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Die Verabschiedung
ОглавлениеAuch Fridolino hatte einen Kloß im Hals. Keiner sagte ein Wort. Sie schwiegen und warteten, dass endlich jemand etwas sagen würde. Bäri nahm nun allen Mut zusammen und räusperte sich, als wäre es notwendig für den Redner für Ruhe zu sorgen. Er spürte seinen trockenen Hals. Seine Zunge lag schwer wie Blei im Mund und sein Herz pochte vor lauter Aufregung und Traurigkeit. Er holte tief Luft und nach einer gefühlten Ewigkeit brachte er das erste Wort heraus.
„Lieber Fridolino, ich habe es schon viel eher gespürt, dass es bald soweit sein wird und du mich im Ringen und Raufen besiegen wirst. Ich möchte nun allen Tieren des Waldes sagen, ich habe mich wirklich angestrengt, ich habe meine Bärenkräfte eingesetzt, damit dieser Tag so lange als möglich herausgezögert wird. Ich kann euch versichern, dass Fridolino nun die Kraft eines Bären hat. Zusätzlich ist er aber überaus geschickt und unglaublich schnell und kennt alle Tricks und Kniffe, um im Wald zu überleben. Deshalb brauchen wir uns alle zusammen keine Sorgen zu machen. Fridolino ist nun bereit und er wird seine Reise in die große weite Welt beginnen. Auch wenn wir alle im Moment traurig sind, so können wir doch sehr stolz auf unseren kleinen großen Fridolino sein.“
„Ja, Fridolino ist unser ganzer Stolz!“, rief der Hirsch mit dem mächtigen Geweih in die Runde.
Alle stimmten augenblicklich mit ein und riefen quer durcheinander: „Ja, das stimmt! Er ist so ein prächtiger Junge! Er wird uns fehlen! Du wirst immer in unserem Herzen sein!“
Fridolino wollte nun auch etwas sagen. Die vielen lieben Worte berührten ihn sehr. Sein Kloß im Hals wurde dadurch noch größer. Dennoch richtete er die Worte an die Tiere des Waldes: „Meine lieben Freunde, auch wenn ich jetzt auf meine Reise gehe, ihr sollt alle wissen, dass ihr immer in meinem Herzen seid. Ihr seid die liebsten und wundervollsten Freunde, ihr seid nicht nur einfach so Freunde, ihr seid meine Familie. Ich weiß noch nicht, wie lange meine Reise gehen wird, aber ich weiß, dass ich eines Tages wiederkommen werde und dann machen wir ein Fest, wie es selbst die uralte Eiche noch nie erlebt hat.“
Ein klitzekleines Eichhörnchen rief mit ihrer niedlichen kleinen Stimme dazwischen: „Gibt es denn kein Abschiedsfest?“
„Na klar! Natürlich! Auf jeden Fall!“, riefen auf einmal die Tiere des Waldes durcheinander.
Bäri verschaffte sich mit seiner tiefen Bärenstimme Gehör und er sagte laut und deutlich: „Selbstverständlich feiern wir ein Abschiedsfest. Und zwar noch heute, hier und jetzt auf der Stelle.“
Es dauerte nicht mal eine winzige Minute und schon waren die köstlichsten Speisen zusammengetragen. Es wurde geschlemmt und erzählt, gelacht und getanzt. Selbst der Hase und der Fuchs saßen zusammen, um sich gegenseitig Geschichten vom heranwachsenden Fridolino zu erzählen.
Das war überhaupt der größte Spaß. Jeder versuchte die lustigste Geschichte zu erzählen. Jeder wollte den anderen Übertreffen, in dem er das Lustigste mit Fridolino zusammen erlebt hat. Als der nächste Morgen schon längst angebrochen war, nahmen die Geschichten kein Ende. Fridolino musst manchmal schmunzeln, denn er hatte den Eindruck, dass das Eine oder das Andere irgendwie dazu erfunden wurde. Aber es war auf jeden Fall sehr lustig. Ganz zum Schluss umarmte Bäri Fridolino ganz lange und flüsterte ihm in Ohr: „Zeit für neue Abenteuer, mein kleiner Großer.“
Noch einmal gab es am nächsten Morgen eine große Portion Frühstückshonig und Bäri und Fridolino scherzten, als gebe es gleich keinen Abschied voneinander. Aber so ist es wohl, wenn man so innig miteinander in Freundschaft verbunden ist, dann bleibt man auch verbunden, wenn man sich nicht jeden Tag sieht, denn man denkt jeden Tag aneinander, so sehr, dass es der Andere auf jeden Fall spüren wird. Dennoch wurden beide, je näher ihre Verabschiedung rückte, ruhiger und auch traurig.
„Ich werde dich noch bis an den Rand des Waldes begleiten.“, sagte Bäri mit zittriger Stimme.
„Das wäre sehr schön.“, erwiderte Fridolino mit ebenso zittriger Stimme.