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Was mir blieb

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So stand ich im Leben vollkommen alleine da, und ich fühlte mich sehr verloren. Doch in den letzten Jahren und im Leben zwischen den für mich gegensätzlichen Welten meiner Mutter und meiner Großmutter hatte ich viel gelernt. Insbesondere die Weisungen meiner Großmutter haben bis heute lebenswichtige Bedeutung für mich. Sie entstammen tieferem Ursprung – wobei ich sie im Rahmen einer weitreichenden Familientradition einordne und insbesondere mit dem Judentum verbinde, mit dem ich mich durch die Erziehung meiner Großmutter identifiziere.

Geht man den Spuren meiner Ahnen nach, reichen diese bis nach England zurück, dann nach Spanien und schließlich nach Deutschland. Der Großvater meiner Großmutter, ein Jude, war von Spanien nach Deutschland emigriert. Sein Sohn, mein Urgroßvater, hatte sich schließlich taufen lassen, um seine Frau, eine Katholikin, heiraten zu können. Doch seine Frau, die ihn, den Erzählungen meiner Großmutter nach, sehr liebte, lebte für ihn innerhalb der Familie die Traditionen des Judentums weiter, und die beiden erzogen auch ihre Kinder nach den Leitregeln des Judentums. So kam es, dass meine Großmutter zwar selbst altkatholisch getauft war, im Alltag aber streng jüdischen Wertsätzen folgte. An den hohen katholischen Festtagen ging sie dann zwar, wie es sich gehörte, in die Kirche. Aber einmal sagte sie zu mir: “Sie können mir äußerlich draufschreiben, was sie wollen, innerlich fühle ich mich als Jüdin.”

Nach dem Krieg gab meine Großmutter auch mir die Lebensregeln weiter, die sie mit dem Judentum verband. Meine Großmutter war nicht nur die, die mir den Glauben an das Gute im Menschen mitgab, den Glauben an die Würde jedes einzelnen von uns. Sie war es auch, die immer auf die Treue zu sich selbst bestand und keine Lüge duldete. Sie war diejenige, die mir beibrachte, mit den einfachsten Dingen zufrieden zu sein und lehrte mich die Wichtigkeit der Bildung, die sie mir zu ermöglichen versuchte. Gemeinsam lasen wir das Alte Testament und die Tora, und auch die jüdischen Festtage hatte meine Großmutter im Rahmen des möglichen mit mir gefeiert, so das jüdische Neujahr und das Laubhüttenfest.

Auch im alltäglichen Leben gab sie mir viele konkrete Regeln mit, die mir das Überleben im Chaos meiner frühen Jahre vereinfachten. Es handelte sich um einfache Essvorschriften und Vorschriften der Sauberkeit. Ich habe nie einer jüdischen Gemeinde angehört, nie eine Synagoge besucht, erst Jahre später habe ich mich detailierter mit dieser Religion beschäftigt – und dennoch fühle und bezeichne ich mich als Jüdin.

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