Читать книгу Neubeginn Für Vier Pfoten - Nica Gerberg - Страница 11

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Ein Härtefall

Es war kaum möglich, die Heimleitung akustisch zu verstehen. Die vielen Hunde machten lautstark auf sich aufmerksam. Was ja auch nicht verkehrt war, jedoch etwas störend, wenn man den Ausführungen aufmerksam folgen wollte. Ich erinnere mich, dass die Leitung sagte, Luna wäre nach kurzer Zeit auffällig geworden, von Dominanz und Aggression war die Rede gewesen. Daher hatte die Familie keine andere Wahl gehabt, als Luna wieder zurück zu bringen. So einen Hund wollte die Familie nicht bei sich wohnen haben.

Ich wurde ganz still, meine Gesicht ausdruckslos. In mir brodelte es gewaltig. Ich wollte Luna kennenlernen, ihr ein neues Heim geben. Aber unter diesen Umständen? War sie denn gefährlich?

Ich wusste, dass Schäferhunde nicht zu den harmlosesten Rassen gehörten. Aber schließlich war sie doch nicht reinrassig! Und überhaupt: Vielleicht hatten die Leute gegenüber Luna ein falsches Verhalten an den Tag gelegt, es gab ein Missverständnis und Luna war die eigentliche Leidtragende, weil sie sich nicht wehren konnte – jedenfalls nicht mit Worten. Aber wie genau hat sie sich denn als dominant gezeigt? Mit Knurren? Zähne zeigen? Oder noch arger?

Die Heimleiterin erzählte uns dann, warum Luna überhaupt im Tierheim gelandet war. Die Geschichte war wirklich unerfreulich, denn sie hatte einen Menschen gebissen und war bereits dem Ordnungsamt gemeldet worden. Sie durfte sich keinen zweiten Fehltritt leisten.

Das war eine schwerwiegende Information. Ich fragte mich, warum das nicht wenigstens andeutungsweise im Begleittext zu Lunas Bild auf der Internetseite gestanden hatte. Hätte das mein Interesse an ihr von Anfang an im Keim erstickt?

Was jetzt? Natürlich wusste ich, dass alle Hunde in Tierheimen eine Vergangenheit haben würden. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum sie dort sind. Einige dieser Gründe werden eher unerfreulich sein, vielleicht so sehr, dass man sie gar nicht hören möchte.

Ich war zu arglos gewesen. Sollte ich mich durch Lunas Geschichte oder die eines anderen Hundes abschrecken lassen?

Was war die Alternative? Luna blieb für den Rest ihres Lebens im Heim, ohne Chance auf Vermittlung? Oder gab es doch jemanden, der mit der entsprechenden Kenntnis und Hundeerfahrung helfen konnte? Oder ganz naiv gedacht: vielleicht verhielt sie sich bei uns ja anders als bei den anderen? Es konnte ja durchaus sein, dass sie auf Kinder nicht gut zu sprechen war, weil sie als Welpe schlechte Erfahrungen machen musste. Wer weiß? Oder sie war das Leben auf dem Land gewohnt und war nun in eine Stadt vermittelt worden. Das war für Luna bestimmt so ungewohnt gewesen, dass sie unsicher reagiert hat. Aber alle Gedanken waren reine Spekulation.

Mit gemischten Gefühlen entschlossen wir uns, mit Luna spazieren zu gehen. Ich sah meinem Mann an, dass er auch etwas ratlos war. Ich hingegen war so verwirrt, dass ich Abstand von Luna hielt und meinem Mann die Leine überließ.

Neubeginn Für Vier Pfoten

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