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Frühe Steinkreise im hohen Norden Europas

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Die Steinkreise im Süden von England, vor allem Stonehenge, sind weltbekannt. Wer aber weiß, dass lange vor ihnen weit im Norden ähnliche Monumente errichtet worden sind – und dass diese sogar noch größer sind? Es geschah im selben Klimaoptimum, welches in Mesopotamien zur Hochblüte von Uruk III und in Ägypten zur Frühdynastischen Periode führte und auch in Indien eine große Kulturepoche einleitete – und diese Gunstzeit ermöglichte den Menschen auch in dieser nördlichen Region steinzeitliche Großtaten.

Wie schon beschrieben schwang sich die Sonnenaktivität vor mehr als 5200 Jahren aus einem Tief zu einem großen Hoch auf, höher noch als in unserer Neuzeit (Abb. 6). Das führte in recht kurzer Zeit zu einer starken Erwärmung (Abb. 17). Hinzu kam, dass die Sonneneinstrahlung, gemessen in den nördlichen Tropen, damals aus astronomischen Gründen ohnehin rund 4 % höher als heute war (vgl. Abb. 5). Wie später noch gezeigt wird, nimmt unsere neuzeitliche Erwärmung auf der Nordhalbkugel nach Norden hin zu und dies hat auch schon damals zugetroffen. Im Norden von Schottland, auf den Orkney-Inseln, erwachte unter diesen Voraussetzungen ein Baufieber und das verwendete Material war ein sehr beständiges, nämlich Stein. Bei diesen Inseln stoßen Atlantik und Nordsee aufeinander mit der Folge, dass es hier sehr stürmisch zugehen kann, sodass Bäume kaum hoch kommen und Holz als Baumaterial weitgehend fehlt. Eine andere Folge aber ist eine reiche niedrige Vegetation, denn der Boden ist fruchtbar und der Golfstrom beschert den Inseln ein mildes Klima. So konnten Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine gehalten und Gerste angebaut werden.

Unter diesen Voraussetzungen wurden Gebäude aus Stein errichtet. Den Anfang bei den modernen Funden machte das kleine Dorf Skara Brae nahe dem Weststrand, welches später über viele Jahrtausende von Sanddünen zugeweht war, aber im Jahre 1850 von einem heftigen Wintersturm wieder teilweise freigelegt worden ist. Es bestand aus 6 einräumigen Häusern, in denen alles, vom Tisch, den Sitzen und den Liegen bis zu den Regalen, aus Stein bestand. Der Erhaltungszustand zum Zeitpunkt der Wiederentdeckung war so, als wären seine Bewohner eben erst ausgezogen. Die Gründung von Skara Brae datiert man auf 3180 v.Chr., d.h., auf die Aufschwungphase des damaligen großen Klimaoptimums. Das kleine Dorf hatte dann etwa 700 Jahre Bestand. Mittlerweile wurde auch ein größeres Dorf, Barnhouse Neolithic Settlement, ausgegraben mit 15 Häusern und eine oder zwei weitere Siedlungen stehen vor ihrer Aufdeckung. Das gesamte Ensemble wurde im Jahre 1999 als„Heart of Neolithic Orkney“ in das Verzeichnis des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Rätsel gibt ein großer fensterloser Raum auf mit einem kreuzförmigen Innenraum, 4,60 mal 4,60 Meter groß und früher wohl mindestens ebenso hoch, mit 5 Meter dicken Steinwänden, zu dem ein langer Gang führte. Zur Wintersonnwende fallen die Strahlen der tief stehenden Sonne durch diesen Gang direkt in die Kammer. Auch diese Kultanlage ist im Klimaoptimum um 3000 v.Chr. errichtet worden.

Die bemerkenswertesten äußeren Kennzeichen des frühen Kulturareals sind große Steinkreise, welche allerdings nur noch teilweise besetzt sind. Der „Ring of Brodgar“ ist mit einem Durchmesser von mehr als hundert Metern mehr als doppelt so groß wie das viel jüngere Stonehenge. Seine jetzige Form ist etwa 4500 Jahre alt; die ältesten Spuren gehen aber wieder auf den erwähnten großen Klimaaufschwung um 3200 bis 3100 v.Chr. zurück.

Eindeutig datiert sind auch die Stones of Stenness: sie wurden im Klimaoptimum um 3100 v.Chr. errichtet. Die senkrecht stehenden fünf Meter hohen Steine begrenzen eine Ellipse mit einem mittleren Durchmesser von fast 32 Metern. Von den ursprünglich zwölf Steinen eines inneren Kreises stehen aber heute nur noch vier. Lit. 15.6

Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall

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