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Kultureller Aufschwung in Ägypten: Thinitische (Frühdynastische) Epoche.

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Mit der beginnenden Austrocknung der Sahara, welche vom Osten ausging und sich nach dem Westen hin ausbreitete, wurde das vorher zu feuchte Niltal als Siedlungsgebiet attraktiv und Menschen aus der Sahara begannen nun dort zu siedeln. Ihre frühen Darstellungen auf Tongefäßen ähnelten noch stark jenen der Felszeichnungen in der Sahara. Sie kannten schon den Ackerbau, die Keramik- und Textilherstellung, die Verwendung von Ziegeln und die Verarbeitung von Gold und Kupfer. Ihre Siedlungen wuchsen allmählich an und kleine Städte und Staaten begannen sich herauszubilden.

Eine altägyptische Kultur entwickelte sich dann, vom Delta des Nils abgesehen, in einem schmalen Streifen am Nil von höchstens 20 Kilometer Breite, in dem das Wohl und Wehe wegen der spärlichen Niederschläge der Region direkt vom Fluss abhing. Das jährliche Hochwasser sorgte für Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit und einen Wasservorrat und das abfließende Wasser auch für eine Entsalzung der Böden. Auf den bewässerten Feldern baute man Weizen, Gerste und Dinkel an und in den Gärten wurde vielerlei Gemüse und Obst gezogen. Außerhalb der bewässerten Felder und des feuchten Deltagebiets hielt man Rinder, Schafe und Esel.

Allmählich wurden dann, um den Fluss unter Kontrolle zu bringen und Wasser für die Trockenzeit zu speichern, imposante Deich- und Kanalbauten errichtet. Diese Aufgaben erforderten – ähnlich wie in Mesopotamien – eine übergeordnete Autorität zur Mobilisierung und Koordinierung der Aktivitäten und auch um zu sichern, dass für Hungerzeiten Lebensmittelreserven angelegt und sinnvoll verteilt wurden. Das waren dann auch die Voraussetzungen für das Entstehen eines zentral geleiteten Staatswesens und sein Funktionieren war auch auf eine schriftliche Dokumentation angewiesen.

Maßgeblich für die Fruchtbarkeit des Niltals war die Stärke der jährlichen Monsunregen im ostafrikanischen Einzugsgebiet des Nils. Nur Unterägypten, vor allem das Deltagebiet, konnte von einer zweiten Feuchtigkeitsquelle zehren, den Niederschlägen aus dem Atlantik-/Mittelmeergebiet. Diese verhielten sich nicht unbedingt synchron zu den Monsunregen, weil sich infolge von Temperaturschwankungen die atlantischen Tiefdruckgebiete mehr nach Norden oder nach Süden verlagern konnten. Diese doppelte Feuchtigkeitsquelle machte Ägypten insgesamt wirtschaftlich stabiler als Nachbarregionen wie Anatolien, Obermesopotamien und die Levante, deren Niederschläge im Wesentlichen von einer einzigen Feuchtigkeitsquelle abhingen. Deshalb galt in Notzeiten Ägypten oft als Retter für Menschen und Völker aus diesen Regionen. Allerdings kamen diese oft nicht nur in friedlicher Absicht und Hilfe suchend nach Ägypten, sondern Unterägypten war in Phasen von Trockenheit der Nachbarn immer wieder feindlichen Einfällen ausgesetzt.

Untersuchungen am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) in Kiel haben gezeigt, dass die Monsun-Niederschläge in Afrika sehr sensibel auf kurzfristige Abkühlungen in den Nordpolargebieten reagieren. Ein Vergleich von Klimainformationen aus Sedimenten aus einem Bohrkern im Golf von Guinea für die letzten 155 000 Jahre mit jenen aus Eisbohrkernen aus Grönland zeigt, dass die Veränderungen des Niederschlags in tropischen Gebieten innerhalb von weniger als einem halben Jahrhundert den Veränderungen der Temperatur im Nordpolargebiet folgen. Wird es in Polargebieten kälter, so wird es in den afrikanischen Regionen trockener. Erklärbar ist dieser Befund u.a. mit der Nord-Süd-Verlagerung von Treibeis im Atlantik. Neuere Forschungen haben auch einen schnellen Zusammenhang zwischen der Klimaschwankung der AMO (Atlantische Multidekaden Oszillation: s. Abb. 30) und den Niederschlägen in der Sahelzone gefunden: schlägt AMO in den Kaltzustand um, womit der Nordatlantik und die von ihm beeinflussten Gebiete abkühlen, dann wird es in der Sahelzone trockener!

Das ausgeprägte Klimaoptimum, das den kulturellen Aufschwung im Zweistromland Mesopotamien zur Hochkultur von Uruk III und in der Levante die Frühe Bronzezeit ermöglichte, führte auch in Ägypten zu einer bemerkenswerten kulturellen Entwicklung. Dies zeigen z.B. Ausgrabungen eines Friedhofs 150 km nordöstlich von Kairo: während die Gräber im Zeitraum von 3300 – 3150 v.Chr. noch recht einfach ausfielen, schließen sich in der wärmeren Zeit von 3100 bis 2950 v.Chr. aufwendigere Gräber an, zum Teil mit gemauerten Kammern und mit zahlreichen Beigaben, feinsten Tongefäßen, dünnwandigen Steingefäßen, Metallgeräten und Schmuck und Kosmetikkästchen aus Elfenbein. Die Funde zeigen also einen beachtlichen Wohlstand! Einige Gefäße tragen auch Aufschriften, Vorstufen der ägyptischen Hieroglyphen. Bei anderen ist eine Herkunft aus Palästina oder Syrien nachweisbar und sie weisen auf Handelsbeziehungen mit diesem Raum hin.

Inmitten der klimatisch günstigeren Zeit um 3000 v.Chr. gelang es König Menes aus Oberägypten seine Herrschaft auch auf Unterägypten auszudehnen. Es entstand ein Großreich in der ersten Dynastie mit der Hauptstadt Thinis in Oberägypten; die Verwaltung jedoch erfolgte aus Memphis, das im Süden des Nildeltas an der Schnittstelle der früheren Reiche neu gegründet wurde. Die Thinitische Epoche, eine absolutistische Monarchie göttlicher Prägung, organisierte also ein Großreich in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Schon aus dieser Frühperiode stammen einige für die ägyptische Kultur wichtige Elemente, wie die Hieroglyphenschrift und der Sonnenkalender. Aus praktischen Notwendigkeiten hat sich auch eine Bürokratie rasch entwickelt, welche Geometrie und Arithmetik gebrauchte, denn nach den jährlichen Überschwemmungen mussten die Felder neu vermessen und verteilt werden. Dabei benutzten die alten Ägypter schon ein Dezimalsystem und Nachschlagtabellen und sie kannten – wie die Sumerer in Mesopotamien – Bruchzahlen und Quadratwurzel. Auf dieser Basis entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Wissenschaft mit mehreren Disziplinen. Diese „Schulen des Lebens“ wurden von Priestern geleitet, die eine Führungsklasse heranbildeten. Lit. 15.5

Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall

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