Читать книгу Die Göttin nebenan - Nicolas Scheerbarth - Страница 7
ОглавлениеVI
Nathalie und ich standen einen Moment zögernd und schauten uns an. Dann nahm sie einige Blätter Küchenpapier und gab mir zwei davon. Wir wischten uns die Gesichter ab.
"Ganz schön fertig ...", meinte sie.
"Was meinst du?"
"Bobby und Eva."
"Ich dachte, du kennst sie."
"So noch nicht. So lange kennen wir uns noch nicht. Obwohl ..."
"Obwohl was?"
"Naja, dass sie ziemlich versaut sind, hab ich schon von Anfang an gewusst."
"Ich fand es jedenfalls ... interessant."
"Ha, ja, interessant!" lachte sie. "Interessant ist gut, ja!"
"Interessant, ja. Und Eva ist wirklich lecker - auch ohne Soße!"
Nathalie lachte laut auf: "Oh ja, die ist lecker!"
"... aber ja leider in festen Händen, und mit Männern haben die beiden doch wohl auch insgesamt wenig am Hut?"
"Oh, täusch dich da mal nicht. Von Eva weiß ich, dass sie schon mit Jungs zusammen war. Und Bobby ... ich kenn sie ja noch nicht so lange, aber ich hab den Eindruck, Bobby hat sowas wie ne schwule Ader."
"Eine schwule Ader? Ein Mädchen?"
"Naja, sie fühlt sich eher wie ein Junge. Nicht mit Umoperieren und so, aber eben eher wie ein Typ. Bei ihr könnt ich mir jedenfalls alles vorstellen."
Inzwischen waren unsere Gesichter sauber, und ich wusste nicht so recht, wie es nun weiter gehen sollte. Eben waren wir noch gemeinsam in recht angeheizter Stimmung gewesen, doch Bobbys plötzliche Reaktion, hinter der sich vielleicht auch ein Rückzieher verbarg, hatte eine gewisse Abkühlung ausgelöst. Ich kannte Nathalie, ihre Mutter und die Familie ja nun praktisch erst seit wenigen Stunden und war mir nicht sicher, wie weit die Freiheit für sie wirklich ging. Wie würde Larissa ungeachtet aller Andeutungen und Äußerungen reagieren, wenn ich tatsächlich Sex mit ihrer Tochter hatte? Und was dachte Nathalie? Was wollte sie jetzt? Ihr Verhalten war mindestens zweideutig. Sie rieb mit einer Handvoll Küchentücher den Tisch ab und schien sich weder darum zu kümmern noch daran zu stören, dass keine zwei Meter neben ihr ein sichtbar immer noch stark erregter Mann stand. Dann war der Tisch sauber, und sie begann, in aller Ruhe die Soßenflaschen in einen Schrank zu räumen.
Irgendwie musste die Situation geklärt werden! Ich räusperte mich.
"Ja?" meinte sie - ungewöhnlich leise -, hielt in ihrer Arbeit inne und wendete mir einen forschenden, doch freundlichen Blick zu.
"Wie ... wollen wir denn den angebrochenen Nachmittag weiter gestalten?"
"Hm. An was dachtest du denn so?"
"Naja. Wir beide stehen hier in der Küche herum, und ich weiß ja nicht, wie du dich fühlst, aber ich finde, es gäbe ... besseres," sagte ich, bemühte mich trotz meiner Nervosität um ein Lächeln und griff nach ihrer Hand. Sie schob die Unterlippe nach vorn und schaute mich einen Moment lang sehr ernst und nachdenklich an.
"Ich weiß, was wir jetzt tun!" meinte sie dann mit einem strahlenden Lächeln. "Ich räum hier noch ein bisschen zusammen, sonst vergess ich's bestimmt, und Mama wäre wirklich sauer. Dann springen wir ne Runde in den Pool; das brauch ich jetzt einfach ganz dringend. Und danach suchen wir uns einen netten Platz hier irgendwo und lassen richtig die Fetzen fliegen!"
Mit diesen Worten drückte sie mir einen Kuss auf die Lippen und wendete sich mit erkennbarem Nachdruck wieder den Spuren des Abendessens zu. Ich wollte ihr helfen, doch sie schickte mich weg.
"Ich schaff das besser allein. Du kannst ja schon mal ne Runde ohne mich schwimmen. Ich komm gleich nach."
Ich tat, wie mir gehießen, trat direkt vom Speisezimmer auf die Terrasse und war mit wenigen Schritten im Pool. Beflügelt von der Aussicht auf einen außerordentlich appetitlichen "fliegenden Fetzen" zog ich Runde um Runde - bis mir auffiel, dass das Aufräumen in der Küche ungewöhnlich lange dauerte. Das Wasser hatte mich erfrischt, und ich wollte meine Kräfte nicht mit Schwimmen verschwenden.
Unschlüssig setzte ich mich auf die Unterwasserbank. Sollte ich nachschauen gehen? Niemand, und erst recht nicht Jugendliche in diesem Alter, mochte es, gedrängt zu werden. Vielleicht hatte sie noch andere Dinge entdeckt, die sie besser in Ordnung brachte, bevor ihre Mutter zurückkam. Ich kannte sie ja auch kaum. Vielleicht gehörte sie zu den Menschen, die ohne böse Absicht einfach bei allem die Zeit vergaßen. Oder Bobby und Eva hatten sie erneut gekapert. Dennoch hatte Natalie nicht so gewirkt, als wolle sie lediglich mit mir spielen, mir heiße Versprechungen machen und mich dann wie einen Trottel schmoren lassen.
Doch irgendwann wurde mir die Zeit zu lang, und ich begann auch, im Wasser zu frösteln. Ich drehte mich um, stemmte mich am Rand aus dem Becken ...
***
... und wäre vor Schreck fast wieder zurück ins Wasser gefallen, als Larissas dunkle, angenehme Stimme von der Terrasse an mein Ohr drang.
"Hallo, Robert!" rief sie fröhlich. Sie schien sich wirklich zu freuen, mich hier zu sehen. 'Ich habe meine Sachen in der Küche vergessen!' war mein erster Gedanke. Doch nun war es zu spät, und irgendeine hastige Rettungsaktion würde die Sache nur noch schlimmer machen. Ich kletterte vollends aus dem Becken. Larissa war durch den Grünen Salon gekommen. Mit etwas Glück hatte sie die Küche noch gar nicht betreten, oder Nathalie war mit dem Aufräumen fertig.
"Oh, du bist schon raus!" rief Larissa mir entgegen. "Ich wollte nach der Fahrt eben auch mal reinspringen."
Mit diesen Worten streifte sie Kleidung ab - sehr eigentümliche Kleidung, wie mir trotz des Halbdunkels auf der unbeleuchteten, dämmrigen Terrasse auffiel. Als Überkleid hatte sie einen weiten, schwarzen Umhang getragen, den sie jedoch noch unter der Türe zu Boden gleiten ließ. Darunter trug sie ein langes Kleid aus einem schwarzen, eigenartig glitzernden, wie dünne Seide wirkenden Stoff, das im Schnitt an die Mode des antiken Griechenlands erinnerte. Kompliziert verschlungene Bänder liefen kreuz und quer, schnürten die Taille stark ein und hoben ihre Brüste förmlich empor.
Mit geübten Griffen öffnete sie die Bänder, warf das Kleid über einen der Sessel, trat nackt auf mich zu und küsste mich.
"Hallo Robert," wiederholte sie halblaut. "Schön, dich zu sehen! Doppelt schön, da ich nicht damit gerechnet hatte - heute abend hier zu sein, meine ich."
"Ich freue mich auch," erwiderte ich etwas lahm und noch halb verdattert.
"Ach komm, ich weiß doch Bescheid!" lachte sie. "Aber das macht nichts. Ich schwimme jetzt ein paar Runden, und dann komm ich zu euch. Oder willst du nochmal mit ins Wasser?"
"Nein, nein, mir war eben schon fast zu kalt. Ich geh lieber rauf."
"Du wirst übrigens im Gelben Salon schon sehnsüchtig erwartet!"
"Ach ja?"
"Na du Schwerenöter, ich sagte doch, dass ich Bescheid weiß. Fangt ruhig schon an. Ich komme gleich dazu. Ist mir gerade recht ... diese blöden Weiber ... erst einem anheizen bis zum Gehtnichtmehr, und dann zusammenbrechen ..."
Mit diesen Worten hechtete sie ins Wasser und tauchte erst kurz vor dem jenseitigen Rand des Pools wieder auf, und enthob mich damit auch der Versuchung, irgendetwas Dummes zu sagen. Für einen Moment stand ich wie angewurzelt. Hatte ich eben richtig verstanden? Langsam und mit etwas weichen Knien stieg ich die Stufen zur Terrasse herauf, trocknete mich mit einem der Tücher ab, die die Mädchen hatten liegen lassen, und trat ins Haus.
Im Gelben Salon fand ich Nathalie, Bobby und Eva - und ihr Tun ließ nicht den geringsten Zweifel, was Larissa gemeint haben könnte. Bobby saß mit weit auseinander gespreizten Beinen auf der einen Couch und küsste Nathalie, die neben ihr halb saß, halb kniete, während Eva zwischen Bobbys Beinen kauerte und mit ihrer Zunge heftig in der großen, rosarot leuchtenden Möse herumwühlte.