Читать книгу Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall - Norbert Buchner - Страница 68
Erster Auftakt der Indus-Kultur: Harappa
ОглавлениеDie Gunst des klimatischen Optimums wirkte sich auch im pakistanisch-indischen Raume aus und dort wurden schon in der sog. Ravi-Periode die Fundamente zur späteren Indus-Kultur gelegt. Man datiert sie auf 3300 – 2800 v.Chr. und sie umfasst damit das Klimaoptimum, in welchem das sumerische Uruk III zur Hochblüte kam, einschließlich ihrer Auf- und Abschwungphasen. An einem damaligen Lauf des Flusses Ravi, eines Nebenflusses des Indus, entstanden in dieser Zeit landwirtschaftlich geprägte Dörfer, in denen Ackerbau und Viehzucht sowie Jagd und Fischfang betrieben wurden. Die Menschen in dem fruchtbaren Tal züchteten Rinder und bauten Weizen, Gerste, Gemüse und Sesam auf ihren Feldern an. Von den vielen Dörfern, welche im heutigen Punjab damals entstanden, wuchs aber offensichtlich nur ein einziges, Harappa, später zu einer städtischen Bedeutung heran.
Harappa wurde in der Neuzeit zwar erforscht, aber diese Erforschung war erschwert: beim Bau der Bahnstrecke Lahore – Multan im Jahre 1857 wurde die frühgeschichtliche Stadt von den Engländern aus Unkenntnis als Steinbruch benutzt und die gewonnenen gebrannten Ziegel wurden als Schotterunterlage für eine neue Bahnstrecke verbaut. Als frühgeschichtliche Stätte entdeckte man Harappa erst sehr viel später.
Ein Fundament der wirtschaftlichen Beständigkeit stellten neben der Landwirtschaft das Handwerk und ein florierender Handel dar. Dieser hat dann später wohl auch zur großen kulturellen Einheitlichkeit der „Indus-Kultur“ in einem riesigen geografischen Raum beigetragen. In Harappa wurden Perlen und Reife hergestellt, aus Terrakotta für die einfacheren Leute und aus exotischen Steinen und Muscheln für die Begüterten. Die Rohmaterialien hierfür mussten über weite Wege beschafft werden.
Schon in der ersten Phase der Siedlung hat man Symbole in Tonwaren eingeritzt, von denen einige in die spätere Indusschrift eingegangen sind, welche in der Zeit zwischen 2800 und 2600 v.Chr. ausreifte – nur wenig später als die sumerische Keilschrift. Man fand aus dieser Phase auch schon die für die spätere Indus-Kultur typischen großen eckigen Siegel mit eingravierten Tieren der Gegend, begleitet von eben diesen „Schriftzeichen“. Vorläufer dieser Siegel hatte man schon viel früher in Mehrgarh, der Pforte zum Indus-System, angetroffen. In der zweiten Kulturphase von Harappa wurden dann die Gewichte vereinheitlicht: ein kleiner Kubus von 1,13 Gramm wurde später zum Gewichtsstandard der Indus-Kultur. Dieses Gewichtssystem wurde dann auch von den seefahrenden Händlern in Bahrain am Persischen Golf übernommen.
Die auf die Gunstphase folgende Zeitspanne zwischen 2800 und 2600 v.Chr. war von 2 tiefen Einbrüchen der Temperatur gezeichnet (s.Abb. 17), als deren Folge das Wachstum in den Dörfern zu stagnieren begann. Nur Harappa entwickelte sich allmählich zu einer mächtigen Metropole weiter. Während sich die Städte an Euphrat und Tigris in dieser wechselvollen Zeit blutige Schlachten lieferten scheint es aber in Indien trotz Klimaverschlechterung friedlich geblieben zu sein, denn es fehlen die üblichen martialischen Funde anderer Kulturen, wie Waffenlager und Zeichen für bewaffnete Konflikte, oder entsprechend zugerichtete Skelette, Brandschichten, bildliche Darstellungen von Kriegern oder von siegreichen Kriegsherren. Lit. 15.4