Читать книгу Neubeginn Für Vier Pfoten - Nica Gerberg - Страница 8
ОглавлениеDer erste Kontakt
Das Tierheim lag nur ca. 20 Minuten Autofahrt von unserem Wohnort entfernt. Ideal für einen kurzen Besuch. Gespannt auf unsere beiden Kandidaten, parkten wir auf dem großzügigen Platz vor dem Tierheim.
Das Heim war ruhig gelegen und sah gepflegt aus. Lautes Bellen empfing uns. Im Haus schlug uns dann der bekannte Tierheimgeruch in die Nase. An den Wänden hingen viele Bilder. Auch von ehemaligen Tieren, die vermittelt worden sind. Infobroschüren und Werbung von Tiertrainern waren überall verteilt.
Wir waren nicht die einzigen Besucher an diesem Nachmittag im Februar. Einige Paare und Familien hatten sich auf dem Gelände verteilt. Das Tierheimpersonal lief geschäftig herum.
Ich kannte diese Geschäftigkeit noch aus der Zeit, in der ich ehrenamtlich auf dem Flohmarkt des Tierschutzvereins in meiner früheren Heimatstadt mitgeholfen hatte. Die Leute spendeten dort Gegenstände des täglichen Bedarfs oder Möbel, die sie nicht mehr gebrauchen konnten oder haben wollten. Wir ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben diese Sachspenden dann mehrere Male im Jahr auf einem großen und gut besuchten Flohmarkt verkauft. Mit dem eingenommenen Geld konnte Futter gekauft, Impfungen und Kastrationen u.v.m. bezahlt werden.
Das Gebäude war insgesamt zweckmäßig eingerichtet. Es gab ein kleines Büro für die Heimleitung, das zu der Zeit aber nicht besetzt war.
An jenem Sonntag war also viel los. Neben der Gruppe der Interessierten warteten auch die Gassi-Geher auf ihren Einsatz. Wir waren, ehrlich gesagt, etwas ungeduldig. Darum beschlossen wir nach kurzem Zögern das Tierheim auf eigene Faust zu erkunden.
Wir fanden Marvin in einem der Außengehege. Er war wirklich imposant. Ein stattliches Tier. Mein Mann näherte sich ohne scheu, während ich in respektvollem Abstand stehen blieb. Teils, weil ich wirklich nicht wusste, ob ich mich nähern sollte. Teils, weil ich erst um Erlaubnis des Personals fragen wollte, Marvin kennenlernen zu dürfen.
Mein Mann fand echtes Gefallen an dem Rottweiler. Ich hatte den Rüden ja nun gesehen, musste aber zu meinem Bedauern feststellen, trotz schlechten Gewissens, dass ich mich nicht für Marvin erwärmen konnte. Das Tier war respekteinflößend. Ich empfand sogar etwas Angst, wenn ich ehrlich sein sollte. Die Aufgabe, den noch jungen Marvin mit seinem übersprudelnden Temperament erziehen zu dürfen und das ganz ohne praktische Vorerfahrungen, erschien mir zu groß. Wie ich das meinem Mann beibringen würde, der offensichtlich ein bisschen in Marvin verliebt war, wusste ich noch nicht. Er wollte noch etwas Zeit mit dem Hund verbringen, um ihn besser kennenzulernen. Gerne, so sagte er mir, würde er in sein Gehege gehen. Darum wollte er auf jemanden vom Tierheimpersonal warten.
Weil ich mir wie das berühmte fünfte Rad am Wagen vorkam, machte ich mich schließlich auf die Suche nach meinem Besuchshund. Ich ging über das gesamte Außengelände, konnte Luna draußen aber nirgendwo entdecken.
Vielleicht ist sie gerade mit einem Gassi-Geher unterwegs, dachte ich. Das wäre aber sehr schade gewesen, denn ich wollte Luna gerne besuchen und sie kennenlernen.
Ich fand Luna schließlich drinnen im Gebäude. Sie lag allein in ihrem Zwinger zusammengerollt in einem großen Körbchen zwischen gemütlich aussehenden Decken und einigen Spieltieren. Der Hundezwinger war wirklich liebevoll gestaltet worden. Ohne Frage mochten die Menschen hier die kleine Luna.
Klein sah sie wirklich aus, wie sie so dalag mit ihren vielen Decken, aber keineswegs krank oder ungepflegt. Sie schaute nur kurz auf, als ich stehenblieb und sie ansprach.
„Hallo meine Kleine!“ Ihre Augen blickten mich unendlich traurig an.
Unsicher sah ich mich um, konnte aber keinen anderen Hund oder einen der Tierpfleger entdecken. Offensichtlich waren wir ganz alleine auf dem Flur.
Ich hockte mich hin und blickte wieder zu Luna. Leise sprach ich sie erneut an, aber ihr Interesse an mir war verflogen. Sie senkte den Kopf und wirkte wieder sehr ängstlich. Scheu schaute sie mich manchmal von unten her an. Ein Bild des Elends.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Schnell verabschiedete ich mich und ging zurück in die Sonne zu meinem Mann. In meinem Kopf bildete sich hartnäckig der eine Satz: Wir haben einen Hund!
Doch leider gestaltete sich die ganze Sache nicht so einfach, wie ich es mir gedacht hatte