Читать книгу Anna Q und das Geheimnis des Haselbusches - Norbert Wibben - Страница 13
Schachwettkampf
ОглавлениеIn der Nacht träumt Anna, dass ihre Teamkollegen mit Magenkrämpfen in ihren Betten liegen. Der Vergleichswettkampf findet trotzdem statt, weshalb sie alle Spiele für ihr Internat bestreitet. Die gegnerischen Schachfiguren erwachen plötzlich zu Leben und bedrohen sie. Sie wehrt sich verzweifelt, verliert jedoch alle Partien. Als sie die enttäuschten Blicke von ihren Mitschülern sieht, erwacht sie schweißgebadet.
Das Frühstück nehmen die Schachspieler beider Internate gemeinsam ein, wobei sie sich getrennt zueinander setzen und in zwei Gruppen teilen. Der Speisesaal ist auf der Seite seltsam ruhig, wo die Schüler des CC sitzen. Es ist ihr erster Vergleichswettkampf und dementsprechend aufgeregt und unsicher sind sie. Ihr Appetit scheint nicht besonders groß zu sein, lediglich der zwölfjährige Finn langt kräftig zu.
»Warum sollte ich keinen Hunger haben? Ich muss noch wachsen und habe außerdem vor, mein Spiel zu gewinnen. Wenn mir mein Bauch dazwischenredet, kann ich mich nicht genügend konzentrieren. Möglicherweise läuft es so wie gegen Alexander.«
Auf der anderen Seite des Raumes sitzen ihre Gegner. Sie tuscheln miteinander, grinsen sich an oder lachen über Witze, die nicht zu Anna und ihre Kameraden herüberdringen. Innocent und Morwenna frühstücken wiederum an einem separaten Tisch, wobei sie sich gedämpft und angeregt unterhalten. Ihr Gespräch dreht sich um die Regeln für den Wettkampf, aber auch um die anstehenden Recherchen und wie sie vorgehen wollen. Um neun Uhr wird das Essen beendet. Die Schüler drängen in den Flur und folgen Professor Green, die sie durch Flure und über Treppen in den Clubraum führt. Morwenna bildet den Abschluss.
Anna wundert sich, warum es hier im Internat so ruhig ist. Müssten ihnen nicht andere Schüler entgegenkommen oder überholt werden? Dann fällt ihr wieder ein, dass heute der erste Ferientag ist und die Jungen und Mädchen bei ihren Familien sind. Ihre Gedanken schweifen kurz zu ihrem Vater. Sie wird leider im Schülerheim bleiben müssen, da sie ihn nicht am Südpol besuchen kann. Anna weiß, etwa acht Schüler verbringen die Ferien im Internat, die aus verschiedenen Gründen nicht nach Hause können. Wie diese zwei Wochen wohl sein werden, voller Langeweile, trotz gemeinsamer Unternehmungen? Schachspiele fallen in der Zeit jedenfalls aus, da ihr keiner aus ihrem Team bekannt ist, der ebenfalls im Internat bleiben wird.
Ein feines Kribbeln entsteht in ihrem Bauch, als sie im Clubraum die Tische erblickt, die für die Schachpartien vorbereitet sind. Die Tür wird geschlossen und alle setzen sich. Erneut grenzen sich die Teams gegeneinander ab. Es wirkt so, als ob sie sich in der Gemeinschaft unter Bekannten sicherer fühlen. Es ist aber auch der Ausdruck dafür, dass sie ab jetzt zwei gegnerische Mannschaften sind. Ein leises Raunen geht durch beide Gruppen, bis Innocent Green Ruhe fordert. Gemeinsam mit Morwenna Mulham erläutert sie den geplanten Ablauf des Wettkampfes.
»Anders als sonst bei Schachturnieren, wird nicht gegen die Zeit gespielt.« Ein Raunen und Murmeln entsteht. Das Team des CC scheint erleichtert, während das heimische Team erstaunt zu seiner Leiterin blickt. Die liefert sofort die Erklärung. »Unsere Gäste haben bisher keinerlei Turniererfahrung. Da wirkt der zusätzliche Zeitdruck als Stressfaktor, den wir ihnen ersparen wollen. Sie sollen nicht den Eindruck haben, wir würden das als psychologischen Trick nutzen«, und nickt Morwenna zu.
»Aber wir haben sogar Erfahrung mit Schnellschach. Wir müssen eine Art zeitlicher Begrenzung festlegen, damit wir die geplanten Spiele an diesem Wochenende realisieren können.« Das Raunen beider Seiten verstummt. Etwas irritiert über den Einwand denkt Innocent Green nach.
»Einverstanden, dann nutzen wir die Schachuhren und lassen für jeden Spieler für vierzig Züge zwei Stunden, und für weitere zwanzig Züge zusätzliche sechzig Minuten als Bedenkzeit zu. Das ist eine übliche Vorgabe bei Wettkämpfen. Eine Spielpaarung kann dadurch maximal sechs Stunden dauern.«
Die Zeitangabe erscheint Anna, Robin und den anderen enorm lang, da sie in ihren Übungen Schnellschach mit einer Zeitvorgabe von insgesamt dreißig Minuten gespielt haben. Diese Vorgabe wird sie keinesfalls unter Druck setzen. Trotzdem sind sie unsicher, ob das klug von ihrer Teamleiterin war. Anna vermutet zu Recht, dass dies eine Reaktion auf die gewährte Erleichterung ist.
»Diese Bedingungen nehmen wir an. Sei versichert, dass meine Spieler damit klarkommen.« Ihre soeben noch angespannten Gesichtszüge glätten sich und ein Lächeln erscheint.
»Gut, dann ist das geklärt. Morwenna und ich werden als gleichberechtigte Schiedsrichter die Partien verfolgen. Für jedes gewonnene Spiel bekommt das jeweilige Team einen Punkt, für ein Remis einen halben. Die Mannschaft, die am Ende des Wettkampfes die meisten Punkte erspielt hat, gewinnt.« Sie lächelt ihrem Team zu. Ganz offensichtlich steht für sie schon fest, wer das sein wird. Morwenna fährt fort.
»In den sechs Altersgruppen von elf bis sechszehn Jahren tragen wir jeweils zwei Spielpaarungen aus, deren Teilnehmer vorher festgelegt werden. Gibt es mehrere Kandidaten einer Altersklasse, entscheidet das Los, wer spielt. Wir haben noch nicht definiert, wie wir vorgehen, wenn es in einem Jahrgang nur einen Spieler gibt.«
»Fehlende Gegner dürfen aus einer niedrigeren Altersklasse ersetzt werden, jedoch nicht umgekehrt. Notfalls muss ein Spieler zweimal antreten«, stellt Innocent klar. Das ist genau das, was Morwenna erwartet hat. »Damit wir in den drei Tagen alle Partien realisieren können, finden sie in allen Altersklassen parallel statt. Heute also die ersten und morgen die zweiten. Am Sonntag gibt es die drei Zusatzspiele, deren Teilnehmer aus allen Spielern ausgelost werden. Und jetzt tragt eure Namen in die entsprechende Jahrgangsklasse ein.« Aus Morwennas Team tragen sich die zur Verfügung stehenden Schüler in die Wettkampfliste ein.
Damit in jeder Altersgruppe die geforderten zwei Spiele ausgetragen werden können, tritt Anna zweimal an. Ihr Name wird in der Liste wiederholt. Britta, Caitlin und Benjamin losen aus, wer von ihnen in ihrer Altersklasse spielt. Caitlin scheidet aus, ihr Name wird durchgestrichen. Harald möchte, anders als Anna, nur einmal antreten. Er fühlt sich dem zweimaligen Stress nicht gewachsen. Nach Rücksprache mit Morwenna tritt Caitlin ersatzweise in der Altersklasse 16 Jahre an, damit ein Punkt nicht kampflos an den Gegner fällt. Das ist nach der Vorgabe gestattet. Die Liste für das CC sieht also wie folgt aus:
11 Jahre: Anna Q. und Anna Q.
12 Jahre: Finn Johanson und Ciana Blyton
13 Jahre: Robin Jury und Kim Syton
14 Jahre: Britta Morgan, Caitlin Neville und
Benjamin Syton
15 Jahre: Alexander Owain und
Brendan Dowson
16 Jahre: Harald Crome und Caitlin Neville
Die Liste des gegnerischen Teams ist inzwischen auch vollständig. Die Paarungen der ersten Runde werden in jeder Altersklasse ausgelost und danach aus allen Spielern die für die drei Zusatzpartien. Das Los fällt für das CC auf Alexander, Robin und Anna, womit die fünfzehn Spielpaarungen festliegen.
Die Spieler setzen sich an die Tische. Um zehn Uhr ertönt ein Gong, der Wettkampf ist gestartet.
In ihrem ersten Match tritt Anna gegen Ciaran an. Die Partie ist ausgeglichen. Der Junge spielt gut, denkt Anna und konzentriert sich auf ihre Strategie. Während sie überlegt, welchen Zug sie als nächsten machen soll, verspottet der Gegner sie urplötzlich wegen ihres Namens.
»In der Namensliste steht, du heißt Anna Q. Das ist ein Ersatz für deinen richtigen Name. Ich verstehe, dass dir Qwentiz missfällt. Der Name hört sich seltsam an und scheint ungeeignet, laut in der Öffentlichkeit ausgesprochen zu werden! Aber warum nennst du dich dann Anna Q? Das klingt wie »Kuh«. Besser ist das auf keinen Fall!« Ciaran grinst sie unverhohlen an. Das ist von ihm taktisch geschickt. Anna ist sprachlos. Woher hat der Junge Kenntnis darüber, wie empfindlich sie auf Sticheleien wegen ihres Namens reagiert und wie dieser komplett lautet? Sie ballt unter der Tischplatte die Fäuste, kneift die Augen zusammen, unterdrückt mit Mühe ihre Tränen. Sie atmet mehrfach tief durch und macht einen überhasteten Zug. Dass dabei die Lampe über ihrem Tisch flackert, entgeht allen. Mit einem leisen Knall erlischt das Licht. Morwenna wirft dem Mädchen einen forschenden Blick zu, während Innocent hinauseilt und mit einer Ersatzglühbirne zurückkehrt. Wenige Züge später ist Anna schachmatt.
Der Junge frohlockt und lässt seinem Team den errungenen Punkt gutschreiben. Das Mädchen verlässt mit gesenktem Kopf den Tisch. Es überlegt kurz, ob sie Morwenna melden soll, dass ihr Gegner gegen die Schachregeln verstoßen hat. Sie weiß, während eines Schachturniers müssen die Teilnehmer festgelegte Verhaltensweisen einhalten. Eine Regel besagt, dass die Spieler ihre Konkurrenten in keiner Weise ablenken dürfen. Nach kurzem Zögern blinzelt sie wütend ihre aufkommenden Tränen fort. Da keine der beiden Schiedsrichterinnen die Worte des Jungen gehört hat, würde ihre Beschwerde wie ein lächerlicher Versuch wirken, ihre Niederlage zu beschönigen.
Der Wettkampf des ersten Tages verläuft spannend und wird für eine kurze Mittagspause unterbrochen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Spieler, die ihre Partie nicht beendet haben, zuerst zum Essen gehen. Die anderen bleiben bis zu deren Rückkehr in dem Clubraum. Das erfolgt, damit kein Austausch mit ihnen stattfinden und die Spiele womöglich verfälschen kann. Etwa gegen drei Uhr ist die erste Runde zu Ende. Lediglich Alexander hat gewonnen, während Robin und Britta ein Unentschieden erreicht haben.
Den Rest des Nachmittags erkunden die Schüler des CC die Innenstadt. Die Gebäude wirken majestätisch und beeindruckend auf sie. Unzählige Schornsteine und spitze Fenster streben zum Himmel, aber auch einige Gitterzäune. Die hauptsächlich gelben Kalksteine, aus denen viele der Bauwerke errichtet wurden, werfen die warmen Sonnenstrahlen zurück. Das bewirkt, dass sich die düstere Stimmung der Schüler allmählich aufhellt. Zerknirscht gesteht Britta, dass Annas erster Gegenspieler, Ciaran, ein Cousin von ihr ist. Sie haben sich beim Treffen gestern noch lange unterhalten. Sein Interesse an Anna hat sie zwar gewundert, das aber als Wissbegierde gewertet, da er ja gleichaltrig mit ihr ist. Dabei muss sie unwissentlich verraten haben, wie sensibel Anna auf Hänseleien reagiert. Sie entschuldigt sich bedrückt bei ihr. Robin versucht, Anna zu trösten. Auch Alexander spricht ihr Mut zu.
»In den folgenden zwei Tagen bietet sich uns die Möglichkeit, zusätzliche Punkte für unsere Schule zu sammeln. Ich weiß, du bist ein guter Stratege und wirst deinen Teil dazu beitragen!« Sie wundert sich über diese Äußerung. Bisher hatte sie den Jungen eher von sich selbst eingenommen gehalten.
Anna träumt dieses Mal nicht. Dafür denkt sie vor dem Spiel der zweiten Runde an ihren Traum, den sie hier in der ersten Nacht hatte. Muss sie ihn als böses Omen werten? Außerdem ist sie immer noch aufgewühlt vom gestrigen Match und macht einen Anfängerfehler. Nach nur acht Zügen ist sie mattgesetzt. Sie gratuliert ihrem Gegner und wirft einen Blick zu den anderen Tischen. Wie mag es dort stehen? Kurz nach ihr ist auch Ciana geschlagen. Nach einer weiteren Stunde frohlockt dagegen Kim. Sie hat gewonnen. Ihr Bruder Ben schafft ein Unentschieden. Als Brendan verliert, sieht es nicht gut für Morwennas Team aus. Alle CC-ler drücken jetzt die Daumen für Caitlin und hoffen auf das scheinbar Unmögliche. Sie kämpft mit einem Gegner, der zwei Jahre älter als sie ist. Diesem gelingt es nach harter, aber vergeblicher Gegenwehr, einen Bauern in eine zweite Dame zu wandeln. Damit scheint Caitlins Niederlage besiegelt. Die Mittagspause unterbricht das letzte Spiel des heutigen Tages. Danach warten alle voller Spannung, wie die Partie weitergeht. Anna hält die Luft an und ballt die Fäuste. Plötzlich blitzt Hoffnung in ihr auf. Genau wie dem Gegner am Schachbrett fällt ihr erst jetzt auf, was Caitlin offensichtlich gut geplant hat. Völlig unerwartet schnappt ihre kluge Falle zu. Ein Läufer und ein Springer haben den gegnerischen König gestellt, der vergeblich auf Unterstützung durch die zwei Damen hofft. Der Jubel der CC-ler ist überwältigend. Die Bilanz nach dem zweiten Turniertag lautet drei Siege für sie, gegenüber sechs für das Team der Universitätsstadt, bei drei Unentschieden. Trotz des kurzzeitigen Hochgefühls nach dem unerwarteten Sieg Caitlins, gehen sie niedergeschlagen und enttäuscht in ihre Zimmer.
Die Aussichten für einen positiven Ausgang des Vergleichwettkampfes stehen nicht gut. Am morgigen Sonntag werden seitens CC ein Sieger, ein Spieler mit einem Unentschieden und ein Verlierer antreten, wobei ihre Gegner jeweils gewonnen haben. Obwohl das Resultat besser ist, als es Innocent Green vorhergesagt hätte, ist Morwenna bedrückt. Anna, die ihr Spiel am ersten Tag strategisch klug startete, versagte zweimal. Ob da mehr hinter steckte, als sie mitbekommen hat? Und warum flackerte die Lampe? War das wirklich nur der Vorbote zum Ausfall der Glühbirne? Sie nimmt sich vor, während der Rückreise mit dem Mädchen zu sprechen. Dabei kann sie ihm vom bisherigen Misserfolg der Recherchen berichten. Trotzdem hofft sie, am kommenden Tag doch noch etwas herauszubekommen. Innocent Green hat ihr eine vielversprechende Spur gezeigt.
Anna sitzt allein in ihrem Zimmer und schüttelt sich. Sollte ihr Traum eine hellgesehene Sequenz, und damit ein Hinweis auf ihre Niederlage gewesen sein?
»Wie soll das möglich sein? Du bist doch in deiner und nicht in meiner Welt!«, versucht ihr plötzlich Ainoas Stimme, Mut zu machen. »Wenn du, wie Katherin meint, hier keine Zauberkräfte hast, ist es unwahrscheinlich, dass das ein Blick in die Zukunft war. Was hältst du davon, wenn ich dich besuche? Betrachte dein Zimmer genau, dann komme ich mit dem magischen Sprung zu dir. Wir könnten ein Match gegeneinander spielen. Du musst nur ein Brett und Figuren besorgen. Die Züge sage ich dir an, da ich meine Gestalt nicht wechseln und die Spielsteine setzen kann.«
Sofort stimmt Anna freudig zu. Ein Schachspiel befindet sich in jedem Zweierzimmer, dass den Gästen zur Verfügung gestellt worden ist. Sie weiß, dass sich Alexander und Robin in ihrem gemeinsamen Raum den Rest des Tages ein Match nach dem anderen liefern werden. Caitlin, die ihr Zimmer teilt, ist mit den Teammitgliedern in der Stadt unterwegs. Da Morwenna wegen der Recherchen erneut mit Innocent zur Bibliothek des Queens College gefahren ist, fehlt ihr ein Spielpartner. Die Elfe ist in Schach derart gut, dass Anna die Trainingseinheit, die sie dadurch erhält, äußerst willkommen ist. Sie möchte wenigstens einen Punkt für das CC holen und hätte in Gedanken Spielzüge durchgehen müssen. Aber noch etwas lässt sie befreit aufatmen. Die Elfe war vor zwei Wochen zu Katherin zurückgekehrt, um mit ihr über die Versuche der Cythraul im Norden zu sprechen. Seitdem herrschte Funkstille zwischen ihnen. Ihre ständigen Kontaktversuche beantwortete die Elfe immer nur mit:
»Gedulde dich auf später, ich kann jetzt nicht.« Entsprechend erleichtert fühlt sie sich und konzentriert sich. Im nächsten Moment flirrt die Luft bläulich, dann erscheint ihre Freundin.
»Hallo, Anna. Du siehst niedergeschlagen aus. Das müssen wir schnellstens ändern!« Der Versuch eines Lächelns misslingt dem Mädchen, trotzdem fällt ihr ein Stein vom Herzen, als sie das laute Krächzen ihrer Freundin hört.
»Hallo Ainoa. Ich freue mich so, dich zu sehen. Wo bist du in den letzten zwei Wochen gewesen? – Auch wenn viele der Zimmer leer sind, könnten wir auffallen. Darum achte darauf, nicht …«
»… so laut zu sprechen! Ich weiß!«, keckert der schwarze Vogel. Da er jetzt die Gedankenverbindung nutzt, ist von seinem Bericht kein Laut zu hören. Anna hält mehrfach den Atem an, als sie erfährt, dass die Elfe in den vergangenen vierzehn Tagen im Norden war, um Katherin bei der Suche nach den Eisdrachen und dem Greif zu unterstützen. Die Elfenkönigin hatte Annas Wunsch, Ainoa zu begleiten, zwar begrüßt, sich als Herrscherin der Anderswelt jedoch nicht damit abgefunden. Es ist schließlich ihre ureigenste Aufgabe, für das Wohl aller Lebewesen dort zu sorgen. Da könne sie nicht die alleinige Hilfe eines Kindes in Anspruch nehmen, ohne an Ansehen zu verlieren. Das Resultat dieser Reise war, dass es tatsächlich Seid Greif ist, der im Norden nach etwas sucht und sich dabei so seltsam verhält. Ainoas Bericht ist kürzer, als die Zeitspanne der Ermittlungen vermuten lässt. Dann fügt sie noch hinzu, dass der im Anschluss zusammengerufene Elfenrat heute, nach drei Tagen Gedankenaustausch, ergebnislos beendet wurde.
Danach erkundigt sich die Elfe nach dem Grund für Annas Niedergeschlagenheit. Sofort stimmt sie zu, gemeinsam einige Partien zu spielen, solange Caitlin nicht anwesend ist.
»Ich habe außerdem eine Idee, was dir helfen könnte!« Der Kolkrabe nickt mehrfach mit seinem Kopf. »Ich kenne eine Methode, wie das Spiel sozusagen hautnah zu erleben ist.«