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Connors Angriff

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Connor führt vor Beginn des Ansturms auf die Festungsanlage das Heer, das bis zum Erreichen des Moorgebietes zweigeteilt und getrennt marschiert war, wieder zusammen. Den Pfad durch den Morast findet er ohne Schwierigkeiten durch den ausgezeichneten Geruchssinn der Wölfe, die vorneweg laufen. Der sich oftmals windende Weg ist sehr schmal, darum können die Kämpfer nur hintereinander dieses Gebiet durchqueren. Der oberste Dubharan umgibt sich mit maximalem magischen Schutz, genauso wie Oskar, der bisherige Anführer der Truppe. Sie folgen den grauen Wölfen, die ihre Nasen dicht auf dem Boden halten. Am Ende des Sumpfes, der an großen Felsen endet, steigt eine sanfte, mit magerem Gras bewachsene Ebene zu einer beeindruckenden Burg hinauf. Den Zugang zu dieser Anlage bilden zwei riesige Felsplatten, die sich zueinander neigen und mit ihren oberen Enden berühren. Connor lässt die vierbeinigen Räuber ausschwärmen, die aber nicht zur Burg hinüberlaufen, sondern sich am Rand der Ebene verteilen. Felsen trennen dort das Moorgebiet und den festen Boden. Sollten sich hinter den riesigen Brocken Elfen verbergen, um in ihren Rücken zu gelangen? Connor überlegt nicht lange. Er deutet auf die Wölfe und murmelt einen Zauber. Die Tiere verwandeln sich sofort in die gefürchteten Wolfskrieger, die zwischen die Felsen stürmen wollen. Plötzlich fliegen ihnen Unmengen von Pfeilen entgegen. Der Anführer der Dubharan fordert die nachfolgenden Krieger auf, die versteckten Elfen anzugreifen und aus ihren Stellungen zu vertreiben. Die Aufsicht über diese Aufgabe übergibt er Oskar, dann wendet er sich gegen die Festung. Die nachrückenden Krieger überschwemmen die Ebene und drängen näher zur Burg. Mittlerweile fliegen von dort Pfeile und Steine auf die Angreifer herab. Connor ruft nach den anderen Zauberern und schleudert mit ihnen Feuerkugeln gegen die obere Brüstung. Trotzdem gelingt es nicht, den Beschuss durch die Verteidiger vollständig zu unterbinden. Immer wieder fallen Kämpfer der Dubharan, während ihre Bogenschützen keinen Schaden auf der Gegenseite anrichten.

»Wo befindet sich der Zugang in die Festung?« Connor ist wütend. Auf der Ebene drängen sich seine Krieger mittlerweile dicht an dicht, so dass die Verteidiger mit jedem Schuss oder Steinwurf ein Ziel treffen. »Ich muss den Eingang finden und stürmen lassen!« Mit diesen Gedanken schiebt er sich parallel zur Festung vorwärts, wobei er das Geschrei der Kämpfer nicht beachtet, die von seiner Schutzglocke weggedrückt werden. Während sich Connor unaufhaltsam wie ein Maulwurf durch das Gedränge schiebt, hat Oskar die Elfen aus ihren Stellungen hinter den Felsen vertrieben. Die Verluste auf beiden Seiten sind groß. Keiner der Wolfskrieger hat überlebt und fast ebenso viele der menschlichen Kämpfer liegen neben oder über deren Kadavern, die mit dem Tod wieder zu Wölfen verwandelt wurden. Die Elfen hatten mehr Glück und bahnen sich den Weg zwischen Morast und Felsgestein, um hinter die Burg zu gelangen. Aber auf dem Weg dorthin versinken einige im Sumpf und viele werden verwundet oder doch noch getötet. Als sie endlich die Rückseite der Festung erreichen, drängen sie die wenigen Krieger der Dubharan zurück. Doch als sie zum Tor wollen, werden sie von hinten von Oskar und seinen Kämpfern attackiert, während Connor von der anderen Seite herankommt. Feuerkugeln fliegen auf die Elfen zu. Seltsamerweise halten diese Schilde vor sich, die die magischen Geschosse zurückschleudern. Der Oberste der dunklen Magier staunt. Dass die Elfen Langschilde nutzen, ist schon ungewöhnlich, deren magische Fähigkeit aber noch viel mehr!

»Das gibt es doch nicht!« Connor verpasst dadurch die Gelegenheit, das geöffnete Tor zu stürmen. Er hätte, anstatt verblüfft stillzustehen, den magischen Sprung nutzen und die Verteidiger hinter dem Durchgang erledigen können. Wütend schleudert er einen riesigen Feuerball dem letzten Elf hinterher, der jedoch wirkungslos am schnell geschlossenen Tor abprallt. Das Eichenholz muss über einen Schutzzauber verfügen, sonst wäre es jetzt in Flammen aufgegangen.

Connor tobt und schickt mehrere Feuerkugeln wild in seine Umgebung. Als sich Oskar in seine Nähe wagt, und ihn darauf hinweist, dass er das gesamte Unternehmen gefährdet, will der oberste Dubharan auf ihn losgehen. Sein Gesicht ist wutverzerrt und die Augen schleudern Blitze.

»Du wagst es, mich zurechtzuweisen? Was meinst du, wer du bist? Ich werde dich …« Hier stockt der wutschnaubende Zauberer, blickt kurz auf die Kämpfer, die er mit dem Feuer getötet oder verletzt hat und lässt die erhobene Hand sinken. »Da war ein Feind … der hatte sich …«, beginnt Connor eine Entschuldigung zu stammeln. »Er scheint mittlerweile verschwunden zu sein … vertrieben durch meine …« Ohne eine weitere Erläuterung ruft er alle verfügbaren Magier zu sich. Zwei sind bei den Kämpfen mit den Elfen getötet worden, trotzdem reichen die verbliebenen, die Absicht Connors zu verwirklichen. Sie schicken Feuerbälle zu den Zinnen hinauf und halten sie nun unter Dauerbeschuss. In ihrem Schutz werden Sturmleitern an die hohen Mauern gelehnt, über die hinaufsteigende Kämpfer die Anlage erobern sollen. Der dunkle Magier grinst zuversichtlich. Auch wenn es auf ihrer Seite viele Tote gegeben hat, stehen noch mehr als genug Kämpfer bereit, die Verteidiger zu überwinden. Bei denen scheint es keine, oder jedenfalls keine mächtigen Zauberer zu geben. Sie haben sich lediglich mit Pfeilen und geschleuderten Steinen verteidigt. Vier der Sturmleitern stehen sicher an den Wänden. Der Feuerbeschuss der Magier bewahrt sie davor, von den Verteidigern umgestoßen zu werden. Bis zur halben Höhe sind Connors Krieger bereits auf den Sprossen der Holzstämme gelangt. Er überlegt, ob er zusammen mit den Magiern mittels magischem Sprung auf die Zinnen wechseln soll, um die Kämpfer zu unterstützen, sobald sie oben angelangt sind. Er grübelt, ob das nicht ein zu großes Risiko ist.

»Ich sehe nur die Oberkante der Mauer von hier. Was ist, wenn ich dort von gegnerischen Zauberern angegriffen werde? Möglicherweise gibt es dort Verteidigungswaffen, die wie die Schilde magische Eigenschaften besitzen, und sogar meine Schutzglocke durchdringen können? Nein! Ich sollte besser von hier aus den Angriff leiten!« Einen kurzen Augenblick denkt Connor an den Drachen, der die Auseinandersetzung mit den Elfen und Menschen schnell beenden würde. »Die Festung könnte längst unsere sein, aber wenn man ihn braucht, ist Dean nicht da! Ob er den Lindwurm mittlerweile wieder beherrscht?« Connor weiß, dass dieser Drache eine starke Waffe darstellt. »Dean könnte ihn sogar gegen mich einsetzen. Obwohl ich sein Onkel bin, wird er vermutlich nicht zögern, das zu tun. Sollte ich mir also wünschen, dass er ihn nicht wiederfindet?« Während dieser Gedanken ist der dunkle Magier nicht voll bei der Sache, um den Sturmleitern magischen Schutz zu bieten. Liegt es an ihm, dass sämtliche Leitern in diesem Moment umgestoßen werden und die darauf kletternden Kämpfer schreiend auf die Untenstehenden hinabstürzen? Aber zwischen den Zinnen sind keine Verteidiger zu sehen. Jetzt fällt ihm ein goldener Schein auf, der die gesamte Anlage umgibt. Die Feuerbälle der dunklen Magier lassen die errichtete Schutzglocke immer wieder aufleuchten. »Ist das …? Das kann doch nicht sein!« Connor glaubt, seinen Augen nicht zu trauen. Welcher Magier ist derart mächtig, diese Sicherung zu errichten?

Auch wenn magische Geschosse nicht in der einen Richtung den Schutz durchdringen können, hindert das die Pfeile der Verteidiger nicht daran, die Angreifer zu treffen. »Rückzug!«, fordert Connor mit dröhnender Stimme. »Wir müssen aus dem Bereich der Geschosse kommen.« Dieser Befehl sorgt für erhebliche Verwirrung. Auch wenn die dunklen Zauberer wegen ihrer Schutzglocken weniger gefährdet als die Menschen ohne diese Kräfte sind, nutzen sie den magischen Sprung. Sie stehen sofort am äußersten Rand der festen Ebene und werden von den Kämpfern bedrängt, die dem lauten Befehl folgend, von der Festung zurückdrängen. Sie stoßen sogar einige der Magier zwischen die großen Steine und in den dahinter befindlichen Sumpf. Der daraus entstehende Tumult kostet einem Zauberer und vielen Kämpfern das Leben. Da der Pfeilbeschuss anhält, drängen einige der Dubharan hinter die Felsen, um dort Schutz zu finden. Die meisten versuchen aber, über den Pfad durch das Moor, oder die Klippe hinab zum Strand zu entkommen. In dem Gedränge werden viele getötet, da sie sich gegenseitig behindern, niedertrampeln oder schreiend abstürzen.

»Der Angriff auf die Festungsanlage ist völlig danebengegangen«, stellt Connor fest. »Sollen wir jetzt aufgeben, obwohl noch mehr als die Hälfte meiner Kämpfer eingesetzt werden kann?«

»Wir haben eine Verschnaufpause erreicht!« Lennard steht neben Kayleigh, die ihre Augen öffnet. Ihr Blick flattert. Die wenigen anderen Zauberer auf Seiten der Verteidiger, die bisher Energie auf sie übertragen haben, lassen erleichtert ihre Hände los. Alle Magier atmen schwer, die Anstrengung hätten sie nicht viel länger ausgehalten.

»Was meinst du?«

»Die Dubharan ziehen sich offenbar zurück.« Die Nordelfe folgt dem Anführer der Ostelfen auf einen der vier Türme. Von hier erkennen sie, dass sich die Angreifer an den äußersten Rand der Ebene um die Burg zurückziehen wollen. Da sie von den Zinnen herab mit Pfeilen beschossen werden, drängen die dort befindlichen Kämpfer unter Geschrei von der Festung weg. Einige von ihnen greifen sogar ihre eigenen Kameraden an, um schneller aus dem Bereich der tödlichen Geschosse zu kommen. »Wir sollten einen Ausfall machen und sie in den Sumpf treiben.«

»Das ist keine gute Idee. Hier kann ich euch schützen, dort draußen stehen uns aber mehrere der dunklen Magier gegenüber, denen ich auf Dauer nichts entgegenzusetzen habe.«

»Aber du bist bereits geschwächt und kannst den Schutz der gesamten Festung nicht lange gewährleisten, ohne dich völlig zu verausgaben. Da ist es doch besser, dass wir einen Entlastungsangriff starten, damit du dich währenddessen erholen kannst.« Kayleigh blickt Lennard nachdenklich an.

»Das klingt verlockend, ist jedoch keine gute Idee. – Ich habe aber eine andere. Während das Chaos in den Reihen unserer Gegner herrscht, greifen sie nicht erneut an. Wir haben also tatsächlich eine kleine Verschnaufpause. Die Zeit werden wir nutzen, um Verstärkung herbeizuholen. – Als ich herkam, wollte ich mir eigentlich nur einen kurzen Überblick darüber verschaffen, wie die Dubharan vorgehen. Dass sie euch schon derart bedrängen, hatte ich nicht erwartet und musste sofort eingreifen. – Einige meiner Zauberer werden in der Zwischenzeit Kämpfer der Menschen aus dem Norden und ebenso Elfen aus dem geheimen Wald herbeigeführt haben, die sich im Bereich eurer Baumhäuser versammeln. Ich fordere sie jetzt auf, die Truppen der Dubharan von dort, also im Rücken anzugreifen. Sobald sie das bemerken, werden wir einen Ausfall aus der Festung unternehmen, der dann mehr Aussicht auf Erfolg haben wird.«

»Das ist eine erfreuliche Nachricht! So machen wir es.« Kayleigh schließt die Augen und konzentriert sich. Als sie sie wieder öffnet, nickt sie.

»Unsere Krieger treffen voraussichtlich am morgigen Vormittag ein. Sie treiben ihre Pferde zur höchsten Eile an. Im Kampf werden sie aber nicht eingesetzt, um sie nicht zu gefährden. Außerdem besteht dafür auch keine Notwendigkeit, da die Dubharan zu Fuß sind und ihnen nicht entkommen werden.«

»Hoffen wir, dass sie früh genug kommen. Es wird bald Nacht und unsere Bogenschützen haben nur noch wenige Pfeile, weshalb ich für einen Entlastungsausfall war. Da können wir unsere Schwerter und auch Speere einsetzen. Sobald die Dubharan merken, dass sie nicht mehr beschossen werden, könnten sie sofort neu angreifen. Dann müssen wir damit rechnen, dass sie das Tor stürmen!«

»Das hört sich nicht gut an«, bestätigt Kayleigh. »Einen Schutz um die komplette Festung aufrechtzuerhalten, kostet viel von meiner Kraft. Das ist aber unsinnig, wenn aus dessen Sicherheit heraus nicht auf den Gegner geschossen werden kann. Es ist wichtig, dass wir den Gegner auf Abstand halten können, und dafür benötigen wir die Unterstützung der Bogenschützen.«

»Wir können die Kampfpause nutzen und Pfeile einsammeln, zumal die beginnende Dämmerung uns Schutz bieten wird.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, stürmt Lennard den Turm hinab und sammelt Freiwillige um sich, die mit ihm durch eine kleine, versteckte Pforte die Festung verlassen. Sie laufen gebückt und dicht an den Mauern entlang, von denen herab ihre Kameraden die Gegner und deren Bewegungen voller Sorge beobachten. Die Elfen huschen zwischen den Toten umher, finden jedoch nur wenige Pfeile, die nicht getroffen haben. Die Suche auf der Vorderseite der Burg geben sie schon nach kurzer Zeit wieder auf. Die Gefahr ist zu groß, die Aufmerksamkeit der Dubharan zu erregen. Sie wechseln zur Rückseite der Festung, wo sich im Moment keine Gegner befinden. Hier liegen nur einige Leichen, dafür aber mehr Geschosse, die eilig von ihnen eingesammelt werden. Die Elfen sind auf ihrer Flucht vorwärts gehastet, um schnell ins Innere der Burg zu gelangen, und haben im Laufen schlechter getroffen. Auch wenn die Ausbeute nicht groß ist, bringen Lennard und seine Freiwilligen doch genügend Munition, um von den Zinnen herab effektiv Widerstand leisten zu können. Die Pfeile werden sofort an die besten der Schützen verteilt.

Der Anführer der Ostelfen atmet schwer, als er wieder neben Kayleigh steht und von ihrer erfolgreichen Suche berichtet.

»Bleibt es dabei, dass deine Kämpfer morgen kommen, oder treffen sie doch eher ein? Auch wenn sich die Dubharan etwas zurückgezogen haben, könnten sie in jedem Moment erneut mit einem Sturm auf die Burg beginnen.« Die Frage des Elfen ist dadurch erklärt, dass er eine Teufelei hinter dem Stillhalten des Gegners vermutet. Möglicherweise kommen noch weitere Kämpfer, obwohl schon jetzt nicht alle den Sumpf überquert haben.

»Es ist bisher zu wenig der Zeit vergangen, die sie für die Bewältigung der Strecke benötigen. – Jetzt schau nicht so erstaunt, das sind Tatsachen. Ich habe zwischenzeitlich versucht, Cian zu kontaktieren, was leider nicht funktioniert. Ich hatte gehofft, ihn zur Unterstützung herbeirufen zu können.«

»Das ist wirklich schlimm«, bestätigt Lennard. Er hält mindestens genauso große Stücke auf die Fähigkeiten dieses alten Elfen wie Kayleigh. Voller Sorge betrachtet er den Himmel über dem Turm. Am frühen Morgen war er strahlend blau und verdunkelte sich mit Erscheinen der Dubharan. Als die Kampfpause begann, sah es kurzzeitig so aus, als ob sich die dunkle Wolkendecke, die an vielen Stellen aufgerissen war, verflüchtigen würde. Das helle Sonnenlicht begann, die Festung und die Ebene zu überfluten. Doch nun sieht es so aus, als ob sich die Wolken wieder zusammenballen. Die ersten Sterne, die am Abendhimmel zu erkennen sind, werden von ihnen verdunkelt. Neue Schreie dringen von außen zu den Verteidigern. Steht in der Dunkelheit ein neuer Angriff der Dubharan bevor?

Der dritte Versuch Elfen und Menschen

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