Читать книгу Abende auf dem Gut Dikanka - Nikolai Gogol - Страница 10

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Ach du lieber Herrgott! Was gibt es nicht alles auf diesem Jahrmarkt! Räder, Glas, Teer, Tabak, Riemen, Zwiebel, Ware aus aller Welt ... Und wenn man selbst dreißig Rubel in der Tasche hätte, man könnte noch lange nicht den ganzen Jahrmarkt aufkaufen.

Aus einem kleinrussischen Schwank

Ihr habt wohl schon einmal einen Wasserfall in der Ferne sich herabwälzen hören? Die aufgestörte Gegend ist voller dröhnenden Getöses, und ein Chaos wundersamer und unbestimmter Geräusche braust im Wirbel an euch vorüber. Nicht wahr? Es sind dieselben Empfindungen, die euch plötzlich im Trubel eines ländlichen Jahrmarktes erfassen, wenn das ganze Volk zu einem riesigen Ungeheuer zusammenwächst und sich mit seinem riesigen Leibe über den Platz und durch die engen Straßen schiebt, schreit, johlt und tobt. Lärmen, Schimpfen, Meckern, Blöken, Brüllen — alles verschmilzt zu einem verwirrenden Missklang. Stiere, Säcke, Strohbündel, Zigeuner, Geschirr, Weiber, Lebkuchen, Mützen — all dies Grelle, Bunte, Missklingende wühlt und wimmelt haufenweise herum und schwirrt einem vor den Augen. Vielstimmige Reden verschlingen einander, und in dieser Sintflut läßt sich kein Wort retten und ist kein Ruf mehr deutlich zu vernehmen. Der Handschlag der Händler beim Kaufe ist noch das einzige, was man auf allen Seiten des Jahrmarktes hört. Wagen krachen, Eisenstangen klirren, Bretter fallen lärmend zur Erde nieder, und der schwindelnde Kopf weiß nicht, wohin er sich wenden soll. Unser zugereister Bauer mit dem schwarzbrauigen Töchterchen drückte sich schon lange unter dem Volk herum: bald trat er an einen Wagen heran, bald befühlte er den anderen und fragte nach den Preisen, unterdessen aber kreisten seine Gedanken unaufhörlich um die zehn Säcke Weizen und die alte Stute, die er zum Verkauf mitgebracht hatte. Aus dem Gesichte seiner Tochter konnte man ersehen, daß es ihr nicht besonders angenehm war, neben dem mit Mehl und Weizen beladenen Wagen herumlungern zu müssen. Sie hätte lieber dahin gewollt, wo unter Leinwandzelten rote Bänder, Ohrringe, Kreuze von Zinn und Messing und Schmuckdukaten kokett aufgehängt waren. Aber auch hier fand sie viel Dinge zu beobachten: es ergötzte sie höchlich, wie ein Zigeuner und ein Bauer einander den Handschlag gaben und dabei selbst vor Schmerz aufschreien mußten; wie ein betrunkener Jude einem Frauenzimmer von hinten Püffe versetzte; wie zankende Händlerinnen einander mit Schlägen und Schimpfworten überschütteten; wie ein Moskowiter sich mit der einen Hand sein Ziegenbärtchen strich und mit der anderen ... Aber da fühlte sie, wie sie jemand am gestickten Ärmel zupfte. Sie wandte sich um — und der Bursche im weißen Kittel und mit den hellen Augen stand vor ihr. Sie erbebte, ihr Herz schlug so heftig, wie es noch nie, bei keiner Freude und keinem Schmerz geschlagen hatte: Wunderlich und lieblich zugleich ward ihr zumute, und sie konnte sich selbst nicht erklären, was mit ihr geschah.

»Fürchte dich nicht, Herzchen, fürcht’ dich nicht!« sprach er halblaut zu ihr und ergriff ihre Hand: »Ich will dir nichts Schlimmes sagen!«

»Es mag schon sein, daß du mir nichts Schlimmes sagen willst,« dachte die Schöne bei sich, »aber mir ist so wunderlich zumute ... das ist sicher der Satan! Ich weiß ja selbst, daß sich’s nicht schickt ... aber mir fehlt die Kraft, meine Hand fortzuziehen.«

Der Bauer drehte sich um und wollte seiner Tochter etwas sagen, aber da hörte er plötzlich aus nächster Nähe das Wort: »Weizen!« fallen. Dieses magische Wort veranlaßte ihn im Nu, sich an zwei laut miteinander sprechende Handelsmänner zu wenden, und seine Aufmerksamkeit konnte nun durch nichts mehr abgelenkt werden. Die Handelsmänner unterhielten sich über den Weizen und sprachen folgendermaßen.

Abende auf dem Gut Dikanka

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