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Das Frauenbild auf Instagram

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Dezember 2018

Bei mir ist der Babyboom ausgebrochen. Nicht bei mir selbst, aber in meinem Instagram-Feed. Influencerinnen und Bekannte von mir posten nicht mehr sich selbst, sondern vor allem ihre Kinder, ihr Zuhause und ihren Ehemann. Und das mit Erfolg: Familienbilder erzielen auf Instagram die meisten Likes. Wesentlich mehr als die Bilder von Uni-Abschlüssen. Das liegt nicht an der Follower-Zahl, sondern daran, dass in unserer digitalen Parallelwelt das veraltete Rollenbild der Frau zu Hause am besten ankommt. Ich frage mich schon seit Längerem: Wieso ist eine Verlobung auf Instagram mehr wert als ein akademisches Diplom? Und wie kann eine Hochzeit beim Verteilen der digitalen Aufmerksamkeit gar einen Doktortitel schlagen?

Was ich besonders skurril finde: Frauen bezeichnen sich in ihrer Instagram-Biografie am liebsten als Wifey und Mutter. Direkt hinter ihrem Namen. Es fehlt nicht mehr viel, und sie ergänzen noch den Beruf ihres Mannes. Inklusive seines Einkommens. Es scheint, als würde das Lebensziel vieler Frauen ausschließlich darin bestehen, den perfekten Mann zum Heiraten zu finden. Vermutlich sollte man ein Magazin für Hausfrauen gründen. Inklusive Koch- und Schminktipps und einer Anleitung, wie man die Schuhe des Gatten so richtig zum Strahlen bringt. Ein Gutschein für Bodenreiniger in der Beilage wäre auch gut. Ich bin mir sicher: Das Magazin würde laufen. Außer ich wäre die Chefredakteurin. Ich kann nicht mal eine ordentliche Pasta kochen, aber ich schweife ab.

Eine Studie der MaLisa Stiftung, gegründet von der Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Lisa, zeigt, dass sich die Instagram-Stars gerne in veralteten Geschlechterrollen präsentieren. Die Frauen sind süß und passiv, halten ihren Verlobungsring in die Kamera und zeigen sich eher zu Hause anstatt bei einer beruflichen Tätigkeit. Daheim wird genäht, gekocht, gebastelt, dekoriert. Oft geht es auch um Mode- und Beautytipps. In ihrer Darstellung orientieren sich die Frauen an dem Instagram-Idealbild: jung, hübsch, schlank und sexy. Und ihre Follower orientieren sich wiederrum an ihnen.11

Die Studie belegt, dass die befragten weiblichen Followerinnen von Dagi Bee bei ihren Bildern zu einhundert Prozent ihre Haut mit Apps optimieren. Das bedeutet, Mädchen, die Influencerinnen folgen, die das klassische Instagram-Beautyideal repräsentieren, ahmen das selbst nach. Wenn die eigene Erscheinung der Mädchen für das Erreichen des Influencer-Standards nicht reicht, wird mit Inszenierungstricks und Filtern zur Optimierung nachgeholfen. Es kommt zu einer Verzerrung des Verständnisses davon, was natürlich und spontan ist.

Ich muss zu meinem Leidwesen zugeben, dass ich selbst das veraltete Frauenbild auf Instagram mit meinen Inhalten befeuert habe und es teils immer noch tue. Denn auch auf meinen Bildern habe ich weißere Zähne als in der Realität, ein lupenreines Hautbild und ein schmaleres Gesicht. Dank des Zauberstabes der Filter-App AirBrush. Ich bin also keinen Deut besser als die Bloggerinas. Ich bin eine digitale Täuschung. Eine Lüge.

Ich befürchte, dass wir dank Instagram die Generation der heranwachsenden Mädchen schwächen. Wie sollen wir Frauen ein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen, wenn wir uns auf Instagram ständig mit den anderen vergleichen? Wie können wir glücklich sein, wenn unser Selbstbild dank Instagram verzerrt ist? Und wieso müllen wir unseren Kopf mit den Storys fremder Menschen zu, anstatt uns auf unsere beruflichen Ziele, unser Leben, uns selbst zu konzentrieren?

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht die unselbstständigste Generation junger Frauen seit den Fünfzigerjahren großziehen. Vielmehr dürfen wir nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie Instagram Mädchen dazu animiert, sich auf ihr Äußeres und ihr Leben daheim zu reduzieren. Und wir müssen endlich aufhören, gegeneinander in den digitalen Wettbewerb zu treten – darum, wer die Schönste ist.

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