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Das „richtige“ Zusammenspiel I

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Mit der Phase der Traurigkeit und dem Besuch von Herrn Trauer hatte es begonnen, irgendwie stand das an erster Stelle. Unendlich war ich traurig – über die Untersuchungsergebnisse, die unerfüllten Wünsche, die veränderte Lebensplanung und vieles mehr. Manchmal raubte mir die Trauer die Sprache und kein Wort kam über meine Lippen. Ich spürte Schmerz und Ohnmacht und konnte meine Gedanken nicht mehr sortieren. Das ging solange, bis Frau Wut zu Besuch kam. Sie kam immer plötzlich und unberechenbar. Doch als Gastgeber muss man lernen, sich im Zaum zu halten. Wie hätte ich schreien, etwas zerschlagen, an einen Baum, an eine Wand treten können! Besonders, wenn ich hysterisch und ungerecht wurde, konnten mein Mann und auch Außenstehende durchaus spüren, dass Frau Wut mal wieder bei mir ein- und ausging.

In Gesprächen mit meinem Mann gelang es von mal zu mal mehr, mich selbst zu reflektieren …

Frau Wut ist jetzt bei mir eingezogen. Fraglos. Ich könnte nur so um mich hauen. Gelte als unerträglich, ungenießbar, gehe Freunden aus dem Weg und will auch selbst keinen sehen. Wütend, verletzt, sauer und traurig kann ich die vielen tollen Leute mitsamt ihren Kindern nicht mehr ertragen. Die Welt ist grausam. Es ist gemein, so wie es ist und ich hoffe nur, dass mein Mann diese Phase mit mir gut durchsteht. Der nächste Heulkrampf ist nicht weit. Ich sollte mich nicht zu sehr in meine Gedanken fallen lassen. Ich sollte laufen gehen, Meilen schaffen, mich abreagieren. Die kleinste Übertretung, der kleinste Fehler von irgendjemandem und ich gehe in die Luft! Ich kann mich selbst nicht ausstehen. Die Welt ist schrecklich. Das Kindergeheule heute im Bus; ich hätte die Mutter anschreien mögen, sie solle doch ihr Kind endlich beruhigen! Meine Nerven liegen blank.

Die Zeit des Wartens ist qualvoll. Das ewige Warten macht mürbe. Warten auf irgendetwas, nicht Beeinflussbares – auf den Zyklus, auf die Termine, darauf, dass das Leben doch endlich beginnen soll …

Statt dessen soll ich immer nur vernünftig sein! Stark sein, alles meistern können. Soll jede Phase mit Bravour durchlaufen, es nicht merken, mir nicht ansehen lassen, was wirklich los ist.

Wo es doch Menschen gibt, denen es viel schlechter geht.

Was ich jetzt aber gar nicht wissen will!

Der Wunsch bleibt. Doch dann ... Die Geschichte eines Paares

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