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Chance vertan

Im Auto dann begann eine rege Diskussion: wir spielten das Für und Wider durch. Mein Mann hatte sich Luna nur kurz auf dem Weg zum Parkplatz angesehen und teilte meine Meinung leider nicht, dass sie für uns der ideale Familienhund wäre – zumal für mich als Hundeneuling. Ich meinerseits konnte die Meinung nicht teilen, dass Marvin sehr gut zu uns passen würde. Wir erkannten, dass es noch eine Menge Redebedarf geben würde.

Die Tage vergingen, und das Thema Hund fiel unter den Tisch. Es gab gerade so viele andere Dinge zu regeln. Ich hatte eine neue Arbeitsstelle gefunden und musste mich dort erst einmal zurecht finden, und mein Mann war auf der Suche nach einem kleinen und finanziell erschwinglichen Haus für uns. Natürlich sollte das Grundstück auch einen großzügigen Garten mit viel Auslauf für den Hund haben.

Ca. 3 Wochen nach unserem Besuch im Tierheim, hatte mein Mann unerwartete Neuigkeiten. Er hatte einen Termin mit der Heimleitung verabredet, um mit ihr über die Vermittlung von Marvin zu sprechen. Mein Mann konnte den jungen Rottweiler also nicht vergessen. Er sagte, er wäre überzeugt, dass ich mich genauso in Marvin verlieben könnte, wenn ich ihm eine Chance geben würde. Darum ja auch der Termin unter der Woche, wo wir wirklich Zeit für ein intensives Gespräch hätten und gleichzeitig die Möglichkeit, Marvin auch mal beim Gassi gehen zu erleben.

Ich war, ehrlich gesagt, nicht bereit, mich auf die Sache einzulassen und ließ ihn den Termin alleine wahrnehmen. Für mich stand fest: Luna oder erst einmal gar keinen Hund. Ich konnte den Blick aus diesen traurigen Hundeaugen nicht vergessen. Ob es der Hündin wohl immer noch seelisch schlecht ging? Ich wünschte mir von Herzen, dass sie ihre Fröhlichkeit und den Spaß am Leben wiederfinden würde. Natürlich würde Luna es bei uns gut haben. Dafür würden mein Mann und ich gerne sorgen.

Als mein Mann dann nach einiger Zeit wieder von dem Treffen nach Hause kam, sah er ein wenig geknickt aus. Und wieder gab es Neuigkeiten.

„Marvin kommt jetzt auf eine Pflegestelle bei einer Tierärztin. Er erscheint allen Verantwortlichen zu unberechenbar zu sein, als dass sie ihn uns ruhigen Gewissens anvertrauen könnten. Die Ärztin will ihn jetzt erst einmal Grundkenntnisse im Gehorsam beibringen, bevor sie überhaupt an eine Vermittlung denken können.“

Mein Mann tat mir schon etwas leid, aber eigentlich war ich erleichtert, dass uns die Entscheidung für oder gegen Marvin von anderer Stelle abgenommen worden war. Jetzt sah ich Lunas Stunde gekommen.

„Lass es uns doch mit der Schäferhündin versuchen“, schlug ich vor. „Wir konnten sie an dem Besuchstag gar nicht richtig erleben. Sie ist dieses Mal bestimmt draußen bei den anderen Hunden und besser gelaunt.“

Mein Mann willigte ein, und ich bat ihn, einen neuen Termin unter der Woche abzumachen.

Leider waren wir mit unserer Anfrage zu spät. Luna war bereits in Vermittlung. Sie lebte probeweise bei einer Familie. Ihr Bild war schon von der Internetseite des Tierheims entfernt worden. Natürlich freute ich mich für sie, ärgerte mich aber insgeheim, dass ich nicht hartnäckiger gewesen war. Ich hätte nicht aufgeben dürfen und um sie kämpfen sollen. Aber jetzt war es zu spät.

Dachte ich.

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