Читать книгу Abende auf dem Gut Dikanka - Nikolai Gogol - Страница 14

6

Оглавление

Welch ein Malheur: da seh ich Roman kommen, der bringt mir gewiß Schlimmes, aber auch Sie, Herr Choma, kriegen was ab!

Aus einem kleinrussischen Schwank

»Hier, Afannassi Iwanowitsch! Da ist der Zaun etwas niedriger, steigt nur hinüber und habt keine Angst: mein Tölpel ist mit dem Gevatter zu den Wagen gegangen, um dort zu übernachten, damit die Moskowiter nichts stibitzen!«

So ermutigte Tscherewiks gestrenge Herrin freundlich den Popensohn, der sich ängstlich an den Zaun quetschte. Eilig kletterte er hinauf und hing lange und unschlüssig dort oben, wie ein hageres schreckliches Gespenst, mit den Augen abmessend, wo er wohl am besten abspringen könne; endlich plumpste er mit viel Lärm ins Gras.

»O jemine! Habt Ihr Euch nicht weh getan? Habt Ihr Euch nicht am Ende, was Gott verhüte, noch gar das Genick gebrochen?« jammerte Chiwrja besorgt.

»Pst! es ist nichts passiert, meine Liebe!« sprach der Popensohn schmerzbewegt im Flüsterton, und sprang wieder auf die Füße: »abgesehen von der Blessur durch die Nesseln, dieses schlangengleiche Kraut, wie unser hochseliger weiser Protopope zu sagen pflegte.«

»Kommt nur in die Stube, es ist niemand da. Ich habe schon gedacht, was hat bloß mein Afannassi Iwanowitsch? am Ende hat er gar das Reißen oder das Magendrücken, er kommt und kommt nicht! Wie geht es Euch? Ich habe gehört, Euer Herr Vater hat jetzt mancherlei schöne Dinge bekommen!«

»Ach, 'ne reine Kleinigkeit, Chawronja Nikiforowna: Väterchen hat während der ganzen Fasten nur etwa fünfzehn Sack Korn, vier Sack Hirse und etwa hundert Laib Brot bekommen; was die Hühner betrifft, so waren’s alles in allem höchstens fünfzig Stück; und die Eier waren zum größten Teil faul. Wahrhaftig, gute Gaben sind nur von Euch zu erwarten, meine Liebe!« fuhr der Popensohn fort, indem er sie süß ansah und näher rückte.

»Da sind meine Gaben, Afanassi Iwanowitsch!« sprach sie, während sie die Schüsseln auf den Tisch stellte und geziert ihre Jacke zuknöpfte, die wie zufällig aufgegangen war, »da sind Zuckerfrüchte, Weizenklöße, Krapfen und Strizel!«

»Ich wette darauf, daß dies hier die flinksten Hände aus Evas Geschlecht hergerichtet haben!« sprach der Popensohn, indem er sich an die Strizel machte und mit der anderen Hand die Krapfen zu sich heranzog. »Aber mein Herz schmachtet nach einer anderen Speise, die süßer ist, als alle Klößchen und Kräpfchen.«

»Ich weiß nicht, was für eine Speise Ihr meint,« antwortete die wohlbeleibte Schöne, die so tat, als ob sie nicht verstände.

»Natürlich Eure Liebe, meine unvergleichliche Chiwrja!« sagte der Popensohn im Flüsterton, indem er mit der einen Hand einen Krapfen ergriff und die andere um ihre breiten Hüften legte.

»Weiß Gott, was Ihr Euch nur alles ausdenkt, Afanassi Iwanowitsch,« sagte Chiwrja, schämig die Augen senkend. »Am Ende wollt Ihr mich gar noch küssen!«

»Was das anbetrifft, so will ich Euch sagen,« fuhr der Popensohn fort, »als ich gewissermaßen noch auf dem Seminar war — ich erinnere mich noch als wär’ es heute, da ...«

Hier wurde auf dem Hof ein Bellen laut, und jemand klopfte ans Tor. Chiwrja lief eilig hinaus und kam ganz bleich zurück.

»Wir sind verloren, Afanassi Iwanowitsch: ein ganzer Haufen Leute klopft ans Tor, und ich glaube, ich habe die Stimme des Gevatters gehört ...«

Der Krapfen blieb dem Popensohn im Halse stecken ... Seine Augen quollen heraus, als ob eine Erscheinung aus jener Welt ihm soeben ihre Visite abgestattet hätte.

»Kriecht hier herauf!« rief die erschrockene Chiwrja und zeigte auf die Bretter, die dicht unter der Stubendecke über zwei Balken angebracht waren, und auf denen allerlei Hausgerümpel herumlag.

Die Gefahr verlieh unserem Helden Mut. Er kam wieder zur Besinnung, sprang auf die Ofenbank und kletterte von dort vorsichtig auf die Bretter; unterdessen lief Chiwrja ganz außer sich ans Tor, denn das Klopfen wiederholte sich mit immer größerer Kraft und Ungeduld.

Abende auf dem Gut Dikanka

Подняться наверх