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„Richtig“ verschworen. Frau Wut

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Ein weiteres beharrliches Mitglied dieser Bande ist Frau Wut.

Ich weiß nicht einmal, ob sie etwas miteinander haben, der Herr Trauer und die Frau Wut, aber sie scheinen schon sehr eng miteinander verbandelt zu sein.

Mir ist Frau Wut vollkommen unsympathisch; sehe ich sie, könnte ich selbst vor Wut schäumen. Manchmal muss ich über sie lachen, besonders, wenn ihre krausen Haare nach allen Seiten abstehen und sie immer so ungesteuert und hektisch herum rennt. Ob sie überhaupt jemals in sich selbst ruhen kann?

Mich jedenfalls macht ihre Anwesenheit dermaßen wütend, dass mir die Haare mit zu Berge stehen, dass ich mich ungeheuer betrogen fühle auf der Suche nach unserem Familienglück, betrogen von unseren Körpern, betrogen von diesen einfach normalen Träumen, betrogen von der ganzen Welt. Auch von den durchlittenen Krankheiten mit ihren Folgen, auch von all den anderen, die uns immer und immer wieder weismachten, dass Leben zu schenken das Normalste auf der Welt sei. Dass es das Mindeste sei, was man erwarten kann, dass es quasi als Aufgabe der Erdbewohner anzusehen sei, damit die Menschheit weiter existieren kann.

Betrogen außerdem um die Möglichkeit, den Zeitpunkt festzulegen, wann das neue Leben denn einmal eintreffen soll – nun zieht sich die Situation, obwohl noch gar nicht vorhanden, über Monate und Jahre dahin – und der Vergleich drängt sich auf, weniger zu können, ja, fast geringer noch zu sein, als jedes andere Lebewesen, als jede andere Art.

Oh, diese Wut!

Ich lasse ihr freien Lauf.

Ich kann kein Leben schenken. Wut. Ich werde keine Nachkommen haben. Wut. Keine Nachkommen, in denen mein Blut weiterleben wird. Wut.

Schreie im Wald! Wut, Wut, Wut.

Joggen im Freien. Wut, Wut, Wut.

Schwimmen gehen. Vielleicht trägt das Wasser? Wut, Wut, Wut.

In die Pedalen treten. Wut, Wut, Wut.

Manchmal will Frau Wut überhaupt nicht wieder gehen.

Dann bin ich ihr geradezu auf den Fersen, bin ihr ganz nah, schäume über und schüttele sie und raufe mit meinem Partner und schüttele und raufe, bis mir schließlich die Tränen in die Augen steigen …

… dann, irgendwie steht auch gleich schon Herr Trauer daneben und holt, höflich und diskret, die Frau Wut ab.

Also ich weiß nicht, irgendetwas müssen die doch miteinander haben.

Der Wunsch bleibt. Doch dann ... Die Geschichte eines Paares

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