und die Sonne hat gesiegt.