Читать книгу Abende auf dem Gut Dikanka - Nikolai Gogol - Страница 13

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Bäumlein, Bäumlein, bück dich nicht,

Weil du noch zu fein bist!

Sei nicht bös, Kosakenbursch,

Weil du noch zu klein bist!

Kleinrussisches Lied

Zerstreut saß der Bursch im weißen Kittel neben seinem Wagen und blickte auf das rings um ihn dumpf rauschende Volk. Die müde Sonne, die Morgen und Mittag ruhig über den Himmel dahingeglüht hatte, verließ nun die Welt, und der erlöschende Tag bemalte sich in berückender Helligkeit mit rotem Gold. Blendend blitzten die Spitzen der weißen Zelte und Buden, von einem kaum merkbaren feurig rosigen Glanz überstrahlt; die Scheiben des zu Haufen aufgestapelten Fensterglases glühten; die grünen Flaschen und die Gläser auf den Tischen der Schankweiber verwandelten sich in Feuer; die Berge von Kürbissen und Melonen schienen aus Gold und dunklem Kupfer gegossen zu sein. Die Gespräche wurden merkbar leiser und dumpfer, und die müden Zungen der Händler, Bauern und Zigeuner regten sich träger und langsamer. Irgendwo glomm ein Feuerchen auf, und ein würziger Dampf von gekochten Klößen verbreitete sich in den immer stiller werdenden Gassen.

»Was sinnst du, Grytzko?« rief ein hochgewachsener brauner Zigeuner, und schlug unserem Burschen auf die Schulter. »Also gibst du die Bullen für zwanzig her?«

»Du denkst an nichts als an Bullen und wieder Bullen! Ihr Leute wollt nur immer Geschäfte machen und einen ehrlichen Menschen übers Ohr hauen!«

»Pfui Teufel! Im Ernst, bei dir rappelt’s wohl! Vielleicht gar aus Ärger, daß du dir selbst eine Braut zugelegt hast?«

»Nein, so bin ich nicht: ich halte mein Wort. Was ich einmal getan habe, das bleibt ewig bestehn. Aber dieser alte Knaster, der Tscherewik, hat auch nicht für einen halben Heller Gewissen: erst versprochen, dann gebrochen ... Na, ihm kann man keine Schuld geben: der ist ein Klotz und nichts weiter. Das sind alles die Streiche der alten Hexe, die wir Jungen heut auf der Brücke so recht nach Noten ausgeschimpft haben. Ach, wenn ich ein König oder ein großer Herr wäre, ich wär’ der erste, der alle die Dummköpfe an den Galgen brächte, die sich von Weibern in die Kandare nehmen lassen ...«

»Gibst du uns die Bullen für zwanzig, wenn wir Tscherewik zwingen, dir Paraßka zu geben?«

Ganz erstaunt blickte ihn Grytzko an. Die braunen Züge des Zigeuners hatten etwas Boshaftes, Grausames, Niedriges und zugleich Hochmütiges an sich: jeder, der ihn ansah, mußte gestehen, daß in dieser seltsamen Seele große Gefühle brodelten, für die es jedoch nur einen Lohn auf Erden gibt — den Galgen. Den Mund, der zwischen der Nase und dem spitzen Kinn wie eingefallen erschien, umspielte ewig ein giftiges Lächeln, kleine Augen, die lebhaft wie Feuer waren, und ein ewig wechselndes Aufleuchten von Unternehmungen und Plänen im Gesicht, — zu alledem schien nur ein ganz besonderes Kostüm zu passen und zwar gerad ein so sonderbares, wie er es trug. Dieser dunkelbraune Kaftan, der sich bei der geringsten Berührung sicherlich in Staub verwandelt hätte; das lang in Strähnen über die Schultern fallende Haar, die Schuhe an den nackten braunen Füßen, — all das schien mit ihm verwachsen zu sein und seine eigentliche Natur auszumachen.

»Nicht nur für zwanzig, ich geb’ sie dir für fünfzehn, wenn du Wort hältst!« antwortete der Bursche, ohne seine prüfenden Augen von ihm abzuwenden.

»Für fünfzehn? — Gut! Paß auf und vergiß nicht: für fünfzehn! Hier hast du einen Blauen als Handgeld!«

»Und wenn du lügst?«

»Wenn ich lüge, ist das Handgeld wieder dein!«

»Gut! Also schlag ein!«

»Nun gut, ’s ist recht!«

Abende auf dem Gut Dikanka

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